Das Herzogtum Limburg in seiner Geschichte.
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Das Herzogtum Limburg in seiner Geschichte.
Die Herzogtümer Limburg, Brabant, Burgund und die spanischen bzw. später österreichischen Niederlande aus der Sammlung Peter Packbier Vorab eine grundsätzliche Bemerkung: So sehr die das Internet bietenden Möglichkeiten zu Gewinnung eines historischen Überblicks zu begrüßen sind, so wenig darf man darin einen Ersatz für die Beschäftigung mit den Werken bedeutender Historiographen sehen, das gilt insbesondere für die in ihren Verästlungen und Verwicklungen schwer überschaubare Geschichte des verhältnismäßig kleinen Herzogtums Limburgs, das ja schon recht früh anderen Herrschaftsgebieten einverleibt wurde, die dann ihrerseits ähnliche Veränderungen erfuhren. Es verwirrt zusätzlich, dass die heutige niederländische Provinz Limburg nur ein winziges Zipfelchen des ehemaligen Herzogtums Limburg aufweist. Die Ursprünge des Herzogtums Limburg verlieren sich wie die vieler Herrschaftsgebiete letztlich im Dunkel der Geschichte. Offensichtlich haben die Frankenkönige, welche sich als Rechtsnachfolger des römischen Staates sahen, römisches Fiskalland und auch herrenloses Wald- und Weideland als zu ihrem Besitz gehörig angesehen. Daraus erfolgte dann die Ausstattung der Grafen mit Dienstlehen, woraus dann schließlich Allodialgüter wurden, die wiederum den Kern der neu entstehenden Machtbereiche, wie etwa des späteren Herzogtums Limburg, waren. Deutschland um 1000 (Aus Meyers Konversationslexikon 1905) (Alle eingefügten Karten und Bilder können durch Anklicken vergrößert geladen werden) ─2─ Teilweise widersprüchlich sind in den einzelnen Quellen die Angaben zur ältesten Geschichte Limburgs. So ist die Darstellung seiner Territorialentwicklung im frühen Mittelalter eine Angelegenheit mit verschiedenen Fragezeichen. Die Grafschaft Limburg ist benannt nach der Burg Limburg. Eine Quelle gibt an, vor 1064 hätten die Brüder Theodoricus und Riquius aus dem Hause Vermandois/Warcq/Chiny die Herrschaft über das Gebiet von „Lembruch“ ausgeübt und die Burg erbaut. Von diesen wird an anderer Stelle gesagt, sie seien lediglich Burggrafen gewesen. Dem entgegen berichten andere Historiker, die beiden Brüder, Grafen im Lüttichgau, Dietrich und Richwein von Charpeigne (an der oberen Mosel), hätten um 1033 oberhalb der Vesdre die Höhenbefestigung Limburg (Lindenburg) erbaut, und als beide ohne Nachkommen gestorben seien, hätte Herzog Friedrich von Niederlothringen im Jahre 1060 die vakante Grafschaft seinem Schwiegersohn, dem Grafen Walram II. von Arlon übergeben. Folge ich jetzt den meist zu lesenden Darstellungen, so hat vermutlich um 1020 Friedrich II. von Luxemburg am linken Ufer der Vesdre zwischen den heutigen Städten Eupen und Vervier die Burg Limburg erbaut. Das Gebiet um diese Burg gehörte zu einem ehemaligen Königsgut bei Baelen. Friederich hatte das Gut geerbt von seiner Mutter, Gerberga von Boulogne. Zu diesem Herrschaftsgebiet Frederiks gehörten die Hochbanken (Gerichtsbezirke) Baelen, Herve, Montzen, Walhorn und Sprimont. Auch hatte er Vogteirechte über die Abteien von St. Truiden und Stavelot-Malmedy. Er nannte sein Herrschaftsgebiet „dominium ultra Mosam“. Um 1035 formt er dieses um zu einer Grafschaft. Mit Hilfe des Kaisers kann er es verteidigen gegen seinen Neffen, Gottfried III., der ihm den Titel eines Herzogs von Nieder-Lotharingen streitig machte, den Frederik schließlich 1046 erhielt. Seine einzige Tochter Judith (Jutta), welche Limburg als Heiratsgut bekam, heiratete 1065 den Grafen Walram II. von Arlon (†1087). Andererseits wird in einer Urkunde aus dem Jahre 1064 ein egregio comes Udo de Lemborch (auserwählter Graf von Limburg) erwähnt. Einige Historiker halten Walram II. und Udo für dieselbe Person, der sie die Bezeichnung Walram-Udo zuordnen; für andere sind Walram und Udo zwei verschiedene Personen. Die Eltern von Walram waren der Graf Walram I. von Arlon und sein Gemahlin Adelheid, Tochter des Herzogs Dietrich von Lotharingen. Der Sohn Udo´s/Walrams war Heinrich I. (†1119).. Hier sorgen die Quellen für neue Verwirrungen. Danach ist Walram II. Graf von Arlon, aber nicht auch noch Graf von Limburg. Er ist auch hier verheiratet mit der erwähnten Judith/Jutta. ─3─ Udo ist nach dieser Quelle eine andere Person, und als Graf von Limburg verheiratet ebenfalls mit einer Judith/Jutta, einer Tochter von Herzog Friedrichs Bruder Giselbert, Graf von Salm. Diese Version hat auch etwas für sich. Denn es wird weiter ausgeführt, Heinrich habe in erster Ehe Adelheid, die Erbtochter Walrams II. von Arlon, geheiratet; wodurch dann die Zusammenführung der Grafschaften Limburg und Arlon erfolgt sei. In zweiter Ehe, die kinderlos blieb, habe er Adelheid von Pottenstein, Tochter Bodons des Starken, geheiratet ─ in ersterer Version seine einzige Ehefrau und Mutter seiner Kinder. Heinrich wird durch den Kaiser Heinrich IV. mit Limburg-Arlon belehnt und nach dem Tode von Gottfried von Bouillon (18. Juli 1100 in Jerusalem) 1101 zum Herzog von Nieder Lotharingen ernannt. Dieser Heinrich I. war ─ wie wohl die meisten der damaligen Territorialherren ─ in mancherlei Auseinandersetzung verstrickt. Die alle zu beschreiben, würde wohl den Umfang dieser Datei sprengen. Nur auf die nachhaltigste sei hier eingegangen: Bei der Revolte des Sohnes Heinrich V.. (1105) gegen seinen Vater, Kaiser Heinrich IV. unterstützt Heinrich I, von Limburg den Vater. Zusammen mit seinem Sohn verteidigt er Lüttich und Köln gegen Heinrich V. Als nun Heinrich IV. gestorben ist, nimmt Heinrich V. dem Herzog Heinrich I. auf dem Reichstag zu Worms das Herzogtum Nieder-Lothringen und übergibt es an Herzog Gottfried I. von Löwen, was der Anlaß war zu einem jahrelangen Streit zwischen Brabant und Limburg. 1106 gewinnt Brabant einen Feldzug gegen Heinrich I., seinen Sohn Walram und den Grafen Gottfried von Namur. Heinrich wird verbannt und dem Bischof Udo nach Hildesheim ins Gewahrsam gegeben; kann aber bald entkommen. Er bemächtigt sich der Stadt Aachen, die er aber nicht gegen den Herzog Gottfried behaupten kann. 1107 söhnt er sich mit dem Kaiser aus, er ist aber in der Folgezeit wieder in Aufstände gegen den Kaiser verwickelt, u. a. bei Welfesholz. Nach dem Tode Heinrichs I. 1119 wird sein Sohn Walram III. (†1139) Graf von Limburg, genannt Paganus – der Heide. Unmittelbar nach seinem Amtsantritt wird dieser hingezogen in die Auseinandersetzungen um die Nachfolge des Bischofs Otbert von Lüttich sowie um Abtei und Stadt St. Truiden. Auch hier spielen der erwähnte Streit zwischen Limburg und Brabant und besonders die Arrondierungsbestrebungen Brabants eine Rolle. 1128 wird Walram von Kaiser Lothar III. zum Herzog von Niederlothringen ernannt. Walram heiratete Jutta von Geldern, die Wassenberg mit in die Ehe brachte. Kurz darauf erhielt er 1136 die Vogtei über das Kloster Rolduc (Herzogenrath), womit er zum Vasallen des Kurerzbischofs von Köln wurde. ─4─ Die nachfolgenden Herren von Limburg sind hier als Linkliste aufgeführt. 