im osten was neues? - Instytut Spraw Publicznych
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Die Deutschen verbinden Polen hauptsächlich mit Erfahrungen aus dem Alltagsleben – mit guten polnischen Arbeitern, schönen Landschaften, aber auch mit... Diebstählen. Die deutsche Gesellschaft nimmt den guten Zustand der polnischen Wirtschaft sowie die wahr, dennoch erhält die Funktionsweise des polnischen Staates in vielen Bereichen noch immer keine befriedigende Bewertung. Häufiger als in den Jahren zuvor halten die Deutschen Polen für freundlich, aktiv oder modern. Anders ist die Sicht auf Russland. Die Meinung über die Russen ist negativer als die über die Polen. Die in der Publikation vorgestellte deutsche Sicht auf Polen und Russland wurde im Frühjahr 2013 durch das Institut für Öffentliche Angelegenheiten und die Bertelsmann Stiftung untersucht. Die Autoren des Berichtes analysieren die Veränderungen, welche im Laufe der letzten Jahre in der Wahrnehmung der Deutschen von Polen und seiner Gesellschaft stattgefunden haben und vergleichen die Meinungen der Deutschen zu Polen und Russland. DAS INSTITUT FÜR ÖFFENTLICHE ANGELEGENHEITEN ist einer der führenden Think Tanks in Polen und seit 1995 als unabhängiges Zentrum für Forschungen und Analysen tätig. Durch vielfältige Untersuchungen, Gutachten und Empfehlungen zu grundlegenden Fragen des öffentlichen Lebens steht das ISP im Dienst von Staat, Gesellschaft und Bürger. Das ISP kooperiert dabei eng mit zahlreichen Experten und Forschern wissenschaftlicher Einrichtungen aus dem In- und Ausland. Die Ergebnisse der Forschungsprojekte werden auf Konferenzen und Seminaren vorgestellt, aber auch in Form von einschlägigen Buchpublikationen, Berichten und Policy Papers unter polnischen und ausländischen Parlamentariern, Regierungsmitgliedern und Angehörigen der Staats-, Kommunal- und EU-Verwaltung, in akademischen Kreisen sowie unter Journalisten und Repräsentanten von NGOs verbreitet. DIE BERTELSMANN STIFTUNG engagiert sich in der Tradition ihres Gründers Reinhard Mohn (gest. 2009) für das Gemeinwohl. Die Werte Freiheit, Solidarität, Menschlichkeit und der Glaube an den Wettbewerb bilden das Fundament der Stiftungsarbeit. Die Bertelsmann Stiftung ist unabhängig und parteipolitisch neutral. Eines der wichtigsten Ziele der Stiftung ist die Förderung der internationalen Verständigung und der Beitrag zur Gesellschaftsreform durch den ständigen Dialog mit allen gesellschaftlichen Stakeholdern. Partner der Bertelsmann Stiftung sind beispielsweise Entscheidungsträger in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, öffentliche und wissenschaftliche Institutionen oder andere Stiftungen. IM OSTEN WAS NEUES? wachsenden deutschen Investitionen auf der anderen Seite der Oder IM OSTEN WAS NEUES? DAS BILD POLENS UND RUSSLANDS IN DEUTSCHLAND JACEK KUCHARCZYK AGNIESZKA ŁADA CORNELIUS OCHMANN ŁUKASZ WENERSKI IM OSTEN WAS NEUES? DAS BILD POLENS UND RUSSLANDS IN DEUTSCHLAND Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 1 2013-09-09 10:13:02 2 Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 2 Im Osten was Neues? Das Bild Polens und Russlands in Deutschland 2013-09-09 10:13:02 IM OSTEN WAS NEUES? DAS BILD POLENS UND RUSSLANDS IN DEUTSCHLAND JACEK KUCHARCZYK AGNIESZKA ŁADA CORNELIUS OCHMANN ŁUKASZ WENERSKI Warszawa, 2013 Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 3 2013-09-09 10:13:02 INSTITUT FÜR ÖFFENTLICHE ANGELEGENHEITEN EUROPAPROGRAMM Die Publikation entstand in Kooperation mit dem Programm „Zukunft Europas“ der Bertelsmann Stiftung im Rahmen des Projektes: „Vereinigte Staaten von Europa“. Wissenschaftlicher Gutachter: Grzegorz Gromadzki Statistische Analyse: Yuryi Taran Übersetzung ins Deutsche: Anna Schlögel Sprachliche Redaktion: Thomas Behrens Umschlaggestaltung: Pracownia Grafiki © Copyright by Institut für Öffentliche Angelegenheiten, Warschau 2013 Vollständige und/oder auszugsweise Nachdrucke von Materialien des Institutes für Öffentliche Angelegenheiten sind nur mit Einwilligung des Institutes gestattet. Das Zitieren von Textstellen sowie die Verwendung von empirischen Daten ist unter Angabe der jeweiligen Quellen erlaubt. ISBN: 978-83-7689-166-8 Herausgeber: Stiftung Institut für Öffentliche Angelegenheiten 00-031 Warschau, ul.Szpitalna 5/22 Tel.: (004822) 556 42 60, Fax: (004822) 556 42 62 E-mail: [email protected] www.isp.org.pl Satz und Drucklegung: Ośrodek Wydawniczo-Poligraficzny „SIM” ul. Emilii Plater 9/11, 00–669 Warszawa E-mail: [email protected] Dieses Projekt wurde mit Unterstützung der Europäischen Kommission finanziert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung trägt allein der Verfasser; die Kommission haftet nicht für die weitere Verwendung der darin enthaltenen Angaben. Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 4 2013-09-09 10:13:02 INHALTSVERZEICHNIS Schlussfolgerungen 7 Einführung 11 Die deutsch-polnischen und deutsch-russischen Beziehungen Der Einfluss von Geschichte und Tradition Zwischenmenschliche Kontakte Grenzkriminalität Wirtschaftskontakte 17 17 19 21 23 Das Wissen über Polen und Russland Das Reiseverhalten der Deutschen nach Polen und Russland Wissensquellen über Polen und Russland 25 25 27 Das Bild Polens und Russlands Assoziationen mit Polen und Russland Die Beurteilung der politischen Situation in Polen und Russland 31 31 41 Die Bewertung der polnischen und russischen Wirtschaft Die Beurteilung der Investitionen Die Bewertung der Warenqualität 49 49 52 Die Beziehung zu Polen und Russen 55 Gegenseitige Beziehungen 71 Schlussfolgerungen und Empfehlungen Deutschland und Polen – schön, aber ruhen wir uns nicht auf den Lorbeeren aus Deutschland und Russland – ein langer Weg 83 83 92 Zu den Autoren 97 Publikationen des Instituts für Öffentliche Angelegenheiten zum Thema deutsch-polnisch-russische Beziehungen sowie die gegenseitige Wahrnehmung in den letzten Jahren auf Deutsch und Englisch 99 Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 5 2013-09-09 10:13:02 6 Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 6 Im Osten was Neues? Das Bild Polens und Russlands in Deutschland 2013-09-09 10:13:03 SCHLUSSFOLGERUNGEN Das Bild Polens in Deutschland ist positiv besetzt, aber nicht einheitlich. Zum Positiven hin verändert hat sich die Wahrnehmung polnischer Charaktereigenschaften sowie der deutsche-polnischen Beziehungen im Allgemeinen. Hingegen fast unverändert zeigen sich seit Jahren die Einstellungen der Deutschen zur Funktionstüchtigkeit des polnischen Staates. Und auch die Akzeptanz der Polen in bestimmten gesellschaftlichen Rollen ist seit 2008 gesunken. Entschieden negativ in der deutschen Gesellschaft ist hingegen die Perzeption Russlands. Entsprechend werden Russen von deutscher Seite aus negativer wahrgenommen als Polen. Ein Viertel aller Bundesbürger (24%) hat Polen seit der Wende 1989 besucht. Am häufigsten fahren dabei Einwohner aus den östlichen Bundesländern ins Nachbarland jenseits der Oder. Die Deutschen beziehen ihr Wissen über Polen und Russland überwiegend aus dem Fernsehen und aus der Presse. Polen und seine Bevölkerung assoziieren deutsche Bürger hauptsächlich mit Situationen aus dem Alltag, darunter mit dem Bereich „Arbeit“ (40% aller Assoziationen). Diese Tendenz bestätigt sich seit Jahren. Viele Assoziationen beziehen sich auf das Thema „Kriminalität“ (14,5%). Deutsche betonen aber insbesondere auch die Professionalität polnischer Arbeiter (gute Arbeiter/gute Handwerker), wie auch die Tatsache, dass Arbeitsleistungen durch Beschäftigte aus Polen billiger sind. Eine steigende Anzahl der Befragten zielen darüber hinaus bezüglich erster Assoziationen auf die Landschaft, sowie verschiedene Regionen und Städte in Polen ab. Historische Assoziationen mit Polen hingegen spielen für Deutsche lediglich eine untergeordnete Rolle. Nach Assoziationen zu Russland befragt, zielen die Deutschen hauptsächlich auf Probleme und Unzulänglichkeiten der Demokratie im Land sowie auf den Alkoholkonsum. In der Bewertung des polnischen Staates lassen sich in der deutschen Gesellschaft seit einigen Jahren keine bedeutenden Veränderungen feststellen. Ähnlich wie in früheren Jahren glaubt die Hälfte der Befragten, Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 7 2013-09-09 10:13:03 8 Im Osten was Neues? Das Bild Polens und Russlands in Deutschland dass in Polen Korruption herrscht (50%), und fast ein Drittel ist der Meinung, dass die Bürokratie die Erledigung der simpelsten Angelegenheiten in Polen erschwert (29%). Gleichzeitig behaupten heute mehr Deutsche als in früheren Jahren, dass sich die polnische Wirtschaft gut entwickelt (40%) und dort eine gute Arbeitsorganisation herrscht (15%). Russland schneidet demgegenüber weitaus schlechter ab als Polen. 