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7 Treppen
KATALOG
2006
2. SEPTEMBER – 29. OKTOBER 2006
WUPPERTAL / ORTSTEIL OSTERSBAUM
EIN KUNSTPROJEKT DER ELISABETH MONTAG STIFTUNG
IN KOOPERATION MIT DER STADT WUPPERTAL UND DER REGIONALE 2006
2006
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7 Treppen
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7 Treppen
KATALOG
2. SEPTEMBER – 29. OKTOBER 2006
2006
WUPPERTAL / OSTERSBAUM
EIN KUNSTPROJEKT DER ELISABETH MONTAG STIFTUNG
IN KOOPERATION MIT DER STADT WUPPERTAL UND DER REGIONALE 2006
MIT UNTERSTÜTZUNG DES MINISTERIUMS FÜR BAUEN UND VERKEHR NRW
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Horst Gläsker
Helga Griffiths
Ottmar Hörl
Maik und Dirk Löbbert
Tatzu Nishi
Babak Saed
Paul Schwer
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Inhalt
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Grußwort des Oberbürgermeisters
der Stadt Wuppertal
Peter Jung
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Den Umgang mit zeitgenössischer
Bildender Kunst selbstverständlicher machen
Carl Richard Montag
6
Grußwort des Geschäftsführers
der Regionale 2006
Henry Beierlorzer
8
Soziale Stadt NRW
Wuppertal Ostersbaum /Kunstprojekt 7 Treppen
Karl Jasper
10
7 Treppen
Ingrid Raschke-Stuwe
14
Horst Gläsker
Helga Griffiths
Ottmar Hörl
Maik und Dirk Löbbert
Tatzu Nishi
Babak Saed
Paul Schwer
20
32
40
50
58
68
78
Voraussetzungen für die Entstehung der Treppen
Prof. Dr. Ing. Friedrich Mielke
86
Atmosphären urbaner Verführung
Eine kleine Soziologie der Höhenlust
Prof. Dirk Manzke
91
Biografien
96
Nachbetrachtung
Ingrid Raschke-Stuwe
104
Impressum
106
Danksagung
107
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4
Grußwort
Wuppertal ist eine Stadt in Bewegung: Ganz
besonders in diesem Jahr, wo anlässlich der
Regionale 2006 und der „Pinguinale“ zum 125.
Zoo-Jubiläum eine wunderbare Vielzahl von
Veranstaltungen die Wuppertaler und viele
Besucher von außerhalb auf Wuppertals
Straßen und Plätze gebracht hat. Wuppertal
ist auch deshalb eine Stadt in Bewegung, weil
mit der Regionale 2006 neuer Schwung in die
Stadt gekommen ist.
Nicht zuletzt ist Wuppertal, sind die Wuppertaler
deshalb in Bewegung, weil unsere Stadt über eine
sehr schöne und abwechslungsreiche Stadtlandschaft verfügt. Wir in Wuppertal sind zwangsläufig in Bewegung: Hinauf zu den Höhen, wo unsere
traditionellen, Metall verarbeitenden Betriebe,
innovative Unternehmen und die beschaulichen
Stadtviertel fürs Wohnen im Grünen liegen und
hinab, talabwärts, wo das kulturelle Herz unserer
Stadt im Theater, in Oper und Stadthalle, auf
Kleinkunstbühnen und in Clubs schlägt, die
Museen zu Rundgängen durch die Kunst und die
Geschichte einladen und die Zentren mit ihren
Geschäften und Gaststätten zum Einkaufen,
Bummeln und Flanieren locken.
Für uns Wuppertaler sind wegen der bewegten
Topographie der Stadt Treppen oft die kürzeste –
wenn auch nicht immer einfachste! – Verbindung
zwischen Tal und Höhe. Typische Wuppertaler
„Aufstiegschancen“ haben mal acht, mal über 100
Stufen und ein Geländer. Treppen sind für uns im
Stadtbild ganz selbstverständlich: Rund 200 von
ihnen mit insgesamt 9.000 Stufen hat Wuppertal –
unsere Treppen sind Bestandteil unseres Alltags
in der Stadt.
Welcome
Wuppertal is a city on the move. This year
in particular has brought a large number
of visitors from outside to the streets and
squares of Wuppertal for a wide variety of
events for the occasion of the “Regionale
2006” and the “Penguin Festival” celebrating
the 125th anniversary of the zoo. Wuppertal
is also a city on the move because the
“Regionale 2006” has injected a new impetus
into the city.
Wuppertal and its residents are on the move
not least because our city has a beautiful and
varied cityscape. We in Wuppertal are bound by
necessity to be on the move – up to the top of
the valley where our traditional metal-working
companies, innovative enterprises and tranquil
leafy residential districts lie, and down to the
bottom of the valley where the cultural heart
of our city beats in theatre, opera and the
guildhall and in its cabarets and clubs, where
museums invite one to experience art and
history and the shops, restaurants and bars in
the centres entice one to while away the hours
sauntering around and shopping.
Because of the rolling topography of the city,
for us Wuppertal residents steps are often the
shortest, if not always easiest, link between
the bottom of the valley and the top. The typical Wuppertal “stairways to the stars” sometimes have eight and at other times one
hundred steps and a handrail. We simply take
steps for granted in the cityscape – Wuppertal
has some 200 flights with 9000 individual
steps in total. Our steps are part and parcel
of our everyday lives in the city.
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Jetzt sind einige dieser so selbstverständlich
gewordenen Wege-Verbindungen zwischen Tal
und Höhe mithilfe und auf Initiative der Montag
Stiftung herausgelöst aus ihrer Alltäglichkeit.
Sieben Künstler haben sich auf die Stadt und ihre
Treppen im Quartier Ostersbaum eingelassen.
Sie haben die Treppen – und es sind nicht unsere
„Vorzeigetreppen“! – in den Focus gerückt, sie
haben uns den Blick dafür geschärft, wie viel
Potenzial im scheinbar so Alltäglichen liegt. Sie
haben uns gezeigt, dass unsere Treppen etwas
Besonderes sind – und wir sie nur immer wieder
mit neuen, mit fremden Augen betrachten müssen,
damit wir ihren Reiz immer wieder von Neuem
erleben können. Schon deshalb sind wir für dieses
Projekt der Elisabeth Montag Stiftung, dem Land
und der Regionale 2006 außerordentlich dankbar:
Neues entsteht eben auch durch Impulse von
außen, durch den Dialog mit anderen – mit Menschen, die wie die sieben Künstler hier in der
Stadt zu Gast waren und unter den Menschen, die
hier am Ostersbaum leben.
In diesem Sinne freuen wir uns über das Geschenk,
das die Montag Stiftung mit „7 Treppen“ dem
Ostersbaum und damit der Stadt Wuppertal und
unseren Menschen hier gemacht hat und danken
herzlich der Stiftung und den beteiligten Künstlern!
Wenn die Ausstellung Ende Oktober ausläuft,
werden viele Wuppertaler und auch Besucher von
außerhalb das Viertel und seine Treppen mit anderen Augen gesehen haben – vielleicht irritiert,
möglicherweise amüsiert, ganz sicher aber auf
neue Weise aufmerksam gemacht auf unsere
Stadtlandschaft und unsere Treppen. Fünf dieser
Treppen im Stadtviertel Ostersbaum werden wir
gleich nach dem Ende der Ausstellung „7 Treppen“
sanieren: Vielleicht für Sie ein guter Grund, noch
einmal nach Wuppertal zu kommen und unsere
Treppen auch „kunstlos“ zu bewundern!
Peter Jung
Oberbürgermeister
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Now some of these commonplace connecting
routes between the bottom of the valley and
the heights have been freed from their mundanity on the initiative and with the aid of the
Montag Foundation. Seven artists have taken
on the city and its steps in the Ostersbaum
district. They have placed the steps – and not
the “showiest” of our steps either! – in the
limelight, sharpening our view of how much
potential lies in the seemingly mundane. They
have shown us that our steps are something
special – and that we must only look at them
again through new and unfamiliar eyes to
experience their charm afresh. For this reason
we are extremely grateful to the Elisabeth
Montag Foundation, the State and the “Regionale 2006” for this project. New things can also
arise from impulses which come from the
outside, from dialogue with others – with
people who, like the seven artists, were guests
in our city, and from among the people who
live here in the Ostersbaum district.
In this sense, we are delighted with the gift of
“7 Stairways” which the Montag Foundation
has presented to the Ostersbaum quarter and
thus to the whole city of Wuppertal and its
people, and we would sincerely like to thank
the Foundation and the participating artists.
By the time the exhibition draws to a close at
the end of October, many Wuppertal residents
and visitors from outside will have seen the
quarter and its steps with new eyes – perhaps
confused, perhaps entertained, but certainly
made aware of our cityscape and our steps in
a new way. Five of the flights of steps in the
Ostersbaum quarter have been earmarked for
renovation immediately after the “7 Stairways”
exhibition. Perhaps a good reason for you to
come to Wuppertal again to admire our steps
also in their natural “unartistic” state.
Peter Jung
Mayor
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Making the encounter with contemporary
art more a matter of course
Artistic undertakings in public places are
increasingly coming to grapple with peculiar,
unusual and idiosyncratic things, with architecture and history. For ten years now our
Foundation has provided at selected sites the
space and freedom that committed, critical
artists with a willingness to engage in dialogue
need to this end.
Den Umgang mit
zeitgenössischer Bildender Kunst
selbstverständlicher machen
Besonderheiten, Ungewöhnliches, Eigenartiges,
Architektur und Geschichte werden zum Thema
künstlerischer Auseinandersetzungen im öffentlichen Raum. Seit nunmehr zehn Jahren schafft
unsere Stiftung an ausgewählten Orten für dialogbereite, engagierte, kritische Künstlerinnen
und Künstler hierzu den Freiraum.
In Wuppertal entdeckte meine Vorstandskollegin
und Kuratorin unserer Stiftung Ingrid RaschkeStuwe auf der Suche nach einem geeigneten
Standort für das Kunstprojekt EINE HÖHLE FÜR
PLATON (das, nebenbei gesagt, im Jahre 2008 an
einem ebenfalls sehr ungewöhnlichen Ort stattfinden wird) eine Treppenwelt, in der über 200
Treppen seit Jahrhunderten die Täler und Höhen
der Stadt miteinander verbinden. Dies war die
Geburtsstunde für das Projekt „7 Treppen”.
Die eingeladenen Künstler ließen sich mit Mut,
Fantasie, Engagement und mitunter auch gewaltigem körperlichen Einsatz auf diesen Ort ein. Mit
welcher Professionalität, Originalität und hoher
Qualität ihre eindrucksvollen, aber auch nachdenklich stimmenden Ideen und Anliegen hier
vor Ort umgesetzt wurden, zeigt dieser Katalog.
Looking for a suitable location for the art
project “A Cave for Plato” (which, by the way,
will take place in 2008 at an equally unusual
site), my fellow member of the Board and
curator of the Foundation, Ingrid RaschkeStuwe, discovered a complex of stairs in
which more than 200 stairways have linked
the valley and the high ground of the city
with each other for centuries. Thus was born
the project “7 Stairways”.
The artists whom we invited responded to this
site with courage, imagination and commitment, and often enough with a huge physical
effort. This catalogue shows the degree of
professionalism, originality and quality that
went into realising their impressive and
thoughtful ideas and aspirations at this site.
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Die Künstler zählen damit zu den Freunden unserer Stiftung, so wie all diejenigen, die bisher mit
ihren künstlerischen Beiträgen zum Erfolg unserer Ausstellungsprojekte AN ELBE UND RHEIN,
VERBORGENE ORTE, DIE VERBOTENE STADT oder
LASST UNS DREI HÜTTEN BAUEN, und somit zum
Erfolg unserer Stiftungsarbeit, beigetragen
haben.
Zeitgenössische Kunst im öffentlichen Raum ist
nicht unumstritten. Viele Menschen empfinden sie
als Bereicherung, andere als Zumutung. Beides
scheint wohl zusammen zu gehören, wie die zwei
Seiten einer Medaille. Aber Diskussionen gehören
zum Dialog, und alles ist besser als Sprachlosigkeit. Zu diesem Dialog und dazu, den Umgang mit
zeitgenössischer Bildender Kunst selbstverständlicher zu machen, möchte die Stiftung mit ihren
Kunstprojekten einen Beitrag leisten.
Herzlich danke ich dem Ministerium für Bauen und
Verkehr des Landes NRW, der Stadt Wuppertal und
der Regionale 2006 für die tatkräftige Unterstützung dieses Projektes.
Carl Richard Montag
Stifter und Vorstand
der Elisabeth Montag Stiftung
These artists thus have their place among the
friends of our Foundation with all those who
have contributed to the success of our previous
exhibition projects At the Rivers Elbe and
Rhine, Hidden Places, The Forbidden City and
Let us Build Three Shelters, and thus to the
successful work of our Foundation.
Contemporary art in public places is not uncontroversial. Many people find it enriching,
others feel it to be an imposition. The two reactions seem to belong together like the two
sides of a coin. But discussions are a part of
dialogue, and everything is better than
speechlessness.
With its art projects, the Foundation would like
to make a contribution to this dialogue and to
making the encounter with contemporary fine
art something that to a greater extent is a
matter of course.
I cordially thank the Ministry of Construction
and Transportation of the Land North-RhineWestphalia, the city of Wuppertal and the
project Regionale 2006 for their active support
of this project.
Carl Richard Montag
Founder and Member of the Board of the
Elisabeth Montag Foundation
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Die Regionale 2006 ist als Strukturprogramm für
das Bergische Städtedreieck angetreten, die
Einzigartigkeit und Unverwechselbarkeit einer
Region und ihrer Städte herauszuarbeiten, verborgene Schätze wieder zu entdecken und in Wert
zu setzen, Anstöße für die Menschen der Region
zu geben, sich mit ihr zu identifizieren, sich an
ihr zu reiben und sich für sie zu engagieren.
The Regional Festival 2006 has been set up as
a structural programme for the City Triangle
of the Bergisch region to bring out the uniqueness and distinctiveness of a region and its
towns and cities, to rediscover hidden treasures and appreciate their value, to stimulate
local people to identify with the region, interact with it and get involved in it.
Das geschieht über Projekte. Diese sind oft
baulicher Art, wie die städtebauliche Erneuerung
in den Mitten der Städte rund um die ehemals
maroden Bahnhofsstandorte herum. Andere
Projekte machen die faszinierende Kulturlandschaft mit dem Zusammenspiel von Spuren früher
und grandioser Industriegeschichte eingebettet
in den Mittelgebirgsraum des Bergischen zum
Thema. Der neue Brückenpark Müngsten ist hier
sicherlich ein grandioses Bild für diese Region.
This is happening through projects. These are
often to do with building, such as urban renewal in town and city centres around the
previously run-down station areas. Other
projects take for their theme the fascinating
cultural landscape, picking up on traces of the
earlier, grandiose industrial history which is
embedded in the low mountain area of the
Bergisch region. An example of this is the new
Bridge Park in Müngsten, which is without
doubt a magnificent symbol for this region.
Die vom Brückenpark ausgehenden Wandererlebniswege und Routen der Industriekultur sind
Beispiele für Projekte, die helfen, die Geschichte
und das Wesen der Region sichtbar zu machen,
die Schönheit der Landschaft in den Mittelpunkt
zu rücken, Neues zu erschließen und Verbindungen
in der Region zu schaffen. Es sind Künstler, die
hier neue Spuren gelegt haben und besondere
Orte durch ihre Intervention in unser Blickfeld
rücken, die auffordern zum Innehalten, Verstehen
und neu Sehen.
The hiking adventure paths and industrial
culture routes which start out from the Bridge
Park are examples of projects which help to
show the history and essence of the region,
showcase the beauty of the landscape, open
up new things and create connections in the
region. It is artists who have set down new
traces here and who, through their interventions, draw our attention to special places
in the region and challenge us to pause and
reflect, understand and see anew.
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Es gibt aber auch ganz subtile Projekte und Aktivitäten, deren räumliche Kulissen wenig glamourös wirken, die zunächst unsichtbar bleiben oder
nicht offensichtlich sind. Der Stadtteil Ostersbaum als ein dichtes, städtisch-gründerzeitliches
Wohnquartier, in dem seit einigen Jahren engagierte Stadtteilarbeit mit sozialen und kulturellen
Initiativen geleistet wird, ist eher ein verborgener
Schatz. Es sind die Treppen, die trotz der Ruppigkeit und auch der Vernachlässigung des Stadtbildes dem Ort ein Stück Einzigartigkeit geben, die
dramatische Topografie an den Wupperhöhen
verdeutlichen und entlang deren Verlauf öffentliche Räume mit Charakter entstehen. Schon lange
warten die Treppen auf ihre bauliche Erneuerung
und Inwertsetzung.
Die Initiative der Elisabeth Montag Stiftung ist
daher mehr als ein Kunstprojekt. Es ist auch ein
Impuls zur Wertschätzung dieses besonderen
Stadtteils, zur Wahrnehmung seiner aktuellen
sozialen und kulturellen Erneuerung, zum Entdecken verborgener Schönheit und zum Aufbau
von Identität und Identifikation.
Vielleicht ist sie auch der Impuls, Treppen als
öffentliche Räume nicht nur baulich zu erneuern,
sondern künstlerische Interventionen als Bestandteil und Ausdruck öffentlichen Lebens in
diesen Prozess einzubinden.
Henry Beierlorzer
Geschäftsführer der Regionale 2006
There are also, however, quite subtle projects
and activities whose settings are less glamourous and which initially stay out of sight or do
not stand out. The Ostersbaum district, a
densely populated Gründerzeit residential area
in which dedicated work on social and cultural
initiatives has been going on at a local level for
several years, is more of a hidden treasure. It
is the steps which give this place its share of
uniqueness in spite of the rough-and-ready
character and neglect of the cityscape. It is the
steps which also reveal the dramatic topography of the heights above the River Wupper and
along whose course public spaces with character appear. The steps have been waiting for
their renewal and appreciation for a long time.
The initiative of the Elisabeth Montag Foundation is therefore more than just an art project.
It also provides an impulse to appreciate this
special part of the city, to see its current social
and cultural renewal, to discover hidden
treasures and to create a sense of identity and
identification.
Perhaps it also provides an impulse not only
to renew steps as public spaces on a structural
level, but also to integrate artistic interventions into this process as an element and
expression of public life.
Henry Beierlorzer
Director of the Project Regionale 2006
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Soziale Stadt NRW
Wuppertal Ostersbaum/Kunstprojekt
7 Treppen
Wuppertal Ostersbaum ist ein Stadtteil, der im
Rahmen des Programms „Soziale Stadt NRW“
durch die Landesregierung unterstützt wird.
Dieses Programm wendet sich an Stadtteile mit
sozialen, ökonomischen und ökologischen Auffälligkeiten oder Defiziten. Ziel des Programms
SOZIALE STADT NRW ist es, diese Stadtteile zu
stabilisieren und die Lebensverhältnisse der dort
lebenden Menschen nachhaltig zu verbessern. In
allen Stadtteilen besteht die Sorge, dass sich ein
Negativimage bilden oder verfestigen kann. Um
dieses zu überwinden, ist eine breit angelegte
Bewusstseinsbildung erforderlich, die sich in
den Stadtteil hinein genauso auszurichten hat
wie nach außen; je nach Identifikation mit dem
eigenen Wohnort wächst auch die Verantwortung
für eine positive Entwicklung im Stadtteil.
Social City North-Rhine-Westphalia
Wuppertal Ostersbaum/Art project
7 Stairways
Wuppertal Ostersbaum is an urban quarter
which is being supported by the federal state
government as part of the programme “Social
City NRW (North-Rhine-Westphalia)”. This
programme is directed at urban areas with
social, economic and ecological peculiarities or
deficiencies. The “Social City NRW” programme
sets out to stabilise these urban areas and
provide long-term improvements to the living
conditions of the local people. In all the urban
quarters there is the concern that a negative
image might be formed or become fixed in
people’s minds. To overcome this, it is essential that there is a wide-ranging process of
awareness-raising which has to be carried out
within the district itself as well as outside it –
the higher the level of identification one has
with the place where one lives, the more
responsibility there is for a positive development within the district.
A crucial element in establishing a positive
approach to this image-building process is
public space. It is here that it is first decided
what impression people may receive from the
regeneration going on in their local area. If
the impression which emerges here is one of
demonstrative inactivity, it is no wonder that
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people lack a sense of commitment to their
local area. It is precisely what goes on in public
space – that is to say the streets, paths and
squares – which is fundamentally decisive in
whether a negative image of a district can be
overcome. Through the quality of the place
where people live, the appropriation of public
space can be advanced by the local population,
trade, industry and various other agents. This
is how identity with the district comes about.
Ein Kernstück für ein positives Herangehen an
diesen imagebildenden Prozess ist der öffentliche Raum. Hier wird als erstes über den Eindruck
entschieden, den die Menschen von der Erneuerung in ihrem Stadtteil gewinnen können. Wenn
hier der Eindruck demonstrativer Untätigkeit
entsteht, braucht man sich über fehlendes Engagement der Menschen in den Stadtteilen nicht
zu wundern. Gerade was den öffentlichen Raum,
das heißt die Straßen, Wege und Plätze betrifft,
entscheidet sich im Wesentlichen, ob ein Negativimage eines Stadtteils überwunden werden kann.
Über die Aufenthaltsqualität kann die Aneignung
des öffentlichen Raumes durch die Bevölkerung,
durch Handel, Gewerbe und sonstige Akteure
befördert werden. So entsteht Identität mit dem
Stadtteil.
Ostersbaum weist ein Alleinstellungsmerkmal auf,
das es wie keinen anderen Stadtteil in NordrheinWestfalen prägt: Es sind die Treppenanlagen, die
den Platz der Republik mit der Innenstadt und
den Nachbarquartieren in der Talsohle verbinden.
Diese traditionellen Fußwege, die immer noch die
kürzesten Wege zu den wichtigen Infrastruktureinrichtungen sind, haben an Bedeutung verloren.
Lediglich zwei der sechs großen Treppen haben
einen guten Erhaltungszustand. Viele sind bei
Dunkelheit nicht mehr sicher begehbar. Ziel des
Projektes „Treppenanlagen in Ostersbaum“ ist es,
die Treppen wieder als nützliche Wegeverbindung
im Bewusstsein der Anwohner zu verankern, sie
sicher und einladend zu gestalten, möglicherweise auch zusätzliche Nutzungen zu finden.
Ostersbaum has a unique feature which characterises it like no other district in North-Rhine
Westphalia – the flights of steps which connect
the Platz der Republik to the city centre and
neighbouring areas at the bottom of the valley.
These traditional footpaths, which are still the
shortest way to vital facilities in the city’s
infrastructure, have lost much of their importance. Only two of the six longer flights of
steps are well preserved. Many are no longer
safe to use in the dark. The aim of the project
“Stairways in Ostersbaum” is to fix the steps
once again in the minds of local residents as
useful connecting routes, make them safe and
inviting and possibly even find further uses
for them.
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Eine kleine Auswahl der Mitwirkenden
(Von oben nach unten):
A small selection of participants:
Klaus Hasbach, Olaf Engel,
Michael Hasbach, Victor Greinel
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In dem bisherigen Prozess seit Ende der neunziger
Jahre haben Stadt und Bevölkerung durch eine
weit über bauliche Maßnahmen hinausgehende
Inszenierung der Treppen diesen integrierten
Projekteinsatz deutlich werden lassen. Kreative
und unkonventionelle Gestaltungskonzepte
sollten zeigen, dass Stadterneuerung mit sozial
integrativen Schwerpunkten nicht notwendigerweise langweilig und konventionell sein muss.
Since the start of this continuing process at
the end of the 1990s, the city and its people
have shown their commitment to this integrated project by presenting the steps in ways
which go far beyond mere structural measures.
Creative and unconventional concepts aim to
show that urban renewal which focuses on
social integration must not necessarily be
boring or conventional.
Nach der sportlichen Herausforderung mit dem
Treppenlauf im August nun die künstlerische
Auseinandersetzung: Die Elisabeth Montag Stiftung will mit der Förderung junger Kunst einen
Dialog im Spannungsfeld von historisch oder
gesellschaftspolitisch ungewöhnlichen Orten
eröffnen, die für Kunstprojekte eine besondere
Herausforderung bereithalten.
After the sporting challenge of the “Stairway
Race” in August, now comes the artistic
encounter. Through its promotion of young
art, the Elisabeth Montag Foundation wants
to initiate a dialogue in the confrontation of
historically or socially unusual places which
pose a particular challenge for art projects.