1139-1167 1167-1221 1221-1226 1226-1246 1246-1279 1279-1283 Heinrich II. Heinrich III. Walram IV. Heinrich IV. Walram V. Irmgard von Limburg/ Rainald I. von Geldern Die Territorien in der weiteren Umgebung Aachen um 1250 Walram V. hatte einen Sohn, der frühzeitig starb, und die oben erwähnte Tochter Ermengard (Irmgard), die den genannten Graf Rainald I. von Geldern 1282 heiratete. Nach dem Tode von Walram V. 1279 war Rainald von 1280 bis 1288 infolge der Heirat auch Herzog von Limburg Obwohl diese Lehensübertragung durch König Rudolf von Habsburg bestätigt worden war, wurden von verschiedene Fürsten Einsprüche gegen diese Vererbung erhoben. Nur vordergründig ging es dabei um relativ nebensächliche Erbauseinandersetzungen; schon jahrzehntelang schwelende widerstreitende Herrschaftsansprüche prallten jetzt vehement aufeinander. So kam es dann in den Jahren 1280 bis 1288 zu dem sogenannten Limburger Erbfolgestreit. Die damit ─5─ zusammenhängenden Streitereien, welche teilweise in kriegerische Aktionen ausarteten, führten schließlich zu der Schlacht von Worringen. Wer heutzutage kurz vor der Rheinbrücke nach Leverkusen die Autobahn befährt, wird sich wahrscheinlich kaum vorstellen, daß auf dem Gelände des nahen Siedlungsgebietes links der Straße am 5. Juni 1288 eine gewaltige Schlacht getobt hat. Sie war als eine der letzten Ritterschlachten schon mehr als in Jahrhundertereignis. Man wird schwerlich eine Darstellung der älteren Geschichte unserer Region finden, in der nicht auf dieses Ereignis Bezug genommen wird. Diese Schlacht hatte tiefgreifende Folgen für die Herrschaftsverhältnisse im Rhein-Maas-Gebiet. So auch für Köln. Die Stadt Köln, welche noch ein Jahr zuvor dem Erzbischof Siegfried von Westerburg den Treueeid geleistet hatte, brach diesen vor der Schlacht bei Worringen und kämpfte dann zusammen mit dem Herzog von Brabant und dem Grafen von Berg gegen den Erzbischof. Offensichtlich sah Köln die Gelegenheit gekommen, das spannungsreiche Verhältnis zwischen Stadt und Erzbischof in einer für die Stadt günstigen Weise zu regeln. In Folge erlangte Köln de facto den Status einer Freien Reichsstadt, wenn auch die Anerkennung de jure erst 1475 erfolgte. Die bergischen Bauern in der Schlacht bei Worringen Gemälde des Historienmalers Johann Peter Theodor Janssen. ─6─ Das Bild auf Seite 5 bezieht sich auf ein urkundlich nicht belegtes Ereignis während der Schlacht bei Worringen. Der Graf von Berg hatte angesichts der überlegenen Heerschar des Kölner Erzbischofs Siegfried von Westerburg mit 40000 Kriegern zur Verstärkung der nur 15000 Mann zählenden brabantischbergischen Streitmacht auch noch bergische Bauern aufgeboten, die Seite an Seite mit der Kölner Miliz kämpften. Nachdem sie am Morgen geschlagen worden waren, griffen sie an Nachmittag erneut in die Kämpfe ein, nachdem der Mönch Walter Dodde, von dem bis heute nichts als sein Name bekannt ist, die bergischen Bauern mit dem Ruf „Hya, Berge romerijke“ angefeuert habe, ihr Debakel vom Morgen auszugleichen. Die Bauern sollen dann, mit den Regeln ritterlichen Streits nicht vertraut, mit ihren Knüppeln, Dreschflegeln, Sensen, Hämmern und Äxten ein beispielloses Gemetzel unter gegnerischen Rittern angerichtet haben, bei dem sie gegen alle ritterlichen Gepflogenheiten keine Gefangenen machten. Ihr Eingreifen soll schließlich für den Sieg des brabantisch-bergischen Heeres entscheidend gewesen sein. Auf diese Episode spielt auch der nachstehende Lied-Text an: Selbst die „Bläck Fööss“ gedachten dieser Schlacht: 1288, troke mer durch die kölsch Muur met Knöppel, Schwert un Hellebard un ann d'r Spetz d'r kölsche Buur zom Schlachtfeld hin noh Worringen entlang d'r Nüßer Strooß reefen uns Fraue un uns Pänz -Jott met üchkutt gesund nach Haus Ref,: Wä en Kölle es jebore, hät e Räch si Levve lang frei ze sin un frei ze odme jede Minsch ne frei Mann Dä Erzbischoff von Westerburg dä wollt ald lang uns Kölle han däm jing et nur öm Maach un Jeld nit öm uns Siel däm Kirchemann hä wollt se ungerwirfe uns Heimatstadt am Ring dat durf im nit jelinge dröm moote mir noh Worringen hin ─7─ De Sonn die stund ald ziemlich huh do komme mer endlich aan dä Feind hat sich schon opjestallt siejessischer schwenkten se ihr Fahn do hammer e Leed jesunge op uns Vatterstadt de Knöppele jeschwunge un uns domet selber Moot jemaat Om freie Feld vun Worringen schlogen sich fuffzehndausend Mann mer hatten ald fas verlore am Bodden loch uns kölsche Fahn de Luff wor oll Jebröll un Schweiß voll un Angs und Nut d'r Sensemann jing hatt zor Sach die Ääd die war vor jedränk met Blot Do komen em letzte Augebleck et wor ald fünf vür zwölf die Buure us dem Berjische met Mordsjebröll uns zor Hilf d'r Knöppel draach, d'r Fläjel jöpp su kämpfte mer Sick aan Sick leever dud als e ne Knääch ze sin ävver keine Meter Boddem mieh zeröck Met Joddes un dä Buure Hilfhatte mer't am Eng jeschafft met Trone en de Auge un met allerletzter Kraff manch jode Fründ kom nit mih heim feel en d'r eetrte Reih dät Frau un Pänz nie widdersin dä Preis war huh doch uns Stadt wor frei Ergänzend noch einige Dateien zum Thema Worringen: Universität Düsseldorf: Wilhelm Herchenbach und Henri Adolphe Reuland. Geschichte des Limburger Erbfolgestreites. Die Schlacht bei Worringen wikisourc-Datei: Die Schlacht bei Worringen Die Schlacht, die Köln und Düsseldorf verfeindete, (ein Zeitungsartikel), wobei allerdings anzumerken ist, dass man die Schlacht bei Worringen wohl kaum als Grund für die angebliche Erbfeindschaft der beiden Städte anführen kann. Düsseldorf gab es damals als Stadt noch nicht. Erst am 14. August 1288 stattete ─8─ Graf Adolf V.von Berg den kleinen Ort an der Düssel mit den Stadtrechten aus. Es wird behauptet, dies sei geschehen, um das tapfere Verhalten der bergischen Bauern zu würdigen, die damals Seite an Seite mit der kölnischen Miliz kämpften. Ich halte das für nicht recht glaubwürdig; die wenigen Bauern aus dem kleinen Ort werden wohl kaum von kriegsentscheidenden Bedeutung gewesen sein. Eher ist anzunehmen, der Graf habe aus machtstrategischen Erwägungen gehandelt und eine befestigte Ansiedlung anlegen lassen. um sein Herrschaftsgebiete gegen eventuelle Angriffe des Erzbischofs von Köln zu sichern. Überdies wird wohl die von hier aus mögliche Kontrolle des Verkehrs auf dem Rhein eine Rolle gespielt haben. Eine der Hauptfolgen dieser Schlacht war, dass JOHANN I. VON BRABANT als einer der Sieger dieser Schlacht durch einen Schiedspruch des französischen Königs Herzog von Brabant und Limburg wurde. Damit hatte Limburg als eigenständige Herrschaft aufgehört zu existieren. In unserer Region waren Herzogenrath und Alsdorf als nun Brabanter Herrschaften von dieser Änderung betroffen. Hinsichtlich der übrigen Folgen