82% der Befragten zufolge herrscht in Russland Korruption, und fast zwei Drittel (62%) sind der Meinung, dass die russische Bürokratie die Erledigung simpelster Angelegenheiten erschwert. Lediglich knapp 9% der Befragten vertreten die Ansicht, dass in Russland ein demokratisches System ähnlich dem westeuropäischer Staaten existiert, sowie, dass dort eine gute Arbeitsorganisation herrscht. Noch kleiner (jeweils nur 5%) ist die Anzahl derjenigen, die glauben, dass in Russland die Bürgerrechte respektiert werden, und dass die Medien offen die Regierung kritisieren dürfen. Positiv bewerten die Deutschen Polen als Investitionsstandort. Auch in Russland zu investieren, schätzen die Deutschen als profitabel ein; dennoch fällt die Bewertung im Vergleich zu Polen schlechter aus. Die Information, dass eine Ware aus Polen oder Russland stammt, wird neutral aufgenommen. Sie stellt keinen besonderen Anreiz zum Kauf dar, hält Deutsche aber auch nicht davon ab. Vor die Aufgabe gestellt, aus sieben unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen zu wählen, deren Beliebtheit mittels Umfrage ermittelt werden soll, bekunden Deutsche, am meisten Sympathie für Holländer (55%) und Franzosen (50%) zu haben. In der weiteren Reihe der Beliebtheitsskala folgen Amerikaner (43%) und Briten (37%). Den Polen bringt etwa ein Viertel der Deutschen Sympathie entgegen, womit diese auf dem sechsten Platz, dem vorletzten vor den Russen (15%), aber noch hinter den Griechen (34%) rangieren. Über die vergangenen Jahre betrachtet lässt sich dabei feststellen, dass die Sympathiewerte der Deutschen gegenüber den Polen nur unbedeutend schwanken; meist bewegen sie sich (auf einer Skala von 1 (= Sympathie) bis 5 (= Abneigung) verortet) um mittlere Werte zwischen 2,9 (in den Jahren 2000 und 2008) und 3,2 (im Jahr 2006) – der aktuelle Wert beträgt 3,0. Die Akzeptanz gegenüber den Polen in allen untersuchten gesellschaftlichen Rollen übersteigt deren Ablehnung bei Weitem. Allgemein betrachtet bekunden 61% der Deutschen, keinerlei Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 8 2013-09-09 10:13:03 Schlussfolgerungen 9 Vorbehalte gegenüber Polen in unterschiedlichen gesellschaftlichen Rollen zu haben. Am liebsten sehen die Deutschen Polen als Mitarbeiter (79%), Nachbarn (77%) oder als Einwohner in Deutschland (74%). Unter den Befragten haben 62% der Deutschen keine Einwände dagegen, dass Polen die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten können. Geringere Akzeptanz lässt sich feststellen im Zusammenhang mit gesellschaftlichen Rollen, die mit mehr Nähe verbunden sind, wie etwa Freund/Freundin (57%) oder Schwiegersohn/Schwiegertochter (49%), sowie im Kontext von Unterordnung – beispielsweise ein Pole/eine Polin als Chef (53%). Allerdings ist während der letzten Jahre der Anteil der positiven Antworten auf die Frage nach der Akzeptanz von Polen in gesellschaftlichen Rollen in vielen Fällen gesunken. Diese Veränderung ist allerdings nicht mit einem verhältnismäßig starken Anstieg negativer Antworten verbunden, sondern geht einher mit der nun vergleichsweise öfter gegebenen Antwort: „Schwer zu sagen“. In derselben Reihenfolge, wie mit Blick auf die Polen aufgeführt, gelten auch Russen in unterschiedlichen gesellschaftlichen Rollen in Deutschland als akzeptiert. Allerdings liegen die Werte hierbei durchgehend um etwa 14% bis 17% deutlich niedriger. Bei der Frage nach der Zuschreibung von Charaktereigenschaften zeigt sich, dass die Deutschen die entschieden beste Meinung von sich selbst haben. Polen und Russen werden in den meisten Fällen um einiges schlechter wahrgenommen. Nach Meinung der Deutschen haben Polen und Russen ähnliche Charaktereigenschaften, wobei sie sich häufig erheblich von den Deutschen unterscheiden. Die Polen schneiden allerdings meist besser ab als die Russen. Die Wahrnehmung der Charaktereigenschaften der Polen hat sich seit 2006 sehr zum Positiven hin verbessert. Im Vergleich einer internationalen Gruppe von zehn Staaten, die von den Deutschen unter dem Gesichtspunkt der Zusammenarbeit bewertet werden sollten, schneiden Frankreich und Holland am besten ab: in beiden Fällen sind drei Viertel der Deutschen überzeugt, dass ihr Land eng mit diesem Staat zusammenarbeiten sollte. Es folgen weitere westliche Länder: Die Vereinigten Staaten (69%), Großbritannien (58%) und Japan (55%). Polen befindet sich im mittleren Bereich dieser Rangliste – von der Notwendigkeit einer engen Kooperation mit Polen ist die Hälfte der Befragten überzeugt (48%). Polen lässt damit einen Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 9 2013-09-09 10:13:03 10 Im Osten was Neues? Das Bild Polens und Russlands in Deutschland anderen östlichen Nachbarn Deutschlands, Tschechien (43%), hinter sich, und danach folgt China (39%). Eine enge Zusammenarbeit mit Russland hingegen wünscht sich nur ein Drittel der Befragten (34%). Die Deutschen bewerten die deutsch-polnischen Beziehungen als sehr gut. Zum ersten Mal seit Jahren beläuft sich der Anteil der positiven Antworten hierzu auf 70% und reicht somit an die Werte auf polnischer Seite heran. Im Gegensatz dazu werden die deutsch-russischen Beziehungen von den Deutschen heterogen bewertet. Beinahe die Hälfte der Befragten ist der Ansicht, die Beziehungen zu Russland seien gut (47%). Eine ähnliche hohe Anzahl von Befragten (42%) betrachtet den Zustand dieser bilateralen Beziehungen hingegen als schlecht. Nach Meinung von 59% der deutschen Befragten sollte Deutschland in den Beziehungen zu Polen auf Kooperation und das Erreichen von Kompromissen setzen. Gegenteiliger Meinung ist lediglich ein Drittel der Befragten (32%). Anders sollte nach Meinung der Deutschen die Politik gegenüber Russland aussehen. Diesbezüglich liegt der Anteil derer, die meinen, Deutschland solle eher Kooperation und das Erreichen von Kompromissen in den Vordergrund stellen (48%), kaum fünf Prozentpunkte höher als die Zahl derer, die meinen, Deutschland solle vor allem auf die Wahrung eigener Interessen achten. Die größte Gruppe der Deutschen ist der Meinung, dass Polen keinen Einfluss auf die Beziehungen zwischen der EU und Russland hat (39%). Daneben vertreten allerdings fast ein Viertel der Befragten (24%) die Ansicht, dass Polen zum Aufbau partnerschaftlicher Beziehungen zwischen Brüssel und Moskau beiträgt. Wiederum 15% der Befragten sind gegenteiliger Meinung; dieser Anteil ist jedoch seit 2008 gesunken (damals 26%). Mehr als die Hälfte der Befragen (52%) glaubt, dass Deutschland und Polen, was Russland anbelangt, gemeinsame Interessen verfolgen. Diejenigen Personen, die zumindest einmal in Polen waren oder ihr Wissen von Polen beziehen, die in Deutschland leben, bewerten das Land und seine Bevölkerung besser. Bezüglich der persönlichen Einstellung zu Russland ist diese Tendenz ebenfalls festzustellen, jedoch nicht in Bezug auf sämtliche erhobene Aspekte. Im Allgemeinen bewerten Deutsche aus den östlichen Bundesländern Polen und seine Menschen als positiver bzw. sympathischer. Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 10 2013-09-09 10:13:03 EINFÜHRUNG Polen und Russland – zwei Länder, die östlich von Deutschland liegen – sind in der deutschen Gesellschaft vergleichsweise wenig bekannt. Beinahe ein Vierteljahrhundert nach dem Zerfall des kommunistischen Systems werden in den Medien nach wie vor Ausdrücke wie „ehemaliger Ostblock“ oder „Osteuropa“ zur Beschreibung der Länder östlich der Oder benutzt. Vom politischen Standpunkt aus gesehen, trennten sich die Wege Polens und Russlands jedoch schon vor mehr als 25 Jahren, und beide Länder unterhalten völlig unterschiedliche Beziehungen mit Deutschland, was sich unter anderem aus der Mitgliedschaft Polens in der Europäischen Union ergibt. Daher erweisen sich die Bilder von Polen und Russland im wiedervereinten Deutschland als sehr unterschiedlich. Dies wird allerdings nicht immer bewusst wahrgenommen. Die deutsch-polnischen Beziehungen haben sich während der letzten Jahre auf unterschiedlichsten Ebenen intensiv entwickelt. Eng sind die Beziehungen beider Staaten auf internationaler Bühne. In der Europäischen Union stehen Berlin und Warschau, was die Entscheidungsfindung anbelangt, häufig auf derselben Seite. Polens Rolle in der Europäischen Union wächst, obwohl es noch nicht Mitglied der Eurozone ist; seine (im Vergleich zu einem Teil der EUMitgliedstaaten) stabile wirtschaftliche Lage fällt positiv auf, und die EU-Ratspräsidentschaft Polens im Jahre 2011 erntete positive Kommentare. Langjährige Ängste vor einem Ansturm polnischer Arbeiter nach Deutschland haben sich nicht bewahrheitet – sie gelten heute, nicht nur in der Landwirtschaft oder im Niedriglohnsektor, als gefragte Arbeitskräfte. Hinzu kommt der positive Eindruck, den Polen als Ausrichter der Fußball-Europameisterschaft 2012 hinterlassen hat. All dies hat zur Folge, dass die deutschen Eliten sich in wachsendem Maße positiv über Polen äußern. Die berühmte Rede von der „polnischen Wirtschaft” gilt deutschen Wirtschaftseliten schon seit längerer Zeit nicht mehr als Synonym für Durcheinander, höchste Unwirtschaftlichkeit, das Fehlen jeglicher Planung und „Schmutz“, sondern steht heute inzwischen sinnbildlich Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 11 2013-09-09 10:13:03 12 Im Osten was Neues? Das Bild Polens und Russlands in Deutschland für Wirtschaftsaufschwung und zielführende Reformen. Ganz in diesem Sinne verweisen deutschen Medien immer häufiger auf Wirtschaftsdaten, die die gute Entwicklung des östlichen Nachbarn belegen. In Umfragen bezeichnen deutsche Unternehmer den polnischen Markt als sehr attraktiv für Investitionen. Und nach Jahren der Annäherung, in denen die deutsch-polnischen Verbindungen stetig an Bedeutung gewannen, hatten auch die Bundesbürger vielerlei Möglichkeiten, negative Einstellungen, die nicht nur Jahrzehnte, sondern oft Jahrhunderte lang in Deutschland zirkulierten, gegenüber dem Nachbarn im Osten persönlich zu prüfen. Daher scheint alles auf bestem Wege, dass nicht nur Experten und Unternehmer, sondern auch die breite deutsche Öffentlichkeit positiver auf den Nachbarn jenseits der Oder blicken. Wie sich zeigt, läuft dieser Prozess jedoch keineswegs völlig automatisch ab. Tatsächlich ist die Wahrnehmung Polens, die sich aus den vorliegenden Umfrageergebnissen ablesen lässt, derzeit eher positiv, doch innerhalb der deutschen Gesellschaft hat sie sich in den vergangenen Jahren nicht so stark verbessert, wie dies vergleichsweise in den Reihen der deutschen politischen und wirtschaftlichen Eliten zu verzeichnen ist. Auffällig ist noch immer das große Unwissen der Deutschen über Polen. Dies bildet gewöhnlich auch den Nährboden für Stereotype und die unreflektierte, schematische Wiederholung von Ansichten, die sich, vor allem negativ konnotiert, in vergangenen Jahrzehnten entwickelt und festgesetzt haben. Bemerkenswert ist auch die durchweg positivere Bewertung westlicher Länder und deren Bevölkerungen – so bleibt Polen auf der Beliebtheitsskala und bei der Beurteilung der angemessenen Zusammenarbeit beispielsweise weit hinter Ländern wie Holland oder Frankreich zurück. Das Russlandbild der Deutschen hingegen stellt sich vergleichsweise anders dar. Von der Rückkehr Wladimir Putins in den Kreml zeigen sich die Deutschen überwiegend enttäuscht. Die Hoffnungen, die mit Dmitri Medwedew als Russlands Präsident verbunden waren, sind unerfüllt geblieben. Seine Modernisierungsrhetorik nahm zunächst die deutschen Eliten, so auch Angela Merkel, für ihn ein. Man hoffte auf eine Vertiefung der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Reformen. Diese Hoffnungen blieben unerfüllt. Trotz der positiven Entwicklung der Handelsbeziehungen und des wachsenden deutschen Exports nach Russland nimmt die kritische Haltung der Eliten und des Großteils Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 12 2013-09-09 10:13:03 Einführung 13 der deutschen Gesellschaft nunmehr erneut gegenüber Russland zu. Eine Resolution des Deutschen Bundestags 1 von November 2012, in der die deutschen Abgeordneten die Einschränkung der Bürgerrechte scharf kritisierten, sowie der kühle Empfang von Präsident Wladimir Putin durch die Bundeskanzlerin auf der Messe in Hannover im April 2013 spiegeln die Veränderungen wider, die sich in den Beziehungen der deutschen Eliten gegenüber Russland vollziehen. Die vorliegend präsentierte Meinungsumfrage unter Deutschen zeigt, dass die Haltung des Durchschnittbürgers zu Russland sehr kritisch ist, derweil sich auch das Bild der russischen Gesellschaft in Deutschland kaum besser darstellt. Polen, gerade auch als größter Importeur deutscher Güter östlich der Oder (und als solcher seit Jahren in der Rangliste vor der Russischen Föderation liegend), schneidet in den Augen des deutschen Durchschnittsbürgers entschieden besser ab als Russland. Die Untersuchung zeigt deutlich, dass die freundschaftliche Gesinnung der deutschen Bevölkerung gegenüber Russland ein Mythos ist. Die Bewertungen Russlands fallen streng aus und das Bild von der russischen Gesellschaft im Vergleich zur polnischen ist weitaus negativer. In diesem Fall stimmen die kritischen Ansichten der Bürger mit dem Ton überein, welcher seit Monaten in den deutschen Medien vorherrschend ist; diese bewerten Putins Russland ebenso kritisch wie die polnischen Medien, und sie benennen deutlich die Defizite der gelenkten russischen Demokratie. Gleichzeitig werden die deutsch-polnischen Beziehungen nach Meinung der Bundesbürger als sehr gut eingeschätzt. Auch wenn Polen nicht als Hauptpartner angesehen wird, mit dem Deutschland zusammenarbeiten soll, halten die Befragten eine Interessengemeinschaft mit Blick auf die Kooperation mit Russland für bedeutsam. Gleichzeitig werden die Beziehungen mit Russland schlechter bewertet, vor allem im Vergleich zur „Gorbimanie“ der 1990er Jahre oder zur Russophilie des ehemaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder. Der vorliegende Bericht liefert einen Vergleich zwischen dem Polen- und Russland-Bild der Deutschen. Bisher wurden viele Umfragen durchgeführt, die sich nur auf eines dieser beiden Länder und dessen Bevölkerung bezogen. Das Institut für Öffentliche Angelegenheiten (ISP) 1 Antrag der Fraktionen von CDU/CSU und FDP: Durch Zusammenarbeit Zivilgesellschaft und Rechtsstaatlichkeit in Russland stärken, Drucksache 17/11327, 06.11.2012, siehe online unter: http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/17/113/1711327.pdf (Zugriff aufgerufen am 20.03.2013). Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 13 2013-09-09 10:13:03 14 Im Osten was Neues? Das Bild Polens und Russlands in Deutschland hat diese Art der quantitativen Interviews in den Jahren 20002, 20063 und 20084 durchgeführt. Im Rahmen der hier vorgestellten Untersuchung wurden mehrere Fragen in gleichem Wortlaut wiederholt, um die Dynamik der Wahrnehmung Polens durch die Deutschen nachzeichnen zu können. Die Sicht der Deutschen auf Russland wurde dagegen vom Deutsch-Russischen Forum untersucht.5 In den Fällen, in denen die Fragen ähnlich waren, wurden sie in der Publikation berücksichtigt, auch wenn ihre vollständige Vergleichbarkeit nicht möglich ist. Diese Untersuchung stellt gleichzeitig eine Fortführung der durch das Institut für Öffentliche Angelegenheiten vorgenommenen Untersuchungen zur Sicht anderer Länder auf Polen und seine Gesellschaft respektive zur Sicht der Polen auf andere Länder und Gesellschaften dar. 6 Sie ist ebenfalls eine direkte Fortführung der deutsch-polnisch-russischen Studien, die im Jahre 2011 vom Institut für Öffentliche Angelegenheiten und von der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit begonnen wurden und die Sicht auf Polen und Deutschland in Russland behandeln.7 Auch auf diese Ergebnisse beziehen wir uns in Teilen dieser Publikation. 