Mondschütz - rekowski

Transkrypt

Mondschütz - rekowski
Das Wasserschloss Mondschütz und seine Besitzer
(Auszug aus „Mondschütz, Kreis Wohlau-Steinau, Niederschlesien“
herausgegeben von Pfarrer Richard Hope, Wiesbaden, April 1987)
1: Mondschütz Ende der 30er Jahre
Der Ort Mondschütz ist mit dem slawischen Namen Moyanczicz (= mein Sitz) in
einer Urkunde des Klosters Leubus vom Jahre 1202 das erste Mal erwähnt. Es war
unter den Dörfern aufgeführt, die Decem (den Zehnten) an das Kloster zu zahlen
hatten. Wie der Name anzeigt, ist also Mondschütz von jeher Rittersitz gewesen,
während fast alle anderen umliegenden Ortschaften dem Kloster gehörten. Von den
18 im 13. und 14. Jahrhundert gegründeten Orten der „Dyhernfurther Schwelle“
befanden sich 16 in der Hand kirchlicher Ämter. Nur zwei Orte, Mondschütz und
Dombsen, waren Besitz des Adels und hatten daher eine eigene Entwicklung.
Von 1250 bis 1350 entstand in Mondschütz auf einem aufgeworfenen Hügel eine
Ritterburg mit hölzernem Wohnturm und einem Palisadenzaun am oberen Ende des
Hügels. Bis 1610 stand auf dem Burghügel auch ein Streitturm aus Mauerwerk.
Die Burg war von zwei Burggräben umgeben, die durch das Ausheben der Rede für
den Hügel entstanden waren und sich mit Grundwasser füllten. Außerhalb des
Wallgrabens, dem Schloss gegenüber, stand auch ein alter Wachtturm, wohl zum
Schutz der Einfahrt. Er gehörte gleichfalls mit zu den alten Befestigungswerken.
Vorwiegend praktische Gesichtspunkte haben Anlage und Bauform der Burganlage
bestimmt.
Von 1300 – 1566 war das Geschlecht derer von Haugwitz Besitzer der Burg, in der
man sich gegen jederzeit zu erwartende räuberische und kriegerische Angriffe
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verteidigen wusste und in deren Schutz sich Bauern und Handwerker ansiedelten.
Die Familie von Haugwitz gehörte zu den bedeutendsten Adelsfamilien des
Wohlauer Gebietes im späten Mittelalter. Sie besaß im 14. Jahrhundert ein großes
Gebiet in unserem Fürstentum. Dazu gehörten neben Mondschütz auch
Heinzendorf, Reichwald, Wahren, Losswitz, Klein-Ausker, Kranz, auch Dyhernfurth.
Schon 1308 ist bereits ein Erb-Lehnbrief über Mondschütz ausgestellt. Danach
befreite Heinrich III. die Besitzungen seines getreuen Ritters Merbot de Hugewitz im
Dorfe Mogencicz (Mondschütz) von allen Lasten. D.h., er befreite also das Dorf von
allen Diensten, Forderungen, Geldzahlungen, Fuhren und gab dem Hugewitz
(Haugwitz) das Gericht in allen Rechtssachen über dieses Dorf. Aus dem
betreffenden Erblehnbrief geht hervor, dass schon sein Vater Mondschütz besaß. Es
blieb im Besitz dieser Familie, bis es Siegmund von Haugwitz anno 1466 an
Melchior II. von Stosch verkaufte.
Melchior von Stosch (1657-1727) hat eine Genealogie der Familie von Stosch
herausgegeben, die neun Jahre nach seinem Tode gedruckt erschien und 1920 in
zwei Exemplaren in Breslauer Bibliotheken vorhanden war. Diese Chronik gab
Aufschluss über das Aussehen der alten Burgtürme und berichtete aus deren alter
Zeit. Im gemauerten Streitturm innerhalb eines doppelten Wassergrabens
widerstand die Besatzung 1431 dem Angriff der Hussiten. Durch herabgeworfene
gebratene Hähnchen täuschten die Mondschützer große Vorräte vor und
veranlassten so die Feinde zum Abzug.