dieser Schlacht verweise ich auf den wikipedia-Artikel Schlacht von Worringen. So war Limburg von diesem Zeitpunkt an Teil des Herzogtums Brabant und eingebunden in die weitreichenden Pläne der Brabanter, die nichts weniger als die Oberherrschaft über das frühere Niederlothringen anstrebten. Damit verbunden war eine zunehmende Änderung der Orientierung Limburgs von Köln nach Westen. Darin ist wohl auch eine Ursache für die merkwürdigen Sprachverhältnisse in Ostbelgien noch zu Beginn des vorigen Jahrhunderts zu sehen. Hier herrschte eine merkwürdige Dreisprachigkeit: das Brabantische (eine Vorform des Niederländischen) als Verwaltungssprache, das Hochdeutsche als Schul- und Kirchensprache wegen der alten kirchlichen Verbindung nach Aachen und die südniederfränkische Mundart als Volkssprache. Die in der Nähe des Aachener Reiches gelegenen Gebiete des Herzogtums Limburg-Brabant waren: a) Die schon erwähnten 5 Hochbänke (Gerichtsbezirke) Baelen, Herve, Montzen, Walhorn, Sprimont. b) Schon 1244 war die Grafschaft Dalhem zum Herzogtum Brabant gelangt. Diese Grafschaft war in 18 Gerichtsbezirkebezirke (Banken) gegliedert: Aubel. 's Gravensvoeren, Sint - Martens - Voeren, Warsage, Aubin Neufchateau, Bombaye, Berneau, Moelingen, Cheratte, Housse, Mortier, Richelle, Trembleur. Feneur, Dalhem, Mheer, Noorbeek und Olne. ─9─ c) Die Grafschaft Dalhem hieß ursprünglich Voeren. Nach dem regionalen Hauptort ´s-Gravensvoeren nannte man sie auch Gravendalhem. Später wurde der Sitz der Grafen nach Dalhem verlegt. d) Das Land Rode (Herzogenrath), dazu gehörten Herzogenrath, Kerkrade, Merkstein, Übach, Welz, Simpelveld, Margraten, Gulpen und Vaals. e) In den Jahren 1364-1378-1381 kam dann noch Valkenburg an Brabant. Zum Land Valkenburg gehörten die Herrlichkeiten Valkenburg, Schin op Geul, Alt-Valkenburg, Strucht, Meerssen, Houthem, Klimmen, Heerlen, Hoensbroek, Nuth, Schinnen, Oirsbeek, Brunssum, Geleen, Bek, Geulle, Bunde, Ulestraten, Itteren, Borgharen und Eijsden. Karte der Herrschaft Dalhem Für Aachener ist diese Karte noch insofern interessant, weil hier die Herrschaft Mesch eingezeichnet ist, diese wurde von Heinrich IV. der hiesigen Probstei incorporirt. Dazu der Text: Christian Quix, Die Herrschaft Mesch Inwieweit durch die Änderung der Herrschaftsverhältnisse die Beziehungen Aachens zu Brabant beeinflusst wurden, habe ich nicht herausfinden können. Die Brabanter Herzöge besaßen ja die Obervogtei in Aachen (Tag ihrer ersten urkundlichen Erwähnung :30. Mai 1277). Es ist unklar, wann die Obervogtei Brabant übertragen wurde und welche Rechte und Pflichten damit verbunden waren. Jedenfalls würde die Beschreibung der Auseinandersetzungen zwischen ─ 10 ─ Brabant, Jülich, das ja Vogteirechte in Aachen ausübte, um irgendwelche Rechtstitel manche Seiten füllen. Aus der Zeit, in der die drei Länder Valkenburg, Herzogenrath und Dalhem zum Herzogtum Brabant gehörten, stammt für sie die historische Benennung Landen van Overmaas oder Overmaze. Denn vom damaligen Brabanter Verwaltungszentrum Brüssel lagen diese Gebiete jenseits der Maas Außer den bereits erwähnten Grundherrschaften hatten die ständig mit Geldnöten zu kämpfenden Landesherren im 17 Jahrhundert weitere Bezirke und Ortschaften zu Herrlichkeiten erhoben und an zahlungskräftige Personen verkauft. Dabei waren sie allerdings so vorsichtig, lediglich die Herrschaftsrechte, nicht aber das Grundgebiet zu veräußern. Die Reihe Herrscher sei nun fortgesetzt mit: Johann II. von Brabant Johann III. von Brabant Seine Tochter Johanna von Brabant (1322 ─ 1406), Herzogin von Brabant und Limburg starb ohne Nachkommen Da sie aus ihren beiden Ehen keine überlebenden Nachkommen hatte, regelte sie ihre Nachfolge durch Verträge aus Mai und September 1404. Sie ernannte darin ihre Nichte Margarete III. (1350 ─ 1405), die Ehefrau von Philipp II. von Burgund (der Kühne) (1342 ─ 1404), sowie deren zweiter Sohn Anton von Burgund (1384 ─ 1415) zu ihren Nachfolgern. Durch Margarethe III., welche u. a. die Grafschaft Flandern mit in die Ehe brachte, kam es letztlich zur Verbindung unserer Region mit Burgund. Dabei muss allerdings betont werden, das Herzogtum Burgund, welches in Quellen zu unserer Region erwähnt wird, hat mit dem im Nibelungenlied erwähnten sagenhaften Reich der Burgunder nichts zu tun. Ebenso gab es im späteren Verlauf der Geschichte keine besonderen Beziehungen zwischen dem erwähnten Herzogtum Burgund und der Region Bourgogne = Burgund um Dijon. Zur Erleichterung der Übersicht sei hier eingefügt die wikipedia-Datei: Burgundische Geschichte Die Ausdehnung Burgunds nach Norden deutlich als Folge der Heirat zwischen Philipp II. von Burgund und Margarete II. ist aus der nachstehenden Planzeichnung deutlich ersichtlich ─ 11 ─ Philipp II. von Burgund, der 4. Sohn des französischen Königs Johann II. von Frankreich und sein Sohn Johann Ohnefurcht verstanden sich als Mitglieder des französischen Königshauses vor allem als mächtige französische Fürsten und weniger als Burgundische Herzöge. Während der Regierungszeit des psychisch kranken französischen Königs Karls VI. (1380–1422) bestimmten sie die Politik Frankreichs im entscheidenden Maße mit. Ihr Herrschaft ist verbunden mit der Bezeichnung La maison de Valois. Bourgogne (das jüngere Haus Burgund). Die Nachfolger der beiden genannten Burgunderherzöge sahen sich dann schon eher als souveräne Herrscher eines eigenständigen Reiches Als Margarete III. am 16. März 1405 starb, übernahm die Regierung Philipps zweiter Sohn, Anton, der auch Luxemburg mit Brabant vereinigte. Anton fiel 1415 bei Azincourt. Die Übertragung der Herzogtümer Brabant und Limburg erfolgte mit tatkräftiger Hilfe von Johann Ohnefurcht, dem ältesten Sohn Philipps II., auf Antons ältesten Sohn Johann IV. von Brabant (1403 ─ 1427). Die Stände von Brabant und Limburg waren mit der moderaten Herrschaft Antons zufrieden und bestätigten dessen Sohn als neuen Landesherren. Als Johann IV. starb, hinterließ er ─ 12 ─ die Herzogtümer Brabant und Limburg seinem Bruder Philipp von Brabant (1404 ─ 1430) Da er keine ehelichen Erben hatte, wurde sein Vetter Philipp III. von Burgund (der Gute) (1396 ─ 1467), sein Nachfolger als Herzog von Brabant und Limburg. Von dem gewandelten Selbstbewusstsein der burgundischen Herzöge zeugt seine Ritterordens vom Goldenen Vlies. In meiner Datei der Aachener Wald finden sich einige Anmerkungen zu diesem Orden. Die dort erwähnten Grenzsteine mit dem Ordenssymbols lassen erkennen, wie sehr man sich im 17. Jahrhundert in der Nachfolge des alten Burgunderreichs sah. Machtbereich des Hauses Burgund unter Philipp III. ─ 13 ─ Es sei noch erwähnt: Die einzigartige Zeit des Burgunderreichs im 14. und 15. Jahrhundert ist Gegenstand des berühmten Werks „Herbst des Mittelalters“ von dem niederländischen Historiker Johan Huizinga. Als Beispiel der Inszenierung höfischen Lebens am Hofe Burgunds sei das Fasanenfest erwähnt. Auf Philipp III von Burgund folgte 1465 bis 1477 sein Sohn, Herzog Karl der Kühne. (1433 ─ 1477). Rücksichtslos dehnte dieser seinen Herrschaftsbereich aus, wodurch es ihm gelang, die südlichen und nördlichen Landesteile durch eine Landbrücke zu verbinden. Das Herzogtum Burgund erreichte unter Karl dem Kühnen de facto den Status einer unabhängigen Mittelmacht in Europa Wie die Aktionen Karls in Aachen wahrgenommen wurden, ist zu erkennen aus dem Text: W. Brüning, Herzog Karl der Kühne von Burgund und die Reichsstadt Aachen Machtbereich des Hauses Burgund unter Karl I., dem Kühnen ─ 14 ─ Die Tochter Karls des Kühnen, Maria von Burgund, heiratet am 19. August 1477 Maximilian I. von Habsburg. 