2013 übernahm das Institut für Öffentliche Angelegenheiten gemeinsam mit der Bertelsmann Stiftung die Durchführung ähnlicher Untersuchungen zur Wahrnehmung Polens und Russlands in Deutschland, die in der vorliegenden Publikation vorgestellt werden. 2 X. Dolińska, M. Fałkowski, Polska – Niemcy. Wzajemny wizerunek w okresie rozszerzania Unii Eruopejskiej, Instytut Spraw Publicznych, Warszawa 2001. [Polen – Deutschland. Ihr gegenseitiges Bild während der EU-Erweiterung]. 3 M. Fałkowski, A. Popko, Polacy i Niemcy. Wzajemny wizerunek po rozszerzeniu Unii Europejskiej, Instytut Spraw Publicznych, Warszawa 2009. [Polen – Deutsche. Ihr gegenseitiges Bild nach der EU-Erweiterung]. 4 L. Kolarska-Bobińska, A. Łada (red.), Polska – Niemcy. Wzajemny wizerunek i wizja Europy, Instytut Spraw Publicznych, Warszawa 2009. [Polen – Deutsche. Ihr gegenseitiges Bild und ihre Vision von Europa]. 5 Das Russlandbild der Deutschen – das Deutschlandbild der Russen. Ergebnisse repräsentativer Bevölkerungsumfragen in Deutschland und Russland, siehe online unter: http://www.petersburger-dialog.de/files/Praesentation%20180908.pdf, (aufgerufen am 31.03.2013). 6 Eine Publikationsliste mit Berichten aus den letzten fünf Jahren, die diese Untersuchungen behandeln, findet sich am Ende der vorliegenden Studie. Die gegenseitige Wahrnehmung von Polen und Deutschen erforschte 2011 auch das Allensbach Institut im Auftrag der Stiftung für deutschpolnische Zusammenarbeit. Die Fragen decken sich allerdings nicht mit dem Fragenkatalog des ISP, daher können ihre Ergebnisse nicht unmittelbar miteinander verglichen werden. Vgl. Institut für Demoskopie Allensbach, Ein großer Schritt in Richtung Normalität: Der Stand der deutsch-polnischen Beziehungen. Ergebnisse repräsentativer Bevölkerungsumfragen in Deutschland und Polen, Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit, Warschau 2011. 7 G. Gromadzki, J. Kucharczyk, A. Łada, C. Ochmann, Y. Taran, Ł. Wenerski, Ludzie – historia – polityka. Polska i Niemcy w oczach Rosjan, Instytut Spraw Publicznych, Warszawa 2012. [Menschen – Geschichte – Politik. Polen und Deutsche in den Augen der Russen]. Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 14 2013-09-09 10:13:03 Einführung 15 Der gleiche Wortlaut der Fragen zu den Bildern Polens und Russlands sowie deren Gesellschaften erlaubt hierbei einen genauen Vergleich der diesbezüglichen deutschen Perzeption. Dies hat zum Ziel, Ähnlichkeiten und Unterschiede in der Wahrnehmung aufzuzeigen, welche die Deutschen einerseits gegenüber einem Mitgliedstaat der Europäischen Union, andererseits gegenüber einem wichtigen Wirtschaftspartner haben, der jedoch sowohl unter dem Gesichtspunkt demokratischer Wertestandards als auch in Bezug auf seine Mentalität und politische Kultur weiter von Deutschland entfernt ist. Zusätzlich soll die vergleichende Darstellung zum tieferen Nachdenken über die Ursprünge der Wahrnehmung und Methoden ihrer Verbesserung anregen. Die im November 2010 in Russland durchgeführte Studie hat gezeigt, dass eine solche Herangehensweise begründet ist und dies interessante Ergebnisse ergibt. Einen Forschungsbeitrag stellen auch Ergebnisse dar, die vom Standpunkt nur eines einzigen Landes aus analysiert werden. Solche Schlussfolgerungen können nämlich den deutschen Eliten als Entscheidungsträgern des Landes bewusst machen, dass sich ihre Überzeugungen nicht zwangsläufig in der öffentlichen Meinung widerspiegeln müssen. Das bedeutet ebenfalls, dass die allgemein vorhandenen Überzeugungen überprüft werden müssen, laut denen einige Prozesse schon beendet sind, da das Bild des anderen Landes und seiner Bevölkerung so ist, wie es die meinungsbildenden und politischen Eliten wahrnehmen. Die hier vorgelegten Ergebnisse weisen eindeutig auf ein solches Erfordernis hin. Die vorliegende Untersuchung soll zudem eine grundlegende Wissensquelle für Entscheidungsträger, Diplomaten, Journalisten, sowie für in den deutsch-polnischen und deutsch-russischen Beziehungen engagierte und für die Meinungsbildung in Polen und Russland verantwortliche Personen bieten. Im Rahmen des Berichts wird aufgezeigt, was unternommen werden muss, damit das Polen- bzw. Russlandbild in Deutschland verbessert und das Wissen über das jeweilige Land auf ein solides und zuverlässiges Niveau gestellt werden kann. Zugleich soll diese Studie jedoch den oben genannten Personen auch als Mahnung dienen, die Bemühungen um eine Verbesserung der gegenseitigen Wahrnehmung und die Fortführung des Verständigungsprozesses nicht zu vernachlässigen. Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 15 2013-09-09 10:13:03 16 Im Osten was Neues? Das Bild Polens und Russlands in Deutschland Diese Untersuchung wurde im Auftrag der Bertelsmann Stiftung durch das deutsche Meinungsforschungsinstitut TNS EMNID im Zeitraum vom 8. bis 15. März 2013 realisiert. Wie bereits erwähnt, lag den Umfragen ein vom Institut für Öffentliche Angelegenheiten erstellter Fragenkatalog zugrunde. Befragt wurde eine repräsentative Gruppe von 1045 Deutschen ab 14 Jahren.8 Die vorliegende Publikation setzt sich aus mehreren Teilen zusammen. Im ersten Abschnitt wird die Vielfältigkeit der deutsch-polnischen und deutsch-russischen Kontakte beschrieben, wobei aufgezeigt werden soll, wie viele Kontaktmöglichkeiten die Deutschen mit Polen und Russen haben. Die folgenden Kapitel stellen die Ergebnisse der Untersuchung dar und kommentieren diese. Im letzten Abschnitt schließlich folgen die aus den Antworten der deutschen Befragten zu ziehenden Schlussfolgerungen, und es werden Empfehlungen formuliert, was unternommen werden kann, um die Sicht der Deutschen auf Polen positiv zu gestalten. 8 Die Ergebnisse im Text beziehen sich, soweit nicht anders gekennzeichnet, auf die vorliegenden Umfragen. Die Ergebnisse aus den Jahren 2000, 2006 und 2008 basieren auf Umfragen, die in diesen Jahren durch das ISP durchgeführt wurden. Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 16 2013-09-09 10:13:03 DIE DEUTSCH-POLNISCHEN UND DEUTSCH-RUSSISCHEN BEZIEHUNGEN Das Bild eines Landes und seiner Gesellschaft bildet sich auf der Grundlage vieler Faktoren und Einflüsse. Zu solchen gehören das Wissen, das in der Schule vermittelt wird, Medienberichte, sowie Meinungen oder Ansichten, welche von den Eliten – vor allem von Politikern und Machthabern – vertreten werden. Wie die Untersuchungen des Instituts für Öffentliche Angelegenheiten allerdings zeigen, spielen in der Regel eigene Erfahrungen eine grundlegende Rolle. So wird gerade mittels persönlicher Beobachtungen, in Gesprächen, Reflexionen oder durch Kontakte das Wissen erworben, welches später das Urteil über die Situation in einem bestimmten Land sowie gegenüber der dortigen Bevölkerung prägt. Der Einfluss von Geschichte und Tradition Eine enorme Rolle spielt die gemeinsame historische Vergangenheit, in der zwei Gesellschaften miteinander verbunden sind. In den beiden vorliegenden untersuchten Fällen, den deutsch-polnischen und deutschrussischen Beziehungen, kommt ihr außerordentliche Bedeutung zu. Die deutsch-polnischen Kriege, die Verschiebung der Grenzen, das preußische Teilungsgebiet, die Germanisierung und der Zweite Weltkrieg, schließlich die Besatzung und die Verbrechen der Nationalsozialisten in Polen werden nicht nur das Bild Deutschlands in Polen, sondern auch die Sicht auf Polen in Deutschland nicht unwesentlich und fortsetzend beeinflussen. Über Jahre hinweg stellten deutsche Machthaber, angefangen bei der preußischen Politik im 17. Jahrhundert, Polen als schwaches Land dar, das es galt, den Deutschen unterzuordnen – ein Land der Unordnung, der rückständigen Wirtschaft, besiedelt von Menschen der übelsten Sorte. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg trug die Aufteilung in zwei politische Blöcke zu einer weiteren Vertiefung des Misstrauens, des Unwissens und der Verinnerlichung von Stereotypen bei. Die Deutschen im Westen sahen Polen als armen Nachbarn, dem nach 1989 – nicht nur in Anbetracht der Geschichte und aus einem Gefühl der Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 17 2013-09-09 10:13:03 18 Im Osten was Neues? Das Bild Polens und Russlands in Deutschland Verpflichtung heraus, sondern aus rein pragmatischer, wirtschaftlicher und politischer Sicht – bei den Reformen sowie bei der Integration in die NATO und die Europäische Gemeinschaft geholfen werden musste. Das dabei geschaffene Bild des „jüngeren Bruders“, auf den man ein wenig von oben herab, mal kritisch, mal mit Augenzwinkern und belehrend blickt, ermöglichte keine partnerschaftlichen Beziehungen. Seit der Zeit, da beide Staaten Mitglieder in der Europäischen Union sind, gestalten sich die gegenseitigen Beziehungen allerdings zunehmend partnerschaftlicher, auch wenn die Ungleichheit der Potentiale weiterhin bestehen bleiben wird. Der Ton der Eliten, die sich zu Polen äußern, hat sich entschieden verändert. Klar sichtbar ist das gestiegene Interesse am Nachbarn. Diese Veränderung ist die Folge vieler Faktoren. Anders entwickelten sich die deutsch-russischen Beziehungen. Sie wurden nicht von Konfliktjahren bestimmt. Russland weckte bei den Deutschen seit jeher eine gewisse Bewunderung, die russische Kultur wurde geschätzt, und vielfältige politische Verbindungen zwischen Deutschen und Russen förderten die Kontakte in den höheren Gesellschaftsschichten beider Länder. Das Bild der deutschen Eliten von Russland entwickelte sich aufgrund gegenseitiger Anerkennung und Bewunderung über Jahrhunderte hinweg positiv. Die deutsche Aristokratie diente am Zarenhof und russische Eliten sahen durch die „deutsche Brille“ auf Europa. Im 19. Jahrhundert wurde die russische Hauptstadt, Sankt Petersburg, dominiert von deutschen Kaufleuten und Handwerkern. Auch die Kooperation zwischen Nazideutschland und kommunistischem Russland festigte den Mythos von den Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Die Verbrechen der Nationalsozialisten haben dieses positive Bild nicht zerstört. Der Vertrauensvorschuss, welchen die Deutschen Russland und seinen Eliten gewährten, herrschte nicht nur während der Wende der 1980er und 1990er Jahre, sondern blieb auch später bestehen. 9 Als Beispiel nennen lässt sich etwa der deutsche Enthusiasmus gegenüber der Person Michail Gorbatschows, der in Deutschland nach wie vor als einer der „Gründerväter“ der Wiedervereinigung gesehen wird. Auch die Offenheit gegenüber den Plänen Medwedews nach dessen Wahl zum Präsidenten fügt sich nahtlos in dieses positive Bild von Russland ein. 9 In Deutschland wird Russland eindeutig als der Rechtsnachfolgestaat der Sowjetunion wahrgenommen. Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 18 2013-09-09 10:13:03 Die deutsch-polnischen und deutsch-russischen Beziehungen 19 Zwischenmenschliche Kontakte Bei den persönlichen Kontakten der Deutschen mit Polen und Russen gilt es, mehr noch als bei anderen, vergleichsweise „typischen“ Fällen zwischengesellschaftlicher Beziehungen, eine Vielzahl besonderer Faktoren zu beachten. Die Deutschen stehen mit diesen beiden Nationen nicht nur mittels eigener Aufenthalte in diesen Ländern oder per touristischer sowie dienstlicher Reisen von Polen oder Russen nach Deutschland in Kontakt. Am Wichtigsten sind in beiden Fällen zahlreiche polnisch- und russischsprachige Bevölkerungsgruppen, die seit Jahren in Deutschland leben. Dabei geht es jedoch nicht nur um typische Arbeitsmigranten, deren Zahl ohnehin aufgrund der entwickelten wirtschaftlichen Grauzone schwer abzuschätzen ist. Das deutsche Bild des „durchschnittlichen“ Polen oder Russen wird durch Tausende von Deutschen polnischer und russischer Abstammung geprägt, die im Besitz zweier Pässe sind. Dennoch bestehen sehr große Wahrnehmungsunterschiede betreffend dieser beiden Gruppen, die Einfluss auf die deutsche Rezeption haben. Diejenigen Deutschen, die im Laufe der letzten Jahrzehnte aus Polen gekommen sind, sind für gewöhnlich hervorragend in der deutschen Gesellschaft integriert, unterscheiden sich nicht mehr als anderen kulturellen Gruppen und werden nicht als Polen wahrgenommen. In der überwiegenden Mehrheit bleiben die Russlanddeutschen hinter der deutschen Gesellschaft zurück. Eben diese Gruppe prägt das Bild der Russen in Umfragen unter Deutschen. Ende 2011 lebten in Deutschland 468.500 Polen, mithin die drittgrößte Gruppe von Ausländern in Deutschland – hinter Türken und Italienern, weit größer als der Anteil an Russen in Deutschland (diese belegen mit 195.000 den 7. Platz). Dabei gilt es nicht zu vergessen, dass Polen als Bürger der Europäischen Union Freizügigkeit genießen und das Recht auf Einreise und Aufenthalt haben, weshalb zugleich jedoch auch das Wissen über die sie betreffenden Migrationsbewegungen gegenwärtig weniger dokumentiert ist. Andererseits besitzen, wie schon erwähnt, viele Russen die deutsche Staatsbürgerschaft und werden statistisch betrachtet nicht als Ausländer geführt, auch wenn sie der allgemeinen Überzeugung zufolge als solche angesehen werden. Die Zahl polnischer Arbeiter in Deutschland steigt. Laut der Bundesagentur für Arbeit, die lediglich registrierte Fälle von Beschäftigten berücksichtigt, arbeiteten im Januar 2010 113.500 Polen in Deutschland Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 19 2013-09-09 10:13:03 20 Im Osten was Neues? Das Bild Polens und Russlands in Deutschland (von 172.000 Bürgern der acht mittel- und osteuropäischen Länder, die 2004 der EU beitraten). Im Januar 2012, das heißt einige Monate nach der vollen Liberalisierung des deutschen Arbeitsmarkts, waren es 180.000 und im November 2012 (nach aktuellsten zugänglichen Daten) 241.000 Polen.10 Auch berücksichtigen die Deutschen Polen immer häufiger bei ihren Urlaubsplänen. Während der ersten drei Quartale des Jahres 2012 kamen 3,6 Mio. deutsche Touristen nach Polen, was einen Anstieg von 5,2 Prozentpunkten gegenüber demselben Zeitraum im Vorjahr bedeutet.11 Polen gehörte im Jahr 2011 zu den zehn am häufigsten von deutschen Touristen ausgewählten Urlaubsländern (neben Deutschland selbst) – nach Spanien, Italien, der Türkei, Österreich, Frankreich, Kroatien und Griechenland und noch vor Holland und Dänemark.12 Im Jahr 2012 überholte Polen selbst Griechenland.13 Solch hohe statistische Werte erreicht Russland als Urlaubsland nicht, allerdings belegte die Stadt Moskau 2008 den Spitzenplatz unter den Zielen bei Dienstreisen außerhalb der Europäischen Union.14 2012 musste es den ersten Rang an Shanghai abtreten. 15 Angaben des Staatlichen Statistikamtes der Russischen Föderation zufolge kamen 2011 629.000 Deutsche nach Russland, darunter 181.000 dienstlich, 347.000 als Touristen, 50.000 aus privaten Gründen, 8.000 als Durchreisende und 43.000 als Dienst- oder Hilfspersonal. Jenseits touristischer Aufenthalte der Deutschen in Polen (und der Polen in Deutschland) haben im Rahmen von Austauschprogrammen deutscher und polnischer Jugendlicher, die durch das Deutsch-Polnische Jugendwerk finanziert werden, seit dessen Gründung (1991) schon über 2,2 Mio. Jugendliche das jeweilige Nachbarland besucht. 10 Vgl. M. Hartmann, K. Reimer, „Auswirkungen der Arbeitnehmerfreizügigkeit und der EU-Schuldenkrise auf den deutschen Arbeitsmarkt“, Bundesagentur für Arbeit, Nürnberg 2013, S. 11. 11 Vgl. „Polen: Immer mehr deutsche Urlauber“, siehe online unter: http://www.das-polen-magazin.de/polen-immer-mehr-deutsche-urlauber/ (Zugriff am 05.06.2013). 12 Vgl. Deutscher Reise-Verband (Hg.), „Fakten und Zahlen zum deutschen Reisemarkt 2011. Eine Übersicht“, Berlin März 2012, S. 5. 13 Vgl. ebd. 14 Vgl. ebd.; Deutscher Reise-Verband (Hg.), „Fakten und Zahlen zum deutschen Reisemarkt 2009. Eine Übersicht“, Berlin März 2010, S. 19. 15 Vgl. Deutscher Reise-Verband (Hg.), „Fakten und Zahlen zum deutschen Reisemarkt 2012. Eine Übersicht“, Berlin März 2013, S. 27. Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 20 2013-09-09 10:13:03 Die deutsch-polnischen und deutsch-russischen Beziehungen 21 Grenzkriminalität Eine der größten Herausforderungen für die deutsch-polnischen Beziehungen stellt in den letzten Jahren die hohe Kriminalitätsrate an der deutschen Grenze zu Polen dar, die allerdings nicht, wie gelegentlich falsch in den deutschen Medien dargestellt wird, mit der Anwesenheit vieler Polen in Deutschland zusammenhängt. Berichte über Autound Landmaschinendiebstähle lassen die Polen in den Augen der deutschen Bewohner in sehr schlechtem Licht erscheinen. Tatsächlich ist allerdings in Brandenburg ein deutlicher Rückgang der Kriminalität seit den Neunzigerjahren festzustellen, als die höchsten Deliktraten zu verzeichnen waren. Ebenso sind die allgemeinen Zahlen zur Grenzkriminalität im Vergleich zum Jahr 2003, also zum Zeitpunkt kurz vor dem Beitritt Polens zur EU, gesunken. Sie fielen dabei relativ betrachtet schneller als im gesamten Bundesland, auch wenn sie im Vergleich zu anderen Teilen Brandenburgs in der Grenzregion weiterhin höher sind. Während beispielsweise im Jahr 2003 in den 24 grenznahen Gemeinden des Landes Brandenburg 34.000 Delikte verzeichnet wurden, waren es 2012 nur 20.251. Zugleich bedeutet die zuletzt genannte Zahl im Vergleich zum Vorjahr 2011 einen Rückgang um 1.739 Delikte, mithin um 7,9%. Besonders bemerkenswert ist dabei der Rückgang bei Diebstählen; während 2003 ca. 12.000 Diebstähle verzeichnet und 2011 noch 11.292 Fälle registriert wurden, waren es 2012 nur noch 9.131 Fälle. Tatsache ist jedoch, dass nach dem Beitritt Polens zum Schengenraum, also nach der Aufhebung der Grenzkontrollen, ein Zuwachs an Diebstählen von Fahrzeugen und Landmaschinen sowie an Garageneinbrüchen festzustellen war. 2012 war das erste Jahr, in dem diese Statistik rückläufig war; der Stand von vor 2008 ist aber noch immer nicht in allen Fällen erreicht. Allgemein betrachtet belaufen sich die Straftaten an der Grenze Brandenburgs auf 10,4% aller Straftaten in diesem Bundesland. Über die Hälfte davon (53,4% der Fälle) wurden aufgeklärt, was ebenfalls positiv zu bewerten ist (2011 wurden 48,2% der Straftaten aufgeklärt).16 16 Vgl. Land Brandenburg (Hg.), „Handout Pressekonferenz am 6. März 2013, Vorstellung der Daten zur Entwicklung der Polizeilichen Kriminalstatistik in der Grenzregion für das Jahr 2012“, siehe online unter: http://www.mi.brandenburg.de/sixcms/media.php/4055/Handout_Pressekonferenz_ Grenze.pdf (Zugriff am 04.06.2013). Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 21 2013-09-09 10:13:03 22 Im Osten was Neues? Das Bild Polens und Russlands in Deutschland Tabelle 1: Kriminalität in den Grenzgemeinden des Landes Brandenburg Quelle: „Handout Pressekonferenz am 6. März 2013, Vorstellung der Daten zur Entwicklung der Polizeilichen Kriminalstatistik in der Grenzregion für das Jahr 2012 im Land Brandenburg“, siehe online unter: http://www. mi.brandenburg.de/ sixcms/media.php/4055/ Handout_Pressekonferenz_ Grenze.pdf (Zugriff am 04.06.2013), sowie Angaben der Kanzlei des Landes Brandenburg. Gesamtzahl der Straftaten Diebstähle gesamt Autodiebstähle Diebstähle aus Garagen und von Parkplätzen Fahrraddiebstähle Diebstähle aus Häusern und Wohnungen Diebstähle aus Gärten und Ferienhäusern Landmaschinendiebstähle Wohnungseinbrüche Einbrüche in Firmen Diebstähle gesamt Frankfurt (O) Autodiebstähle Frankfurt (O) Anzahl der festgestellten [bestimmten oder identifizierten] Straftaten Anzahl der festgestellten Straftaten von Ausländern 2003 2007 2011 34.000 21.990 Ca. 12.000 11.292 178 669 726 2.425 392 713 79 132 392 867 853 3500 52 7.947 2012 20.251 9.131 546 271 1.818 331 728 104 331 654 3150 264 8.304 2.133, davon 1.162 Polen 2.436, davon 1.090 Polen Die hohen Kriminalitätsraten werden nicht ohne Grund mit polnischen Bürgern assoziiert. Die Zahl der ausländischen Straftäter in der Grenzregion Brandenburgs steigt nämlich. 2012 gab es, wie der Vergleich mit den Daten des Jahres 2011 zeigt, insgesamt 303 ausländische Straftäter mehr, was einen Anstieg um 14,2% bedeutet. 2012 stellten Ausländer 29,3% aller Straftäter (2011 – 26,8%). Unter ihnen waren fast die Hälfte Polen (44,7%; im Jahr 2011 waren es 54,5%). Von den 102 aufgeklärten Autodiebstählen im Jahr 2012 wurden 72 von Ausländern begangen, davon 65 von Polen. 17 Auch in der Grenzregion VorpommernGreifswald – einem Teil des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern – war der Anteil der Straftäter, die nicht aus Deutschland stammten, höher als in anderen Teilen dieses Bundeslandes; die größte Gruppe unter ihnen waren die Polen. Allerdings war der Anteil der gestohlenen Autos, die nach Polen abgeführt wurden, geringer als der Anteil der Autos, die durch Polen hindurch weiter nach Osten transportiert wurden.18 17 Vgl. ebd. 18 Vgl. R. Kiesel, „Kriminalität an der Grenze stagniert“, in Schweriner Volkszeitung vom 26. Februar 2013. Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 22 2013-09-09 10:13:03 Die deutsch-polnischen und deutsch-russischen Beziehungen 23 Wirtschaftskontakte In der Gesamtbilanz des deutschen Außenhandels beläuft sich der Anteil des Handels zwischen der Bundesrepublik und Polen auf drei bis vier Prozentpunkte. Nach Angaben der Deutschen Bundesbank haben deutsche Unternehmer im Jahre 2011 in Polen ca. 3 Mrd. Euro investiert, womit das Land den vierten Rang – hinter China, den Vereinigten Staaten und Österreich, und vor Indien (2,7 Mrd. Euro) und Schweden (2,6 Mrd. Euro) – belegt.19 2012 hat Deutschland in Polen etwa 3,5 Mrd. Euro investiert – so viel wie seit vier Jahren nicht. Im ersten Quartal 2013 betrugen aktuelle deutsche Investitionen 1,2 Mrd. Euro. Polnische Investitionen in Deutschland gingen gegenüber den Vorjahren zurück (in den Jahren 2010 und 2011 betrugen diese 300 bzw. 400 Mio. Euro), doch sie belaufen sich derzeit immerhin noch auf 122 Mio. Euro. Die größten polnischen Investoren in Deutschland sind PKN Orlen, Comarch, Asseco Germany und Odratrans.20 Deutschland, das beim polnischen Export den ersten Platz einnimmt, ist seit Jahren der wichtigste Handelspartner Polens. Polen ist wiederum seit Jahren auf dem ersten Platz unter den Ländern Mittel- und Osteuropas, in die Deutschland exportiert – noch vor Russland. Im Jahr 2012 betrug der deutsche Export nach Polen 42,2 Mrd. Euro und nach Russland 38 Mrd. Euro. Der Import aus Polen betrug hingegen 33,5 Mrd. Euro (ein Wachstum von 3,68% gegenüber dem Vorjahr) und aus Russland 42,5 Mrd. (ein Wachstum von 3,84%).21 Von positiver Veränderung in der letzten Zeit zeugt auch die Tatsache, dass Polen – nach sieben Jahren ungebrochener Dominanz der Tschechischen Republik – erstmals seit 2006 wieder die Spitzenplatzierung im Ranking der attraktivsten Investitionsstandorte unter den Ländern Mittel- und Osteuropas einnimmt. Seit Jahren ist hier eine Verbesserung zu verzeichnen – in den Jahren 2010 bis 2012 belegte Polen den zweiten Platz, vorher den vierten (2008 bis 2009) bzw. neunten Rang (2007). 19 Vgl. M. Grzegorczyk, „Niemieccy inwestorzy wolą Polskę”, in Obserwator finansowy vom 31. Oktober 2012, siehe online unter: http://www.obserwatorfinansowy.pl/forma/analizy/niemieccy-inwestorzy-wola-polske (Zugriff am 01.12.2012). 20 Vgl. R. Romaniec, „Polska-Niemcy: Kryzys trwa, a handel kwitnie“, Deutsche Welle, Polnische Redaktion, siehe online unter: http://www.dw.de/polska-niemcy-kryzys-trwa-a-handelkwitnie/a-16860806, (Zugriff am 10.06.2013). 21 Vgl. Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft, „Deutscher Handel mit Mittel- und Osteuropa 2012“, siehe online unter: http://www.ost-ausschuss.de/sites/default/files/pm_pdf/Handelszahlen_MOE_2012.pdf (Zugriff am 06.06.2013). Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 23 2013-09-09 10:13:03 24 Im Osten was Neues? Das Bild Polens und Russlands in Deutschland Deutsche Unternehmer, die in der Region Mittel- und Osteuropa aktiv sind, bewerten die Wirtschaftskonjunktur in Polen mit „gut“ (23%) bzw. „befriedigend“ (65%). Bis zu 94% der befragten deutschen Unternehmer würden nochmals in Polen investieren. Dieser Trend zeigt sich seit Jahren unverändert. Polen ist nach Meinung deutscher Investoren auch politisch betrachtet ein stabiles Land. Fast Dreiviertel der Befragten sind zufrieden mit der Berufsqualifizierung der polnischen Arbeiter. Polen belegt hierbei den ersten Platz in der Region (diese zählt insgesamt zehn Länder). Auch bei der Zufriedenheit der Unternehmer hinsichtlich des Zugriffs auf ausgebildete Fachkräfte rangiert Polen auf Platz eins. Hingegen am seltensten wird Polen als Antwort genannt, wenn es gilt, Länder aufzuzählen, deren politische oder gesellschaftliche Situation instabil ist.22 22 Vgl. M. Kern, „Ankieta koniunkturalna EŚW 2013, Polsko-Niemiecka Izba Przemysłowo-Handlowa“, Warschau 2013, siehe online unter: http://www.paiz.gov.pl/files/?id_plik=20418 (Zugriff am 06.06.2013). Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 24 2013-09-09 10:13:03 DAS WISSEN ÜBER POLEN UND RUSSLAND Bei der Entstehung und inneren Ausbildung bestimmter Vorstellungen von einem anderen Land und seiner Bevölkerung kommt dem persönlichen, direkten Kontakt, der sich bei Nachbarländern scheinbar am einfachsten realisieren lässt, eine grundlegende Bedeutung zu. Das Reiseverhalten der Deutschen nach Polen und Russland Nach 1989 war ein Viertel aller Deutschen (24%) in Polen; davon die Hälfte hat den Nachbarn mehrmals besucht (12%), und 3% reisen sogar regelmäßig nach Polen. Zur letzteren Gruppe zählen mit Sicherheit zahlreiche Experten, Unternehmer und Vertreter von Zivilgesellschaften, die, wie bereits oben erwähnt, häufigen Kontakt zu Partnern in Polen pflegen, sowie Deutsche aus dem deutsch-polnischen Grenzgebiet. Ja, einmal 9% Ja, ein paar Mal 12% Ein Viertel aller Deutschen war nach 1989 in Polen. Ja, ich besuche Polen regelmäßig ein oder mehrere 3% Male im Jahr Nein, ich bin noch nie in Polen gewesen 76% Diagramm 1: Waren Sie schon einmal nach 1989 in Polen? Die Häufigkeit der Besuche steigt mit dem Alter der Befragten. Das Durchschnittsalter derer, die häufig nach Polen reisen, beträgt 55 Jahre, wohingegen diejenigen, die nie in Polen waren, durchschnittlich 47 Jahre alt sind. Dies könnte damit zusammenhängen, dass in den Neunzigerjahren auch Deutsche nach Polen reisten, die nach dem Zweiten Weltkrieg die zu Polen gehörenden Gebiete verlassen mussten. Heute Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 25 2013-09-09 10:13:03 26 Im Osten was Neues? Das Bild Polens und Russlands in Deutschland besuchen sie Polen weit seltener, allerdings nutzen nun deutsche Rentner die Angebote polnischer Urlaubsorte. Aufgrund ihres Wohnorts reisen Einwohner der östlichen Bundesländer, vor allem der an der polnischen Grenze gelegenen (Brandenburg, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen), am häufigsten nach Polen. Mit großer Wahrscheinlichkeit handelt es sich oft um Fahrten zum Einkaufen, zum Tanken, zum Besuch eines Zahnarztes oder eines Friseurs, da Waren und Dienstleistungen auf der polnischen Seite der Oder noch immer günstiger sind. Einwohner der Bundesländer, die weiter von Polen entfernt sind, etwa aus SchleswigHolstein, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen oder Bayern, sind in überwiegender Mehrheit nie in diesem Nachbarland gewesen. Waren Sie schon einmal nach 1989 in Polen? Ja, einmal Ja, ein Ja, ich paar Mal besuche Polen regelmäßig ein oder mehrere Male im Jahr Schleswig-Holstein 5,3% 5,3% 2,6% Hamburg 33,3% 9,5% Niedersachsen 7,8% 5,9% 2,9% Bremen 22,2% Nordrhein-Westfalen 6,3% 3,6% 0,4% Hessen 7,8% 6,5% 6,5% Rheinland-Pfalz 5,9% Baden Württemberg 3,8% 9,8% 0,8% Bayern 6,9% 3,1% Saarland 21,4% Berlin 11,9% 45,2% 11,9% Brandenburg 9,1% 60,6% 9,1% Mecklenburg13,6% 68,2% 13,6% Vorpommern Sachsen 21,1% 22,8% 8,8% Sachsen-Anhalt 22,6% 19,4% 3,2% Thüringen 29,0% 12,9% Gesamt 9,4% 11,5% 2,7% Herkunft (Bundesland) Tabelle 2. Waren Sie schon einmal in Polen nach dem Jahr 1989? Aufteilung der Antworten nach Bundesländern, in denen die Befragten wohnen. Nein, ich bin noch nie in Polen gewesen 86,8% 57,1% 83,3% 77,8% 89,7% 79,2% 94,1% 85,7% 89,9% 78,6% 31,0% 21,2% 4,5% 47,4% 54,8% 58,1% 76,4% Die östlichen Bundesländer sind fett gedruckt In Russland waren nach dem Zerfall der Sowjetunion nur wenige Deutsche und wenn, dann handelte es sich dabei zumeist um Einzelbesuche. Sicherlich spielt hierbei die Entfernung, die Notwendigkeit, ein Visum besitzen zu müssen sowie ein geringeres Beziehungsgeflecht Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 26 2013-09-09 10:13:03 Das Wissen über Polen und Russland 27 beider Gesellschaften eine entscheidende Rolle. In Russland waren nach dem Zerfall der Sowjetunion nur die Russland besuchen, ist eine Unterteilung in wenige Deutsche. Aufgrund der geringen Anzahl von Personen, Altersgruppen bei diesen Reisenden nicht möglich. Ja, einmal 4% Ja, ein paar Mal 2% Nein, ich bin noch nie in Russland gewesen 94% Diagramm 2: Waren Sie schon einmal nach 1989 in Russland? Wissensquellen über Polen und Russland Die geringe Anzahl der Deutschen, die einen Aufenthalt in Polen oder Russland während der letzten Jahre angeben, spiegelt sich auch in den Antworten zu Wissensquellen über beide Länder wider. Im Falle Polens wird der Besuch des Landes selbst an sechster Stelle als solche Quelle angegeben (18%) und Russland betreffend an zehnter Stelle (5%). In Bezug auf beide Länder dominiert eindeutig das Wissen, welches aus den Medien, vor allem aus dem Fernsehen und der Presse, bezogen wird; dabei kommt dieser Quelle im Falle Russlands verglichen mit Polen eine größere Bedeutung zu. Informationsquellen der Deutschen zu Polen sind allgemein diversifizierter als zu Russland, was mit der Häufigkeit persönlicher Kontakte zusammenhängt, die, wie oben erwähnt, aus der Nähe und den geringeren Hürden bezüglich einer Reise in einen anderen EU-Mitgliedstaat resultieren. Daher stammen Informationen über Polen häufiger aus der Familie, darunter auch von Verwandten, die in Polen leben. Im Falle Russlands spielt die Schule noch immer die größte Rolle (27%). Die Deutschen beziehen ihr Wissen über Russland zudem – häufiger als im Falle Polens – aus Büchern und Filmen deutscher oder einheimischer Autoren. Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 27 2013-09-09 10:13:03 28 Im Osten was Neues? Das Bild Polens und Russlands in Deutschland Allerdings lassen sich auch gewisse Ähnlichkeiten feststellen. Eine gleiche Anzahl von Deutschen gibt an, dass sie ihr Wissen von Bürgern des betreffenden Landes bezieht, die nun in Deutschland leben. )% *( ! # " $) ' (* ! $% &#' ( )&* *( !+ $% &#' !( $$' !( &* ) +% Diagramm 3: Woher haben Sie ihr Wissen über Polen bzw. Russland? ,,, Interessanterweise spielt das Internet als Wissensquelle bei weitem nicht die führende Rolle; es findet sich erst in der zweiten Hälfte der Rangliste. Trotz der wachsenden Bedeutung des Internets wird es vergleichsweise selten zur Gewinnung von Informationen über andere Länder herangezogen. Dies bestätigen auch die Ergebnisse der Untersuchung des Instituts für Öffentliche Angelegenheiten zum Bild Polens und seiner Bevölkerung in Russland – nur 8% der Russen beziehen ihr Wissen über Polen aus dem Internet. Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 28 2013-09-09 10:13:03 Das Wissen über Polen und Russland 29 Welche konkreten Informationsquellen zur Erlangung von Wissen über Polen genutzt werden, hängt vom Alter der Befragten ab. Jüngere beziehen ihr Wissen häufiger aus dem Internet (Personen mit einem Durchschnittsalter von 35 Jahren) oder haben es über die Schule vermittelt bekommen (Durchschnittsalter 41 Jahre). Personen, die sich mittels der polnischen Presse informieren, deren Wissen auf einen Aufenthalt in Polen zurückgeht oder die Bücher und Filme deutscher Autoren über Polen heranziehen, sind etwas älter (im Durchschnitt beträgt ihr Alter 51, 52 bzw. 55 Jahre). Ganz ähnlich verteilt sich das Durchschnittsalter der Befragten bei der Frage nach den Informationsquellen zu Russland. Das Internet, die Schule und russische Bekannte, die in Deutschland leben, werden am häufigsten von jüngeren Befragten angegeben (ihr Durchschnittsalter beträgt zwischen 39 und 45 Jahren). Ältere Deutsche nutzen hingegen eher Presseartikel (Durchschnittsalter 50 Jahre) sowie Bücher und Filme russischer sowie deutscher Autoren als Medium (diese sind im Durchschnitt 52 bzw. 53 Jahre alt). Schließlich geben ältere Personen auch häufiger den eigenen Aufenthalt in Russland als Bezugsquelle an (der Altersdurchschnitt liegt hier bei 55 Jahren). Deutsche, die angeben, in Polen gewesen zu sein, nennen den Aufenthalt als Hauptquelle für ihr Länderwissen. Dabei erstaunt nicht, dass diese Gruppe mehr Bürger aus Ostdeutschland zählt, da diese statistisch betrachtet häufiger auf die andere Seite der Oder reisen als ihre Landsleute aus dem Westen. Russland betreffend geben diejenigen, die