2: Altes Schloss
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1616 wurde der Turm abgerissen, der schon beim Tatareneinfall im Jahre 1241
seine Dienste geleistet hatte. In seinem Grunde fand man ein sehr kleines Gewölbe,
das ganz zugemauert war. Darin lagen einige Gebeine und Stücke von Rüstungen
und Waffen, auch mongolische. Sie wurden als Andenken in der Rüstkammer
aufgehoben, während des 30-jährigen Krieges aber von den Schweden geraubt.
Beim Räumen des Burggrabens im Jahre 1691 fand man auch eine größere Menge
„Flitz-Pfeile und tatarische Rüstungen“. Damals wurde um den Wallgraben eine
Mauer, 4 Fuß hoch, aus Feldsteinen gebaut. Sie kostete 700 Taler.
Stosch berichtet in seiner Genealogie auch von der „Weißen Frau“, die im ältesten
Burg-Bau durch ihr Erscheinen immer den Tod eines Familienmitgliedes
angekündigt haben soll.
Vom Schlossbau der Renaissancezeit, der sich an der Stelle der ersten Anlage
erhob, ist auch nur noch wenig erhalten. Der Bauherr war Friedrich von Stosch
(1579-1633), ein Vorfahr des oben genannten Melchior Friedrich von Stosch. Er ließ
1616 mit der Errichtung des stattlichen Gebäudes beginnen, doch ging der
Maurermeister aus Liegnitz, Balthasar Reymann, dem er den Bau übertragen hatte,
nicht gewissenhaft zu Werke. In demselben Jahre nämlich noch fiel ein ganzer
Giebel und im Folgenden der halbe Teil des Hauses wieder ein „samt allen
Holtzwerk / Gesperren und übrigen / wodurch alles ineinander zerschmettert /
zerschlagen und die Gewölbe zerstossend verderbet worden.“ Hierauf vollführte
Antonj Fodige, „Maurer in Sommerfeldt“, im Jahre 1620 den Bau, der im Ganzen
24.000 Reichstaler gekostet haben soll.
Eine hölzerne Brücke mit zwei hohen Pappeln als Wächtern am Ende führte über
den Wallgraben zum Schlosse, das an der Vorderfront mit drei, an der Seite mit
zwei hohen Renaissancegiebeln geziert war.
Fast dreihundert Jahre war Mondschütz der Herrensitz eines und desselben alten
Geschlechts, derer von Stosch, und seine Mitglieder haben immer wieder an seinem
Schloss gebaut. Angehörige der Familie stehen in Stein gehauen in der Kirche des
Dorfes, für die sie so viel getan haben.
Der vorletzte des Geschlechts, Melchior von Stosch, der 1727 kinderlos starb,
hinterließ das Gut seiner Witwe Maria
Catharina geb. von Schweinitz. Sie verkaufte
1747 Mondschütz für 42.800 Reichstaler an
Heinrich Freiherrn von Kottwitz auf Kontopp.
Schon nach wenigen Jahren, 1780, kamen
Schloss und Gut Mondschütz durch den
Verkauf an Otto Siegismund von Köckritz auf
Sürchen. Er war der letzte Oberforstmeister
über ganz Schlesien, Grundherr auch von
Leipnitz, Pathendorf, Kniegnitz, Kadlau,
Lupschau und Koppen. 1787 gehörte
Mondschütz zu den 12 Gutshäusern im
Wohlauer Gebiet, die den Namen „Schloss“
3: Otto S. von Köckritz
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führten. Er blieb bis zur Vertreibung 1945 im Besitze der Familie von Köckritz.
Von dem Schlosse war das reich
verzierte Eingangsportal aus Sandstein
des 17. Jahrhunderts – wenn auch
unvollständig und neu bemalt – bis in
unsere Zeit erhalten. Es zeigte die
Wappen des Erbauers Friedrich von
Stosch und seiner beiden Frauen. Über
dem Eingang stand einst der Spruch.
„Gott segne dieses Haus und Alle, die
gehen ein und aus!“. Interessant waren
auch die Säulenschäfte dieses
Eingangsportals. Sie waren spiralförmig
mit Ranken überzogen, die aus Tieren
gebildet waren: einer Eule mit zwei
kleinen Vögeln, einer Hirschkuh, einem
Stier, Löwen, Hasen, Fuchs, Schwein.