1482 überträgt dieser das Herzogtum Burgund an seinen Sohn Philipp I. von Kastilien. Philipp I. war der erste Habsburger, der als Felipe I. de Austria el Hermoso einen spanischen Herschertitel inne hatte. Diese Erweiterung des Habsburger Machtbereiches ist nicht in wenigen Sätzen zu erklären. Eine erste verhältnismäßig knappe Möglichkeit bieten die wikipedia-Dateien Johanna von Kastilien und Margarete von Österreich. Johanna von Kastilien wurde am 20. Oktober 1496 mit Philipp vermählt, Margarete war die Schwester Philipps, welche mit dem Bruder Johannas am gleichen Tage verheiratet wurde. Dazu auch die Schrift: Universität Münster: Niederlande-Net: Die "burgundische Hochzeit" 1477 und der Eintritt Habsburgs in die niederländische Geschichte Eine Folge dieser neuen Herrschaftsverhältnisse war der Burgundische Erbfolgekrieg. Dazu bietet auch das Werk Emanuel von Rodt, Die Feldzüge Karls des Kühnen, Herzogs von Burgund und seiner Erben interessante Aspekte. Zentral-Europa 1477 ─ 15 ─ Der Sohn Philipps I. war der berühmte spätere Kaiser Karl V. Dieser herrschte über ein gewaltig ausgedehntes Reich, in dem „die Sonne nicht unterging“. Schon früh war dieser bestrebt, die Regierungsverantwortung auf mehrere Schultern zu verteilen. Nach seiner förmlichen Abdankung am 1 September 1556 verbrachte er die letzten Jahre bis zu seinem Tod am 21. September 1558 im Kloster San Jerónimo de Yuste, Extremadura.. Sein Abschied von der Macht, der sich in mehreren Schritten vollzog, ist ein besonders bewegendes Kapitel der Geschichte seiner Regierung. Schon 1521 tritt sein Bruder Ferdinand (später Kaiser Ferdinand I.) die Herrschaft über die Habsburgischen Erblande an, und die Burgundischen Niederlande werden 1522 mit dem Erbteilungsvertrag von Brüssel zwischen Kaiser Karl V. und seinem Bruder de facto in die Hoheit des Königreichs Spanien. überstellt. Schließlich übergibt er am 25. Oktober 1555 in Brüssel die Herrschaft über die Burgundischen Niederlande jetzt als Spanische Niederlande förmlich an seinen Sohn Philipp II. Die Spanischen Niederlande werden in Zukunft von Brüssel aus durch Statthalter verwaltet. Schon bald kam es zu Revolte der nördlichen Provinzen. Dieser Niederländische Aufstand war der Beginn eines achtzig Jahre währenden Freiheitskampfes der Niederländer. Dieser Achtzigjährigen Krieg (auch SpanischNiederländischer Krieg genannt), welcher von 1568 mit Unterbrechungen bis 1648 andauerte, beeinflusste in der Folge Limburg einschneidend und darüber hinaus unserer Region erheblich. Eine ausführliche Darstellung dieses Krieges bieten de nachstehend angezeigten Wikipedia-Dateien, wobei die niederländische Version die wesentlich informativere ist. wikipedia-Datei: Der Achtzigjährige Krieg nl-wikipedia-Datei: Tachtigjarige Oorlog Hierzu findet man im Internet eine Vielzahl von weiteren Dateien. Zwei Beispiele: Das Internet-Portal zur Westfälischen Geschichte: Der niederländischspanische Krieg und das Heilige Römische Reich Spiegel online, Projekt Gutenberg: Friedrich Schiller, Geschichte des Abfalls der vereinigten Niederlande (leider mit vielen Reklame Einblendungen) ─ 16 ─ Die Spanischen Niederlande (1556 – 1713) ─ 17 ─ Das Herzogtum Limburg 1603 Ein Überbleibsel aus dieser Zeit in dem alten spanischen Festungsstädtchen Stevensweert an der Maas ─ 18 ─ Dass Aachen von den neuen Herschaftsverhältnissen massiv betroffen war, ist beispielsweise zu ersehen aus der Schrift: Mathias Classen, Die konfessionelle und politische Bewegung in der Reichsstadt Aachen zu Beginn des 17, Jahrhunderts Belagerung und Einnahme der Stadt Aachen durch den spanischen Feldherrn Marquis Ambrosius von Spinola 1614 Das Heilige Römische Reich 1648 ─ 19 ─ Der Friede von Münster, der auch einen Schlusspunkt des Achtzigjährigen Krieges setzte, brachte für die Landen Overmaas noch keinen Frieden, sie waren Zankapfel zwischen den niederländischen Generalstaaten und dem spanischen König. Erst der Partage-Vertrag bewirkte einigermaßen klare Verhältnisse. Aus den Landen Overmaas wurde durch den Partage-Vertrag 1661 das Gebiet Staats-Overmaas herausgelöst. Staats bedeutet in etwa: den Generalitätslanden zugehörig. Die Generalitätslande waren überwiegend katholische Gebiete, die in einem späteren Stadium des Achtzigjährigen Krieges durch die Truppen der Republik erobert worden waren. Sie sind anschließend auf der Grundlage verschiedener Friedensverträge von den spanischen und später österreichischen Habsburgern an die Niederlande abgetreten worden. Mit der Übernahme des Gebietes Staats-Overmaas sollte der Festungsstadt Maastricht ein Hinterland verschafft werden. Maastricht war 1632 durch Frederik Hendrik van Oranje erobert worden. Maastricht selbst gehörte aber nicht zu Staats–Overmaas, Zu der besonderen Stellung Maastrichts s. meine Datei Maastricht . Durch den Partage-Vertrag wurden die folgenden Dörfer des Landes Overmaas an die General-Staaten übergeben: Im Land Valkenburg: Der Hauptort Valkenburg mit den Dörfern Beek, Geulle, Ulestraten, Bunde, Itteren, Amby, Borgharen, Schimmert, Meerssen, Houthem (mit Ausnahme des Klosters St. Gerlach), Berg, Terblijt, Bemelen, Klimmen mit Hulsberg, Heerlen mit Voerendaal und Nieuwenhagen, Eijsden und Sint-Gertruid mit Ausnahme des Forts Navagne. Im Land Herzogenrath: Die Dörfer Gulpen, Margraten, Vaals mit Holset und Vijlen. Im Land Dalhem: Der Hauptort Dalhem mit den Dörfern Oost, Cadier, Bolbeek (Bombaye), Feneur, Trembleur und Olne. In dem Beitrag über die Stadt Limburg werden die Verwüstungen in Limburg durch französische Truppen erwähnt. Diese Verheerungen fanden im FranzösischNiederländische Krieg statt, unter dem auch die Limburger Lande sehr zu leiden hatten. In meinem Internet-Beitrag Maastricht finden sich dazu einige Anmerkungen. ─ 20 ─ Im Spiegelsaal von Versailles wird in einer Inschrift Der Frieden von Aachen (1668) erwähnt. Der damit bezeichnete Vertrag beendete den FranzösischNiederländischen Krieg. Die neuen Herrschaftsverhältnisse brachten für Staats Overmaas manche einschneidenden Änderungen. So wurden in Gemeinden mit nur einer Kirche das sog. „simultaneum“ eingeführt, die Kirchengebäude sollten in diesen Fällen von Protestanten