In der sozial und ökonomisch angespannten Situation des Stadtteils ist das Projekt „7 Treppen“
deshalb auch ein Wagnis, das nicht auf ungeteilte
Zustimmung trifft. Die Künstler setzen sich einem
Spektrum aus, das Begeisterung und Zustimmung
genauso beinhaltet wie Vandalismus und behördliche Ignoranz. Die Künstler Ottmar Hörl, Maik und
Dirk Löbbert, Tatzu Nishi, Helga Griffiths, Horst
Gläsker, Babak Saed und Paul Schwer haben den
Mut und die Kreativität, einen zum Teil ungepflegten und vernachlässigten öffentlichen Raum in
Wert zu setzen. Alle Künstler haben sich der
durchaus schwierigen Aufgabe gestellt, diesen
topographisch herausfordernden öffentlichen
Raum mit ihren Ideen neu zu inszenieren. Dabei
ist es Ihnen gelungen, einen anderen bislang
unbekannten Blick auf dieses Wesensmerkmal
des Stadtteiles Ostersbaum zu lenken. Dafür gebührt ihnen Dank und Anerkennung.
Nach Abschluss des Kunstprojektes „7 Treppen“
werden die ersten baulichen Erneuerungsmaßnahmen auch tatsächlich in Angriff genommen. Der
Bevölkerung ist es bislang gelungen, durch ihre
Aktionen und ihre Beiträge für den Imagewettbewerb „Soziale Stadt NRW“ das Bewusstsein für die
Treppen zu schärfen. Vielleicht ist das Kunstprojekt der Elisabeth Montag Stiftung ein Beitrag
dazu, dass die Bevölkerung erkennt: „Das ist unser
Raum“, „Das ist unser öffentliches Wohnzimmer.“
Dann können die Treppenanlagen auch real die
Visitenkarte des Stadtteiles Ostersbaum bilden.
Karl Jasper
Ministerialdirigent
Ministerium für Bauen und Verkehr NRW
In the socially and economically strained
situation of the district, the project “7 Stairways” is also a real venture, and one which
does not meet with everyone’s approval. The
artists expose themselves to a broad spectrum
of opinion which ranges from enthusiasm and
approval to vandalism and official ignorance.
The artists Ottmar Hörl, Maik and Dirk Löbbert,
Tatzu Nishi, Helga Griffiths, Horst Gläsker,
Babak Saed and Paul Schwer have the courage
and creativity to show the value of a somewhat
untended and neglected public space. All the
artists have set themselves the extremely
difficult task of recreating this topographically
challenging public space through their ideas.
They have managed to present another, as yet
unknown, view of this feature of the Ostersbaum district. For this we owe them our thanks
and appreciation.
After the art project “7 Stairways” ends, the
first structural renovations will begin. To date,
the local population has managed to increase
awareness of the steps through their activities
and contributions to the image competition
“Social City NRW”. Perhaps the art project of
the Elisabeth Montag Foundation is a contribution towards local people recognising that
“this is our space”, “this is our public livingroom”. Then the steps really could be the
calling card of the Ostersbaum district.
Karl Jasper
Assistant head of government department
Ministry of building and traffic
North-Rhine-Westphalia
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7 Stairways
The stairway is not only a functional element
of architecture. It does not only serve to
surmount differences in height and to access
various levels within or outside of a multistorey building. In addition to its architectural
purpose, it also provides a space for stories
and material for myths. As a place of passage,
it mediates the transition from worldly reality
to the realms of transcendence. The ascent to
higher regions is experienced as arduous, but
it also makes itself felt as an initiation, granting access to other levels of consciousness.
Thus, for example, the steps of the Temple of
Salomon led to the middle chamber of an unknown future. As a dream symbol, the stairway
refers to the descent to the subconscious, to
“roaming through the building of thought”.
7 Treppen
Die Treppe ist nicht nur ein funktionales Element
der Architektur. Sie dient nicht nur der Überwindung von Höhenunterschieden, der Erschließung
verschiedener räumlicher Ebenen innerhalb oder
außerhalb eines mehrstöckigen Baukörpers.
Neben ihrer architektonischen Bestimmung bietet
sie Raum für Geschichten und liefert Stoff für
Mythen. Als Passagenraum vermittelt sie den
Übergang aus dem Real-Diesseitigen in Bereiche
der Transzendenz. Der als mühsam erfahrene
Aufstieg in höher gelegene Bereiche wird als Initiation erfahrbar und verschafft Zugang in andere
Bewusstseinsebenen. Die Stufen des Salomonischen Tempels führten so etwa zur mittleren
Kammer einer unbekannten Zukunft. Als Traumsymbol weist die Treppe auf das Hinabsteigen in
das Unterbewusstsein, auf das „Wandern im
Denkgebäude“.
In der Architektur wird die Treppe als dramaturgisches Element eingesetzt, um Machtverhältnisse
oder religiöse Bedeutungen raumhaft zu inszenieren und eine andächtige, gegebenenfalls auch
unterwürfige Haltung herbeizuführen. Dies gilt
bereits für die alt-ägyptische Stufenpyramide, für
In architecture, the stairway is used as a
dramaturgic element to stage power relationships or religious meanings spatially and to
bring about a reverential, if need be a subservient attitude. This already applies to the
ancient Egyptian step pyramids, to the medieval fortress complex springing from rock
walls or to the Baroque palace rising above
terraces. As a place of architectural splendour,
the Baroque stairway complex provides the
terraced stage for the rigid court ceremony of
absolutism. As the end of an arduous ascent,
the pilgrimage church figures as a symbol of
the purification that has thus been carried out.
The arcane knowledge of the Egyptians was
set forth in seven steps. For the free masons,
the seven cardinal virtues are linked with the
seven steps of life. And these stand for the
insight that philosophical truths can only be
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die einem Felsmassiv entwachsende Burganlage
des Mittelalters oder auch das aus Terrassen sich
erhebende Barockschloss. Als architektonischer
Repräsentationsort bildet die barocke Treppenanlage den gestaffelten Bühnenraum für das
festgeschriebene höfische Zeremoniell des
Absolutismus. Als Abschluss eines mühsamen
Aufstiegs figuriert die Pilgerkirche ein Sinnbild
für eine hiermit vollzogene Läuterung.
Das geheime Wissen der Ägypter entfaltete sich
in sieben Stufen. Bei den Freimaurern verbinden
sich die sieben Kardinalstugenden mit den sieben
Stufen des Lebens. Diese stehen wiederum für
die Erkenntnis, dass man sich philosophischen
Wahrheiten nur in Stufen nähern könne und, um
diese zu begreifen, alle unnützen Belastungen
abzulegen seien. Im Buddhismus ist nach der
Lehre des Mahayana das Durchlaufen von 10
Bodhisattva-Stufen notwendig, um letztendlich
die Ich-Vorstellung zu überwinden und die
Erleuchtung zu erlangen. Im Alten Testament steht
das Motiv der „Himmelsleiter“ für die Verbindung
zwischen dem Göttlichen und dem Menschen, so
wie sie sich in fast allen Religionen findet. Bei
aller Unterschiedlichkeit in der inhaltlichen
Ausgestaltung liegt dem Bild der Himmelsleiter
stets das gleiche Anliegen zugrunde: die Überwindung der menschlichen Kontingenz, sei es durch
einen „Abstieg Gottes zu den Menschen“ oder
einen „Aufstieg des Menschen“. In diesem Sinn
lässt sich die Himmelsleiter als komplexes
kosmisches, eschatologisches Symbol sogar als
Grundmotiv einer jeden Religion auffassen.
approached in steps and that to understand
them, all useless encumbrances have to be cast
off. According to the Mahayana teaching in
Buddhism, it is necessary to go through 10
Bodhisattva levels to definitively overcome
the idea of self and to achieve enlightenment.
In the Old Testament, the motif of “Jacob’s
ladder” stands for the link between the divine
and the human, something that is found in
almost all religions. Despite all differences in
the specific contents, the image of the ladder
to heaven is always based on the same
concern: overcoming human contingency,
whether by way of “God’s descent to humankind” or an “ascent of humankind”. In this
sense, the ladder to heaven can be interpreted
as a complex cosmic, eschatological symbol
that is in fact the fundamental motif of all
religion.
The metaphorical meaning of the stairway is
also encountered in everyday proverbs and
idiomatic expressions. If we believe what is
said on the stairway, then social changes are
only possible via backstairs politics. Idiomatically, we compare success and career with a
ladder that one can climb up or fall down. The
metaphor of the “steps” that follow one after
another is used to describe life as it is lived or
the progress in philosophical or moral
knowledge. A thought or idea that occurs to
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Auch in alltäglichen Sprichwörtern und Redewendungen findet sich die metaphorische Bedeutung
der Treppe wieder. Glaubt man den Treppengesprächen, sind gesellschaftliche Veränderungen
nur über politische Hintertreppen möglich.
Umgangssprachlich vergleichen wir den Erfolg
und die Karriere mit einer Leiter, die man heraufoder herunterfallen kann. Die Metapher der
„Stufenfolge“ wird bemüht, wenn es darum geht,
das gelebte Leben bzw. den philosophischen oder
moralischen Erkenntnisfortschritt zu beschreiben.
Als Treppenwitz bezeichnet man einen Einfall oder
Gedanken, der jemandem einen Moment zu spät
einfällt („beim Hinausgehen auf der Treppe“) und
in der aktuellen Runde oder Diskussion nicht mehr
vorgebracht werden kann. Geschichtliche Begebenheiten, die – vor allem im Nachhinein – absurd
oder ironisch wirken, werden gerne als „Treppenwitz der Geschichte“ bezeichnet. Der Begriff der
Skala (ital. Scala = Treppe) bezieht sich auf
musikalische oder farbliche Ordnungsmuster,
die aber auch in unseren Gefühlswelten auf ganz
individuelle Weise erfahrbar werden können.
Die Treppe bzw. deren Symbolik berührt also
gleichermaßen den ganz persönlichen, alltäglichen Lebensbereich wie auch kulturhistorische,
religiöse oder politische Aspekte unserer Wirklichkeit. So bildet sie den idealen Bezugspunkt
für ein Kunstprojekt im urbanen Raum, das
durch Interventionen und Installationen Fragestellungen des privaten und öffentlichen Lebens
gleichermaßen verhandeln soll.
one too late (“on leaving, going down the
stairs”) so that it cannot be used in the current
discussion is called “stairway wit” in German.
Historical events that seem absurd or ironic,
particularly ones that seem so after the fact,
the ironies of history, are in German often
called the “stairway wit of history”. The
concept of the scale (Italian scala = step)
refers to an ordering pattern for music or
colours, and can be experienced in very individual manners in our emotional make-ups.
Thus, the stairway and its symbolism touches
the very personal, everyday sphere of life as
well as aspects of our reality pertaining to
cultural history, religion and politics. It thus
forms the ideal reference point for an art
project in urban space that is intended to treat
questions pertaining both to private and public
life by way of interventions and installations.
Stairs are much used in Wuppertal to go about
the city by foot and as a welcome short cut. The
quarter Ostersbaum is characterised by a
unique, concentrated accumulation of various
stairways around the centre of gravity of the
quarter, Platz der Republik (Republic Square).
Characteristic of the quarter is that it is
densely built up with large, multi-storey
tenement buildings and the factory premises of
middle-sized industry and skilled trades dating
back to the period of rapid industrialisation
in the late 19th century. To utilise the land
available for building to the maximum, the
residential buildings are built into the slope.
Instead of gardens and courtyards between
the individual building complexes, there are
terraces that are accessible from the various
storeys via narrow foot bridges and slanted
crossovers. Seen from the street, the façade
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Treppen werden in Wuppertal für die fußläufige
Erschließung der Stadt und als willkommene
Abkürzung vielfach genutzt. Der Stadtteil Ostersbaum zeichnet sich durch eine einzigartige,
konzentrierte Ansammlung unterschiedlicher
Treppenanlagen rund um den Platz der Republik
als Quartiersmittelpunkt aus. Der Stadtteil ist
geprägt durch eine dichte Bebauung aus mehrstöckigen Mietskasernen und Fabrikbauten
mittelständischer Industrie- und Handwerksbetriebe der Gründerzeit. Um die verfügbare Baufläche maximal auszunutzen, sind die Wohnbauten in
die Hänge hineingebaut. Anstelle von Gärten und
Höfen zwischen den einzelnen Gebäudekomplexen
finden sich Terrassen, die über schmale Brücken
und abgestufte Stege aus den verschiedenen
Geschossen heraus zugänglich sind. Auch die zum
Straßenverlauf hin geschlossene Fassadengliederung ist immer wieder durch schmale Treppenverläufe durchschnitten. Diese verbinden den
Höhenrücken auf dem Platz der Republik mit der
Innenstadt von Elberfeld und den Nachbarquartieren in der Talsohle. Durch Brandmauern sind die
durch Passanten genutzten Durchgangsräume von
den Wohnquartieren abgetrennt. Die hoch aufragenden Wände sind an einigen Stellen durch
Fenster und Türen durchbrochen, so dass privates
und öffentliches Leben sich hier unmittelbar zu
begegnen oder zumindest zu berühren scheinen.
Die pittoresk durch das Stadtquartier gezogenen
Treppen bereiten dabei nicht einen architektonischen Höhepunkt vor; in labyrinthisch kleinteiliger Anordnung verknüpfen sie private, berufliche
und öffentliche Lebensräume, die im Platz der
Republik schließlich ihren kommunikativen
Mittelpunkt finden sollen.
Das Kunstprojekt rückt die Ostersbaumer Treppen
und deren Umfeld in den Mittelpunkt künstlerischer Auseinandersetzung. Sieben Künstler
wurden eingeladen, sich mit den architektonischen, topografischen, gesellschaftlichen,
historischen, philosophischen und poetischen
Aspekten der Wuppertaler Treppenanlagen zu
beschäftigen und speziell für diese Orte neue
Projektideen zu realisieren. Das ortsspezifische
Kunstprojekt gewinnt hier seine besondere
Qualität, sind es doch weder Plätze noch sogenannte „Unorte“, die eine besondere künstlerische
Akzentuierung oder Verfremdung erfahren. Es
geht darum, die Treppen in ihrem gegenwärtig
eher verwahrlosten Zustand zu erkunden und in
ihrer Bedeutung für das Stadtbild Wuppertals zu
erfassen. Es handelt sich nicht um sogenannte
„vergessene“, kaum noch genutzte Orte, vielmehr
presents a closed structure, but is repeatedly
cut by narrow flights of steps. These steps link
the ridge at Republic Square with the city
centre of the Wuppertal quarter Elberfeld and
with the neighbouring quarters in the bottom
of the valley. These passages for pedestrians’
use are separated from the residential quarters by firewalls. The high-rise walls are
interrupted here and there by windows and
doors, so that private and public life seem to
encounter each other directly or at least to
touch each other. The picturesque stairways
through the city quarter do not pave the way
for an architectural climax; rather, with their
labyrinthine, small-scale layout, they link
private, job-related and public living spaces
that are ultimately supposed to have their
communicative centre in Republic Square.
The art project places the Ostersbaum stairways and their environment in the focus of
artistic reflection. Seven artists were invited
to reflect on the architectural, topographic,
social, historical, philosophical and poetic
aspects of the Wuppertal stairways and to
realise new projects tailored to these places.
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um ständig von Passanten und Anwohnern frequentierte Passagenräume. Graffiti, Spuren der
täglichen Nutzung, technische Installationen,
selbst Abfälle zeugen von der Wichtigkeit dieser
Durchgänge, die nicht nur unterschiedliche
topographische Ebenen der Stadt miteinander
verbinden, sondern darüber hinaus unterschiedliche Lebens- und Erfahrungsbereiche miteinander
verschränken.
Das temporäre Kunstprojekt lässt diese Aspekte
vielschichtig sichtbar werden. Ottmar Hörl
entwirft ein „Weltanschauungsmodell 1“, um die
Wahrnehmung einerseits auf das Stadt- und
Landschaftspanorama zu richten, andererseits
die Vielfältigkeit und Offenheit unterschiedlicher
Welterklärungsmuster, so wie sie auch diesen
multikulturell geprägten Stadtteil bestimmen, als
Interaktionsmodell vor Augen zu führen. Maik und
Dirk Löbbert konfrontieren den Passanten mit
einem „Reliefbild“, das in der lokalspezifischen
Fassadenverschindelung eine besondere ästhetische Qualität offenbart. Helga Griffiths erkundet
die klangliche Dimension eines Treppenraumes,
indem sie die Stufen in einem interaktiven Spiel
mit den Passanten als Tonskala erfahrbar werden
lässt. Babak Saed ruft auf zum „Zivilen Ungehor-
This is an art project specific to a certain
locale, and as such it takes on a special quality
here inasmuch as it is neither squares nor socalled “non-places” that are subject to a
particular artistic accentuation or alienation.
The point is to explore the stairways in their
present state of disrepair, and to grasp their
significance for Wuppertal’s cityscape. These
are not so-called “forgotten” places that are
hardly used any more, but rather passageways
that are constantly frequented by passers-by
and residents. Graffiti, traces of everyday use,
technical installations, even rubbish are
evidence of the importance of these passages,
which not only link various topographical
levels of the city with each other, but also
bring different spheres of life and experience
into contact with each other.
The temporary art project makes these aspects
visible on many levels. Ottmar Hörl has designed a “World-View Model 1”, on the one
hand to direct perception to the panorama of
cityscape and landscape, on the other hand to
open our eyes to the diversity and openness of
the different manners of explaining the world
such as are characteristic of this multicultural
quarter, displaying this diversity and openness
as an interaction model. Maik and Dirk Löbbert
confront the passer-by with a “relief image”
that reveals a special aesthetic quality when
seen in the context of the façade shingling
specific to this locale. Helga Griffiths explores
the acoustic dimension of a stairway by making
the steps experienceable as a musical scale
played interactively with passers-by. Babak
Saed makes an appeal for “civil disobedience”:
he mobilises citizens of the city first to oppose
the soiling of the façades by graffiti, then to
engage them for a typographical intervention
on one façade. Horst Gläsker collects disparate
emotions from a wide-ranging scale of feelings, fashioning them to visual poetry that is
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sam“: er mobilisiert Bürgerinnen und Bürger der
Stadt, sich zunächst der Verschmutzung von
Fassaden durch Graffiti entgegenzustellen, um sie
dann selbst für eine typographische Intervention
an einer Fassade in den Dienst zu nehmen. Horst
Gläsker sammelt disparate Emotionen einer weit
gefächerten Gefühlsskala und gestaltet diese zur
visuellen Poesie, die sich durch die Transformation der Treppe in einen gestuften Farbraum auf
einer anschaulich-sinnlichen Ebene weiter
entfaltet. Paul Schwer umfaltet eine klassizistische Pavillon-Architektur durch ein schwereloses
Farbgebilde, das Raum-Lichterfahrungen aus
unterschiedlichen kulturhistorischen Kontexten
zusammenführt. Tatzu Nishi verwandelt die
Treppenanlage als Außenraum in ein Interieur, das
die Wahrnehmung auf vorhandene Spuren gelebten Alltags zoomt und so öffentliches und privates
Leben, Handlungsspuren und gegenwärtiges
Leben interagieren lässt. Das Alltagsbild dieses
Stadtteils wird als Denkmal selbst auf den Sockel
erhoben. Damit verdichtet sich in der Arbeit von
Tatzu Nishi das entscheidende Thema dieses
Kunstprojekts, in dem es ja gerade um das
vielschichtige Zusammenspiel unterschiedlicher
Erfahrungs- und Handlungsräume zwischen dem
ganz persönlichen und dem öffentlichem Leben
geht. Künstlerische Setzungen dringen bis an die
Grenzen des Privaten vor, um die Intimsphäre
jedoch nicht voyeuristisch zu durchbrechen, eher
um Respekt vor diesem lebenswerten, ein wenig in
Vergessenheit geratenen Stadtteil und den hier
wohnenden und arbeitenden Menschen zu vermitteln.
Ingrid Raschke-Stuwe
Kuratorin und Vorstand
der Elisabeth Montag Stiftung
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further unfolded by the transformation of the
stairway to a graduated colour space on a
perceptible, sensory level. Paul Schwer envelops a classicistic pavilion architecture with
a weightless colour structure uniting experiences of space and light from various contexts
in the history of culture. Tatzu Nishi transforms the stairway from an exterior to an
interior, zooming perception in on existing
traces of everyday life, thus making public and
private life, traces of action and present life
interact with each other. The everyday picture
of this quarter itself becomes a monument and
is put on a pedestal. Thus, the key theme of
this art project, the multifarious interaction of
various spaces of experience and action
between very private and public life, is concentrated in Tatzu Nishi’s contribution. Artistic
fiats advance up to the limits of the private,
but not to voyeuristically break into the sphere
of privacy, but rather to convey respect for this
liveable, somewhat forgotten quarter and for
the people who live and work here.
Ingrid Raschke-Stuwe
Curator and Member of the Board of the
Elisabeth Montag Foundation
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Horst Gläsker
–
HOLSTEINER TREPPE
»Scala«
WUPPERTAL / ORTSTEIL OSTERSBAUM
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Der Weg über die Hintertreppe zur
philosophischen Paradetreppe
Die Holsteiner Treppe, von Horst Gläsker zur
Scala transformiert
Dr. Sabine Fehlemann
Nicht die Mailänder Scala, sondern die Wuppertaler Scala gibt es neuerdings, dank Horst Gläsker,
der sie zusammen mit Margret Masuch, seiner
Ehefrau, inhaltlich abgestuft hat. Scala ist die
italienische Bezeichnung für Treppe. Horst Gläsker
hat ein temporäres Kunstobjekt erstellt, indem er
verbalisierte Emotionen damit verbindet. Er
nannte diese Installation ursprünglich: „Treppe
der Sinne“, oder „Scala dei sentimenti“. Er will die
Menschen vor Ort auf ihre Gefühle und Befindlichkeiten beim Besteigen der Treppen aufmerksam
machen und ihre Emotionen durch Begriffe herausfordern, die er fortlaufend auf die Stirnseiten
der Treppen montiert hat. In bunten Farben begleiten einzelne Wörter den Aufsteiger, stufenweise.
Die Holsteiner Treppe, eingepfercht zwischen
Häusern, zieht sich zwischen der Gathe und der
Holsteiner Straße mit 112 Stufen, kaum wahrzunehmen, aufwärts. Der Künstler hat sie von unten
nach oben mit Wörtern bedacht. Diese Treppe hat
neun Absätze, die der Künstler auch für seine
Wortgefüge als Absätze eingesetzt hat. So hat er
jeweils neun Ensembles von Wortideen geprägt.
Jede Stufe trägt ein Wort, nur im Aufsteigen zu
lesen. Adjektive, einzelne Verben und Substantive
hat er verwendet. Neun Treppenabschnitte
erinnern an die Lebensstufen in ebenfalls neun
Abstufungen. Die Darstellungen der menschlichen
Lebensstufen als Treppen führen nach dem
Höhepunkt von 50 Jahren wieder abwärts. Hier
sind die Stufen wie Himmelsleitern nur nach oben
gerichtet.
„Scala“, Farbe auf Treppenstufen
“Scala”, paint on steps
The way over the backstairs to the
philosophical parade steps
The Holsteiner Treppe, transformed into Scala
by Horst Gläsker
Dr. Sabine Fehlemann
Not to be confused with La Scala in Milan,
Wuppertal now has its own Scala thanks to
Horst Gläsker who, with his wife Margret
Masuch, has divided steps into sections according to content. Scala is the Italian word for
steps. Horst Gläsker has created a temporary
art object by connecting verbalised emotions
to it. He originally named this installation
“Steps of Feelings” or “Scala dei sentimenti”.
He wants to make people aware of their feelings and sensitivities as they climb the steps
and challenge their emotions through concepts
which he has mounted on the front side of each
of the steps in succession. Single words in
bright colours escort the climber step by step.
Sandwiched between houses, the 112 Steps of
the Holsteiner Treppe extend upwards, albeit
hardly noticeably, between Gathe and Holsteiner Straße. The artist has covered them with
words from the bottom to the top. The steps
have nine landings which the artist has employed like paragraph breaks for his word
arrangements. In this way, he has formed nine
ensembles of word ideas for each one. Each
step bears a word which can only be read when
ascending. He has used adjectives, verbs and
nouns. Nine sets of steps recall the stages of
life, which are also divided into nine levels. The
portrayals of the stages of human life as steps
lead back down after the highpoint of 50 years.
Here the steps are only directed upwards like
ladders to heaven.
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Gläsker has created word complexes. The first
four flights each contain 15 steps, in accordance with building regulations for public
spaces which allow no more than 15. Thereafter
there are 11 steps on the 5th and 9th flights
and between these 10 steps each with corresponding words.
The lowest flight still seems homely; here the
words refer to the family, which warms,
protects, strokes, and caresses, but can also
terrify and then forgive again. The words in
this context speak of mother and happiness,
home, family, honour, innocence, but also of
fear and remorse. One can dream up and
imagine an entire novel from them.
The second flight could be entitled friendship.