Auch ein Kranich befand sich darunter,
der in dem einen erhobenen Stelzfuß
eine Kugel hält, des weiteren ein
Dudelsack spielender Bär.
Der letzte Umbau wegen Baufälligkeit
des Schlosses erfolgte 1824. Ihm fielen
5: Portal
alle alten Kunstformen der Renaissance,
bis auf die mit einem Tonnengewölbe und Stichkappen verzierte Halle, zum Opfer.
Herr v. Köckritz auf Mondschütz schreibt in „Schlesiens Vorzeit in Bild und
Schrift“, Band 4, Brelau 1888 dazu: „Das Schloss Mondschütz, umgeben von einem
80 Fuß breiten, 10 Fuß tiefen Wallgraben, wurde 1620 von Friedrich von Stosch auf
der Stelle erbaut, wo schon vorher ein solches
gestanden. 1824 wurde es von meinem Vater, Ludwig
von Köckritz, umgebaut, doch leider in dem
geschmacklosen Stil jener Zeit, so dass an die Stelle
der Giebel und Mansarden ein doppeltes Dach trat.
Das alte Portal mit dem Wappen des Erbauers und
seiner beiden Frauen Sabrina geb. von Glaubitz und
Helena geb. von Kreckwitz, ist glücklich erhalten
worden, doch fehlen auch Teile davon. Das Tor ist aus
der Bildhauer-Werkstätte von Johann Foditze in
Glogau hervorgegangen. Man tritt durch dieses Portal
in eine 52 Fuß lange Halle mit Kreuzgewölben. Die
Zimmer zu ebener Erde rechts sind gleichfalls gewölbt
und zeigen ganz eigentümlichen Stuck mit bandartigen
Flächen ohne jeglichen anderen Schmuck von Blättern
oder Arabesken. Sonst hat das Haus außer seinen
dicken Mauern und zwei engen, finsteren
4. Ludwig v. Köckritz
Wendeltreppen nichts Altertümliches aufzuweisen.“
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Die Malerin Elfriede Springer allerdings bemerkt 1928 zu ihrer Zeichnung vom
Schloss Mondschütz: „In Mondschütz ist am Gutshaus, einem früheren
Wasserschloss, eine Perle deutscher Renaissancekunst erhalten: In feinem Stilgefühl
passen sich die vielerlei Schmuckformen der konstruktiven Linienführung an, in der
Bekrönung des Quergesimses die Wappen der Erbauer tragend, und bei einem
Umbau Anno 1824 verständnisvollerweise nicht verändert oder zerstört.“
6: Gemälde von Mondschütz
Aber beachtenswert waren die zwei ursprünglich zum Portal gehörenden
Relieffiguren, stehende Frauenfiguren in dreiviertel Lebensgröße, mit den
Emblemen der Mäßigkeit (oder der Gastfreundschaft?) und der Gerechtigkeit. Sie
flankierten wohl ursprünglich das Portal links und rechts, wurden aber 1824 beim
Umbau an zwei Treppenwangen auf der Rückseite des Schlosses eingemauert, die
zu den Küchen und Wirtschafträumen des Schlosses führten.
Zum Schloss gehörten ein Beamtenhaus und drei Wohnhäuser für Arbeiter. Das
„Kavaliershaus“ des Gutes führte wohl seinen Namen deshalb, weil es neben dem
Rentamt im Erdgeschoss und dem Wohnungen der Herrschafts-Kutscher und
Chauffeure im 1. Stock in der ersten Etage den unverheirateten Söhnen der Familie
von Köckritz jeweils Wohnung bot. Gleichzeitig diente es als Gästehaus. Im Haus
mit Spitzdach an der Brücke wohnten die Assistenten des Gutsoberinspektors.
Fotos von heute zeigen das Schloss (äußerlich) renoviert, die Parkanlagen leidlich
gepflegt.