und Katholiken gemeinsam benutzt werden. ─ 21 ─ Nach dem Aussterben der spanischen Linie der Habsburger und dem daraus resultierenden Spanischen Erbfolgekrieg kamen die bis dahin Spanischen Niederlande an die österreichische Linie des Hauses. So entstanden 1714 die Österreichischen Niederlande. Aber der neue Besitz war den Herrschern Österreichs durchaus keine Herzensangelegenheit. Die Österreichischen Niederlande wurden von den Habsburgern mehrmals als Tauschobjekt anderen Mächten angeboten. Im Siebenjährigen Krieg sollte Frankreich sie für seine Hilfe bei einer Rückgewinnung Schlesiens erhalten. Besonders an die Kaiserin Maria Theresia waren in den ehemaligen limburgischen Landen lange noch manche Erinnerungen lebendig. Es sei erinnert etwa an den Maria Theresia Graben im Brackvenn. Auch war der Vorname Maria Theresia durchaus gebräuchlich. Zusätzlich sei noch auf eine umfangreiche Internet-Seite verwiesen, in der u. a. Grenzsteine der Österreichischen Niederlande gezeigt werden: http://www.eberhard-gutberlett.de/abteilung1/oesterreichischeniederlande/index.html Das Herzogtum Limburg nach der Ferraris-Karte, 1770 ─ 22 ─ Staats-Dalhem mit Dalhem Bolbeek, Feneur, Trembleur und Olne ohne Oost und Cadier wurden 1785 durch den Vertrag von Fontainebleau an die Östereichischen Niederlande abgetreten. Die Österreichische Enklave Schaesberg wurde den Generalitätslanden zugeschlagen. Das Herzogtum Limburg nach der Ferraris-Karte, 1770 Zur Übersicht noch ein Link zu: Meyers Konversationslexikon 1885 - 1892: Niederlande ( Geschichte: 18. und 19. Jahrhundert) Einen vorläufigen Schlusspunkt in der recht turbulenten Geschichte unserer westlichen Nachbarn setzte dann 1789 kurz vor der Franzosenzeit die sogenannte Brabanter Revolution, (Brabantse Omwenteling) die zur Ausrufung der Vereinigten Belgischen Staaten (Verenigde Nederlandse Staten) führte. Flagge der Brabanter Revolutionäre. Die Farben der Revolutionsfahne wiederholen sich in der heutige Fahne Belgiens: ─ 23 ─ Diese Brabanter Revolution erwuchs wesentlich aus Unzufriedenheit mit der österreichischen sowie den wachsen Vorbehalten gegen Kaiser Joseph II. ( s. auch Deutsche Biographie: Joseph II., Keizer Jozef II.). Die Opposition bestand aus zwei Lagern mit völlig unterschiedlichen Ambitionen. Einmal die Gruppe um Hendrik van Noot, welche im Gegensatz zur französischen Revolution, der Lütticher Revolution sowie anderen revolutionären Bestrebungen nicht die Vorrechte des Adels und der Geistlichkeit abschaffen wollte, sondern sich gegen die Reformbestrebungen des österreichischen Kaisers wandte. Hendrik van Noot stellte in den Niederlanden jenes kleine Heer zusammen, Dagegen waren die um den Anwalt und reichen Bauernsohn Jan Frans Vonck. versammelten Vonckisten von den Ideen der Französischen Revolution inspiriert. Im Grunde genommen stimmten sie den im Lichte der revolutionären Zeitumstände fast überfällig Reformen des Kaisers zu: Juden und Protestanten sollten die vollen Bürgerrechte erhalten, die strengen Regeln der städtischen Gilden, welche einer ökonomischen Entwicklung im Wege standen, wurden reformiert, neue Gesetze beschränkten die Ausbeutung der Bauern durch die Feudalherren, Dorfrichter, welche oft vom lokalen Adel abhängig waren oder selbst dazugehörten, ersetzte der Kaiser durch staatliche Richter, Priester durfte nur noch an einem staatlichen Seminar in Leuven ausgebildet werden, Klöster mussten ihre Nützlichkeit nachweisen u. s. w. Den Vonckisten passte das arrogant diktatorische Gehabe des Kaisers nicht, der keinen Widerspruch duldete. „Große Dinge müssen in einem Mal vollbracht werden“, fand der Monarch Als dann am 18. Juni 1789 die Joyeuse Entree aufgehoben wurden, war das Maß voll. Aus dem Exil in den Vereinigten Niederländischen Provinzen griff die dort aufgestellte Befreiungsarmee am 24. Oktober 1789 unter dem Befehl von General Van der Mersch mit 7500 Mann die österreichischen Truppen an. Am 27. Oktober wurden die Österreicher aus Turnhout vertrieben, am 17. November fielen Gent und Brügge und schließlich wurde am 12. Dezember Brüssel befreit. Schließlich blieb nur Luxemburg unter habsburgischer Herrschaft. Zu dem Erfolg der Patrioten hatte wesentlich beigetragen, dass zu dieser Zeit die Hauptmasse des österreichischen Heeres durch den Krieg an der Seite von Rußlands gegen das Osmanische Reich gebunden war. Hinzu kam noch die Uneinigkeit der Österreicher über das einzuschlagende Vorgehen. Über die Brabanter Revolution gibt es eine große Zahl von Texten auch im Internet. Ebenso ist die Zahl der Bücher über die Umbruchzeit Ende des 18. Jahrhunderts fast unübersehbar. Hier nur eine mehr zufällige kleine Auswahl: ─ 24 ─ Johann Hermann Stoever, Deutsch Burgund, oder die österreichischen Niederlande . . . Louis Lax, Der Abfall der belgischen Provinzen von Österreich Über den Kampf um Turnhout habe ich nur einen Text in Englischer Sprache gefunden: Battle of Turnhout Einige interessante Anmerkungen enthält auch die Schrift: Janet Polasky, The Brabant Revolution, "a Revolution in Historiographical Perception" Unter dem Nachfolger Kaiser Leopold II. des am 20. Februar 1790 verstorbenen Kaisers Joseph II. wurde der Aufstand schon nach kurzer Zeit niedergeschlagen . (s. dazu auch meine Datei Das Fürstbistum Lüttich.) ─ 25 ─ Durch Anklicken dieser Titelseite wir der Abschnitt über Belgien geladen. ─ 26 ─ Die weitere Entwicklung 1798 reichte das Herrschaftsgebiet Frankreichs bis zum Rhein. Aus den „Vereinigten Provinzen“ der Niederlande entstand die Batavische Republik als ein von Frankreich abhängiger Staat, der dann 1806 zum Königreich Holland wurde und schließlich 1810 gänzlich von Frankreich annektiert wurde. Karte der Departemente im Gebiet der heutigen Benelux-Region. Das Département Meuse-Inférieure umfasste Teile des Herzogtums Limburg, des Herzogtums Geldern, des Fürstbistums Lüttich sowie die zu den Generalitätslanden der Republik der Sieben Vereinigten Provinzen gehörenden Gebiete von Maastricht und Venlo. Nach der schließlichen Niederlage Napoleons fand vom 18 September 1814 bis zum 9. Juni 1815 der Wiener Kongress statt, durch den die staatlichen Verhältnisse Europas von Grund auf neu geordnet werden sollten. Bei diesem Kongress, auf dem die Vertreter von rund 200 europäischen Staaten und Herrschaften über die künftige Ordnung Europas berieten, wurde u. a. beschlossen, als Schutzschild gegen die Expansionbestrebungen Frankreichs das Königreich der Vereinigten Niederlande zu bilden. Aus dem Département MeuseInférieure wurde in diesem Reich jetzt die Provinz Limburg. ─ 27 ─ Im Zusammenhang mit dieser staatlichen Neuordnung gelangten Herzogenrath und die Festung Schenkenschanz bei Kleve an Preußen, Born und Sittard an die Niederlande. Zum König des neuen Landes wird Wilhelm I. bestimmt, welcher in den folgenden Jahren eine schon ziemlich unglückliche Rolle spielt. In den südlichen