Here there are not only nouns and verbs such
as laugh, speak, and reassure, which are fitting
for this context, but also arm and defend
oneself, and adjectives such as peaceful and
aggressive. On the whole, however, the nouns
show the way, with honesty, closeness,
brother, enthusiasm and anger.
Gläsker hat Wortkomplexe geschaffen. Die ersten
4 Treppenabsätze enthalten jeweils 15 Stufen, gemäß der Bauordnung im öffentlichen Raum, die
nicht mehr als 15 zulässt, danach sind es an der
5. und 9. Treppe je 11 und dazwischen je 10 Stufen
mit entsprechenden Wörtern.
Der unterste Absatz wirkt noch ganz heimelig, da
ist die Rede von der Familie, die wärmt, beschützt,
streichelt, liebkost, aber auch erschrecken und
dann wieder vergeben kann. Von Mutter und Glück,
von Heimat, Familie, Ehre, Unschuld aber auch von
Angst und schlechtem Gewissen ist in diesem
Zusammenhang die Rede. Man kann sich einen
ganzen Roman daraus zusammenphantasieren
und vorstellen.
Dem zweiten Treppenabsatz könnte man den
Untertitel Freundschaft zuordnen. Hier gibt es
nicht nur Haupt- und Tätigkeitswörter, die in einen
solchen Zusammenhang passen, wie lachen,
sprechen, beruhigen, aber auch wappnen und zur
Wehr setzen, sondern auch Eigenschaftswörter
wie friedlich und aggressiv. Im Ganzen aber zeigen hier die Hauptwörter, wo es lang geht, mit
Ehrlichkeit, Nähe, Bruder, Begeisterung und Zorn.
If one wants to climb the third flight and
understand, caution is called for. Here one
walks over such terms as rage, envy, accusations, trauma, lies and threat which should
clearly be countered by words such as respect,
prudence and restraint. Anyone who is distressed by malicious abuse and being offended
would do well to be warned against the muddle
of extremely different reactions.
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A new, fourth flight introduces an unreservedly
positive feeling – love, affection, kiss on the
hand, passion and admirer are the only nouns
here. These are joined by adjectives such as
ebullient and attractive, before the verbs make
everything clear with come together, seduce,
yearn, fall in love, dance or tingle.
Will man den dritten Treppenlauf begreifend
beschreiten, so ist Vorsicht geboten. Hier geht es
um bzw. man geht über die Begriffe wie Wut, Neid,
Vorwürfe, Trauma, Lügen, Drohung, die offenbar
gekontert werden sollen durch Wörter wie Achtung, Besonnenheit und Beherrschung. Wen bösartiges Beschimpfen und Beleidigt sein betrübt,
der soll wohl gewarnt werden vor dem Wirr(-Warr)
höchst unterschiedlicher Reaktionen.
Ein neuer, 4. Treppenlauf eröffnet eine ganz freizügig nachzuvollziehende positive Empfindung:
Liebe, Zuneigung, Handkuss, Leidenschaft und
Verehrer sind hier die alleinigen Hauptwörter.
Dazu gesellen sich die Eigenschaftswörter wie
überschwänglich und anziehend, bevor die Verben
alles klar ziehen mit zusammenkommen, verführen, schmachten, verlieben, tanzen oder kribbeln.
Der 5. Treppenlauf zeigt Unmut in diesmal nur 11
Stationen. Eifersucht, Panik und Zweifel werden
hier mit Kurzschluss, Liebeskummer, Kränkung
Hass und Enttäuschung gekoppelt. Da bleiben nur
drei begleitende und erklärende Begriffe übrig:
verzweifelt, weinen und sich verlassen fühlen.
Der 6. Treppenlauf baut den nach oben Strebenden
zum Ausgleich zehnteilig wortreich wieder auf.
Er zeigt Würde, Treue, Güte, Tiefe, Klärung und
Ausdauer auf. Er plädiert für standfest bleiben
und für beistehen und überwinden. Darin scheint
er sich göttlich zu finden.
Doch hat man noch nicht alles Schlechte überschritten. In dem sprichwörtlich gefährdeten
7. Absatz folgt Schlimmes auf dem Fuße. Hier
braucht man nur der Reihe nach aufzuzählen
um zu begreifen, worum es hier geht: Um Schuld,
Tränen, Rache, Leiden, Wahn, Schweigen, Missbrauch, Verfolgung, Schrecken und Terror. Nur
Hauptwörter kommen zum Ausdruck.
The fifth flight shows resentment, this time in
only 11 stations. Jealousy, panic and doubt are
coupled with rashness, lovesickness, offence,
hatred and disappointment. Only three accompanying and explanatory terms remain – desperate, cry and feel abandoned.
The sixth flight re-establishes equilibrium in
the person striving upwards with a wealth of
words in ten parts. It highlights worth, loyalty,
benevolence, depth, clarification and perseverance. It advocates remaining steadfast, standing by someone and overcoming. In this it
seems to find itself divine.
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Doch dann kommt der Frieden! Die 8. Treppe zeigt
die große Versöhnung. Auf Hoffnung baut sie auf,
auf Vertrauen und Wertschätzung, ebenso wie auf
Verständnis, Besinnung, Einsicht und Mitleid. Nur
zwei Verben sind ihre Erfüllungsgehilfen: heilen
und beschämen.
Die letzte und 9. Treppe hat den ermüdeten
Wanderer dann endlich ganz nach oben geführt,
zu einer Erhabenheit mit Mut, Sinn, Ehren und
Respekt. Jetzt genießt er die Weite des Blicks,
die Stille der Freiheit. Die Rücksicht kann er nun
wörtlich nehmen, er hat mit seinen 112 Stufen
die ganze Treppe und damit viel geschafft. Er
kann sich bewundern und an sich glauben. Kurz:
er ist zum Schluss von Dankbarkeit bewegt. Was
eine stufenreiche Treppe alles an einem sie Betretenden, wenn er denn nicht achtlos darüber
geht, bewirken kann, zeigt uns der Künstler
zum Teil augenzwinkernd ironisch, zum Teil
auch ernst.
But not all the bad has been passed yet. In the
endangered seventh flight, bad follows. Here
one needs only to go through the list to understand what this is about – guilt, tears, vengeance, sorrow, delusion, silence, abuse,
persecution, fright and terror. There are only
nouns.
But then comes peace! The eighth flight shows
the great reconciliation. It is based on hope,
trust and esteem, understanding, reflection,
insight and sympathy. Only two verbs are here
to assist – heal and shame.
The ninth and last flight has finally led the
exhausted wanderer to the top, to sublimity
with courage, sense, honour and respect. Now
he can enjoy the view in all its expanse and the
tranquillity of freedom. He can now literally
look back and consider – he has achieved a lot
by climbing all 112 steps. He can be proud of
himself and believe in himself. In short, he is
moved by gratitude at the end. The artist
shows us, in part with conscious irony, in part
seriously, what a long flight of steps can
provoke in a person who has climbed them if he
does not just walk over them without thinking.
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Minimalistische Denkbilder hat Gläsker hier
geschaffen. Die Concept Art hat dabei Pate gestanden, nur die Farbigkeit hat er beibehalten.
Keine ganzen Sätze, wie bei Jenny Holzer, werden
formuliert, sondern präzise Wörter setzen eine
poetische Logik in Gang. Horst Gläsker ist
prädestiniert ein solches Projekt künstlerisch zu
gestalten, auch wenn diese Arbeit ein ganz neues
Licht auf seine Interessen wirft. Kunst will er
nicht nur für das Ghetto Museum oder Galerie
schaffen, sondern sie in die alltägliche Umwelt
integrieren oder wie hier in die Stadtarchitektur
einbringen. Der „Stadtindianer“ mit dem bunten
Federkopfschmuck, wie er sich gern selbst darstellt, ist 1949 in Herford geboren, studierte an
der Düsseldorfer Kunstakademie, hatte früh,
bereits 1980-81 eine erste Einzelausstellung im
Von der Heydt-Museum, hat seit 1988 verschiedene Gastprofessuren in Münster und Braunschweig inne und war von 1998-2004 ordentlicher
Professor an der Kunsthochschule in Kassel.
Seit langem beschäftigt er sich mit der Kunst
im Dialog mit der Architektur, außerdem hat er
vielfarbige, große und kleine Skulpturen geschaffen. So ist seine Auseinandersetzung mit Wörtern
auf Treppen in Wuppertal, die er bereits selbst
oft schon beschritten hat, für ihn ein besonderes
Anliegen, das er meisterlich bewältigt.
Die Wuppertaler Treppen sind ein architektonisches Juwel und eine besondere Spezialität dieser
Stadt, die aufgrund erheblicher Höhenunterschiede die Wohngebiete im 19. Jahrhundert mit
Fußgänger-Treppen verband. Damals entstanden
469 Treppen mit insgesamt 12.383 Stufen. Die
berühmteste Treppe hat einen sehr onomatopoetischen Namen: Tippen-Tappen-Tönchen. Denn
Treppen erzeugen durch den Benutzer Geräusche.
Dass sie jedoch auch Empfindungen hervorrufen
können, eine märchenhafte verbal geprägte Reise
nach oben begleiten und gleichzeitig zur Ertüchtigung beitragen können, das hat jetzt Horst
Gläsker aufgedeckt. So schafft er hier märchenhafte Metamorphosen.
Gläsker has created minimalist notions here.
It has been inspired by Concept Art – he has
only preserved the colourfulness. No complete
sentences are formed, as with Jenny Holzer;
instead, precise words set off a poetic logic.
Horst Gläsker was predestined to create such
an artistic project, even though this work casts
a new light on his interests. He does not want
to create art for the ghetto, museum or gallery,
but integrate it into the everyday environment
or, as here, install it into the city architecture.
The “Urban Indian” with the colourful feather
head-dress, as he likes to portray himself, was
born in Herford in 1949, studied at the Academy of Fine Arts in Düsseldorf, had his first
solo exhibition in the Von der Heydt Museum
as early as 1980-81, has held various visiting
professorships in Münster and Braunschweig
since 1988, and has been a full-time professor
at the Kunsthochschule in Kassel since 1998.
For a long time he has concerned himself with
the dialogue with architecture; he has also
created small and large multi-coloured sculptures. His approach using words on the steps
in Wuppertal, which he himself has walked on
many occasions, is of special concern to him
and he executes it in masterly fashion.
Wuppertal’s steps are an architectonic jewel
and a special feature of the city, which connected the residential districts with flights
of steps for pedestrians in the 19th century
because of the considerable differences in the
ground elevation. 469 flights of steps with a
total of 12,383 individual steps were built at
that time. The most famous flight of steps has
the very onomatopoeic name of Tippen-TappenTönchen – from the sounds produced by visitors when they walk on them. Horst Gläsker
has now revealed that steps can, however, also
arouse sensations, accompany one on a fabulous, verbal journey upwards and at the same
time help make one fit. This is how he creates
fabulous metamorphoses here.
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Dank Horst Gläsker fängt diese so lange vernachlässigte Treppe nun endlich an zu erzählen und
stellt sich auf ihre Begeher ein. Denn über diese
Treppe schreiten Einige nachdenklich, Andere
versuchen, sich im sportlichen Erobern, wieder
Andere sind mit ganz anderen Dingen beschäftigt.
Viele können sich hier finden, die Familien, die
Nachbarn, die Liebespaare, die Besorgten, die Beladenen, die Einzelgänger, sogar die Bösen sind
von Horst Gläsker beim Wort genommen worden.
Man kann die Treppe natürlich auch von oben
kommend benutzen, doch dann wird das Lesen
schwieriger, aber man hat den Genuss der reinen
Farbskala, die nicht auf die Wörter bezogen
wurde.
Thanks to Horst Gläsker, these steps, which
have been neglected for so long, now finally
begin to tell a story and adjust to the people
who walk over them, since some people walk
over these steps pensively; others test themselves physically; still others are occupied
with completely different things. Many people
can find themselves here – families, neighbours, lovers, the troubled, the burdened,
loners, even bad people are taken at their
word. The steps can of course also be used to
descend, but then it becomes more difficult to
read. However, one has the pure pleasure of
the spectrum of colours, which is not related to
the words.
Diese zwischen die Häuserfassaden eingeklemmte, hoch hinausführende Treppe kann sich nun
endlich auch selbst zu Wort melden. Übrigens
die gewählte Schrifttype heißt: Humanist.
These steps, wedged in between the house
façades, leading upwards, can now finally also
have their own say. Incidentally, the font that
is used is called Humanist.
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Helga Griffiths
–
ENGELNBERGTREPPE
»Ascending Scale«
WUPPERTAL / ORTSTEIL OSTERSBAUM
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Helga Griffiths – Informationsträger
Dr. Gregor Jansen
Kennen gelernt habe ich Helga Griffiths auf der
Papierbiennale in Düren. Es war eine dieser Ausstellungen, in denen die thematischen Vorgaben
den Blick lenken, und dennoch hat es in ihrem
Raum etwas anderes ausgelöst, etwas Übergreifendes bedeutet. Sie hat das (Thema) Papier als
Informationsträger behandelt und ernst genommen, es in seiner Beschränktheit fixiert und
zugleich die Beziehungen zwischen All-OverStruktur und Individuum provokativ eingebunden.
Leitbilder wurden nur angedeutet, die LifestyleMagazine als Hochglanztapete benutzt, deren
fade Botschaft diesmal wirklich unseren Lebensstil direkt umkleidete und mit hierin eingebetteten Bildschirmen die zeitgleich gefilmte
Orientierungslosigkeit des Betrachters wiedergaben. Kleine, gut versteckte Überwachungskameras filmten ihn, wie er neugierig und hilflos
zugleich versuchte, dem Papier Informationen
zu entlocken, und sich selbst zu finden. Die
Informations-Flut verharrte in hochglänzender,
seidenmatt kalter Schönheit und papierener
Inhaltsleere - Papier lügt! Und wir im Spiegel
ihres Angesichts auch. Dies war 1998.
„Ascending Scale“, Computer, elektronische Steuerung, Sensoren,
Reflektoren, Lautsprecher
“Ascending Scale”, computer, electronic controller, sensors,
reflectors, speakers
Helga Griffiths – Communication medium
Dr. Gregor Jansen
My first encounter with Helga Griffiths was at
the Paper Biennial in Düren. It was one of
those exhibitions which are governed by a
given theme, and yet she had managed to make
something quite different out of her space,
using it to make allusions to a much wider
context. She interpreted paper (the theme) as
a communication medium and treated it seriously, demonstrating its limitations and at the
same time incorporating provocative relationships between overall structure and the individual. Prototypical images were only hinted
at; the lifestyle magazines used as glossy
wallpaper, whose faded message on this
occasion literally clothed our lifestyle and
replayed by means of embedded monitors the
loss of orientation of the observers, as filmed
by tiny, well-hidden observation cameras that
filmed them as they tried, curious but helpless,
to extract information from the paper and find
themselves at the same time. The flood of
information was frozen in high-gloss, frigid
beauty and the emptiness of paper – paper
does lie! As do we in the mirror of its gaze.
This was in 1998.
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Seit dieser Zeit befasst Helga Griffiths sich mit
der menschlichen Wahrnehmung und mit den
Codes, die unsere Kommunikationswelt prägen.
Die Künstlerin tritt unserer visuell geprägten
Kultur entgegen und stimuliert in Multi-SenseInstallationen zur Reflexion. Ihre Arbeit in
Wuppertal trägt den Titel „Ascending Scale“.
Diese Installation fordert wieder den Besucher,
ist aber weitaus interaktiver als damals in Düren.
Der Klang, den Griffiths als Material verwendet,
ist das 1. Präludium von Bachs „Wohltemperiertem Klavier“. 24 Akkorde wurden in neuer Reihenfolge angeordnet, welche die Besucher durch an
der Treppe angebrachte Sensoren und gegenüberliegende Reflektoren auslösen. Die Klangdateien
kommen aus dem Computer, an den eine elektronische Steuerung angeschlossen ist: die Klänge
überlappen sich.
Das ständige Wechselspiel ist enervierend und
spannend zugleich: inwiefern beeinflusst der
Klang die Bewegung der Besucher oder umgekehrt? Es entsteht eine Gruppendynamik – im
Gleichschritt, vorwärts – rückwärts, manche
versuchen gar die ursprüngliche Komposition
zu spielen. Diese Installation verändert den
Rhythmus der Bewegung und gleichzeitig der
Rhythmus die Musik.
Since then, Helga Griffiths has been working
with human perception and with the codes that
define our world of communication. The artist
makes a stand against our visually oriented
culture and stimulates thoughtful reflection in
multi-sense installations. Her work in Wuppertal is entitled “Ascending Scale”. This installation again makes demands on the observer,
but in a much more interactive way than in
Düren. The sound that Griffiths uses as material is the first prelude from Bach’s “WellTempered Clavier”. Twenty-four chords are
arranged in new sequences, which are triggered by the visitors as they activate sensors
fixed to the steps. The sound files come from a
computer equipped with an electronic controller; the sounds overlap.
The continual variation is both annoying and
exciting: how does the sound influence the
movement of the visitors or vice versa? A group
dynamic begins to develop – in step, forwards,
backwards, some try even to reconstruct the
original composition. This installation changes
both the rhythm of movement and the rhythm
of the music.
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Die Lautsprecher sind in den darüber liegenden
Bäumen platziert und kaum sichtbar. Generell ist
die Installation nur auf den zweiten Blick sichtbar:
Computer und Steuerung sind versteckt, alles
Visuelle der Installation ist zurückgenommen –
man sieht die 100 Jahre alte Treppe und die
darüber hängenden Äste der großen Bäume, alte
Häuser sowie eine Bank, die Griffiths aufstellte,
damit die Besucher auch verweilen, um anderen
zuhören und zuschauen zu können. Die Akteure
sind erstaunt, wenn sie plötzlich Klang vernehmen, bis sie feststellen, dass es ihr Schritt ist, der
diesen auslöst. Auch die Vögel machen ihr Spielchen mit.
Die einzelnen Akkorde (aufsteigende Noten), die
oft mit einem höheren Ton enden, führten zum
Titel „Ascending Scale“. Die Treppe ist der
Interaktionsort – steigert das Gruppengefühl,
weil ein einzelner natürlich weniger Akkorde
spielen kann als eine kleine Gruppe. Die Treppe,
die eigentlich Passage ist – wird hiermit zum
Verweilort im zeitbasierten Medium Musik für
menschliche, zeitbegrenzte Interaktion.
The loudspeakers are placed in the trees above
the steps and hardly visible. In fact, the whole
installation is hardly visible at first sight.
Computer and control unit are hidden away, all
the visual aspects of the installation minimized – one sees the 100-year old steps and
the branches of the big trees hanging over them,
the old houses and a bench, which Griffiths had
installed so that the visitors could linger to
watch and listen to others. These are amazed,
when they suddenly hear the sounds, until they
realize that they are set off by the movement
of their own feet. Even the birds play along.
The individual chords all end on a high note,
thus giving the work its name (“Ascending
Scale”). The steps are a place of interaction –
the group feeling is reinforced, because a
single person obviously cannot play as many
chords as several people together. The steps,
which are normally just a passage, become a
place to linger in the time-based medium of
music for temporary human interaction. The
people on the steps become actors – sometimes even nature: leaves falling from the branches above influence the composition just like
the birds, which are oddly animated and excited. Helga Griffiths chose the Bach piece because of its rhythm and the rising scales, which
unite to give the sound a minimalistic structure
and prevent it descending into total chaos.
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Die Passanten auf der Treppe werden zu Akteuren
– manchmal aber auch einfach die Natur: herunterwehende Blätter von den darüber liegenden
Ästen beeinflussen die Komposition genauso
wie die Vögel, die komischerweise ganz an- und
aufgeregt sind. Das Stück von Bach hat Helga
Griffiths wegen des Rhythmus und der aufsteigenden Noten ausgewählt, die zusammengenommen
dem Klang eine minimale Struktur geben und
verhindern, dass er völlig im Chaos versinkt.
Nicht zuletzt passt es hervorragend zum bekannten gegenläufigen Werk Marcel Duchamps, denn
auch Griffiths Multi-Sense-Installationen sind
Wahrnehmungsübersetzungen von Formen – hier
die Bewegung in Klang. Andere Arbeiten formen
den Braille-Code, der ja haptisch wahrgenommen
wird, in eine visuelle Installation (Trust), Sprache
in Morse (Sound Chair) oder Eigengeruch in visualisierte Moleküle (Olfactory Analysis). In Wuppertal ist es auch der Herbstgeruch der Blätter auf
der Treppe – der gleichzeitig im Unterbewussten
zur Musik und zur Bewegung wahrgenommen wird.
Spannend wird es in den nächsten Wochen, wenn
viele Blätter fallen – dann wird sicherlich eine
neue Komposition entstehen – denn so schnell
können die Menschen gar nicht gehen, wie die
Klänge ausgelöst werden – vielleicht wird es
aber auch eine Herbstkakophonie!
In addition, the piece fits very well to the wellknown work of Marcel Duchamp (although
ascending rather than descending!), because
Griffiths’ multi-sense installations are perceptual transformations of forms – in this case
movement into sound. Other works include the
Braille code, which is perceived by touch, into a
visual installation (“Trust”), language into
Morse (“Sound Chair”) or the artist’s own smell
into visualized molecules (“Olfactory Analysis”). In Wuppertal it is also the Autumn smell
of the leaves on the steps, which the visitor
perceives unconsciously together with the
music and the movement.
It will be exciting to see what happens in the
next weeks, when more leaves fall – a new
composition will surely be produced, as people
would not be able to move as fast as the
sounds are triggered – perhaps it will become
an Autumn cacophony!
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Ottmar Hörl
–
WÜLFINGTREPPE
»Weltanschauungsmodell 1«
WUPPERTAL / ORTSTEIL OSTERSBAUM
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Ottmar Hörl, “World View Model 1”
(Wülfingtreppe)
Dr. Christoph Kivelitz
Ottmar Hörl, „Weltanschauungsmodell 1“
(Wülfingtreppe)
Dr. Christoph Kivelitz
Ein „Weltanschauungsmodell“ hat Ottmar Hörl für
Wuppertal geschaffen. Unter einer Weltanschauung versteht man heute für gewöhnlich die auf
Wissen, Erfahrung und Empfinden basierende
Gesamtheit persönlicher Wertungen, Vorstellungen und Sichtweisen, die die Deutung der Welt,
die Rolle des Einzelnen in ihr und die Sicht auf
die Gesellschaft betreffen. Indem die Weltanschauung eine Gemeinschaft formt, wirkt sie
gleichzeitig aus- und abgrenzend gegenüber
Andersdenkenden, die sich diesen Vorstellungen
nicht unterordnen mögen. Hier zeigt sich die
politische Dimension des Begriffs. Andererseits
ist der hiermit verknüpfte Anspruch durch den
Titel relativiert. Es handelt sich ja offenbar „nur“
um ein zu reproduzierendes Muster, dem man sich
geschmeidig oder widerständig anzugleichen hat.
Als vereinfachendes und meist verkleinertes
Abbild der Wirklichkeit dient das Modell der
Nachahmung eines Vorbilds. Daraus ergibt sich
die Frage, ob die von Ottmar Hörl geschaffene
Skulptur sich abbildhaft auf ein bereits festgelegtes Konzept von Weltanschauung bezieht
oder aber als Hilfsmittel zur Bestimmung einer
solchen Einstellung zu betrachten ist. Die arabische „1“ als Teil des Titels suggeriert zudem, dass
eine Sequenz weiterer Modelle folgen kann, wodurch die absolute Haltung weiter anzuzweifeln
ist.
„Weltanschauungsmodell 1“, 170 Kunststofffiguren
“World View Model 1”, 170 plastic figures
Ottmar Hörl has created a “World View Model“
in Wuppertal. By world view, nowadays one
usually thinks of the sum of personal evaluations, notions and perspectives based on
knowledge, experience and feeling which
concern the interpretation of the world, the
role of the individual in it and the view of
society. By forming a community, the world
view simultaneously excludes and restricts the
dissenter who refuses to be subordinated to
these notions. It is here that the political
dimension of the term is revealed. On the other
hand, the demand which is associated with it
is relativised by the title. It clearly deals with
“only” a reproduced model which one has to
conform to with flexibility or resistance. As a
simplifying and mostly miniaturised image of
reality, the model serves as the imitation of
an archetype. This raises the question whether
the sculpture Ottmar Hörl has created is an
image which refers to a pre-determined world
view concept or should be regarded as an aid to
defining such an attitude. The Arabic numeral
“1” in the title also suggests that a sequence
of further models might follow through which
an absolute stance is to be further questioned.