Schloss und Gut Mondschütz, im Volksmund „Dominium“ genannt, waren
„Majorat“, d.h. die Erbfolgeordnung gewährte immer dem ältesten Sohn das
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Erbfolgerecht auf das Gut. Letzterer Besitzer war Friedrich August Freiherr von
Köckritz und Friedland, der es 1937 – nach dem Tode seines Vaters – übernahm. Er
war der Älteste von 6 Geschwistern. Nach der Vertreibung lebte Herr von Köckritz
in Bayern. Er kam 1975 bei einem tragischen Verkehrsunfall ums Leben.
7: Friedrich August v. Köckritz
Die Größe des Majorats betrug ca. 4.800 Morgen, davon 2.800 Morgen Ackerland
und Wiesen. Der Rest bestand aus Wald, der an den staatlichen Wald Reudchen
grenzte. Der Boden war sehr fruchtbar, vom leichten Sandboden bis zum schweren
Rüben- und Weizenboden. Obstbäume (Kirschen, Äpfel, Birnen und Pflaumen), die
verpachtet wurden, säumten die Feldwege.
Als Oberinspektor verwaltete um 1920 Rudolf Liebezeit das Gut. Sein Nachfolger
hieß Reich. Letzter Oberinspektor war Erwin hager, sein Assistent Walter Buse
Außerdem waren ein Rechnungsführer, ein Förster, ein Schäfer, ein Futtermann
und zahlreiche Kutscher, Melker, Landarbeiter und Forstarbeiter tätig. Obergärtner
Tänzer leitete die Gärtnerei des Gutes, und der Stellmacher des Majorats war
Hermann Reinert. Die eigene Schweinezucht umfasste ca. 300 Schweine. Im
Vorwerk Kanten wurde das Jungvieh großgezogen, das in einem großen Laufstall
untergebracht war.
Aus älterer Zeit ist noch bekannt: „Das Gut Mondschütz hatte 1877 einen Bestand
von 1700schlesischen Edelschafen, zu deren Züchtung es durch Kreuzung mit dem
Merinoschaf gekommen war. Deren Wolle war hochgeschätzt und wurde gut bezahlt.
Das Gut erhielt 1805 für einen Zentner Wolle 105 Taler, also einen stattlichen Betrag.
Da lohnte es sich, eine große Schafherde zu halten.“
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Zum Majorat gehörte auch der „Hofeteich“, den man zur Karpfenzucht nutzte. Im
Herbst wurde der Teich abgelassen und abgefischt. Der Hofeteich ist in den letzten
Jahren trockengelegt worden, desgleich der Wallgraben am Schloss.
Das Gut hatte schon sehr früh eine eigene Elektrifizierung. Das gutseigene
Elektrizitätswerk wurde bereits 1904/05 gebaut, jedoch nach dem 1. Weltkrieg bei
dem allgemeinen Anschluss an die Überlandzentrale stillgelegt.
Seit 1910 besaß das Majorat eine „Kartoffelflockenfabrik“, die bis zum Ende des 2.
Weltkrieges noch in Betrieb war. Die Kartoffelflocken wurden zum Verfüttern – nur
für den Eigenbedarf – verwendet. Frische Flocken konnte man auch essen.
Durch Blitzeinschlag wurde 1917 eine große Scheune des Gutes total vernichtet.
Während des 2. Weltkrieges, als auch die Männer des Gutes Soldaten waren, setzte
man Kriegsgefangene, Polen und Franzosen, als Gutsarbeiter ein. Sie wurden hier
von Herrn Paul Hoppe betreut. Als die Front naherückte, flüchteten die
Angehörigen des Gutes – wie alle – bei Eis und Schnee mit ihren Familien
geschlossen mit Pferdegespannen und Schlitten zunächst bis in den Kreis Goldberg,
die meisten später dann, als auch Goldberg bedroht war, über das Gebirge ins
Sudetenland.
Viele kamen – gequält und beraubt – nach dem schrecklichen Kriegsende heim
nach Mondschütz, glücklich, wieder zu Hause zu sein. Sie haben dort Furchtbares
durchgemacht. Das Schloss und ihre Wohnungen waren restlos ausgeräumt, die
Vorräte vernichtet, die Ställe leer und alle Wasser- und Stromleitungen zerstört.

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