Landesteilen macht sich schon bald wachsender Unmut bemerkbar. Die Katholiken konnten sich nicht mit einem protestantischen König anfreunden, die Französischsprechenden stießen sich an der von ihm bevorzugten niederländischen Sprache und die Liberalen fanden, daß der König sich in zu viele Angelegenheiten einmischte. Außerdem sorgten französische Provokateure, welche noch immer eine Vereinigung der südlichen Landesteile mit Frankreich anstrebten, für eine antiOranien-Stimmung. ─ 28 ─ Neben vielen anderen Beschlüssen kam es auf dem Wiener Kongress nach langen Verhandlungen am 8. Juni 1815 zur Verabschiedung der „Deutschen Bundesakte“, mit der die souveränen Fürsten und freien Städte Deutschlands mit Einschluss des Kaisers von Österreich und der Könige von Preußen, Dänemark und der Niederlande einen Staatenbund vereinbarten. Das Königreich der Niederlande war in Personalunion verbunden mit dem Herzogtum Luxemburg, welches somit auch zum Deutschen Bund gehörte. Dieser Deutsche Bund sollte gewissermassen an die Stelle des ehemaligen Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation treten. Als im August 1830 der reaktionäre französische König Karl X. gestürzt wurde, beflügelte das die revolutionären Bestrebungen in den südlichen Niederlanden entscheidend. Am 25. August 1830 sind rund um das Opernhaus Muntschouwburg zu Brüssel schon viele Bürger Brüssels versammelt. Anlässlich des Geburtstags von König Wilhelm I. sollte die Oper La Muette de Portica (Die Stumme von Portici) aufgeführt werden. Bei der Arie Amour sacré de la patrie ( heilige Liebe zum Vaterland) bricht ein Tumult aus. Viele Menschen stürzen nach draußen. Scheiben werden eingeschlagen, Geschäfte und Verwaltungsgebäude verwüstet und der Sitz einer regierungsfreundlichen Zeitung gestürmt. Damit hatte die Belgische Revolution begonnen. König Wilhelm hatte auf Unterstützung durch Preußen gehofft, da die Satzungen des Deutschen Bundes für den Kriegsfall ein Beistandspflicht der anderen Bundesmächte vorsahen. König Friedrich Wilhelm III. von Preußen befürchtete dadurch in eine kriegerische Auseinandersetzung mit Frankreich hineingezogen zu werden und wollten ohne die Mithilfe Rußland´s nichts unternehmen. Rußland war jedoch zu dieser Zeit in den Polnisch-Russischen Krieg verstrickt und konnte sich deshalb nicht einmischen. So wurde dann die Belgische Revolution zu einer internen Angelegenheit des Königreichs der Vereinigten Niederlande erklärt.Nach verschiedenen Versuchen, die Revolte friedlich zu beenden, schickte Wilhelm Ende September 12000 Soldaten nach Brüssel. Doch diese mußten sich nach drei Tagen zurückziehen. ─ 29 ─ Gustave Wappers, Êpisode des Journées de septembre 1830 sur la place de l´Hôtel de Ville de Bruxelles Am 4. Oktober 1830 verkündete die provisorische Regierung auf dem Balkon des Brüsseler Rathauses die Unabhängigkeit Belgiens. In einer ersten Londoner Konferenz Ende 1830 erkannten die europäischen Großmächte Großbritannien, Frankreich, Österreich, Preußen und Rußland die Unabhängigkeit Belgiens. Schließlich wurde mit Leopold I. ein König gefunden, der am 21, Juli 1831 den Eid auf die Verfassung ablegte. Dieses Ereignis beantworteten die Niederlande eine Woche später mit einem militärischen Angriff. In dem damit begonnenen Zehn-Tage-Feldzug wurden die niederländischen Truppen durch das Eingreifen der belgischen Schutzmächte Frankreich und Großbritanien zurückgeschlagen. Am Ende dieses Feldzuges mußte König Wilhelem seinen Traum von einer Verbindung der beiden Landesteile begraben. Die Teilung des Landes war Realität geworden. Nur in Maastricht harrte eine niederländische Garnison weiter aus. Der Maastrichter Festungskommandant General Bernardus Johannes Cornelis Dibbets verteidigte der protestantisch militärischen Tradition seiner Familie folgend während der sogenannten "Blokkade van Maastricht" ungefähr drei Jahre lang die exponierte Stadt gegen alle belgischen Eroberungsversuche, bis dann 1833 mit dem "Verdrag van Zonhoven" gewissermaßen ein Waffenstillstandsvertrag abgeschlossen wurde, durch den der Status quo festgeschrieben wurde. Die schließich 1838/39 vereinbarte merkwürdige Ausbuchtung des niederländischen Staatsgebietes zwischen Maastricht und Venlo war gewissermaßen eine Folge des Ausharrens von Dibbets. ─ 30 ─ Diese von niederländischer Seite als Heldentat gewertete Verteidigung war durchaus nicht im Sinne vieler Maastrichter, die sich mehr Belgien verbunden fühlten. Lange noch sprach man in Maastricht überwiegend abwertend von Dibbets, sein Grabmal war kaum zu beschreibenden Verunglimpfungen ausgesetzt. Ich habe im Straßenverzeichnis Maastrichts auch keine nach Dibbets benannte Straße gefunden. Auf der Londoner Konferenz 1838-1839 wurde die Trennung abschließend besiegelt. Eine schon 1831 vereinbarte Teilung Luxemburgs wurde bestätigt. Der östliche verkleinerte Teil Luxemburgs blieb weiterhin mit den Niederlanden in Personalunion verbunden und somit dem Deutschen Bund zugehörig. Am 19. April 1839 wurde in London der offizielle Scheidungsvertrag, der Verdrag van Londen (1839), unterzeichnet. Dabei nahm man auch verschiedene Grenzkorrekturen vor. Meist spielten praktische Gründe eine Rolle, aber es gab auch andere. So wurde ein Teil von Sippenaeken, das jetzt zur Provinz Lüttich, aber vor der Franzosenzeit zu Limburg gehörte, Niederländisch-Limburg zugeschlagen, weil Wilhelm I. davon das Recht ableitete, sich Herzog von Limburg zu nennen. Bei anderen Teilen des neuen Herzogtums Limburg bestand ja keine Verbindung zum historischen Herzogtum. Ein anderer Grund war für die neue Landkarte westlich von Maastricht bestimmend. Hier blieben beinahe überall die alten Dorfgrenzen unbeachtet und man zog die Grenze im „Schußabstand“ von den niederländischen Festungsanlagen. Der Schußabstand wurde mit 1200 toises = 2,3388km festgelegt; „Toise“ (T) ist eine altfranzösische Längeneinheit (ungefähr gleich Klafter: Spanne zwischen den ausgestreckten Armen eines erwachsenen Mannes). Ich habe allerdings noch keine Begründung dafür gefunden, warum auch die niederländisch-deutsche Grenze nördlich der Roermündung auf Schußabstand von der Maas vereinbart wurde. Es gab hinsichtlich der Einzelheiten bei den Messsungen lange Auseinandersetzungen. Erst 1843 war man sich endlich einig. ─ 31 ─ Karte aus den Vertragsakten 1838/39 Interessante Einzelheiten zur Entstehungsgeschichte des belgischen Staates bietet auch das Werk: Historisch-diplomatische Darstellung der völkerrechtlichen Begründung des Königreiches Belgien, welches der Staatsmann und Diplomat Jean Baptiste Nothomb während der Entstehungszeit des Königreichs verfasste. (Die niederländische Datei zu Nothomb ist etwas ausführliche als die deutsche, https://nl.wikipedia.org/wiki/Jean-Baptiste_Nothomb) Nebenbei sei noch bemerkt, Jean Baptiste Nothomb ist der Großvater der neueren bekannten belgischen Schriftstellerin Amélie