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Das „Weltanschauungsmodell“ verkörpert sich in
einer auf der Wülfingtreppe sitzenden, männlichen Gestalt, deren Größe exakt durch die Maße
der einzelnen Stufen vorgegeben ist. Diese Figur
begleitet in 170facher Ausführung – zu dichten
Gruppen angeordnet – die oberen, auf das Tal
ausgerichteten Treppenabsätze. Die Passanten
sehen sich gezwungen, mäandernd zwischen und
neben diesen kleinwüchsigen Gestalten ihren Weg
zu finden. Diese nehmen ihrerseits von dieser
Bewegung keinerlei Notiz, sind sie doch ganz in
den Blick durch das Fernrohr auf das sich ihnen
bietende Panorama versunken. Die graue Einfärbung der Oberfläche akzentuiert die Gleichförmigkeit der in Kunststoff gegossenen Figuren, die als
„Weltanschauungsmodelle“ damit auf eine Ebene
der Neutralität gestellt sind. Jede Farbgebung
würde bestimmte Konnotationen im Hinblick auf
das religiöse Bekenntnis, die politische Haltung
oder die individuelle Einstellung zum Leben mit
sich bringen. Diese Verknüpfungen scheinen nun
zwar als mögliche Perspektiven auf, bleiben nun
jedoch grundsätzlich in eine dynamische Austauschbeziehung vielfältiger, sicherlich auch
heterogener „Weltanschauungen“ eingebunden.
Auch die Gruppe weißer Beobachter, die am untersten Treppenabsatz aufgereiht sind, bewahrt
eine neutrale Haltung.
Das künstlerische Denken von Ottmar Hörl (geb.
1950 in Nauheim) zielt auf Bildmodule, die er aus
den kulturellen, ökonomischen oder sozialen
Besonderheiten seiner jeweiligen Aktionsorte
ableitet. Dabei greift er Redewendungen –
„geflügelte Worte“ – auf, in denen kulturhistorische oder gesellschaftliche Aspekte oftmals
clichéhaft aufgehoben sind. Indem er Sprichworte
in plastische Bilder übersetzt, diese seriell
vervielfältigt und dann zu Ornamenten strukturiert in den öffentlichen Raum einbringt, ent-
The “World View Model“ is embodied in the
figure of a man sitting on the Wülfingtreppe,
whose size is determined exactly by the
dimensions of the individual steps. This figure
is reproduced 170 times – arranged into dense
groups – and follows the upper flights of steps
along the slope of the valley. Passers-by find
themselves forced to thread their way through
and around these small figures. For their part,
the figures take absolutely no notice of this
movement, entirely engrossed as they are in
the view of the panorama which they can see
through their binoculars. The grey colouring of
the surface accentuates the uniformity of the
plastic moulded figures which thus places them
on a level of neutrality as “world view models”. Any colour scheme would carry with it
specific connotations as regards religious
commitment, political stance or an individual
attitude towards life. These associations may
well now appear to be possible perspectives,
yet they remain fundamentally bound to a
dynamic relationship of exchange of diverse
and certainly heterogeneous “world views”.
The group of white observers which are lined
up on the lowest flight of steps equally maintain a neutral stance.
The artistic thinking behind the work of Ottmar
Hörl (b. Nauheim, 1950) is directed towards
image modules which he derives from the
cultural, economic or social particularities of
the area of activity in which he is working. In
this, he seizes on figures of speech – “familiar
quotations” – in which cultural historical or
social aspects are often contained in cliché
form. By translating sayings into sculptured
images, duplicating them in series and then
installing them in public space structured into
ornaments, these expressions develop a
function which organises their surroundings
and thereby demonstrate their political and
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social effectiveness. The philosophical “commonplaces” reveal their normative character
and form themselves into a collective “reflection of opinion” which is, however, questioned
by the respective context of the work as a
directive for action.
wickeln diese Aussprüche eine ihr Umfeld organisierende Funktion und demonstrieren hiermit ihre
politische und soziale Wirksamkeit. Die philosophischen „Allgemeinplätze“ offenbaren ihren
normativen Charakter und formieren sich zu
einem kollektiven „Meinungsbild“, das allerdings
durch den jeweiligen Kontext der Arbeit als Handlungsdirektive in Frage gestellt wird.
Über die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen, politischen, kunsthistorischen oder historischen Themen verschafft Ottmar Hörl seinem
Werk eine größtmögliche Öffentlichkeit, so bspw.
in den letzten Jahren durch „Das große Hasenstück“ mit 7.000 grünen Plastik-Repliken von
Dürers Hase oder durch seine unzähligen Berliner
Bären, die er auf Mittelstreifen Unter den Linden
positionierte. In diesen Projekten zeigt sich die
für Ottmar Hörl charakteristische Diskrepanz
zwischen Trivialität und Erhabenheit. Die zentrale
Grundfigur seiner Installationen bezieht sich
By dealing with social, political, art historical
or historical themes, Ottmar Hörl provides his
work with the highest possible level of publicity, as for example in the past few years with
“Das große Hasenstück” which involved 7,000
green plastic replicas of Dürer’s Hare, or with
his countless Berlin Bears which he placed on
the central reservation of Unter den Linden. In
these projects, the discrepancy between
triviality and sublimity, which is characteristic
of Ottmar Hörl’s work, is revealed. The central
basic figure of his installations refers to an
everyday reality which, as a result of standardisation and through the serial patterns of
order, takes on a superiority which dominates
the space. The real references are lent a
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jeweils auf eine Alltagswirklichkeit, die infolge
der Standardisierung und durch die seriellen
Ordnungsmuster eine den Raum beherrschende
Übermacht gewinnt. Die realen Bezüge gewinnen
durch die Vervielfältigung eine grotesk-satirische
Wirkung. Durch diese Verschiebung wird einer
grundlegenden Veränderung der Anschauung
von Wirklichkeit Vorschub geleistet. Unter dem
Überbegriff „Plastik als Organisationsprinzip“
entsteht ein bildhauerisches Werk, das insbesondere soziale Ordnungssysteme reflektiert und den
Begriff der Plastik bereits in ihrem Entstehungsprozess zeit- und wahrnehmungsbezogen erweitert.
In diesem Sinne wirft auch das „Weltanschauungsmodell 1“ weitere Fragen auf. Handelt es sich bei
der den Blick in die Ferne richtenden Gestalt um
die Wiederkehr eines romantischen Sehnsuchtsmotivs? Reflektiert der Künstler die in den
medialen Bilderfluten verflossene Betrachtung
von Wirklichkeit? Handelt es sich damit um ein
Symbol für Wahrnehmung unter den Bedingungen
ihrer Unmöglichkeit? Oder ist es schlicht und
einfach eine Hommage an die außergewöhnliche
Topographie der aus dem Tal in die Hänge hinein
gewachsenen Stadt? Vielleicht ist es aber auch
eine negative Projektionsfigur für die sich
fortschreitend individualisierende Gesellschaft,
deren Individuen sich nur noch per Voyeurismus
miteinander auseinander setzen? In jedem Fall
geht es darum, die Wahrnehmung des Betrachters
auf die Besonderheit des Gewöhnlichen zu lenken,
aber auch auf dessen Austauschbarkeit und damit
die Nichtexistenz des Individuellen. Das Leben
unterwirft sich einer DIN-Norm, die aber als
Leerformel und Modell dazu herausfordert, sich in
einem offenen System zu positionieren und in der
alltäglichen, politischen und sozialen Wirklichkeit
Gestaltungsansätze aufzufinden.
grotesque and satirical impact through the
duplication. This displacement fosters a
fundamental change in the view of reality. With
the umbrella term “sculpture as the organising
principle”, a sculptural work is created with
various different materials and techniques
which reflect social order systems in particular
and broaden the term sculpture with respect
to time and perception right from the very
creation process.
In this sense, the “World View Model 1“ raises
further questions. Is the figure looking into
the distance a return to a Romantic motif of
longing? Is the artist reflecting the blurred
view of reality as seen through the floods of
images in the media? Is it thereby a symbol for
perception on the condition of its impossibility? Or is it quite simply an homage to the
extraordinary topography of the city which
grew out of the valley and onto the slopes?
Perhaps it is also a negative projection figure
for the progressive individualising society
whose individuals only confront each other
through voyeurism? Whatever the case may be,
it is about steering the observer’s perception
towards the particularity of the familiar, but
also towards its interchangeability, and thus
the non-existence of the individual. Life
submits itself to an industrial standard which,
as an empty formula and model, challenges one
to position oneself in an open system and to
discover new starting points for other designs
within everyday, political and social reality.
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Maik und Dirk Löbbert
–
KOSAKENWEG
»Relief«
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Maik und Dirk Löbbert: „Relief“
Dr. Anne Schloch
Kunst und Wirklichkeit – das sind die beiden
zentralen Pole im Werk von Maik und Dirk Löbbert.
Ihr Ziel: Die Trennung zwischen den beiden Bereichen aufzulösen, so dass sie fließend ineinander
übergehen und eine Einheit bilden. Die Frage nach
dem Ort der Kunst und deren gesellschaftlicher
Akzeptanz ist dabei für die beiden Brüder elementar. Um die Kunst in den Alltag und in die Gesellschaft zu integrieren, arbeiten sie nicht nur im
institutionellen Kunstkontext für ein kunstinteressiertes Publikum, sondern auch im öffentlichen
Raum für den zufällig vorbeikommenden Passanten. Ihre Arbeiten platzieren sie dabei nie an den
kulturhistorischen oder touristischen Höhepunkten, den allgemein bekannten und beliebten
Postkartenmotiven. Ganz im Gegenteil: ihre
künstlerische Vorliebe gilt den UnOrten, den eher
unschönen „Sehenswürdigkeiten“, die in jeder
Stadt existieren.
Die Arbeiten von Maik und Dirk Löbbert bestehen
oft aus nur minimalen Veränderungen, kaum
wahrnehmbaren Interventionen, die sich stets
wie ein Chamäleon ihrer Umgebung anpassen und
erst auf den zweiten Blick sichtbar werden. Diese
ortsspezifischen Eingriffe sind das Ergebnis einer
intensiven Auseinandersetzung mit den Gegebenheiten der jeweiligen Situation. Das Vorhandene
wird von den beiden Brüdern sorgfältig analysiert, um die Besonderheit des jeweiligen Ortes,
seine charakteristischen und spezifischen Eigenheiten, herauszufiltern. Für ihre subversiven
Interventionen verwenden die beiden Künstler
dann meist genau die Elemente und Materialien,
die sich bereits an dem jeweiligen Ort befinden
und seine Eigenart ausmachen. So gelingt es
ihnen, zwischen dem Kunstwerk und seiner
Umgebung eine untrennbare Einheit herzustellen,
in der der Unterschied zwischen Vorgefundenem
und Gestaltetem aufgehoben wird und die Polarität von Kunst und Wirklichkeit zu einer Symbiose
geführt wird.
„Relief“, 2006, Holz, Zink, Faserzement, 3,30 x 5,40 x 0,11 m
“Relief”, 2006, wood, zinc, fibrous cement, 3,30 x 5,40 x 0,11 m
Maik and Dirk Löbbert: „Relief“
Dr. Anne Schloch
Art and reality – these are the two central
poles of Maik and Dirk Löbbert’s work. Their
goal – to eliminate the division between both
spheres so that they blend fluidly with each
other and form a unity. The question of the
place of art and its social acceptance is fundamental to the two brothers. In order to integrate art into everyday life and society, they
not only work in the institutional art context
for an art-loving audience, but also in public
space for people who just happen to be passing
by. They never place their works in cultural
historical or tourist hotspots, the generally
well-known and loved postcard motifs. On the
contrary, their artistic preference is rather for
non-sites, those unpicturesque “sights” which
exist in every city.
Maik and Dirk Löbbert’s works often consist of
only minimal alterations, hardly perceptible
interventions, which, chameleon-like, always
blend in with their surroundings and only become visible on closer inspection. These sitespecific intrusions are the product of an
intense examination of the given conditions
of the situation the artists are working in. The
two brothers meticulously analyse what is
already available to filter out the particularity
of the site and its characteristic and specific
singularities. The artists then use most of the
elements and materials already present at the
site which constitute its special character for
their subversive interventions. In this way,
they manage to establish an indivisible unity
between the artwork and its surroundings in
which the difference between what has been
found at the site and what has been created is
removed and the polarity of art and reality is
brought into symbiosis.
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Auch in Wuppertal haben Maik und Dirk Löbbert
eine solche, die Wahrnehmung des Betrachters
herausfordernde Intervention realisiert. Die zahlreichen Treppenanlagen, die sich in dem Stadtteil
Ostersbaum befinden, schlängeln sich versteckt
zwischen den Häusern durch das Viertel und
bieten dem Fußgänger ungewohnte Ansichten, da
neben den zur Straße ausgerichteten und architektonisch gestalteten Häuserfassaden auch die
schmucklosen Rückseiten der Gebäude sichtbar
werden. Dabei handelt es sich sehr häufig um
Brandwände, die mit grauen oder weißen Schindeln aus Faserzement verkleidet sind. Mit Schieferschindeln bedeckte Hauswände sind typisch für
das Bergische Land und prägen auch das Stadtbild
von Wuppertal. Doch immer häufiger wird der
Schiefer durch kostengünstigere Materialien
ersetzt. So auch am Kosakenweg, wo am Ende der
kleinen Treppe mehrere unterschiedlich verschindelte Brandwände aufeinandertreffen – große
monochrome, gleichmäßig gerasterte Flächen,
die nur vereinzelt durch eine Fenster- oder
Türöffnung unterbrochen werden, säumen den
Weg. Genau an dieser Stelle wird der Fußgänger
mit einem Stück Wand konfrontiert, das dort an
eine Mauer angelehnt steht und mit den gleichen
grauen Schindeln verkleidet ist wie eines der
direkt dahinter aufragenden Gebäude. Vollkommen selbstverständlich und doch irgendwie fremd
In Wuppertal, Maik and Dirk Löbbert have also
carried out such an intervention which challenges the observer’s perception. The numerous sets of steps which are to be found in the
Ostersbaum district wind their way through
the quarter, concealed between the houses,
and provide the pedestrian with unfamiliar
views because, besides the architectonically
designed house façades which look onto the
street, the unadorned rear of the buildings can
also be seen. These are often fire walls which
are lined with grey or white fibre cement
shingles. House walls covered with slate
shingles are typical for the Bergisches Land
region and also characterise the cityscape of
Wuppertal. However, slate is being increasingly replaced by cheaper materials. This is
also the case in Kosakenweg, where several
different shingled fire walls meet at the end of
the short flight of steps – large, monochrome,
uniformly grid patterned surfaces line the
path, only occasionally interrupted by a
window or doorway.
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wirkt dieses Fragment. Irritiert sieht sich der
Betrachter die Wände der umliegenden Häuser
genauer an: Hat sich irgendwo ein Stück aus der
Wand gelöst oder soll eventuell ein neues Stück
eingesetzt werden? Wurde das Stück Wand
vielleicht vergessen oder ist es absichtlich dort
abgestellt? „Nichts ist schwerer zu wissen, als
was wir eigentlich sehen“, hatte schon 1945 der
französische Philosoph Maurice Merleau-Ponty
erkannt.
„Relief“ – so lautet der Titel dieser Arbeit von Maik
und Dirk Löbbert. Das Relief, das jahrtausendelang überwiegend im architektonischen Zusammenhang anzutreffen war und sich erst im 20.
Jahrhundert als autonome Kunstform etabliert
hat, bewegt sich zwischen Malerei und Plastik,
Fläche und Volumen, Zwei- und Dreidimensionalität. Charakteristisch für das Relief ist, dass ausschließlich die Vorderseite bearbeitet wird und
sich die Darstellung plastisch vom Hintergrund
abhebt. Diese Merkmale zeigt auch das Löbbertsche „Relief“ auf dem Kosakenweg: Nur auf der
Vorderseite ist es mit Schindeln bedeckt und da
sich diese überlappen, entsteht auf der Fläche
eine leichte, eine „reliefhafte“ Plastizität. Auch
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At this very point, the pedestrian is confronted
by a piece of wall which has been leant up
against the outside wall and lined with the
same grey shingles as one of the buildings
directly behind it. This fragment seems quite
natural and yet somehow strange. Confused,
the observer looks more closely at the walls of
the surrounding houses – has a piece of wall
come away or is a new piece perhaps being put
in? Has the piece of wall perhaps been forgotten or has it been left there on purpose?
“Nothing is harder to know than that which
we can actually see,” remarked the French
philosopher Maurice Merleau-Ponty back in
1945.
“Relief” is the title of this work by Maik and
Dirk Löbbert. The relief, which has been a
prominent feature in the architectonic context
for millennia and first established itself as an
autonomous art form in the 20th century,
moves between art and sculpture, plane and
volume, two and three dimensionality. What
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in ihren architektonischen Kontext fügt sich die
Arbeit „Relief“ ein, aber nur scheinbar. Ein kleiner
Teil hängt über der Treppe in der Luft, ein Stück
ragt oben über die Mauer – „Relief“ passt sich
nicht wirklich an, sondern greift das Vorhandene
auf, um es in eine neue Dimension zu überführen.
„Relief“ zeigt kein auffälliges Gegenbild, keine
spektakuläre Installation, sondern eine stille
Intervention, in der mit einfachen Mitteln nicht
nur ein spannendes Wechselspiel zwischen Fläche
und Volumen, Sein und Schein, Oberfläche und
Körper, Gewöhnlichem und Außergewöhnlichem
geschaffen wird, sondern auch eine komplexe
Verschränkung von Kunst und Leben, da der
Kontext zum Inhalt der Arbeit und die Arbeit
zugleich zum Bestandteil des Kontextes wird.
„Relief“ – ein minimaler Eingriff mit maximaler
Wirkung.
is characteristic of the relief is that only the
front side is modelled and the image is projected out from the background as a sculpture.
This feature is also present in the Löbbert
“Relief” in the Kosakenweg – only the front
side is covered with shingles and because
these overlap, a light, “relief-like” plasticity
emerges on the surface. The work “Relief”
also fits in with the architectonic context,
but only seemingly. A small part hangs over
the steps in the air, a piece protrudes over
the outside wall – “Relief” does not really
blend in, but rather seizes on what is already
present in order to transport it into a new
dimension.
“Relief” does not present a conspicuous opposing image or spectacular installation, but
a silent intervention in which a fascinating
interplay between plane and volume, appearance and reality, surface and body, the
ordinary and the extraordinary is created by
simple means. It also shows a complex interweaving of art and life since the context
becomes the content of the work and at the
same time the work becomes an integral part
of the context. “Relief” – a minimal intrusion
with a maximum effect.
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Tatzu Nishi
–
FLENSBURGER TREPPE
»Die Treppe«
WUPPERTAL / ORTSTEIL OSTERSBAUM
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Tatzu Nishi
„Die Treppe“ (Flensburger Treppe)
Dr. Christoph Kivelitz
Auf die Frage, wer er sei, antwortet er: Tatsurou
Bashi, Tazro Niscino, Tatzu Nishi. Der Frage,
welches seine Lieblingsstadt sei, entgegnet er, er
möge alle Städte, wenn er sie als Fremder besuche. Wenn es möglich wäre, würde er nicht immer
an einem Ort bleiben wollen. Lieblingsskulptur
im öffentlichen Raum sei ihm die Stadt selbst
mit ihren Hochhäusern, Autobahnen, Baustellen,
jungen Leuten, alten Leuten, Autos, Straßenbahnen, Neonlampen etc. Tatsurou Bashi alias Tazro
Niscino alias Tatzu Nishi lebt als Wanderer zwischen den Welten und ewiger Flâneur eine transkulturelle Identität.1 Als Künstler japanischer
Herkunft arbeitet er vornehmlich im westlichen
Europa. Bevorzugt bewegt er sich an den Rändern
des Betriebssystems Kunst, verlässt er den
institutionellen Rahmen und umspielt mit Installationen und Interventionen die Schnittstellen
von öffentlichen, halb-öffentlichen und privaten
Räumen. Als Grenzgänger beobachtet er einen
Alltag und eine Kultur, die seiner Herkunft fremd
sind, spürt er Zeichen auf, die dem gewöhnlichen
Passanten durch Gewöhnung oder Unachtsamkeit
kaum noch wahrnehmbar sind: Denkmäler, Skulpturen, architektonische Details, Elemente der
Stadtmöblierung. Es sind Dinge, denen im Stadtraum eine funktionale oder zumindest symbolische Bedeutung zu Eigen ist, die aber in dieser
Bestimmung fast vollständig unsichtbar geworden sind. Tatzu Nishi begreift diese Versatzstücke
des öffentlichen Lebens als „objets trouvés“,
die er dem gegebenen Kontext, damit auch ihrer
eigentlichen Bedeutung entrückt und in ungewohnte Zusammenhänge einbringt.
„Die Treppe“, OSB-Platten, Farbe, Leuchtstoffröhren, Türen
“The Stairway”, OSB panels, paint, fluorescent
tube, doors
Tatzu Nishi
“The Stairway“ (Flensburger Treppe)
Dr. Christoph Kivelitz
His answer to the question “Who are you?“ is:
Tatsurou Bashi, Tazro Niscino, Tatzu Nishi. His
reply to the question “What is your favourite
city?” is that he likes all cities when he visits
them as a stranger. If it were possible, he
would not always want to stay in one place. His
favourite sculpture in public space is the city
itself, with its high-rise buildings, motorways,
building sites, young people, old people, cars,
trams, neon lights and so on. Tatsurou Bashi
alias Tazro Niscino alias Tatzu Nishi lives a
transcultural identity as a wanderer between
worlds and an eternal flâneur of Japanese
origin, the artist primarily works in Western
Europe.1 He prefers to move on the fringes of
the operating system of art, leaving the
institutional framework and playing around
with the interfaces of public, semi-public and
private spaces in his installations and interventions. As someone who constantly crosses
frontiers, he observes an everyday way of life
and culture which are foreign to him; he
pinpoints symbols which have become all but
imperceptible to the everyday passer-by
through familiarity or inattentiveness –
monuments, sculptures, architectonic details,
elements of urban decoration. These are things
which have a functional or at least symbolic
meaning in themselves within the city space,
but which have become almost entirely lost in
this context. Tatzu Nishi sees these set pieces
of public life as “objets trouvés” which he
removes from the given context – and thereby
their actual meaning – and places them in
unfamiliar associations. By means of scaf-
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Durch Gerüstkonstruktionen, Pavillons oder
Umbauten werden sie aus dem öffentlichen Raum
herausgeschnitten, isoliert und – im Sinne einer
Verfremdung – durch den neu geschaffenen
Kontext in eine eher privat anmutende Sphäre
verpflanzt. Auch die gewohnte Maßstäblichkeit
erfährt hierdurch eine Verfremdung. Die sich im
architektonischen oder städtebaulichen Umfeld
nahezu verlierende Skulptur dringt in ein Wohnoder Schlafzimmer ein. In ihrer Raum sprengenden Präsenz irritiert das Objekt die mit der
Atmosphäre von Gemütlichkeit und Geborgenheit
konnotierten Werte von privater Intimität und
bürgerlicher Zurückgezogenheit. Die den öffentlichen und privaten Raum durchwirkenden Hierarchien und Ordnungsmuster werden gegeneinander
verschränkt, durch absurd erscheinende Verknüpfungen angezweifelt und im Hinblick auf mögliche
neue Konstellationen in Bewegung versetzt.
folding constructions, pavilions or structural
alterations, they are cut out of the public
space, isolated and – for the purpose of
alienation – transplanted into a rather more
private-like sphere through the newly created
context. This also causes the familiar scale
to undergo a process of alienation. Sculpture,
which has all but disappeared in the architectonic and urbanistic sphere, finds its way into
a living-room or bedroom. In its presence,
which seems to break open the space, the
object confuses the values of private intimacy
and middle-class security which are connoted
by the atmosphere of cosiness and seclusion.
The hierarchies and patterns of order which
interweave public and private space are
intermingled, challenged by seemingly absurd
associations and set in motion in terms of
possible new constellations.
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In Wuppertal-Ostersbaum hat Tatzu Nishi die
Flensburger Treppe für seine Intervention ausgewählt. Die durch hoch aufragende Brandmauern in
eine enge Schlucht transformierte Treppenanlage
wird vielfach durch örtliche Passanten genutzt.
Der schummerige Treppenabgang ist nur durch
einige wenige nostalgisch wirkende, oftmals
defekte Laternen aufgehellt. Von den städtebaulichen Entwicklungen des 20. Jahrhunderts nahezu
vergessen, transportieren allein Graffiti, wenig
fachmännisch angebrachte Stromleitungen oder
Lüftungsklappen diesen zwar dunklen, doch auch
„romantisch“ empfundenen Passagenraum in die
Gegenwart des 21. Jahrhunderts. Ein klassisches
Gesims sowie ein dekoratives Wappen evozieren
den gründerzeitlichen Boom der Industrialisierung, dem das gesamte Stadtviertel seine Existenz
verdankt. Tatzu Nishi hat den Treppenlauf durch
abschließende Stirnwände und eine Deckenkonstruktion aus dem eng bebauten Häuserquartier
herausgelöst. Die Außenraumsituation wird in
einen Innenraum transformiert, der durch Flügelglastüren zu betreten und auch wieder zu verlassen ist. Der offene Treppenabgang transformiert
sich in ein architektonisches Gebilde, das wie
eine Schleuse zwischen das höher und das tiefer
gelegene Stadtviertel geschoben ist. Die eingezogene Decke setzt im vorderen Bereich in Höhe des
das erste Geschoss abschließenden Gesimses an
und wird diesem folgend mit nur einer Abstufung
bis zur unteren Stirnwand fortgesetzt. Dabei wird
die unter der Tragekonstruktion angebrachte,
weiß gestrichene Holzdecke, einem Innenraum
gemäß, vollkommen negiert. Während die Dimensionen des Raumes im oberen Bereich zunächst
durchaus den Maßen einer Altbauwohnung
entsprechen, vermittelt sich im weiteren Abstieg
schließlich der Eindruck eines gewaltigen, fast
sakral anmutenden Leerraums, der eine meditativ-kontemplative Haltung des Passanten befördert. Die nüchterne Beleuchtung durch
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In the Ostersbaum district of Wuppertal, Tatzu
Nishi has selected the Flensburger Treppe for
his intervention. These steps, which have been
transformed through high fire partitioning
walls into a narrow canyon, are frequently
used by local passers-by. The dimly lit steps
are only illuminated by a few nostalgic, often
defective street lanterns. All but forgotten by
the urban developments of the 20th century,
the graffiti and a few professionally installed
electricity cables or air vents are all that
transport this dark, but at the same time “romantic”, passage space into the 21st century
present. A classical cornice and a decorative
coat-of-arms evoke the Gründerzeit boom of
industrialisation to which the entire district
owes its existence.
Tatzu Nishi has removed the steps from the
densely built-up residential area by means of
closed off end walls and a roof construction.
The exterior space setting has been transformed into an interior space which can be entered and exited through sets of glass doors.
The open steps have been transformed into an
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Neonröhren überblendet das gewohnte Halbdunkel, so als sei jeder Besucher hier einer verschärften Beobachtung ausgesetzt. Doch auch bei
diesem Projekt ist nicht die durch den Künstler
eingebrachte Konstruktion Gegenstand der
„Ausstellung“, vielmehr ist diese als Instrument
zu verstehen, mit dessen Hilfe die Wahrnehmung
um- bzw. neu orientiert werden soll. Auch die
Leere und die gewaltigen Dimensionen des
Raumes sind nicht der eigentliche „Inhalt“ des
Projekts, sondern die Spuren menschlichen
Handelns und Wirkens, so wie sie diesen Passagenraum durchdringen: die Elemente des gründerzeitlichen Dekors, Leitungen, Lüftungskanäle und
Graffiti. Wie in Fährten und Zeichen wird durch sie
die Qualität des Raumes als Ort der Begegnung,
des Durchgangs und Aufenthalts, des Lebens,
architectonic entity which has been inserted
between the upper and lower lying districts of
the city like a sluice gate. The built-in ceiling
is attached in the upper section at the level of
the cornice which closes off the first floor and
follows this with only a single gradation to the
lower end wall. This completely negates the
white painted wooden ceiling, which is befitting for an internal space, mounted under the
support construction. Whereas the dimensions
of the space in the upper section correspond
perfectly to those of a flat in an old building,
the impression of a vast, almost sacred-like
empty space is conveyed the further one descends which fosters a meditative and contemplative attitude in the passer-by.
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Wohnens und Arbeitens anschaulich. So wird die
von Tatzu Nishi provisorisch eingebrachte Architektur tatsächlich als Resonanzkörper alltäglicher
Erfahrungen im Umgang mit öffentlichen und
privaten Räumen erlebbar. 2 Der Passant sieht sich
beim täglichen Durchschreiten dieses Treppenraums in eine Konstruktion geworfen, die ihn in
den Austauschprozess von Privatheit und Öffentlichkeit, zwischen Geschichte und Gegenwart
einbezieht. Die gewohnten Abtrennungen und
Grenzverläufe raumzeitlicher Strukturen verfließen in einem Kontinuum, in dem Besucher und
Passanten sich bewusst positionieren und orientieren müssen. So schafft Tatzu Nishi hier in
gewisser Weise einen Raum des Übergangs, an
dem er den täglichen Nutzer dieses Treppenabgangs an seinem eigenen Grenzgängertum Anteil
nehmen lässt.
1
In einem Gespräch mit Ali Subotnik, Broschüre
zur Ausstellung der Gallery Michael Janssen, Köln
2002.
2
Vgl. Gregor Jansen: „Relativität und ihre Resonanz“, in: Tatsurou Bashi alias Tazro Niscino |
obadch | ad hoch | Das habe ich gar zu gern | Der
Neunsitzer | Hotel Continental | Tama | Gut zu
wissen | Mir ist seltsam zumute. Hrsg. Junge Kunst
e.V., Wolfsburg 2002, o.S.
The sober neon strip lighting dispels the usual
semi-darkness, as if every visitor is exposed to
intense scrutiny. However, also in this project,
the construction installed by the artist is not
the object of the “exhibition”, but should
rather be seen as an instrument with whose
help perception should be realigned or newly
oriented. Equally, it is not the emptiness and
the vast dimensions of the space that are the
actual “content” of the project, but the traces
of human action and behaviour in the way that
they penetrate the passage space – the elements of Gründerzeit décor, cables, air vents
and graffiti. Just as with tracks and symbols,
the quality of the space as a place to meet, to
pass through and to rest, to live and to work
comes to life through them. In this way, Tatzu
Nishi’s temporarily installed architecture can
actually be experienced as a sounding board of
everyday human experiences in dealing with
public and private spaces. 2 In passing through
this step space every day, the passer-by finds
himself thrust into a construction which draws
him into the exchange process of the private
and the public, between the past and the
present. The familiar separation and demarcation of space-time structures blur in a continuum in which visitors and passers-by
consciously have to position and orient themselves. Thus, in a certain way Tatzu Nishi
creates a space of transition in which he allows
the everyday user of these steps to share in
his own frontier crossing.
1
In an interview with Ali Subotnik, exhibition
brochure for the Gallery Michael Janssen,
Cologne 2002.
2
cf. Gregor Jansen: „Relativität und ihre
Resonanz“ (Relativity and its resonance), in:
Tatsurou Bashi alias Tazro Niscino | obadch | ad
hoch | Das habe ich gar zu gern | Der Neunsitzer
| Hotel Continental | Tama | Gut zu wissen | Mir
ist seltsam zumute. Published by Junge Kunst
e.V., Wolfsburg 2002.
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Babak Saed
–
»Strafarbeit für Wuppertal«
TREPPE AN DER HUSUMER STRASSE WUPPERTAL / ORTSTEIL OSTERSBAUM
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NEW SENSE CONNECTIONS –
A temporary installation on the Husumer
Treppe in Wuppertal by Babak Saed
NEUE SINNZUSAMMENHÄNGE –
Über eine temporäre Installation von Babak Saed
an der Husumer Treppe in Wuppertal
Dr. Necmi Sönmez
Babak Saed erforscht mit seinen Installationen
und Projekten im öffentlichen Raum konsequent
die verschieden Bedeutungsebenen der deutschen
Sprache. Seine konzeptuellen Arbeiten, die sich
mit Sinn, Ausdrucksstärke und Präzision der
deutschen Sprache auseinander setzen, sind
irritierend und anziehend zugleich. Wenn man sich
seine Projekte vergegenwärtigt, begegnen einem
immer wieder vieldeutige Sätze: GEHDOCHDAHINWOICHHERKOMME, ICHHABEIMMERNUREINENGEDANKEN,ICHKOMMEUNDGEHEOHNEDIRFREMDZUSEIN, DEINELUSTISTQUALVOLL. Diese Sätze, die
nur aus Großbuchstaben ohne Leerzeichen und
Zeichensetzung bestehen, funktionieren wie ein
konzeptueller Fingerzeig, der den Lesenden bis zu
einem gewissen Punkt geleitet, ihn dann jedoch
eigenständig weitergehen lässt.
Für sein aktuelles Projekt im Wuppertaler Stadtteil Ostersbaum nutzt Saed die an einem engen
Treppendurchgang aufragende Seitenfassade
eines Wohnhauses als Präsentationsfläche. Diese
schmale, stark frequentierte Treppenanlage an
der Husumer Straße bietet eine Abkürzung auf
dem Weg zur Betreuungsstelle des Roten Kreuzes,
die überwiegend von Drogenabhängigen und
Wohnungslosen aufgesucht wird. Diese Passage
ist, wie auch die anderen Treppen im historischen
Stadtteil, insgesamt verwahrlost und an den
flankierenden Wänden und Gemäuern von Graffiti
überzogen.
„Strafarbeit für Wuppertal“, Graffiti auf Wand,
12 x 10 m
“Lines for Wuppertal”, graffiti on wall,
12 x 10 m
Dr. Necmi Sönmez
In his installations and projects in public space,
Babak Saed rigorously explores the various
levels of meaning of the German language.
His conceptual works, which deal with the
meaning, expressiveness and precision of the
German language, are both unsettling and
attractive. When one thinks of his projects, one
repeatedly encounters ambiguous sentences –
GEHDOCHDAHINWOICHHERKOMME, ICHHABEIMMERNUREINENGEDANKEN, ICHKOMMEUNDGEHEOHNEDIRFREMDZUSEIN, DEINELUSTISTQUALVOLL.
These sentences, which consist only of capital
letters without spaces or punctuation, function
as a conceptual pointer which leads the reader
to a certain point but then lets him continue on
his own.
For his current project in the Wuppertal district
of Ostersbaum, Saed uses as his presentation
surface the side façade of a residential building
which stands next to a narrow flight of steps.
These narrow, frequently used steps in Husumer Straße offer a short-cut to the drop-in
centre of the Red Cross, which is mainly frequented by drug addicts and homeless people.
This passage has, like the other steps in this
historical district, by and large fallen into
disrepair and is distinctly covered with graffiti
on the masonry and walls on either side.
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Saeds Intervention mit dem Titel „Strafarbeit für
Wuppertal“ ist als temporäre Installation unter
Beteiligung der Anwohner entstanden. Die bereits
zuvor Graffiti tragende Häuserwand wurde
zunächst gründlich reinigt, wobei die vorhandenen Farbspuren nicht vollständig beseitigt
wurden. Darüber wurde eine besondere, Graffiti
abweisende Schutzschicht aufgetragen, um
hierdurch die kontinuierliche Reinigung und
Erneuerung der Arbeit zu ermöglichen.
Saed’s intervention, entitled “Lines for Wuppertal”, was created as a temporary installation with the participation of local residents.
The already graffiti-daubed house wall was
first thoroughly cleaned, although the traces
of paint which were already there were not
completely removed. A special graffiti-resistant protective layer was then laid over it so
as to make continual cleaning and renewal of
the work possible.
Als Beginn der Kampagne hat Babak Saed Wuppertaler Bürgerinnen und Bürger durch Annoncen in
Zeitungen und Zeitschriften, im Radio und über
Flugblätter zum Protest aufgerufen. Zielsetzung
war hierbei ein „Aufruf zum zivilen Ungehorsam“,
um die Menschen zu motivieren „nein“ zu sagen
und ihrer Abwehrhaltung Ausdruck zu verleihen.
Als Zeichen dieses Protests sollten die Mitakteure
mit Hilfe von Schreibschablonen, die der Künstler
vorbereitet hatte, die folgenden Sätze in Hellgrün
und Purpur auf die Hausfassade sprühen:
FREMDEWAENDEDARFICHNICHTBESCHMIEREN und
FREMDEWAENDEDARFICHBESCHMIEREN. Diesen
durch die Überlagerung der Schriftzüge nicht
leicht zu lesenden Sätzen ist eine gewisse Signalwirkung zu Eigen, die unterschiedliche Reaktionen
bei den Anwohnern und Passanten auslösen kann.
Babak Saed began the campaign with advertisements in newspapers and magazines and
on the radio and with flyers in which he called
on Wuppertal’s citizens to protest. His aim in
doing this was to initiate an “appeal for civil
disobedience”, to motivate people to say “no”
and express a defensive attitude towards rules
and obligations. As a sign of this protest, the
participants were to spray the following
sentences in bright green and purple with the
aid of writing templates which the artist had
prepared: IMUSTNOTWRITEONOTHERPEOPLESWALLS and IMAYWRITEONOTHERPEOPLESWALLS.
These sentences, which are difficult to read
because they have been sprayed one on top of
the other, have the effect of a signal which can
trigger various different reactions in local
residents and passers-by. The observer’s
confusion is great because here the art project
inevitably raises questions about sense and
nonsense in art, in particular with regard to
the artist’s work.
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Die Verwirrung des Betrachters ist groß, weil hier
das Kunstprojekt unweigerlich Fragestellungen
über Sinn oder Unsinn von Kunst, insbesondere
im Hinblick auf die Arbeit des Künstlers ins Spiel
bringt. Die Handzettel und Anzeigen, die als
integrativer Teil des Projektes betrachtet werden
sollen, fokussieren eben diesen Moment der
Verwirrung. Der „Aufruf zum zivilen Ungehorsam“
besteht aus janusköpfigen Sätzen. Der Betrachter,
der diese in sich paradoxen Sätze liest, wird
immer wieder mit der Problematik von Sinn oder
Unsinn der Arbeit konfrontiert. Diese Doppeldeutigkeit akzentuiert ein „ja“, das zwischen die
Zeilen gerutscht zu sein scheint. Den „Aufruf zum
zivilen Ungehorsam“ könnte man als künstlerische Strategie der Vermittlung und Verunklärung
von Sinn betrachten. Auch dem Betrachter entzieht sich am Ende, welche Bedeutung er in diesen
Sätzen auffinden soll.
Der Aufruf war ein außerordentlicher Erfolg.
Zahlreiche Anwohner haben die beiden Sätze in
der vom Künstler festgelegten Reinenfolge am
24., 25. und 26. August 2006 auf die Wand gebracht. Die komplett besprühte Fassade wird nach
einiger Zeit gesäubert werden, um sie umgehend
wieder mit den gleichen Sätzen überziehen zu
können. Fragmente der Fassade werden gereinigt,
um erneut den Aufruf zum Besprühen der Fassade
in die Öffentlichkeit zu bringen. Die Verwirrung
und Relativierung der alltäglichen Wahrnehmung
sind wichtige Anliegen dieses Projekts.
The flyers and advertisements, which are an
integral part of the project, focus precisely on
this moment of confusion. The “appeal for civil
disobedience” consists of Janus-faced sentences. The observer who reads these sentences,
which are paradoxical in themselves, is repeatedly confronted by the problem of the sense
and nonsense of the work. This ambiguity
accentuates a “Yes” which can partly be read
between the lines. What the meaning to be
found in these sentences is eludes the observer in the end.
The appeal was an extraordinary success. A
large number of local residents transferred the
sentences to the wall in the order laid down by
the artist on the 24th, 25th and 26th August
2006. The completely covered façade will be
cleaned after a short while so that it can be
immediately covered with the same sentences
again. Fragments of the façade will be cleaned
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Eine kleine Auswahl der Mitwirkenden
(Von oben nach unten):
A small selection of participants:
Birgit Hethke, Georg Reinartz,
Gerald Küpper, Olivia Trovato
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Durch die Einbeziehung der Anwohner und Bürger
der Stadt schafft der Künstler einen wichtigen
Kristallisationspunkt, der für diesen Stadtteil eine
große soziale Bedeutung haben kann. Wenn die
Projektbeteiligten die Rolle des Graffitisprayers
einnehmen und in unerlaubter Weise ihre Empfindungen für kurze Zeit auf fremden Wänden zum
Ausdruck bringen, setzen sie einen Transformationsprozess in Gang, der etwa auch Konflikte
zwischen Hausbesitzern und Graffitisprayern,
Polizisten und dem Künstler sichtbar werden
lässt. Das Projekt kann so auch als Rollenspiel
verstanden werden. Die Teilnehmer nehmen für
kurze Zeit die Rolle des Graffitikünstlers an,
während Hausbesitzer und Polizisten sich als
verständnisvolle, an Kunst interessierte Menschen offenbaren. Normalerweise formuliert jeder
der Protagonisten dieser Beziehung den Anspruch,
die Kriterien von „Ordnung“ und „Unordnung“ für
sich festlegen zu können. Das Projekt von Babak
Saed setzt genau an diesem Punkt an. Indem der
Künstler das Thema Sinn/Unsinn des Kunstwerks
polarisierend darstellt, mobilisiert er ein Protestpotenzial, das seiner Arbeit wiederum zusätzliche
Spannungsfelder erschließt.
so as to publicise the appeal to spray the
façade again. The confusing and relativising of
everyday perception are central concerns in
this project.
By involving the local residents and citizens of
the city, the artist creates an important focal
point which may have great social significance
for this part of the city. Due to the active participation of citizens the project can also be
seen as a role-play. The participants take on
the role of the graffiti artists for a short time,
while the house owners and the police reveal
themselves to be understanding people with an
interest in art. Usually each of the protagonists stakes his claim to be able to lay down
the criteria for “order” and “disorder” for
himself. Babak Saed’s project starts at exactly
this point. By polarising the theme of the
sense/nonsense of the artwork in his portrayal, the artist mobilises a potential for
protest which in turn opens up further areas
of conflict for his work.
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Saed greift in seinem Projekt „Strafarbeit für
Wuppertal“ in vorgefundene gesellschaftliche
Strukturen ein. Durch die hiermit aufgeworfenen
Fragen wird die gewohnte Umwelt des Betrachters
anders, eher als dynamisches und in sich veränderbares Aktionsfeld wahrgenommen. Die gegensätzlichen Positionen im Hinblick auf Sinn/Unsinn,
Ordnung/Unordnung und das Anliegen, eine
abschließende Deutung immer weiter aufzuschieben, sind Qualitäten des Projektes. Babak Saed
konfrontiert den Betrachter aus einer philosophischen Perspektive mit absurden, keineswegs
leicht zugänglichen Motiven. Diese künstlerische
Haltung fordert den Betrachter dazu auf, den
Rahmen von Normalität und Kausalität hinter sich
zu lassen, um neue Paradigmen und Vorstellungen
zu gewinnen. Wie schon frühere Arbeiten von
Babak Saed, so verweigert sich auch das Wuppertaler Projekt der Übersetzung in die üblichen
Deutungskategorien.
Saed intervenes in the already existing social
structures in his project “Lines for Wuppertal”.
Through the questions which it raises, the
familiar world of the observer is messed up. It
is perceived rather as a dynamic field of action
which can be changed in itself. The contradictory positions as regards sense/nonsense,
order/disorder and the concern to defer any
final interpretation again and again are qualities of the project. Babak Saed confronts the
observer from a philosophical perspective with
absurd and in no way easily accessible motifs.
This artistic stance challenges the observer to
leave behind the framework of normality and
causality so as to acquire new paradigms and
notions. As with Babak Saed’s previous works,
the project in Wuppertal defies translation into
the usual categories of interpretation.
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Paul Schwer
–
»Baozi für Wuppertal«
PAVILLON AN DER PARADESTRASSE WUPPERTAL / ORTSTEIL OSTERSBAUM
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Schmetterlinge, Teigtaschen und Explosionen
Dr. Martin Engler
Der erste Eindruck ist raumgreifende Dynamik.
Von einem unerwarteten Windstoß angetrieben,
ergießt sich luftige, semitransparente Farbe in
die Stadt. In Zinnober, Pink, Magenta und rotem
Krapplack bläht sich Paul Schwers „Baozi für
Wuppertal“ in einen unscheinbaren urbanen Ort.
Zwischen Treppen und Fassaden, zwischen Gehwegen und Autos erfährt ein verwinkelter horizontaler Straßenzwickel im Auf und Ab des Wuppertaler
Stadtraumes eine erstaunliche Wendung – vom
nüchternen Durchgangsort zum sinnlich aufgeladenen Farb- und Raumereignis. Schwers Intervention in den öffentlichen Raum ist dabei ebenso
ephemer wie ortsbezogen. Die weich gewellten
Farbflächen besetzen den Ort, um aus ihm heraus
eine neue, überraschende Realität zu formulieren.
Buntes Licht ergießt sich über das Pflaster und die
Treppenstufen, Wind pfeift um den neuen Widerstand und erzeugt zuvor ungehörte Geräusche,
die hochglänzenden Oberflächen reflektieren die
Sonne, Autoscheinwerfer und die umliegenden
Fassaden gleichermaßen. Ein – in den Augen nicht
weniger Passanten – die Ordnung des Ortes
empfindlich irritierender Eingriff in das urbane
Gefüge aus Flächen und Linien, aus Alltag und
Gewohntem.
„Baozi für Wuppertal“, Baugerüst, PET-G,
Pigmente, Siebdrucklack
“Baozi for Wuppertal”, scaffolding, PET-G,
pigments, screen print paint
Butterflies, steamed filled buns and
explosions
Dr. Martin Engler
One’s first impression is of a dynamic of great
presence. Propelled by an unexpected gust of
wind, airy, semi-transparent colour spills out
into the city. In vermilion, pink, magenta and
rose madder colours, Paul Schwer’s “Baozi for
Wuppertal” billows into a non-descript urban
location. Between steps and façades, pavements and cars, a level intersection of streets
in the up and down landscape of Wuppertal’s
city space, full of nooks and crannies, undergoes a spectacular transformation – from a
sober thoroughfare to a sensually-charged
colour and space event. Schwer’s intervention
into public space is as ephemeral as it is sitespecific. The softly undulated coloured surfaces occupy the site to shape a new and
surprising reality out of it. Colourful light
spills out over the pavement and steps; wind
whistles around the new obstacle, generating
previously unheard noises; the glossy surfaces
reflect the sun, car headlights and the surrounding façades in equal measure. An
intrusion – in the eyes of many a passer-by –
into the urban fabric made out of planes and
lines, the everyday and the familiar, which
severely disturbs the order of the site.
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„Baozi für Wuppertal“ hat sich wie eine Herde
herumwehender Plastiktüten an einem vorgefundenen massiven Pavillon festgesetzt und richtet
den Blick ganz beiläufig auf dessen vergessenen
Zweck und Nutzen, seinen Ort und seine Umgebung. Sind doch Pavillons ursprünglich nur in
Gärten und Parks anzutreffende Bauten, wunderbare Zwitter zwischen Stadt und Land, zwischen
Architektur und Natur, zwischen offenem und
sich verschließendem Raum. Vom französischen
‚papillon’ – Schmetterling – abgeleitet, sind sie
„fliegende, schnell aufschlagbare“ Bauten. Sie
beziehen sich als autonome, letztlich skulpturale
Setzung auf ihre Umgebung, indem sie ihr Dasein
“Baozi for Wuppertal” has set itself up on an
existing solid pavilion like a swarm of plastic
bags blowing in the wind, drawing one’s
attention quite casually towards the pavilion’s
forgotten purpose and use and its location
and surroundings. After all, pavilions were
originally buildings which one only encountered in gardens or parks, wonderful hybrids
between the city and the country, between
architecture and nature, between open and
closed space. Derived from the French word
“papillon”, meaning butterfly, they are “mobile, quickly pitched” constructions. They
relate to their surroundings as autonomous,
ultimately sculptural erections by deriving
their existence solely from their topographical surroundings. That they can be used as
a shelter, a place to sit or for diverse other
amusements without being defined in any way
perfectly encapsulates their astounding
openness and availability. They are above all
an undefined goal, a compositional accent, a
vanishing point for the most varied interests
or associations, and are only assigned their
specific role at the moment of use.
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einzig von ihrer topographischen Umgebung
herleiten. Dass sie als Unterstand, Sitzgelegenheit oder für diverse Vergnügungen Verwendung
finden können, ohne in irgendeiner Weise festgelegt zu sein, beschreibt am besten ihre erstaunliche Offenheit und Verfügbarkeit: Sie sind
zuallererst undefiniertes Ziel, kompositorischer
Akzent, Fluchtpunkt unterschiedlichster Interessen oder Assoziationen und finden zu ihrer
spezifischen Bestimmung erst im Moment der
Nutzung.
Diesen Moment des Flüchtigen und Offenen nimmt
„Baozi für Wuppertal“ in wunderbarer Weise auf:
als sich selbst dynamisierende skulpturale
Formulierung zwischen Architektur und Malerei,
die sich im selben Moment durchlässig macht für
die reale Außenwelt, für Regen, Wind und Sonne,
für unterschiedliche Nutzungen und Betrachter.