Nothomb, wobei ich allerdings gestehen muß, dass deren Literaturverständnis nicht gerade mein Fall ist. Limburg wurde also in eine niederländische und eine belgische Provinz geteilt. Der niederländische Teil mit Ausnahme der Festungen Maastricht und Venlo war dann von 1839 bis 1866 als neugeschaffenes Herzogtum Limburg, in Personalunion mit den Niederlanden verbunden, Teil des Deutschen Bundes als Ausgleich für den aus dem Deutschen Bund ausgeschiedenen Westteil Luxemburgs (Beschluss vom 5. September 1839). Luxemburg und Limburg führen in der Bundesversammlung eine gemeinsame Stimme. Dazu auch der diesbezüglich Abschnitt aus dem Werk: Hermann von Rotteck, Carl von Rotteck, Geschichte der neuesten Zeit, enthaltend die Jahre 1815 - 1840 ─ 32 ─ Das Presseecho in Deutschland war zwiespältig, wie zwei in der Augsburger Allgemeinen Zeitung von 1838 abgedruckte Auszüge zeigen: Niederlande. Die Münchener pol. Zeitung nimmt sich in wiederholten Artikeln der Sache Belgiens aufs wärmste an. So sagt sie in einem ihrer neuesten Blätter: „Wir haben wiederholt auf die Lage der belgischen und holländischen Angelegenheiten, als auf den wichtigen Punkte aufmerksam gemacht, von welchem Deutschlands Geschlossenheit und Ruhe abhängt und Jahrhunderte lang abgehängt hat, und obwohl wir Grund haben zu fürchten, daß bei der Masse unzeitiger Antipathien gegen das belgische Volk und dem Treiben und Drängen der verschiedenartigsten, dem wahren Interesse unsers gemeinsamen Vaterlandes entgegengesetzten Ansichten und Bestrebungen unsere Stimme spurlos verhallen werde, so wollen wir doch nicht aufhören, auf diesen Punkt hinzuweisen sey es auch nur, um einst, wenn die unglücklichen Folgen jener verkehrten Bestrebungen klar und deutlich vor Jedermanns Augen stehen, zu unserm eigenen Troste ausrufen zu können: wir haben das Unsrige gethan. Man sollte glauben, daß alle diejenigen, welchen Deutschlands Ehre und Deutschlands Größe am Herzen liegt, jene Stelle unserer Geschichte mit dem tiefsten Schmerze erfüllen müßte, wo in Folge der Ereignisse des sechzehnten Jahrhunderts unsere westlichen Nachbarn begannen, sich auf Kosten der Völker von deutsch« Abstammung auszubreiten und von unsern innern Zwisten für sich selbst den glänzendsten Vortheil zu erwerben; eben deßhalb dürfte man aber auch berechtigt seyn zu glauben, daß gerade diejenigen, die damals Schuld an der Zersplitterung waren, jetzt mit verdoppelten Kräften jeden Anlaß ergreifen würden, die alte Größe des germanische» Volkes durch Wiedereinverleibung seiner getrennten Theile wiederherzustellen. Es ist bekannt, durch wessen Schuld, durch welch unzeitigen Kosmopolitismus, um nicht zu sagen Gallomanie, im Pariser Frieden und auf dem Wiener Congresse Deutschland um seine natürliche» Grenzen kam; wider Alles Vermuthen gaben die Ereignisse des Jahres 1830 uns eine günstige Gelegenheit, ja den besten Anlaß das Verlorne wieder einzubringen und Deutschland mit dem westlichen Ocean zu verbinden, den Wunsch vieler Jahrzehnte auf einmal in das Werk zu setzen, und nun — thun wir alles Mögliche, die Gelegenheit unbenutzt vorübergehen und unsere heimliche und offene Feinde ruhig den größtmöglichen Vortheil daraus ziehen zu lassen. Wenn in acht Jahren die Bemühungen der ausgezeichnetsten Staatsmänner, einen den wahren Interessen Europa's angemessenen Zustand in den Niederlanden herbeizuführen, fruchtlos waren, muß sich dann nicht die ─ 33 ─ Vermuthung von selbst darbieten, dass der Hauptzweck, den man erreichen wollte, der Natur der Verhältnisse wenig entsprechend war? Ein Rückblick auf den Gang der Ereignisse dürfte dieses in Kürze zeigen. Als am 15 Nov. 1831 der Traktat der 24 Artikel abgeschlossen worden war, hielten alle diejenigen, welche auf eine billige Ausgleichung von ihrer Natur nach getrennten Verhältnissen zu hoffen wagten, dafür, es möchte Europa dadurch in seinen nordwestlichen Theilen zum Frieden kommen. Allein schon die nächsten Ereignisse zeigten, wie wenig man die vorhandenen Wirren zu lösen vermag, so lange das allgemeine Interesse dem eines Theiles hintangesetzt wird. Die Regierung der Niederlande protestirte, protestirte mehr als sechs Jahre lang, bis der Gang der Ereignisse, vor Allem der neue Handelsweg, der sich durch Belgien öffnete und der willkürlichen, Deutschland so sehr beeinträchtigenden Auslegung des bekannten Artikels des Wiener Congresses über die Rheinschiffsahrt von Seite Hollands ein Ende machte, sie belehrte, wie sie von einer Fortdauer ihres eigenwilligen Systems weder eine Lösung der Frage, noch einen Nutzen für sich zu ziehen vermöchte. Hierauf erlebte Europa das Schauspiel, daß im siebenten Jahre nach Abschluß jenes Vertrags — den, was nicht außer Acht gelassen werden darf, Belgien nicht nur annahm, sondern auf dessen Vollzug es auch vergeblich gedrungen hatte — Holland plötzlich den Vertrag anzunehmen sich bereit erklärte, nachdem es seinerseits die Ausführung desselben so lange verzogen und endlich unmöglich gemacht hatte. Zugleich aber haben sich in der Zwischenzeit Verhältnisse gebildet, welche, abgesehen von dem Benehmen Hollands, die Gültigkeit des Vertrags selbst nicht nur zu bestreiten, sondern auch vollkommen aufzuheben im Stande seyn dürften. (Hier wird die ungleiche Theilung der Schuld auf die bekannte Weise nachgewiesen, dann schließt der Artikel:) Bei dieser sonderbaren Verwirrung der Verhältnisse ist dennoch klar, daß wenn Belgien nun gegen denselben Vertrag Protest einlegt, es eben so wenig zu seiner Erfüllung gezwungen werden kann, als Holland es wurde, das den Vertrag erst dann anzunehmen sich bereit erklärte, nachdem dessen Vollzug theilweise unmöglich, seine Stipulationen als ungegründet sich erwiesen. Allein soll dieser Zustand des Schwankens so lange fortwähren, bis jene unheilvolle Krisis von Verhältnissen sich vollständig gebildet hat, der so viele Staaten entgegen zu gehen scheinen? Soll, indem man die Sache auf das Aeußerste treibt, Belgien gezwungen werden, sich den Liberalen in die Arme zu werfen, welche bis jetzt sich ruhig unter die allgemeine Ordnung fügen mußten? Gibt es aber für Belgien ein anderes Aeußerstes als den Verlust von 300.000 Einwohnern, die durch Abstammung, Religion und gemeinsames Interesse an den neuen Staat gebunden sind? Ist es unbekannt, mit welchem Eifer die liberalen Journale sich Belgiens gerade in diesem Punkte annehmen? Wie kömmt es aber, daß nicht gerade diese Disposition so zur Herstellung eines soliden Zustandes der Dinge benutzt wird, wie in Belgien selbst der bessere Theil der Nation sich ähnlicher ─ 34 ─ Verhältnisse bediente, den leicht errungenen Sieg den Liberalen aus der Hand zu winden und aus ihm die Grundlage einer dauerhaften Gestaltung der Dinge zu bilden? Von welch unberechenbarem Vortheile wäre es aber nicht, wenn Belgien mit seinen Häfen, Eisenbahnen, Manufakturen, einer schlagfertigen Armee von 75.000 Mann, einer Reserve von 119.000 