Der Grundriss des vorgefundenen Pavillons,
der einen heute nicht mehr genutzten Brunnen
überdacht, wird durch Schwer verdoppelt und
kragt nun waghalsig über sein schmal bemessenes Podest hinaus. Je nach Blickwinkel formuliert
die einfache Konstruktion aus Gerüststangen
und deformierten Plexiglasscheiben höchst
unterschiedliche Assoziationen und Ansichten,
zwischen sonnendurchflutetem Gewölbe und
glänzender Kühlerhaube, zwischen Segelboot und
im Winde sich blähender Wäsche. Der strenge
Steinpavillon mit seinem dreistufigen Pagodendach wird so zur mobilen Behausung, die eher
an eine mongolische Jurte erinnert als an das
titelgebende chinesische Lebensmittel für
Wuppertal: „Baozi“ steht hier für gedämpfte,
gefüllte Teigtaschen, womit noch einmal ganz
andere, unerwartete Zwischentöne anklingen ...
“Baozi for Wuppertal” takes up this moment of
transience and openness wonderfully – as a
self-dynamising sculptural formulation between architecture and art which at the same
moment allows itself to be penetrated by the
real world outside, by rain, wind and sun, and
is open for different uses and observers. The
ground-plan of the existing pavilion, which
covers a now unused fountain, has been
doubled by Schwer and now extends boldly
over its narrow platform. Depending on the
angle one looks at it from, the simple construction made of scaffolding poles and deformed
sheets of Perspex conjures up very different
associations and views, ranging from a sundrenched arch to a shining car bonnet, from a
sailing boat to wind-blown laundry. The severe
stone pavilion with its three-level pagoda roof
thus becomes a mobile home which recalls
more a Mongolian yurt than the Chinese food
which gives the work in Wuppertal its title –
“baozi” is a steamed filled bun, which yet again
carries its own quite different, unexpected
overtones …
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Vor allem aber findet sich der umgebende Stadtraum durch die sich blähenden Teigtaschen aus
farbigem Plexi in überzeugender Weise dynamisiert und beschleunigt. Der zugige Unort zwischen
Treppe und Asphalt wirkt plötzlich in ungewohnter
Weise ausgefüllt und belebt. Der Assoziationsrahmen erweitert sich erneut, wenn die roten Plexiplatten nach ihrer hitzebedingten Deformation
zu kraftvoll in den Himmel sich reckenden Fahnen
werden und der behäbige Pavillon in ihrer Mitte
zum Ausgangspunkt einer dynamisch ausgreifenden Manifestation in den Straßen Wuppertals. Die
sich blähenden Teigtaschen sind hier einer älteren
Werkgruppe Schwers nahe verwandt. So spielte
etwa „Blast“, 2004, im Kunstverein Hannover in
vergleichbarer Weise mit den Elementen Glas und
Hitze. Deren auf Neonstrahlern montierte Glasscheiben waren nur bis zu einem gewissen Punkt
hitzebeständig und explodierten dann in höchst
malerischer Weise in den Galerieraum. Das in
„Baozi“ verwendete Material widersteht einer
Hitze von über 100° Celsius und wird so zur plastisch formbaren Masse. War „Blast“ das malerische Endprodukt eines vom Künstler nicht zu
beeinflussenden Prozesses – eine Installation
aus zerborstenem Glas und in den Scherben sich
brechendem Licht, formuliert die Wuppertaler
Arbeit einen prekären und gerade darum faszinierenden Moment der Latenz: Neben allen anderen
Assoziationen und Anspielungen ist „Baozi für
Wuppertal“ in erster Linie eine fulminante Explosionszeichnung aus Glas, Farbe und dynamisiertem Raum – die Schock gefrorene Momentaufnahme eines energetisch in den Stadtraum
strebenden Prozesses.
Above all, though, the surrounding city space
sees itself positively dynamised and accelerated by the blowing steamed filled buns made
of coloured Perspex. This draughty non-site
between the steps and tarmac suddenly gives
the unfamiliar impression of being filled out
and animated. The framework of associations
extends further when the red sheets of Perspex
turn into flags stretching vigorously up to the
sky when they are deformed by adding heat in
certain places, and the solid pavilion in its
centre becomes a starting point for a dynamically far-reaching demonstration in the streets
of Wuppertal. The billowing steamed filled
buns are closely related to one of Schwer’s
previous group of works. His 2004 work “Blast”
in the Kunstverein in Hanover played with the
elements of Perspex and heat in a similar way.
The work’s sheets of plastic glass mounted on
neon spotlights were only heat-resistant to a
certain point, at which they exploded into the
gallery room in a highly artistic fashion. The
material used in “Baozi”, on the other hand,
can resist temperatures of over 100° Celsius
and becomes a mouldable mass. If “Blast” was
the pictorial end-product of a process which
the artist could not influence – an installation
made up of glass shattering and light falling
through shards – the Wuppertal work expresses a precarious and, for that very reason,
fascinating moment of latency. Besides all the
other associations and allusions, “Baozi for
Wuppertal” is primarily a brilliant exploded
view made of glass, colour and dynamically
charged space – the sudden snapshot of a
process which is energetically striving to
enter the city space.
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Presuppositions for the
Development of Stairs
Prof. Dr. Friedrich Mielke
The Upright Gait and the Transport of Loads
Voraussetzungen für die Entstehung
der Treppen
The transition from four-legged to two-legged
animal was a decisive step in the history of
mankind. It was also the beginning of the
development of devices equipped with steps to
surmount differences in height. As long as
primates moved on four extremities, on arms
and legs, they did not need steps. They were
and still are mobile enough to reach any height
readily. Surmounting heights on the four
extremities becomes a problem, however, as
soon as there is a substantial object to transport. A child clasps its mother’s fur. It may be
possible to take a piece of fruit in the mouth.
But if the fruit is larger than the oral cavity, for
example a coconut, apes will rip it from the
tree, letting it fall to the ground where they
eat it sitting. During the meal, the legs have
nothing to do. They are not used. Only the arms
and hands are needed. In quadruped motion,
arms and legs act more or less synchronously,
but take on different functions in eating.
Consequently, the insight gains ground that
arms are only relatively necessary for movement. The legs are enough. They are the most
important supports for changing place.
Prof. Dr. Ing. Friedrich Mielke
Der aufrechte Gang und der Transport von
Lasten
The Opening of the Horizon and the Beginning of Spirituality
Der Übergang vom Vierbeiner zum Zweibeiner war
für die Menschheitsgeschichte ein entscheidender
Schritt. Mit ihm begann auch die Entstehung von
gestuften Hilfsmitteln zur Überwindung von
Höhenunterschieden. Solange sich die Primaten
auf vier Gliedern, auf Armen und Beinen, fortbewegten, brauchten sie keine Stufen. Sie waren
und sind beweglich genug, jede Höhe mit Leichtigkeit zu gewinnen. Die Höhenbewältigung auf vier
Extremitäten wird jedoch problematisch sobald
ein größerer Gegenstand zu transportieren ist.
Ein Kind krallt sich im Fell seiner Mutter fest.
Eine Frucht kann man möglicherweise in den
Mund nehmen. Ist die Frucht größer als das Gebiss, eine Kokosnuss zum Beispiel, reißen Affen
sie vom Baum ab, lassen sie auf den Boden fallen
und verzehren sie dort im Sitzen. Während der
Mahlzeit sind die Beine unbeteiligt. Sie werden
nicht gebraucht. Benötigt werden allein die Arme
mit den Händen. Die bei der viergliedrigen Fortbewegung etwa synchron agierenden Arme und
Forests make it necessary to climb trees,
whether to obtain food or to escape predators.
Arms are indispensable to this end. But if the
living space changes, a division of labour
between arms and legs will result. In the
expanses of the savannah, for example, the
legs are more useful for moving than are the
arms. The arms are set free for gathering and
hunting. Feet are not very suitable for crafting
axes, spears and bows, but specialised hands
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Beine bekommen bei der Mahlzeit unterschiedliche Funktionen. Folglich gewinnt die Erkenntnis an
Boden, dass Arme für die Fortbewegung nur relativ
gebraucht werden. Es genügen die Beine. Sie sind
die wichtigsten Stützen der Ortsveränderung.
Die Öffnung des Horizontes und der Beginn
der Spiritualität
Wälder zwingen zum Erklettern der Bäume, entweder um Nahrung zu gewinnen oder um Fressfeinden zu entgehen. Dazu sind Arme unentbehrlich. Tritt jedoch eine Veränderung des Lebensraumes ein, bewirkt sie eine Arbeitsteilung von
Armen und Beinen. In der Fläche einer Savanne
zum Beispiel sind die Beine zur Fortbewegung
nützlicher als die Arme. Diese werden zum Sammeln und Jagen frei. Füße eigenen sich zur Anfertigung von Beilen, Speeren und Bögen wenig, wohl
aber spezialisierte Hände. In den Ebenen weitet
sich der Horizont. Man sieht den Himmel anders
als in den Wäldern. Er offenbart überirdische
Kräfte, verkörpert in Sonne und Mond, als Regen,
Sturm und Blitze. Sie und ihr Wollen zu erkennen,
weckt das Verlangen, sich ihnen zu nähern spirituell und körperlich – wo möglich auf Bergen, wo
nicht möglich, in den Ebenen mit Hilfe von hohen
Altären, die letztlich in den Zikkurati Mesopotamiens kumulierten. Zu beiden Verehrungsstätten,
den Bergen ebenso wie den Altären, kann man
auf Schrägen, Hängen oder Rampen, steigen. Aber
ein Heiligtum verlangt nach Auszeichnung, nach
Besonderheit.
are. On the plains, the horizon is wider. The sky
is seen differently than in the forest. It reveals
heavenly powers, embodied in the sun and the
moon, the powers of rain, storm and lightning.
Recognising them and their will arouses the
desire to approach them spiritually and physically – if possible on the mountains, if this is
not possible on the flatland with the help of
high altars, ultimately culminating in the
Ziggurats of Mesopotamia. It is possible to
climb up to both sorts of places of veneration,
mountains as well as altars, by way of slopes,
inclines or ramps. But a holy place requires
distinction, noteworthiness.
The Number System as a Medium of Meaning
A special feature distinguishing human beings
from apes and other animals is the ability to
count. The obvious thing to do is to use the
hands with their fingers. They are the basis of
a decimal system. Doubling this, the Maya and
Aztecs reckoned with a vigesimal system. That
means that they used the toes in addition to
the hands as a means of counting. The Babylonians’ duodecimal system, by contrast, is of
heavenly origin. The zodiac was the inspiration. Reckoning by twelves could only develop
when the stars had become the object of study
and their cosmic number had been rendered in
a system adequate to worldly understanding.
It is reckoned to the divine inspirations,
whereas the ten- and twenty-based systems
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Das Zahlensystem als Bedeutungsträger
Eine Besonderheit, die Menschen von Affen und
anderen Tieren unterscheidet, ist das Vermögen
zählen zu können. Dafür bieten sich primär die
Hände mit ihren Fingern an. Sie sind die Grundlagen für ein Dezimalsystem. In seiner Verdopplung
rechneten die Mayas und Azteken mit einem
Vigesimalsystem. Das heißt, sie benutzen zu den
Händen auch die Zehen als Zählhilfen. Das Duodezimalsystem der Babylonier dagegen ist himmlischen Ursprungs. Der Zodiakus hat Pate gestanden. Die Zwölferrechnung konnte erst entstehen,
als man die Sterne studiert und ihre kosmische
Menge in eine dem irdischen Verständnis adäquates System geordnet hatte. Sie zählt zu den
göttlichen Eingebungen, während das Zehner- und
das Zwanzigersystem vom menschlichen Körper
abgeleitet werden. Ob menschliche Gliedmaßen
oder himmlische Tierkreiszeichen die Voraussetzung boten, ist im Fall der Treppensymbolik
zweitrangig. Zahlen schienen unseren Urahnen
überirdischen Ursprungs zu sein. Man kann mit
ihnen rechnen, addieren, subtrahieren, multiplizieren und dividieren. Man kann mit ihnen die Tage
zählen und in Gruppen von Wochen, Monaten und
are derived from the human body. Whether
human extremities or the zodiac signs of the
heavens provided the presuppositions is
secondary in the question of the symbolism of
stairs. Numbers seemed to our ancestors to be
of heavenly origin. It is possible to reckon,
add, subtract, multiply and divide with them.
They can be used to count and divide days into
groups of weeks, months and years. All of
these are abilities beyond the animals. Numbers lie in a spiritual dimension transcending
the elementary function of feeding and reproducing. Consequently, the ascents to the places
of veneration had to have a numerical reference that can be regarded as holy. The goal is
thus not only to build a stairway with an
arbitrary number of steps to the place of
veneration, but rather to create an ascent with
a number of steps with a significance. Distinct
for various cultures, there are many numbers
aside from the body-related numbers 10 and 20
which have taken on a symbolic significance
and are regarded as holy.
Number Symbolism as the Expression
of the Significant
For Muslims, the number 2 is holy because each
of the 114 suras of the Koran (with the exception of the 9th) begins with “bismillah” (“in the
name of God”), that is with a “b”, the second
letter of the alphabet. Consequently, the seat
from which Mohammed delivered his sermons
was mounted on two steps, many mosques
have two minarets even though only one is
necessary for the muezzin’s call to prayer.
The number three is not only derived from
the Christian trinity. There was a threesome
of gods in various religions, the family trio
father-mother-child is also pertinent, as is
the insight that a chair is most stable on three
legs. It corresponds to the tripod on which
the Pythia in Delphi sat.
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Jahren einteilen. Alles Fähigkeiten, die Tieren
nicht zu eigen sind. Zahlen liegen in einer geistigen Dimension, welche die Elementarfunktionen
von Ernähren und Vermehren übertrifft. Folglich
mussten die Aufstiege zu den Verehrungsstätten
einen Zahlenbezug besitzen, der als heilig eingestuft werden kann. Es gilt also, nicht nur eine
Treppe mit beliebig vielen Stufen zur Verehrungsstätte zu bauen, sondern einen Aufstieg zu
schaffen, dessen Stufenzahl eine Bedeutung hat.
Nach Kulturen unterschieden, gibt es außer den
körpereigenen Zahlen 10 und 20 zahlreiche
Zahlen, die zu Symbolzahlen wurden und als heilig
gelten.
Zahlensymbolik als Ausdruck des
Bedeutsamen
Für Muslime ist die Zahl 2 heilig, weil jede der 114
Suren des Koran (mit Ausnahme der 9. Sure) mit
....Bismillah...(Im Namen Gottes), also mit einem B
beginnt, das im Alphabet an zweiter Stelle steht.
Folglich stand der Predigtstuhl Mohammeds auf
zwei Stufen, viele Moscheen haben zwei Minarette,
obwohl für den Gebetsruf des Muezzins nur eines
nötig ist, usw.
Die Zahl Drei ist nicht erst von der christlichen
Trinität abzuleiten. In verschiedenen Religionen
gab es eine GötterTrias, auch die Familiendreiheit
Vater-Mutter-Kind gehört ebenso dazu, wie die
Erkenntnis, dass ein Stuhl auf drei Beinen am
sichersten steht. Ihm entspricht der Dreifuß, auf
dem die Pythia in Delphi saß.
Die Zahl Vier ist eine materielle Ordnungszahl. Sie
steht für die vier Himmelsrichtungen ebenso wie
für die vier Mondphasen. Chinesen, Maya, Kelten
und andere Völker bauten Siedlungen im Quadrat,
weil sie dachten, auch die Erde sei rechteckig
beschaffen.
Die Zahl Fünf bezieht sich nicht nur auf die Finger
einer Hand, sondern ist auch Symbolzahl der
Muttergottheiten, der antiken Gottheiten ebenso
wie der christlichen Maria. In Kombination mit der
heiligen Drei (3x5) kommt der 15 die gleiche
Bedeutung zu. So gibt es 15 Geheimnisse des
katholischen Rosenkranzes.
Der Zahl Sieben wurden viele Geheimnisse
attributiert. Neben der siebentätigen Woche steht
sie in Beziehung zum menschlichen Wachstumsprozess, der sich in Abschnitte von sieben Jahren
einteilen lässt. Im Altertum glaubte man an sieben
Himmelsphären und zählte sieben Planeten.
The number four is a number that gives concrete order. It stands for the four directions as
well as for the four phases of the moon. The
Chinese, Maya, Celts and other peoples built
their settlements in squares because they
thought that the earth, too, is rectangular.
The number five relates not only to the fingers
of one hand, but is also the symbolic number of
the mother-goddesses, of ancient deities as
well as of the Christian Mary. Combined with
the holy three (3x5), it yields the number 15
with the same meaning. Thus, there are 15
mysteries of the Roman Catholic rosary.
Many mysteries have been attributed to the
number seven. In addition to the seven-day
week, it is related to the process of human
growth, which can be divided into stages of
seven years. In ancient times, people believed
in seven heavenly spheres, and seven planets
were counted.
Geometrically, every octagon is between a
circle and a square. In the Babylonian era, the
number eight was regarded as the number of
the divinity and as the number of paradise. For
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Geometrisch steht jedes Achteck zwischen Kreis
und Quadrat. In babylonischen Zeiten galt die Zahl
Acht als – Zahl der Gottheit – und als Zahl des
Paradieses. Deshalb ist der obere, allseits sichtbare Teil vieler unten quadratischer Kirchtürme
mit achteckigem Grundriss ausgeführt.
Das Zwölfersystem ist dem Zodiakus entlehnt
und spielt wegen seines himmlischen Ursprungs
in abendländischen Regionen eine derart maßgebende Rolle, dass es unsere Zeiteinteilung
bestimmt.
Im katholischen Glauben ist die Zahl 28 bedeutsam, weil die von Jesus gestiegene Treppe des
Pilatuspalastes in Jerusalem 28 Stufen gehabt
haben soll. Deshalb hat die Scala Santa in Rom
ebenfalls 28 Stufen. Universaler ist der Bezug
zum Zyklus des Mondes und mit ihm zur Menstruation in 28 Tagen.
Im vorderasiatischen Bereich ist die Zahl 40
wichtig. Mose blieb 40 Tage auf dem Berg Horeb,
Jesu fastete 40 Tage in der Wüste und Ali Baba
trat mit 40 Räubern auf. Andere Beispiele sind
zahlreich.
this reason, many church towers with a square
base have for their upper part, the part that
is visible from all sides, an octagonal ground
plan.
The twelve-based system is derived from the
zodiac, and due to its heavenly origin it plays
such a dominant role in the regions of the
occident that it determines our division of
time.
In the Catholic faith, the number 28 is significant because the stairway that Jesus climbed
to Pilate’s palace in Jerusalem is supposed to
have had 28 steps. For this reason, the Scala
Santa in Rome also has 28 steps. The number
28 has a more universal relationship to the
cycle of the moon and with it to the menstruation period of 28 days.
In the Near East, the number 40 is important.
Moses remained on Mount Horeb for 40 days,
Jesus fasted in the desert for 40 days, and Ali
Baba came with his 40 thieves. There are
numerous other examples.
Für die hinduistische und buddhistische Tradition
spielt die Zahl 108 (12x9) eine religiöse Rolle. Sie
ist im gesamten indischen Kulturkreis heilig. Eine
komplette Gebetsschnur besteht aus 108 Perlen
und in Tibet sind 108 Gebetsmühlen üblich.
For the Hindu and Buddhist tradition, the
number 108 (12x9) plays a religious role. In
the entire Indian cultural area it is holy. A
complete string of prayer beads consists of
108 pearls, and in Tibet 108 prayer wheels
are standard.
Individuelle Assoziationen und beiläufige
Treppengeschichten
Individual Associations and Casual Stairway
Stories
Die vielfältigen Treppenanlagen in Wuppertal
Ostersbaum sind ein gutes Beispiel dafür, wie
unspektakulär und lebensnah die Treppe mit dem
Lebensalltag einer Stadt und ihrer Anwohner
verbunden sein kann. Stufenanzahlen und ihre
symbolische Bedeutung innerhalb der Kulturgeschichte sind von Belang für die Kulturwissenschaften. Für den einzelnen Anwohner in
Wuppertal Ostersbaum hat „ihre“ Treppen eine im
besten Sinne beiläufige Bedeutung. Ohne darüber
philosophisch zu reflektieren, mag manch ein
Ostersbaumer, während er zum hundertsten Mal
über „seine“ Stufen steigt, immer dieselben,
immer neue oder wechselnde Gedanken fortentwickeln. Das Kunstprojekt „7 Treppen“ wird seine
Bedeutung auch darin finden, diese persönlich
assoziierte Symbolik der Wuppertaler Treppen
als etwas Beachtenswertes zu würdigen.
The diverse stairways in the Wuppertal quarter
Ostersbaum are a good example of how stairs
can be linked to the everyday life of a city and
its inhabitants in an unspectacular and downto-earth manner. The number of steps and their
symbolic significance in the history of culture
are of import for the cultural sciences. For the
individual resident of Wuppertal Ostersbaum,
“their” stairways have a passing significance
in the best sense of the word. Without reflecting on the matter philosophically, the one or
other resident of Ostersbaum may well continue to develop the same thoughts as always
while climbing “his” steps for the hundredth
time, or he may work out new thoughts or different ones each time. The artistic project
“7 Stairways” will achieve a significance of its
own in appreciating this personal symbolism
associated with Wuppertal’s stairways as
something worthy of note.
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Atmospheres of Urban Seduction
A Sociological Essay on the Joy of Heights
Prof. Dirk Manzke
The City as a Landscape of Stairs
Atmosphären urbaner Verführung
Eine kleine Soziologie der Höhenlust
Prof. Dirk Manzke
Stadt als Treppenlandschaft
Das räumliche Wesen der Stadt Wuppertal erschließt sich vom Flusstal mit dem nostalgisch
wirkenden Wunder der Wupper- Bahn bis hinauf zu
den dicht bebauten Hanglagen. Straff konturierte
Terrassen steigen an zu gestaffelten Formationen
aus Straßen, Plätzen, Häusern. Entstanden ist eine
rinnenförmige Stadtlandschaft. In bewegter
Parallelität stufen sich die Häuser mit der Hanglage ab, um auf der gegenüberliegenden Seite des
Tals wieder aufzusteigen. Dabei staffeln sich die
Dächer der Häuser gleichsam zu Treppen auf.
Überstreut von Schornsteinen, Antennen und
Blitzableitern schieben sich ungezählte Dachformen zu einer gebauten Treppenlandschaft. Aus
einzelnen Gauben beobachten Anwohner das Tal.
Am Hang gegenüber rauscht ein Auto, später ein
Bus entlang. Währenddessen schweift der Blick in
ausgewachsene Baumkronen. Von unten steigen
die Kirchtürme der ins Tal wie versenkt wirkenden
Altstadt auf. Die Dächerlandschaft verschmilzt mit
den Höhenlinien, während mancher Dachfirst die
Bergkämme streift. Weiter unten führt, immer
wieder zwischen den Häusern aufblinzelnd, das
Flüsschen seine Wasser. So entlädt sich williges
Siedeln und wird Stadt, wird gesetztes Leben, wird
Ortung und Geste menschlicher Einlassung. Was
entsteht, ist eine Treppenlandschaft des Siedelns.
Und diese wird durchlässig über die diffizile Welt
vielfältig ersonnener Treppen.
The spatial essence of the city of Wuppertal
becomes apparent by starting in the river
valley, with the nostalgic miracle of the
suspension railway above the River Wupper,
and proceeding up the densely built-up slopes.
Through the compact contours of the terraces
the slopes rise to staggered formations of
streets, squares and houses. A grooved cityscape is the result. In dynamic parallelism,
the building layers descend the slope, then to
ascend the opposite side of the valley. With
their staggered arrangement, the roofs of the
houses more or less take on the form of steps.
Peppered with chimneys, aerials and lightning
rods, roofs of countless shapes find their way
into a structured landscape of steps. Here and
there, residents look into the valley from their
dormer windows. A car zips across the opposite
slope, later a bus. Meanwhile, the gaze ranges
over full-grown treetops. From below, the
church towers rise from the old town nestled in
the valley as if embedded. The roof landscape
blends into the contour lines of the slope,
while a few roof ridges graze the hill crests.
Farther below, the stream flows its watery
way, occasionally flashing into sight between
the houses. Thus, the keenness of settling
discharges itself to become a town, it becomes
established life, becomes the location and
gesture of human resolution. What emerges
from this is the stepped landscape of settlement. And for its part, this becomes permeable
by virtue of the intricate world of the inventive
variety of stairways.
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Episoden für eine Treppensoziologie
Episodes for a Sociology of Stairs
Abschätzend Von der Straße ausgehend, trifft
der Blick auf eine öffentliche Treppe. Näher heran
schreitend, wird der zu überwindende Höhenversatz immer spürbarer. Noch liegt der zu leistende
Einsatz vor dem Passanten. So lässt sich ein
kurzes Zögern in dessen Schrittgeschwindigkeit
beobachten, denn Treppen sind herausfordernd.
Ihre Höhe vorm ersten Antritt abschätzend, so
sucht der Passant ein leibliches Sich- Einstellen.
Dabei wird eine Übereinkunft zwischen Höhenüberwindung und Leibvermögen ausgelotet.