dem deutschen Bunde beizutreten vermöchte? Die Hoffnungen der Revolution würden mit einemmale vernichtet, in Belgien selbst der Liberalismus erdrückt werden, der sein Heil nur noch im Anschlusse an Frankreich erblickt —ein Gedanke, der die größere Mehrzahl der Belgier mit desto stärkerem Widerwillen erfüllt, je mächtiger das Gefühl der Unabhängigkeit geworden und je gewisser es ist, daß Belgien diese durch einen Anschluß an Frankreich verlieren würde." Elberf. Ztg. Ein französischer Schriftsteller, Alexander Dumas, durch seine sittenlosen und gräßlichen Romane und Dramen bekannt, hat Brüssel, Köln und Frankfurt besucht, schreibt nun einen Brief über Belgien und den deutschen Bund in die Revue de Paris, und der ministerielle Brüsseler Indépendant ist stolz darauf, daß Belgien einen Vertheidiger mehr hat. Dieser Dumas erzählt aus Frankfurt Einiges über die Gesinnungen des deutschen Bundes gegen Holland. Der Bund meine, Limburg müsse abgetreten werden, wenn nur Maestricht bei Holland bleibe; Luxemburg gehöre nicht zu Deutschland, denn es sey ja immer im Haag repräsentirt worden, Luxemburg sey belgisch, bloß die Hauptstadt verbleibe dem Bunde, ein deutscher und ein österreichischer General commandirten längst abwechselnd die Garnison, auch sey man in Köln, Koblenz, Trier und Mainz so sehr für Belgien, daß man in Berlin die Sache beendigt haben wolle. Was das Berliner Cabinet mit Mainz zu thun habe, wissen wir nicht, wahrscheinlich hat Dumas geglaubt, Mainz gehöre zu Preußen. In Luxemburg aber lässt der Reisende abwechselnd einen deutschen und einen österreichischen General commandiren, also gehört Oesterreich nicht zum deutschen Bunde, obschon Dumas in Frankfurt gar leicht erfahren konnte, daß Oesterreich den Vorsitz in der Bundesversammlung hat, und eben so gut konnte er dort erfahren, daß diese Abwechslung der Commandantur wohl in Mainz, nicht aber in Luremburg stattfindet. Der ministerielle Indépendant druckt dieß mit großer Rührung der Dankbarkeit ab, und welche Begeisterung mag das in Belgien erwecken! „Wenn Einer eine Reise thut, so kann er was erzählen“ — Dumas hat das zum Ergötzen Deutschlands verstanden! ─ 35 ─ Die merkwürdige Verfassungs-Konstruktion Limburgs war mehr ein diplomatisches Kabinettstückchen als vorausschauende Politik. Einerseits war also Limburg Mitglied des Deutschen Bundes und stellte auch Soldaten zur Verfügung. Andererseits war Limburg Teil des Königreichs der Niederlande. Dort gab es Bestrebungen, die Sonderstellung Limburgs einzuschränken, was wiederum die separatistische Strömungen mit einer Vielzahl von Aktionen verstärkte. Besonders im Zusammenhang mit den 1848er revolutionären Ereignissen machten sich diese bemerkbar. Dabei spielte Baron Jan Lodewijk van Scherpenzeel Heusch eine herausragende Rolle. Wenn ich verschiedene Internet-Beiträge richtig deute, ist Separatismus in Limburg im Gegensatz zum Rheinland immer noch ein Thema, wenn auch in abgemilderter Form. Es gibt es ja in Limburg das geflügelte Wort: Een Limburger is op de eerste plaats een Limburger, (dan pas een Nederlander), maar nooit een Hollander. ─ 36 ─ Die Denkschrift Das Herzogtum Limburg als deutscher Bundesstaat des Arztes Dr. K. Steifensand aus Krefeld (Kempen) wird wohl keine Einzelmeinung wiedergeben. Wenn auch dieser Appell an die Deutsche Nationalversammlung des eigenwilligen Arztes für den Ablauf der Ereignisse bedeutungslos war, ist er als spezielles Zeitdokument interessant. Der niederländische Text Utrecht University Repository: Carl Geradus Marie Bouten, Het doorbroken isolement, Limburg 1839 - 1945 über die Integrationsprobleme und Separatismusbestrebung in Limburg ist dazu ein interessantes Gegenstück. Wenn man bedenkt, welches Unheil gerade in der neueren Geschichte solche listigen diplomatischen Konstruktionen zur Folge hatten, kann man sich über das nachbarschaftliche Verhältnis zwischen den Regionen diesseits und jenseits der Grenze nur freuen. Die in Preußen zunehmend lauter werdenden uns heute fremden patriotischen Töne werden sicher bei unseren westlichen Nachbarn nicht ohne Sorge wahrgenommen worden sein, wobei allerdings einschränkend hinzuzufügen ist, dass daran Frankreich, welches in der Rheinkrise noch einmal versuchte, den Rhein als Ostgrenze Frankreichs zu gewinnen, daran nicht ganz schuldlos war. Entscheidend für die antipreußische Stimmung in den Niederlanden wird aber wohl die Politik Bismarcks gewesen sein. Dazu bieten die Wikipedia-Datei: Herzogtum Limburg (1839 - 1866) sowie der Artikel Universität Münster: Niederlande-Net: Der Bauer auf dem Schachbrett von Bismarck einen gewissen Überblick. Auch die Leseprobe des Buches Renate Loos, Deutschland zwischen "Schwärmertum" und "Realpolitik" bietet weitere interessante Informationen. Jedenfalls drängt sich der Eindruck auf: Limburg war nur Spielball widerstreitender Machtinteressen. Nachdem schließlich 1862 der Deutsche Bund praktisch aufgehört hatte zu existieren, widersetzten sich die Niederlande der 1867 von Bismarck ohne besonderen Nachdruck erhobenen Forderung nach dem Anschluss Limburgs an den Norddeutschen Bund, damit war Limburg jetzt eine Provinz der Niederlande wie die anderen. Auf einem anderen Blatt steht, dass, auch angesichts der vielfältigen familiären Beziehungen zwischen den verschiedenen Landesteilen der Euregio, die vergangenen Strukturen noch immer eine gewisse Bedeutung haben. Merkwürdigerweise blieb der Name Herzogtum Limburg auch nach 1867 bestehen. Die Bezeichnung wurde erst am 15. November 1904 aufgehoben. ─ 37 ─ Zuletzt seien noch einige Links zum Thema Limburg angefügt: Schriften der Universitäten Maastricht und Münster: maastrichtuniversity: staatkundige geschiedenis limburg, 1794-1867 Universität Münster: Niederlande-Net: Die Geschichte der Niederlande 1795 bis 1914 Universität Münster: Niederlande-Net: Das Vereinigte Königreich der Niederlande 1815-1830/39 Universität Münster: Niederlande-Net: 1815-1840: Untergrabene Ambitionen und der Vormarsch Preußens Universität Münster: Niederlande-Net: 1848: Der Gordische Knoten Lange spielte die deutsche Sprache in Limburg eine wichtige Rolle. Zur Sprachentwicklung sei angefügt die Datei Universität Köln: Nederlanders Prof. Dr. Ann Marynissen, Limburgers worden sowie eine interessante Grafik dazu aus einer Leseprobe des Sammelbandes: Europäische Geschichtsschreibung und europäische Regionen, Historiographische Konzepte diesseits und jenseits der niederländisch-deutschen/ nordrheinwestfälischen Grenze: https://books.google.de/books? id=k8lVk0g45EYC&pg=PA75&hl=de&source=gbs_selected_pages&cad=2 v=onepage&q&f=false - Zur älteren Geschichte Limburgs sei auch noch auf die Schrift C. Rutsch, Eupen und Umgegend verwiesen, welche einen kurzgefassten Überblick dazu enthält. ─ 38 ─ Schließlich noch die nachstehend angezeigte Denkschrift. Durch Anklicken des Titelblatts wird der zugehörige google-Scan geladen.