Zuerst wird die Treppe abgeschätzt, wenig später
mit dem eigenen Leib codiert. Erst dann ist sie als
Herausforderung vorgefühlt- und wird als Bewegung einverleibt.
Assessing From street level, the gaze meets
a public flight of stairs. Approaching it makes
the vertical distance to be ascended more
palpable. But the effort to be expended is still
in front of the pedestrian. Thus, a brief hesitation can be seen in his stride because steps
are challenging. Assessing the height before
making the first step, the pedestrian tries to
prepare himself bodily. This involves harmonizing the altitude to be climbed with the powers
of the body. First the flight of steps is assessed, a little later it is encoded with his own
body. It is only then that it is pre-sensed as a
challenge and embodied as movement.
Überwindend Quer durch alle Generationen könnte dieses Verzagen beobachtet werden, wären da
nicht Kinder, Jugendliche, Sportler. Unbekümmert
die Benutzbarkeit einer Treppe als Bewegungsfeld
erfassend, streben sie zu offensiver Eroberung.
Das Kleinkind erkrabbelt die Stufen und findet so
ersten Kontakt mit den Oberflächen der Stadt.
Zudem erfährt es frühzeitig Gefahren. Später zu
Jugendlichen herangewachsen, sollte eher von
einer Sturzmotivation bei der Überwindung der
Treppenstufen gesprochen werden. Hier loten
jüngere Menschen in erfrischender Eile aus, was
der Leib an Vitalität hergibt. Und der Sportler sieht
die Treppe als Hindernisbahn und Trainingsgerät.
Surmounting Through all generations, this
dejection could be observed were it not for
children, adolescents, athletes. Free of care,
they recognise the utility of a flight of stairs
as a field of motion and directly strive to take
it over. The infant crawls up the steps, making
its first contact with the surfaces of the city.
Moreover, it learns of dangers early. When the
infant has matured into youth, it is more apt to
speak of a dashing motivation in surmounting
the flights of stairs. With refreshing swiftness,
younger people here take the measure of the
vitality that their bodies open to them. And the
athlete regards the flight of steps as a hurdle
track and training equipment.
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Wahrnehmend Von oben kommend eilt jemand
lockeren Schrittes hinab, während von unten ein
schleppendes Aufsteigen zu vernehmen ist. Die
streng wirkende Dame trägt hochhackige Schuhe,
während der entgegenkommende Junge leichte
Turnschuhe trägt. Der Klang beider Gangarten und
Schuhwerke trifft aufeinander, vermischt sich,
hält unterschiedlichen Rhythmus. So sind Treppen
auch hörbar und erschließen sich für den Beobachtenden als Klangkörper.
Perspektivwechsel Beim Höhenwechsel verändert sich auch der perspektivische Einblick in den
Stadtraum. Er ist Teil des Treppenerlebens. So ist
mit dem Eintreffen am oberen oder unteren Ende
ein erheblicher räumlicher Perspektivwechsel
verbunden, der mitunter ein erhebendes Raumgefühl hervorruft. So wird das Benutzen einer Treppe
elektrifiziert durch die Erfahrung räumlichen
Höhenwandels. Dabei baut die nicht immer
gegebene Einsehbarkeit in die anschließenden
Stadträume Neugierde auf. Die Koordinaten des
Sehens zirkulieren um ihr räumliches Erleben.
Verweilend Georg Trakl schrieb in einem Gedicht
ein schlichtes „Fremde lauschen auf den Stufen“.
Er muss es empfangen haben, irgendwo in seinen
Welten, dieses gelassene Hineinhorchen, Hineinsehen: verweilend auf irgendeiner Treppe inmitten
städtischen Lebens. Wunderbar Zeit, immerhin
Lebenszeit vertrödeln, ja verfließen lassend,
schauen Menschen, die sich Zeit nehmen. Sie sind
es, die das Alltägliche als etwas Vergängliches,
aber auch Vitale betrachten, die sich wenigstens
für Augenblicke neben den Alltag stellen und
zuschauend anschauen. Sie verweilen in einem
ruhigen Grundvertrauen. So verkörpern Treppen
auch ein offenes Terrain für Gelassenheit. Sie sind
markante Orte nicht nur des Durchschreitens,
sondern des Bleibens.
Kommunizierend Als Typ im öffentlichen Raum
ermöglichen Treppen alltägliche Gebräuchlichkeit.
Auf ihnen können sich Begegnung, Geschwätzigkeit, Klatscherei ausbreiten. Um reden zu können,
bedarf es hier keiner Bank. Ein Gespräch entsteht
auch, wenn die Gehstufe zur Sitzstufe wird. Für
das Lesen streckt man sich gleich über mehrere
Stufen und zum auszuruhen lässt es sich bestens
hinfletzen. Treppen sind aber auch Herausforderungen für sportliche skateboard Invasionen
einer urbanen Jugend. Ältere dagegen verlangsamen ihren Schritt und Gehbehinderte hoffen auf
eine Rampe. So sind auf Treppen kommunikative
Überlagerungen möglich. Sie sind Ort der Begegnung, der Verabredung, der Kontrolle, der Präsenz.
Perceiving From above, someone comes down
jauntily, whereas there seems to be a drag on
the climb from below. The stern looking lady is
wearing high-heeled shoes, whereas the boy
coming from the other direction has light
sneakers on. The sounds of the two gaits and
footwear meet each other, mix, retain their
different rhythms. Thus, steps are audible and
manifest themselves to the observer as a
sounding body.
Changing perspective The change of altitude
involves a change in the perspective on the city
space. It is part of the experience of steps.
Hence, arrival at the upper or lower end entails
a considerable change in spatial perspective,
sometimes resulting in an uplifting feel for
space. Thus, the use of the steps is electrified
by the spatial experience of changing altitude.
The fact that the adjacent urban spaces are not
always in view arouses curiosity. The coordinates of seeing circle around the spatial
experience of them.
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Lingering Georg Trakl wrote in a poem of a
simple “Strangers listening on the steps”. It
must have come upon him, somewhere in his
worlds, this calm listening in, viewing: lingering on some steps in the midst of urban life.
Wonderful to waste time, and life-time it is,
to let it pass, looking at people who take their
time. They are the ones who regard everyday
things as transitory, but also as full of vigour,
the ones who set themselves apart from
everyday life, at least for a few moments, and
look at it attentively. They linger on a foundation of tranquil trust. Thus, steps embody an
open terrain for calmness. They are striking
not only as places of passage, but also of
tarrying.
Stadt mit Treppensphären
Eingekeilt zwischen hoch aufsteigenden Giebeln,
eingelassen in schattiger Schlucht, sanft umschlossen vom hölzernen Gartenzaun, von aufsteigenden Straßen flankiert, zu kleinen Plätzen
führend, so offenbaren sich öffentliche Treppen.
Sie sind Konstrukte aus Stufen, Podesten, Geländern. Darin ist ein auf den menschlichen Leib
zugerechnetes Steigungsverhältnis eingearbeitet,
das sie angemessen oder steil macht. Natürlich
sind Treppen Wegstrecken zur Höhenüberwindung,
doch sind sie mehr. Indem sie Angebote öffentlicher Raumbenutzung sind, bieten sie Raum zum
Pausieren, Warten, Schauen, Bewegen, Begegnen,
Versammeln. So sind Treppen ein gebauter
Rahmen, zu dem sich der Mensch verhalten kann.
Die Verführung einer Treppe offenbart sich in der
Gleichzeitigkeit sinnlichen Wahrnehmens, sozialen Erlebens, subjektiven Bewegens. Indem sich
der Mensch als Teilhaber einer urbanen Treppensituation erlebt, entfaltet sich Atmosphäre. Raum
wird zu belebter Räumlichkeit. Wenn so technisches Konstrukt und soziales Leben verschmelzen,
entstehen Treppensphären. Als Teil eines Weges
sind sie unverwechselbare Orte, Gesten des
Communicating Things of a kind in public
places, flights of stairs provide everyday
utility. Encounters, chatter, gossip can unfold
on them. There is no need of a bench to be able
to talk here. A chat will also come about when
the step is used as a seat. To read, people
stretch over several steps, and to take a rest it
is inviting just to flop down. But flights of
steps are also challenges for athletic skateboard invasions by urban youth. Older people,
however, slow down, and the disabled hope for
a ramp. Thus, communicative overlappings are
possible on steps. They are places for chance
encounter, for arranging to meet, for checking
up, for being present.
City with Spheres of Stairs
Closed in between the high rising gables,
nestled into a shady gorge, gently enclosed by
a wooden garden fence, flanked by rising
streets, leading to little squares: this is how
public stairways manifest themselves. They
are structures of steps, landings and railings.
A grade is worked into them that is calculated
to fit the human body, making them suitable or
steep. Needless to say, steps are paths to
surmount heights, but they are more. As offers
to use space publicly, they provide space to
take a break, wait, observe, move, encounter,
gather. Thus, steps are a constructed framework to which people can take a stance. The
seductive nature of the steps shows itself in
the simultaneity of sense perception, social
experience and subjective moving. Inasmuch as
the person has a sense of being a participant in
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Räumlichen, Raffinessen des öffentlichen Raumes, Momente der Stadt. Sie sind Zwischensphären, ruhend zwischen Oben und Unten, zwischen
Gehen und Sitzen. Und sie sind Metaphern über
das Auf und Ab des Lebens – doch die eigentliche
Erfüllung der Treppe, sollte die etwa im Fahrstuhl
liegen? Sollte es mit dem Verständnis der Moderne
zu leiblicher Erleichterung auch hier um die
Überwindung körperlicher Anstrengung gehen?
Stadt der würdigen Treppen
In einer Gegenwart von Überalterung und Behindertengerechtigkeit wächst der Bedarf nach
leiblicher Erleichterung. So weiten sich geneigte
Ebenen, Rampen, modellierte Geländewege,
Rolltreppen, Fahrstühle aus. Und inzwischen
haben es auch die Buchhalter entdeckt: Treppen
lassen sich bestens als „zu teuer“ beäugen.
Während Treppen harte, gut lesbare Kanten und
Raumstaffelungen ausbilden, die Chorgestühlen
gleich urbanes Leben empfangen können, drohen
diese Schönheiten im weichen Einerlei zu verschwinden. So sind die Treppen im öffentlichen
Raum unserer Städte bedroht. Und deshalb steht
endlich ein VIVA auf alle Treppen an: Erfindet sie
neu, damit sie um nichts in einer gleichförmiger
werdenden Welt verschwinden!
an urban step situation, atmosphere develops.
Place becomes space for living. When a technical construction and social life merge in this
way, step-spheres emerge. As parts of a path,
they are unmistakable sites, spatial gestures,
subtleties of public space, aspects of the city.
They are intermediate spheres, resting between above and below, between walking and
sitting. And they are metaphors of the up and
down of life. – But is the genuine fulfilment of
the flight of steps really the lift or elevator? Is
here, too, the goal really to overcome physical
exertion, as the modern era sees its project in
relief of the body?
City of Dignified Stairs
In a present marked by a rising proportion of
aged people and by handicapped accessibility,
the demand for relief of the body is on the
increase. Thus, inclined surfaces, ramps,
shaped paths in the country, escalators, lifts
are gaining ground. And now, the bookkeepers
have discovered it: it is easy to regard stairways as “too expensive”. Although steps form
clear, readily visible edges and graduations of
space, like choir stalls ready to receive urban
life, these beauties are at risk of disappearing
in a soft monotony. Thus, the steps in the
public space of our cities are threatened.
Therefore, at last, it is time for a cry of “viva”
to all steps: Reinvent them so that there is no
way that they will disappear from a world that
is becoming more uniform!
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Biografien
HORST GLÄSKER
in Herford geboren
1973 -1979 Studium der Malerei an der Düsseldorfer
Kunstakademie
1988 -1991 Gastprofessur an der Kunstakademie
Münster
Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl)
„Les nouveaux Fauves – Die neuen Wilden“,
Neue Galerie-Sammlung Ludwig, Aachen
1995 -1997 Gastprofessur an der Hochschule für
Bildende Künste Braunschweig
„Bildwechsel“, Akademie der Künste, Berlin
1998 -2004 Professur an der Kunsthochschule Kassel
2006
„Kunst nu“, Groninger Museum, Groningen
Guest lecturer am Savannah College of Art
and Design, Georgia USA
„Agri-art“, Gravina (It)
„Kunstlandschaft BRD“, NBK Berlin
lebt und arbeitet in Düsseldorf
„Märchen, Mythen, Monster“, Neue Galerie
Graz und Rheinisches Landesmuseum,
Bonn
Einzelausstellungen (Auswahl)
1979
Galerie Annelie Brusten, Wuppertal
„Gefühlscollagen – Wohnen von Sinnen“,
Kunstmuseum Düsseldorf
Galerie Löhrl, Mönchengladbach
Kunst- und Museumsverein Wuppertal /
Von der Heydt-Museum
Bonnefantenmuseum, Maastricht
„Der Bilderbuch-Indianer“,
Kunstmuseum, Chur
Neue Galerie-Sammlung Ludwig, Aachen
Galerie Maurer, Zürich
„Exotische Welten – Europäische
Phantasien“, Württembergischer
Kunstverein, Stuttgart
Galerie Michael Haas, Berlin
Kunsthistorisches Museum Osnabrück,
in der Dominikanerkirche
1986
Galerie Zimmer, Düsseldorf
1987
Galerie Albrecht, München
Galerie Zimmer, Düsseldorf
Galerie Albrecht, München
„Deutsche Kunst der Gegenwart“,
Von der Heydt-Museum, Wuppertal
„Vincent zuliebe, van Gogh zu Ehren“,
Kunstverein Kassel
1992
Galerie Steinek, Wien
„Ein Haus voller Häuser“,
Galerie Lindinger und Schmid, Regensburg
Galerie des Landes NRW, Brüssel
Gustav-Lübcke-Museum, Hamm
1992
1998
Galerie Zimmer, Düsseldorf
2002
„Hic sunt leones !“, Isola Bella,
Lago Maggiore
2003
„Die Verführung des heiligen Antonius“,
Isola Bella, Lago Maggiore
2005
„Via Senese” 100 J. Villa Romana,
Kunstraum Fuhrwerkswaage, Köln
Rhein-Main-Hallen, Wiesbaden
Kunstmuseum Düsseldorf
Galerie Albrecht, München
2000
Galerie Löhrl, Mönchengladbach
Galerie Hans Mayer, Düsseldorf
„Folkwang-Atoll“,
Skulpturenmuseum Glaskasten, Marl
Galerie Cornelissen, Wiesbaden
Gallery van Dedem & Tielkemeijer,
Wuppertal und Olst (NL)
„Glut“, Kunsthalle Düsseldorf
„Die Einbeziehung des Anderen“,
Galerie Münsterland, Emsdetten
Galerie Albrecht, München
Gastatelier in der Villa Romana, Florenz
„Cowboys & Indians“, Kunsthalle,
Recklinghausen
2006
„7 Treppen“, Elisabeth Montag Stiftung,
Wuppertal
St. Petri Lübeck
Galerie in der Residenz der Deutschen
Botschaft, London
www.horst-glaesker.de
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HELGA GRIFFITHS
1959
geboren in Ehingen
1986–1992 wohnhaft im Raum New York
1991
Bachelor of Fine Arts (summa cum laude), Rutgers University,
Mason Gross School of the Arts, N.J.
1992-1994 Aufbaustudium Kunstakademie Stuttgart
1994
Hochschule für Gestaltung Karlsruhe
lebt und arbeitet in Ober-Ramstadt
Preise
Erster Preis, Kunst auf Zeit, Graz 1998
Anerkennung Paperbiennale, September 1998
Lichtenberg-Preis, Darmstadt, November 1998
Erster Preis, Lichtrouten Festival, Lüdenscheid, September 2003
Stipendien
CITÉ INTERNATIONAL DES ARTS, Paris, 2001
NEA Gastprofessur, Escuela de Artes Plasticas, San Juan, Puerto Rico 2004
Einzelausstellungen (Auswahl)
2000
Galerie Hübner, Frankfurt am Main
2002
„Out -SIGHT-In“, Palais de Tokyo, Paris
2004
Galerie Hübner, Frankfurt am Main
2005
Kunstverein Ulm
2006
Galerie Dieter Reitz, Berlin
Gruppenausstellungen (Auswahl)
2000
Hygienemuseum Dresden, CYNETart Festival
Leopold-Hoesch-Museum Düren
2001
2002
Galerie Artis Darmstadt
Papierbiennale, Leopold-Hoesch-Museum Düren
Gelsenkirchener Kunstverein im Städt. Museum Gelsenkirchen
„Luft“ – Internationaler Kongress Bundeskunsthalle Bonn
2003
Lichtrouten Lüdenscheid
Havanna Biennale
2004
„Selections from Havanna Biennale“ Henie Onstad Kunstsenter, Oslo
Contemporary Art Forum Kitchener (Can)
2005
Papierbiennale, Leopold-Hoesch-Museum Düren
Darmstädter Sezession, Institut Mathildenhöhe Darmstadt
Omni Art Project, Miami (Satellitenprojekt der Art Basel Miami)
2006
„Der Souvenir“, Museum für Angewandte Kunst, Frankfurt am Main
Echigo Tsumari Art Triennale (Japan)
„Codice - Festival de la Scienza Genua”- Festival della Scienza, Genua
Cairo Biennale
www.helgagriffiths.de
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OTTMAR HÖRL
1950
geboren in Nauheim
1975-79
Hochschule für Bildende Künste,
Frankfurt am Main
1979-81
Hochschule für Bildende Künste,
Düsseldorf, bei Prof. Klaus Rinke
1978-81
Stipendium der Deutschen Studienstiftung
1985
Gründung der Gruppe Formalhaut, mit den
Architekten Gabriela Seifert und
Götz Stöckmann
1992-93
Gastprofessur an der TU Graz
(mit Formalhaut)
Galerie Erhard Witzel, Wiesbaden,
„Neue Arbeiten“
1994
Förderpreis für Baukunst, Akademie der
Künste Berlin (mit Formalhaut)
Arsenal HKM 1, Johannes-GutenbergUniversität Mainz, „Problemlösung“
1997
art multiple-Preis, Internationaler
Kunstmarkt in Düsseldorf
Galerie Benden & Klimczak, Viersen
1998
Wilhelm-Loth-Preis, Darmstadt
seit 1999
Professur für Bildende Kunst an der
Akademie der Bildenden Künste in
Nürnberg
2002
Intermedien Award ZKM Karlsruhe
2005
Präsident der Akademie der
Bildenden Künste Nürnberg
lebt in Frankfurt/Main und Wertheim
(Baden-Württemberg)
Einzelausstellungen (Auswahl)
1999
Kunst-Raum-Akademie Weingarten,
„Schwarz auf Weiß“
2002
2003
Kunstverein Würzburg, „Nachdenken über
Deutschland“
Galerie Witzel, Wiesbaden, „Pretty Things“
Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl)
1999
Landschaft. Positionen einer Idylle,
Museum im Prediger Schwäbisch Gmünd
2001
Centenarium, Mathildenhöhe Darmstadt,
Installation Froschkönig
„Die Speisung der Fünftausend“, Projekt
für das XI. Internationale
Bodenseefestival 1999
Triptychon, Klangperformance, mit Rainer
Römer und Dietmar Wiesner
(beide Ensemble Moderne)
Hand + Fuß, Grafschaftsmuseum Wertheim,
mit StudentInnen der Akademie der
Bildenden Künste Nürnberg
Kunstraum der Thurgauischen
Kunstgesellschaft, Kreuzlingen (Ch)
„Entweder oder“
Galerie Ernst Hilger, Wien, „Wiener Blut“
Stadt ~ Landschaft ~ Fluss,
Neuer Kunstverein Aschaffenburg
2002
Kunstverein Göppingen,
Installation „Trockenübung“
Kunst im Bau, Bankakademie e.V.,
Frankfurt, mit StudentInnen der Akademie
der Bildenden Künste Nürnberg
„Berlin – Bearlin“, Großskulptur Unter
den Linden in Berlin
European Business School, Schloss
Reichartshausen, Oestrich-Winkel,
„Sprünge“
Abstraktion - Das andere Bild der Realität,
Kunstverein Schloß Plön
Paper Art 8 - Turbulenzen in Papier,
Leopold-Hoesch-Museum Düren
Städtische Galerie am Markt,
Schwäbisch Hall, „Traumhaus“
2001
Galerie Parade, Amsterdam, „Multiples“
Galerie Peter Zimmermann, Mannheim,
„Biotope“
„Ich sehe was, was du nicht siehst“,
Götzenhain
2000
Espace Ernst Hilger, Paris, „La vache qui rit“
2003
Zeichnung, Stadtmuseum Groß-Gerau,
mit StudentInnen der Akademie der
Bildenden Künste Nürnberg
Galerie F, Gießen, „Vorletzte Konsequenz“
Art Galerie Leuchter & Peltzer,
Düsseldorf, „Traumhaus“
www.ottmarhoerl.de
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MAIK LÖBBERT
1958
Galerie Carol Johnssen, München
geboren in Gelsenkirchen
1984-1987 Studium der Fotografie an der GHK Kassel,
Prof. Floris M. Neusüss
Kunstverein Ruhr, Essen
2004
1987-1990 Studium der Malerei/Bildhauerei an der
Kunstakademie Düsseldorf,
Prof. Fritz Schwegler; Meisterschüler
2005
Rektor der Kunstakademie Münster
DIRK LÖBBERT
„grünt“, Galerie mezzanin, Wien
„lüften“, Staatliche Museen Kassel,
Neue Galerie (Kat.)
„Porta“, Galleria Sogospatty, Rom
2003
Galerie Carol Johnssen, München
2002
„Donnerwetter“, Artweb 24, Düsseldorf
„Photoarbeiten“, Galerie mezzanin, Wien
1960
geboren in Wattenscheid
„Wegweiser“, Kunstverein Lingen
1983-88
Studium der Bildhauerei an der FHS Köln,
Meisterschüler
„Tribüne“, Galerie Voges+ Deisen,
Frankfurt am Main
1988-92
Studium der Bildhauerei an der
Kunstakademie Düsseldorf,
Prof. Erich Reusch und Prof. Irmin Kamp;
Meisterschüler
Galerie Nicola Kiwall, Paris
2001
„Unplugged“, Kunstverein Bochum
2000
Galerie Voges + Deisen, Frankfurt am Main
„zwischendurch“, Rheinisches
Landesmuseum Bonn/Alte Rotation
MAIK UND DIRK LÖBBERT
„Verwandtschaft“, Stiftung DKM, Duisburg
1985-87
Anonyme Skulpturen im öffentlichen Raum
1992
Preisträger beim Deutschen Kunstpreis
der V&R Banken
1992 - 93
Lehrauftrag an der Kunstakademie Münster
Gruppenausstellungen (Auswahl)
1994
Ringenberg-Stipendium;
Kultusministerium des Landes NRW
2006
Arbeitsstipendium des Kunstfonds e. V.,
Bonn
1995-96
Transfer-Stipendium, Turin (It); Sekretariat
für gemeinsame Kulturarbeit und
Kultusministerium des Landes NRW
1996
Villa Romana-Preis; einjähriger Aufenthalt
in Florenz
1997-98
Karl Schmidt-Rottluff Stipendium
2000
Gastprofessur an der Hochschule für
Grafik und Buchkunst, Leipzig
2000-01
Gastprofessur an der Akademie der
Bildenden Künste, München
seit 2001
Professur für Bildhauerei und Kunst im
öffentlichen Raum an der Kunstakademie
Münster, Hochschule der Bildenden Künste
Maik und Dirk Löbbert leben und arbeiten in Köln und
Münster, und lebten von 1964 –1968 in Duisburg-Neudorf.
Einzelausstellungen seit 2000 (Auswahl)
2006
„Säulen“, KfW- Bank, Bonn
2005
Galerie Voges und Partner, Frankfurt
am Main
„Flamenco 2000“, Galerie Carol Johnssen,
München
„Part1. KLF“, New York, Galerie Michael
Janssen, Galerie Dogenhaus,
Voges und Partner Galerie
„Glaspalast Augsburg“, H2- Zentrum für
Gegenwartskunst
„Family Affairs“, Palais des Beaux- Arts,
Brüssel
Klasse Kamp. Kunsthalle Düsseldorf
„Memories”, Nassauischer Kunstverein,
Wiesbaden
„Wo bitte gehts zum Öffentlichen?“
Kunstsommer Wiesbaden
„7 Treppen“, Elisabeth Montag Stiftung,
Wuppertal
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MAIK UND DIRK LÖBBERT (Fortsetzung)
2005
„architektur mobil“,
Rudolf-Scharpf-Galerie, Ludwigshafen
„Künstlerbrüder“, Haus der Kunst, München
„blind date“, Schloss Bentlage, Rheine
TATZU NISHI
„Via Senese. 100 Jahre Villa Romana“,
Kunstraum Fuhrwerkswaage, Köln
1960
Graphische Sammlung, Die Kunstakademie
Münster in Eskisehir, Türkei
„Ein Arkadien der Moderne?“
Neues Museum Weimar
2004
„Arbeit in Bewegung“, Städtische
Kunstsammlungen Augsburg
Neue Galerie im Höhmannhaus, mit Chantal
Michel und Stephan Reusse
„Ar(T)chitecture”, Galerie Carol Johnssen,
München
Einzelausstellungen (Auswahl)
2006
„Cheri in the Sky”, Maison Hermes, Tokyo
2005
„Kabinet 3”, Stedelijk Museum vor
Actuele Kunst, Gent
2004
„Cafe Moon Rider“, Dublin
„heute mir morgen dir“, Luis Campana, Köln
2002
„Engel“, Littmann Kulturprojekte, Basel
2001
„Der Neunsitzer“, Junge Kunst e.V.,
Wolfsburg
„1. ANNO DI SOGOSPATTY”,
Galleria Sogospatty, Rom
„Interventionen 24“, Sprengel Museum,
Hannover
„AH7”, Grand Hotel Croce di Malta,
Montecatini
2000
„Totale. Fotografische Positionen“,
Stadtmuseum Münster
Gruppenausstellungen (Auswahl)
„Freundschaftsspiel“,
Museum of Painting and Sculpture, Istanbul
2003
„Über die Malerei in der Photographie“,
Galerie Carol Johnssen, München
2006
2005
„Passagen, red dot for soupculpture”,
Forum, Köln
2001
Skulptur-Biennale Münsterland 2005,
Kreis Borken, Germany
2004
2003
1. International Biennial of Contemporary
Art of Sevilla, Sevilla
„Blum & Poe“, Los Angeles
„At Least Begin to Make an End”, W139,
Amsterdam
„Sockelskulptur“, Vorgebirgspark Köln
2000
„Ecstasy”, The Museum of Contemporary Art,
Los Angeles
Yokohama Triennale 2005, Yokohama
„Verstörtes Äusseres“, Volpinum, Wien
„Spatial Intersections“, CCNOA Brüssel
„Okkupation“, Berlin
„Projekt Migration“, Köln. Kunstverein, Köln
„The City“, U.B.R. Galerie – Raum für
aktuelle Kunst, Salzburg
„Kein Strich zuviel“, Museum der
Stadt Lüdenscheid
artothek, Köln
„Enjoyable House”, Aichi Prefectural
Museum of Art, Aichi (Japan)
„imagesagainstwar.com“,
Galerie Lichtblick, Köln
2002
geboren in Nagoya, Japan
lebt und arbeitet in Köln
2002
„Licht-Routen“, Lüdenscheid
„Künstlerpaare“, Kunsthaus Kaufbeuren
2. Liverpool Biennial, Liverpool
„Zeitgenössische Architekturfotografie“,
Museum Ludwig, Köln
„Verzauberung durch Irritation“, Ahlen
„hell-gruen“, Düsseldorf
„Heldenfrühstück“, Kunstverein Rosenheim
Karl Schmidt-Rottluff Stipendiaten,
Akademie und Ausstellungsgebäude
der Stadt Dresden und Kunsthalle,
Düsseldorf
„Beautiful Life?”, Art Tower Mito,
Mito (Japan)
2001
„Poeziezome“, Watou (Be)
„direttissima“, Münster
„Highlight. plan2000”, Köln
2000
www.mdloebbert.de
„Areale Neukölln“, Berlin
„Kunstbaden“, Wiesbaden
„Continental Shift“, Ludwig Forum für
internationale Kunst, Aachen
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BABAK SAED
1965
geboren im Iran/Maschhad
1995
Abschluss des Studiums: Diplom Volkswirt
1998
Büro für Video und Installationen im
öffentlichen Raum
1998
Budapeststipendiat der Stadt Bonn
2000
Kunstpreis der Stadt Bonn
2002
Preisträger digital new art award
(dna award) der DigitalART Gallery
Frankfurt/M.
„Deutlicher will ich es Dir noch nicht sagen“,
Installation, Kunstraum Kreuzlingen (Ch) (EA)
2004
Internat. Wettbewerb Kunst am Bau der
Deutschen Welle (Schürmannbau), Zuschlag
„Nichts ist einfach – gar nichts“, Installation, Künstlerverein Malkasten, D’dorf
2005
Wettbewerb Kunst am Bau der
Fachhochschule Bonn/Rhein/Sieg –
Sankt Augustin, Innenraumplastik, 1. Preis
Vortrag: „Künstlerische Interventionen im
Stadtraum“, Haus der Commerzbank-Haus
Sommer, Berlin. Organisation:
Bundeszentrale für politische Bildung und
Bundesarchitektenkammer
„Grafik – Sommer – Schau – 2003“,
Galerie Geiger, Konstanz
lebt und arbeitet in Bonn
„Reduktive Kunst“, BWA-Galeria „Stara“,
Lublin (Pl)
Ausstellungen (Auswahl)
2006
„NICHT und GENAU“, Kunst am Bau,
Fachhochschule Bonn-Rhein/Sieg,
St. Augustin
„Luminale 2006“, Lichtinstallation am
Leierkasten, in: Lichtfestival Luminale,
Frankfurt am Main
2005
2004
„one-man-show“ Galerie PetersBarenbrock auf der art.fair 2005, Köln (EA)
„Geschwindigkeit – Terrain der Zeit“,
Videoinstallation, Bellevuesaal,
Wiesbaden, in: Ausstellung ausgewählter
Wettbewerbsbeiträge – Medienkunstpreis
Kunstadapter
„Brückenpark im Licht – Internationale
Videokunst Videoprojektion“,
Dreiradenspeicher, in: Europas Kulturhauptstadt 2010 Görlitz/Zgorzelec (V/GA)
„AUFMICHHOERTJAKEINER“,
500 Großplakate (250 x 350 cm), Köln,
Bonn, Düsseldorf und Bergisch Gladbach
anlässlich der KUNSTKÖLN 2002 (EA)
Vortrag: „Kunst im öffentlichen
Raum + Kunst am Bau“, Alanus Hochschule,
Alfter
Vortrag: „Sprache und Film“,
Burg Giebichenstein - Hochschule für Kunst
und Design, Halle/Saale
„Ich und der Hahn“, Kunst am Bau,
Deutsche Welle, Bonn
„fremde heimat“, Ausstellung ausgewählter
Wettbewerbsbeiträge – digital new art
award, Frankfurter Dominikanerkloster
„Bleiben Sie bitte hier – bei mir“,
Installation, Konzernzentrale der GEA-AG,
Bochum (K/A/EA)
„Du bist und Du bist“, Kunst am Bau,
Lutherkirche, Bonn
„auf und ab Aktion“ + Installation im
PixelPark-Tower, Berlin, in: „FreiRäume –
10 Positionen internationaler Künstler“
„JENSEITSVON“, Kunst am Bau, Pädagogium
Godesberg + Otto-Kühne-Schule, Bonn
2003
„Das hier ist meiiiiiin Zirkuus“,
Installation, Museum für Moderne Kunst,
Hünfeld, in: 30 Positionen+ 30 Räume
„Sieben KünstlerInnen“, Galerie Erhard
Klein, Bad Münstereifel – Mutscheid
„ich bin hier – hier bin ich“,
Galerie Monika Hoffmann, Paderborn (EA)
2002
2001
„Ein ganz schlimmer Satz“, Installation und
Sprachperformance im
Kunstmuseum Bonn (EA)
„Jedes Wo-wo-wort eine Geburt-t-t“,
Radiofeature für SWR 2 (mit der Autorin
Anne-Kathrin Godec´ und der
Schauspielerin Katharina Palm/55 Min.)
„Madschnuns Ohr und Lailas Ring“,
Ausstellung ausgewählter Wettbewerbsbeiträge, Künstlerhaus abraxas Augsburg
„Innerer Monolog eines Stotterers“,
Installation, in: Ausstellung ausgewählter
Wettbewerbsbeiträge, Künstlerforum Bonn
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PAUL SCHWER
1951
geboren in Hornberg /Schwarzwald
Medizinstudium, Arbeit als Arzt in der
Kinder- und Jugendpsychiatrie bis 1993
1981-88
Studium Freie Kunst an der
Kunstakademie Düsseldorf
1984
Gründung und Leitung des UNARTProjektes (u.a. Kunstfondsstipendium zur
Erweiterung künstlerischer Arbeitsfelder)
Brühler Kunstverein, Orangerie Schloß
Augustusburg, Brühl
1985
Lehrauftrag a.d. Kunstakademie
Düsseldorf, Abteilung Münster
Le Botanique, Brüssel, in Zusammenarbeit
mit dem Goethe-Institut
1986
Meisterschüler Prof. Erwin Heerich
1992/93
Lehrauftrag a.d. Hochschule für Bildende
Kunst Saar, Saarbrücken
1995
Cité des Arts, Paris
1997
Städtische Galerie im Rathauspark,
Gladbeck
Galerie Willy d`Huysser, Brüssel, auch 2000
1998
Niederrheinischer Kunstverein Wesel
Siemens Kulturprogramm Feldafing
Internationales Malereisymposium, Piran
(Slowenien)
Musée du Château des Rohan, Saverne
1999
Städt. Museum Gelsenkirchen
1999
Lademoen Kunstnerverksteder,
Trondheim (No)
2004
Lehrauftrag a.d. KFH/IAF Freiburg, Wien
Kunstverein Wilhelmshöhe Ettlingen,
mit Bernd Mechler
Gastprofessur Sommerakademie
Pentiment, Hamburg
Christianssands Kunstforening
Kristiansand / Goethe-Institut Oslo
2004/05
Bremerhaven Stipendium
2005
Vorschlagsliste Professur für die Leitung
einer Grundklasse, Kunstakademie
Stuttgart
2005/06
Artist in residence, Shanghai,
Degussa-China
2000
Kunsthaus Essen
Kunstverein / Kunsthalle Bremerhaven
„Here we change“, Städt. Galerie Gladbeck,
mit Wilhelm Mundt
2001
Kulturforum Alte Post, Neuss
Konsthallen Trollhättan/ Goethe-Institut
Göteborg
lebt und arbeitet in Ratingen und
Düsseldorf
Galerie Schütte, Essen
Gothaer Kunstforum, Köln
Einzelausstellungen seit 1991 (Auswahl)
2002
Kuntverein Aichach
1991
Städt. Galerie Meerbusch
Kunstverein Krefeld
1992
E- Werk, Hallen für Kunst, Freiburg
1993
„Farbraum“ in „Schichtwechsel“,
Gebläsehalle der Völklinger Hütte Hochschule für Bildende Kunst Saar,
Saarbrücken
ART Frankfurt, Einzelpräsentation
Galerie Schütte
1994
Landesvertretung NRW in Brüssel,
mit Bert de Beul
„See through colors”, Museum
Katharinenhof Kranenburg,
mit Jerry Zeniuk
Städtische Galerie Donaueschingen
Museum Katharinenhof, Kranenburg
„Affiches métaphoriques“,
Goethe-Institut Paris
Regionalmuseum Xanten
Kunstverein Oberhausen,
Schloß Oberhausen
1995
Galerie Pudelko Bonn,
auch 1998, 2001, 2005
Galerie Rainer Wehr, Stuttgart
1996
Kunstverein Region Heinsberg
2003
„Farbverkehr” ,Brückenturm, Galerie der
Stadt Mainz
„Bauland”, Kunstverein Siegen im Museum
für Gegenwartskunst
„Farbflächen“, Palais für Aktuelle Kunst,
Kunstverein Glückstadt
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2004
„Blast“, Kunstverein Hannover
1999
„Crossways“, Städt. Galerie „Die Fähre“,
Bad Saulgau
„Landschaft“, Sammlung Murken,
Suermondt- Ludwig Museum Aachen
2000
„Treat yourself“, Kunstverein
Recklinghausen
„Here we go“ Maschinenhalle Zweckel /
Städt. Galerie Gladbeck
2001
Museum Morsbroich, Leverkusen
2005
2006
„Potpourri V“, Kunstverein Bremerhaven
Museum Baden, Kunstverein Solingen
„Baozis und Boards“, Galerie Bugdahn und
Kaimer, Düsseldorf
2002
„Petit lait“, Installation auf den
Donaueschinger Musiktagen
Kunstmuseum Alte Post, Mülheim a.d. Ruhr
2003
„Mal doch mal ein Auto“, Garage
Oberhausen, Galerie Tedden, Düsseldorf
Galerie Pfefferle, München, mit Franziska
Kneidl
Regionale Donaueschingen
„Freier Elbblick Nr. 47“, Projektraum
Hamburg
„International Sculpture and
Envirement Art”, Shanghai
Heidelberger Kunstverein
Spring Art Salon , Shanghai
„Blast“ - Bildperformance,
Kunstverein Ettlingen
Kunsthalle Bremerhaven
„Ab in die Mitte“ – Michelstadt, in
Zusammenarbeit mit der Kunsthalle
Darmstadt
Allgemeiner Konsumverein Braunschweig
Grüner Salon, Galerie da entlang, Dortmund
Kunstverein/Kunsthalle Lingen
2004
Galerie Stücker, Kunstverein/
Stadtgalerie Brunsbüttel mit Diana Rattray
Bergischer Kunstpreis, Museum Baden,
Solingen
„Specific sites“ – fließende Räume,
spezifische Orte
Goethe-Institut Shanghai
Städtische Galerie Böblingen
Art Scene Warehouse-gallery, Shanghai
„Vanitas“, IKOB, Eupen (Belgien)
„la dolce vita“, Galerie Klaus Ebbers,
Kranenburg
Gruppenausstellungen seit 1992 (Auswahl)
1992
„Tier und Mensch – von Baselitz bis Vostell“,
Städt. Museum Gelsenkirchen
1993
„Zwischenzeit-Malerei“,
Malkasten Düsseldorf
2005
„Broken glass“, Glaspaleis, Heerlen (Nl)
„Sommergäste“, Galerie Bugdahn und
Kaimer, Düsseldorf
„Waldeslust“, Galerie Rainer Wehr,
Stuttgart
1995
„account“, Galerie Klaus Ebbers,
Kranenburg
„Nichts als Farbe“, Kulturbahnhof Eller,
Düsseldorf
„es kommt wie es kommt“,
Galerie da entlang, Dortmund
Projekt Keleia, Muzej novejse zgodovine,
Celje (Slowenien)
1996
Bergischer Kunstpreis, Solingen
„Sammeln ist wie Tagebuchführen“, Galerie
Rainer Wehr, Stuttgart
1997
Museum Schloß Moyland
„Dreht Euch nicht um“ ( mit W. Haypeter u.
W. Nestler), Rheinisches Landesmuseum,
Bonn
Klasse Heerich, Wilhelm Lehmbruck
Museum Duisburg
1998
Arbeiten auf Papier – 150 Jahre Malkasten,
Deutsche Bank Düsseldorf
Regionale Donaueschingen
„best“, Kunstraum, Essen
2006
„windrose – one“, Shanghai
„7 Treppen“, Wuppertal –
Projekt der Elisabeth Montag Stiftung,
Bonn
„einfach so“, Galerie Bugdahn und Kaimer,
Düsseldorf
Niederrheinischer Kunstverein
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7 Treppen
Kurze Nachbetrachtung
Ingrid Raschke-Stuwe
Dass es nicht leicht sei, den Menschen ein geistiges Geschenk zu machen, stellte schon
der Maler Paul Klee fest: Die Kunst zu verstehen als ein Geschenk an die Menschen, als
ein Angebot des Künstlers an die Gesellschaft.
In diesem Sinne versteht auch die Elisabeth Montag Stiftung die von ihr initiierten
Kunstprojekte im öffentlichen Raum: Mit den Mitteln der Kunst werden besondere,
unverwechselbare Orte temporär neu oder anders definiert oder interpretiert.
Auch das Wuppertaler Stadtviertel Ostersbaum mit seiner einzigartigen Treppenanlage schien sich in außergewöhnlicher Weise als Ausgangs- und Bezugspunkt für
künstlerische Interventionen zu eignen.
Dass man es hier nicht mit einem musealen, durch Kunst verwöhnten Umfeld zu tun
hatte, war allen Beteiligten von Anfang an klar. Vielleicht entstand aber gerade aus
diesem Spannungsfeld das große Engagement, mit der sich die Künstler an die Arbeit
machten. Von vielen Tagen in Folge bis hin zu mehreren Wochen bei Wind und Wetter
dauerte ihr Arbeitseinsatz.
Umso erschreckender war da die Feststellung, dass bereits während des Aufbaus der
Installation „Weltanschauungsmodell 1“ von Ottmar Hörl erste Elemente gestohlen
oder mutwillig zerstört wurden. Um die Arbeit vor der kompletten Zerstörung zu bewahren, wurde sie 14 Tage nach der Eröffnung abgebaut. Ähnlich ging es der akustischen Installation von Helga Griffiths.
Natürlich ist Kunst im öffentlichen Raum nicht unumstritten. Wie aber die Kunst
immer auch ein Spiegelbild der Zeit ist, so spiegelt sich im Umgang mit ihr aber
immer auch die Befindlichkeit einer Gesellschaft.
Wir leben in einer Zeit zunehmender Gewaltbereitschaft und Intoleranz. Die Gründe
dafür sind mannigfacher Art. Sie zu benennen und wenn möglich, den Ursachen entgegenzuwirken, muss die vorrangige Aufgabe aller gesellschaftlich Verantwortlichen
sein.
Auch die Elisabeth Montag Stiftung ist sich dieser Verantwortung bewusst. Mit den
Mitteln der Kunst wird sie auch in Zukunft zu dieser gesamtgesellschaftlichen Arbeit
ihren Beitrag leisten.
PS: Auf Initiative von Gabi Kamp vom Nachbarschaftsheim und Jutta
Schultes von der Stadt Wuppertal wurden Wuppertaler Bürger
in einem Zeitungsartikel aufgefordert, sich zum Abschluss des
Projektes am 29. Oktober an der Wülfingtreppe einzufinden, um
die zerstörte Arbeit „Weltanschauungsmodell 1“ von Ottmar Hörl
„leibhaftig“ zu rekonstruieren.
Über 100 Wuppertaler folgten diesem Aufruf.
Die Elisabeth Montag Stiftung möchte allen Beteiligten für diese
ungewöhnliche und originelle Aktion ganz herzlich danken.
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7 Stairways
A short review
Ingrid Raschke-Stuwe
Presenting mental gifts to someone isn’t as easy as it seems, the painter Paul
Klee once claimed: Art conceived as a gift to human beings is also an offer of the
artist to the society.
Exactly in this spirit the Elisabeth Montag Foundation conceives its art projects
set off for public places: By means of art certain and distinctive places are
temporarily newly defined or interpreted.
Also the district Ostersbaum in Wuppertal with its unique facilities of stairs
seemed to be an amazing vantage point for esthetical interventions. All participants realised straight from the beginning that it wasn’t a concern with an
artistically embellished environment. But this area of conflict might have been
the main cause for the emergence of such a huge commitment the artists felt
when they started work. Their assignment lasted for days in succession until
several weeks in wind and bad weather.
So much more alarming was the assessment, that even during the set-up of
Ottmar Hörl’s installation „Weltanschauungsmodell 1“ some parts had been
vandalised or stolen. In order to prevent the complete demolition of the
installation, it was removed two weeks after its official hours. The same counts
for Helga Griffith’s sound-installation.
Artworks in public places are certainly not indisputible. But as art is always a
reflection of its time, so the exposure to art itself always reflects the conditions
of a society.
We live in times of increasing violence and intolerance. This has different causes.
To specify and counteract these causes is the main task for everybody who takes
responsibility for the society we live in.
The Elisabeth Montag Foundation is also aware of this responsibility. By and with
means of art it will carry on to contribute its part to this all-social task.
P.S. On the initiative of Gabi Kamp of the neighbourhood centre
and Jutta Schultes of the city administration of Wuppertal,
a newspaper article called upon citizens of Wuppertal to
come to the Wülfing Stairway at the conclusion of the
project on 29 October to reconstruct with their own bodies
Ottmar Hörl’s work “Weltanschauungsmodell 1”, which had
been vandalised.
More than 100 Wuppertal citizens followed the appeal.
The Elisabeth Montag Foundation would like to extend
wholehearted thanks to all involved for this unusual and
original action.
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Impressum
Kuratorin:
Ingrid Raschke-Stuwe, Vorstand der Elisabeth Montag Stiftung
Mitarbeit:
Dr. Christoph Kivelitz, Projektmanagement und wissenschaftliche Begleitung, Bochum
Jörn Solbrig, Öffentlichkeitsarbeit, Montag Stiftungen, Bonn
Verena Voigt, Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, Rosendahl
Eva Wanzeck, Kostenmanagement, Montag Stiftungen, Bonn
Fotografie:
Carsten Gliese, Köln (Seite 4, 5, 6, 10, 11, 14-19, 22-27, 30, 37, 39, 53, 61, 63, 65, 70,
71, 73, 74, 76, 80-87, 90, 92-95, 102)
Markus Rodler, (Seite 7-9, 11, 34, 36, 38, 42-47, 49, 52, 86, 88, 89)
Weitere: Horst Gläsker, M. u. D. Löbbert, Jörn Solbrig, Renate Löbbecke (Seite 104-105)
Texte:
Dr. Martin Engler, Kunstverein Hannover
Dr. Sabine Fehlemann, Dortmund
Dr. Gregor Jansen, Museum für Neue Kunst, Karlsruhe
Dr. Christoph Kivelitz, Künstlerischer Leiter des Dortmunder Kunstvereins
Prof. Dirk Manzke, Fachhochschule Osnabrück
Prof. Dr. Ing. Friedrich Mielke, Internationales Zentrum für Treppenforschung, Konstein
Dr. Necmi Sönmez, Kunstverein Arnsberg
Dr. Anne Schloch, Köln
Übersetzungen:
Donald Goodwin, Bochum (Seite 6-7, 14-19, 32-38, 82-86, 87-95)
Stuart Vizard, Berlin (Seite 4-5, 8-13, 23-30, 43-76)
Redaktionsbüro Korn (Seite 105)
Lektorat:
Dr. Christoph Kivelitz, Bochum
Donald Goodwin, Bochum
Konzeption des Kataloges:
Ingrid Raschke-Stuwe
Gestaltung:
[designbüro], Münster
Druck:
LV-Druck, Münster
Copyright: Elisabeth Montag Stiftung, Autoren, Künstler, Fotografen
Herausgeber:
Elisabeth Montag Stiftung
Verwaltung und Vorstand:
Raiffeisenstr. 2
53113 Bonn
Tel. 0228- 267160
www.e-montag-stiftung.de
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Danksagung
Die Elisabeth Montag Stiftung bedankt sich, auch im Namen der Künstler, bei
folgenden Firmen und Privatpersonen, die bei der Realisierung der Installationen
mitgewirkt haben:
The Elisabeth Montag Foundation would like to thank, also on behalf of the
artists, the following companies and private individuals who have collaborated
in the realisation of the installations:
Gerüstbau Steingrüber & Rosenlöcher GmbH, Wuppertal
Gabi Kamp, Nachbarschaftsheim Wuppertal
Anette Kolkau, Regionale 2006
Dr. Britta Lenders, Nachbarschaftsheim Wuppertal
Alexandro Nehring (Programmierung), Dörth
Ossé (Firma Raumfabrik)
Thomas B. Schmidt, M.A., Licht, Köln
Georg Reinartz, Architekturbüro planAR, Wuppertal
Jutta Schultes, Stadt Wuppertal
Ralf Windmüller, Geschäftsführer der Firma Exuweg, Wuppertal
heyen + lippross Entwicklungs GmbH&Co.KG, Münster
(technische Illustration für Katalogtitel)
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elisabeth montag stiftung
Die beiliegende DVD und ihre Anwendungen sind urheberrechtlich geschützt. Sie
dürfen nur privat und nicht öffentlich vorgeführt werden. Die gewerbliche Nutzung
ist untersagt und wird rechtlich verfolgt. Das Verkaufen, Kopieren, Vervielfältigen
oder Überspielen ist nicht gestattet. Verleih oder Vermietung ist nur mit schriftlicher
Genehmigung möglich. ©einfallsreich marketingkommunikation gmbh & Co.kg
Gespräche mit den Künstlern: Burkhard Rosskothen
Kamera:
Alexx Köllner
Produktion:
einfallsreich marketingkommunikation gmbh & Co.kg
www.einfallsreich.tv
[email protected]
14:38 Uhr
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7 Treppen
KATALOG
2006
2. SEPTEMBER – 29. OKTOBER 2006
WUPPERTAL / ORTSTEIL OSTERSBAUM
EIN KUNSTPROJEKT DER ELISABETH MONTAG STIFTUNG
IN KOOPERATION MIT DER STADT WUPPERTAL UND DER REGIONALE 2006
2006
14.06.2006
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