das Land besucht haben, ebenso ihren Aufenthalt als Hauptquelle für ihr Wissen über das Land an. Dabei verweisen sie häufiger auf Familie und Bekannte in Russland sowie auf russische Bücher und Filme als diejenigen, die nie in Russland gewesen sind. Interessanterweise geben Ostdeutsche häufiger ihren Aufenthalt in Russland als Wissensquelle an als Westdeutsche. Gleichzeitig sollte man allerdings bedenken, dass eine verschwindend geringe Zahl an Befragten aus den östlichen Bundesländern nach 1989 in Russland gewesen ist. Was die konkreten Informationsquellen zu Russland anbelangt, lässt sich ebenfalls klar beobachten, dass statistisch betrachtet westdeutsche Befragte keine der Wissensquellen häufiger angeben als ihre Landsleute aus Ostdeutschland. Diese gaben hingegen häufiger als westdeutsche Bürger neben dem Aufenthalt in Russland die Schule, Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 29 2013-09-09 10:13:03 30 Im Osten was Neues? Das Bild Polens und Russlands in Deutschland deutsche sowie russische Filme und Bücher über Russland wie auch die Familie an. Seltener hingegen benannten sie die Kategorie „sonstige Quellen“, in die unterschiedliche, in der Auswahlliste nicht aufgeführte Antwortmöglichkeiten fallen, die beispielsweise Erfahrungen aus DDRZeiten miteinschließen könnten, welche die Bewohner der westlichen Bundesländer nicht hatten. Die Antworten der Deutschen auf die Frage nach Wissensquellen zu Polen lassen sich mit den Antworten der Russen zum selben Thema vergleichen. Wie aus den Untersuchungen des Instituts für Öffentliche Angelegenheiten aus dem Jahr 2011 hervorgeht, basiert das Wissen der Russen über Polen und seine Gesellschaft hauptsächlich auf der Vermittlung durch die Schule respektive auf den Inhalten der Schulbücher – über die Hälfte der Befragten (53%) gaben diese Quelle an. Geringere Bedeutung als in Deutschland haben in Russland Fernsehsendungen und Presseartikel, die jeweils 39% bzw. 26% der Russen als Informationsquelle bezüglich Polen dienen. Wie bereits erwähnt, gaben lediglich 8% der Russen das Internet als Quelle ihres Wissens über Polen an. Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 30 2013-09-09 10:13:03 DAS BILD POLENS UND RUSSLANDS Das Bild eines Landes setzt sich gewöhnlich aus mehreren Elementen zusammen. Zu den Wichtigsten gehören Assoziationen, die der Name des genannten Staates hervorruft, sowie die Vorstellung davon, wie dieser funktioniert. Gewöhnlich wird ein Land, das allgemein als freundlich und positiv eingeschätzt wird, auch positiver unter dem Blickwinkel des Funktionierens seiner Regierung oder seiner Wirtschaft beurteilt. Und umgekehrt erlaubt zugleich die Bewertung dieser Teilaspekte auch einen allgemeinen Schluss in Bezug auf die Haltung einer bestimmten Gesellschaft gegenüber einem anderen Land. Assoziationen mit Polen und Russland Die Deutschen assoziieren Polen und seine Bevölkerung hauptsächlich mit Aspekten des Alltagslebens, darunter insbesondere mit dem Bereich Arbeit (40% aller Assoziationen). Dies zeigt eine Tendenz, die seit Jahren unverändert ist, auch wenn diese Gruppe von Assoziationen in den Umfragen von 2008 um einige Prozentpunkte kleiner war. Darüber hinaus herrschen andere Eindrücke in diesem Themenfeld vor, die sich in einigen weiteren Kategorien zusammenfassen lassen. Die zahlenmäßig größte Kategorie im Bereich Alltagsleben betrifft die Kriminalität – ähnlich wie schon im Jahr 2008. Dabei werden Autodiebstähle, Korruption sowie die illegale Überführung von Waren über die Grenze genannt. Die zahlreichen Nennungen dieser Art zeigen, dass das Stereotyp vom Polen als Dieb auf der deutschen Seite der Oder noch immer sehr verbreitet ist. Dieses Vorurteil stammt noch aus den Neunzigerjahren, in denen plumpe Witze über Polen sie gleichzeitig als Diebe brandmarkten. Diese traditionell üble Darstellung der Polen in Deutschland sowie emotionale, geradezu erhitzte Reaktionen aus Polen hierauf, die gewissermaßen zur weiteren Verbreitung dieser Witze ihrerseits anregten – führten dazu, dass diese Assoziationen im Gedächtnis der Deutschen haften blieben. Diese Vorurteile werden wirksam von den im letzten Kapitel vorgestellten hohen statistischen Werten im Bereich Grenzkriminalität Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 31 2013-09-09 10:13:03 32 Im Osten was Neues? Das Bild Polens und Russlands in Deutschland sowie von zwischenzeitlich sogar noch gestiegenen diesbezüglichen Zahlen nach dem Beitritt Polens zum Schengener Abkommen bestätigt. Den Rückgang der Kriminalitätsrate im letzten Jahr sowie die allgemeine Verbesserung der Situation gegenüber dem Zeitraum vor der polnischen EU-Mitgliedschaft hat die deutsche Gesellschaft hingegen noch nicht zur Kenntnis genommen. Das negative Bild wird zu großen Teilen auch heute noch durch die deutschen Medien bestärkt, welche in schillernden Farben einzelne Vorfälle und zweifelsohne als Tragödie zu bewertende Situationen von Einzelpersonen beschreiben, und dabei aber weder konsequent auf die wachsende Aufdeckung der Straftäter noch auf die sinkenden Zahlen in einigen Kategorien hinweisen. Zudem suggerieren Journalisten mehrfach – unabhängig davon, wer tatsächlich eine gegebene Ein großer Teil der Assoziationen der Deutschen mit Polen hat den Bereich Kriminalität zum Gegenstand. Straftat verübt hat-, dass es sich um Täter aus Polen handeln könnte, da das gestohlene Fahrzeug in diese Richtung weggefahren sei. All das findet Widerspiegelung in dem hohen Maße, in dem Polen fortsetzend mit Kriminalität assoziiert werden. Die zweite Kategorie im Themenfeld „Alltagsleben“ besteht aus Assoziationen, die mit dem Bereich Arbeit verbunden sind. Die Befragten betonen die Fachkenntnis polnischer Arbeiter („gute Arbeiter“) sowie die Tatsache, dass Leistungen von Arbeitern aus Polen billiger sind („Niedriglohnland“). Auch in den letzten Jahren war diese Kategorie zahlenmäßig stark vertreten. Allerdings wurden noch im Jahr 2006 darin Assoziationen genannt, die heute nicht mehr vorhanden sind, wie etwa die Aussage: Polen „nehmen den Arbeitsplatz weg“. Diese Veränderung zeigt, dass die deutsche Gesellschaft nach Jahren voller Ängste vor polnischer Arbeitsmigration in die Bundesrepublik zur Überzeugung gelangt ist, dass polnische Arbeiter keine Gefahr mehr für sie darstellen. Diese Meinung ist schon längst in der breiten Wirtschaft und speziell unter Arbeitgebern in der Landwirtschaft etabliert, die seit Jahren Polen beschäftigen und sehr zufrieden mit ihnen sind. Ebenso wie in den Umfragen der Jahre 2006 oder 2008 ist Polen nach Meinung der Deutschen ein Land, in dem man billig einkaufen kann (es ist die Rede von sogenannten „Polenmärkten“). Seit Jahren tauchen unter den Assoziationen zum Alltagsleben auch Äußerungen über die Schönheit polnischer Frauen auf. Die Tatsache, dass Polinnen in Deutschland die seit Jahren am häufigsten geehelichte Gruppe von Ausländerinnen Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 32 2013-09-09 10:13:03 Das Bild Polens und Russlands 33 stellen, bestätigt, dass diese Überzeugung ziemlich stark in der deutschen Gesellschaft verankert ist. Neu hingegen ist die Erwähnung guter polnischer Fußballspieler. Dies lässt sich leicht mit den Erfolgen polnischer Spieler in der Mannschaft von Borussia Dortmund erklären, die in deutsch-polnischen Kreisen gelegentlich sogar zur Bezeichnung „Polonia Dortmund“ führt. Robert Lewandowski etwa wurde schon zum zweiten Mal in Folge von den Fans zum Bundesliga-Fußballspieler des Jahres gewählt. Somit kann man deutlich erkennen, dass Die Deutschen verbinden im Themenfeld Alltagsleben sowohl positive Polen immer häufiger mit Assoziationen (z.B. Polen als gute und billige dem Bereich Tourismus. Arbeitskräfte sowie gute Fußballspieler und schöne Frauen), als auch zahlreiche negative Assoziationen, die vor allen Dingen in der unreflektierten Gleichsetzung der Polen mit Autodieben und Kriminellen bestehen, vorhanden sind. Die am zweithäufigsten vertretene Assoziationsgruppe in Bezug auf Polen betrifft Tourismus und Kultur (20%). Hier hat gegenüber dem Jahr 2008 eine Veränderung stattgefunden, da diese Gruppe damals den dritten Platz einnahm. Ähnlich wie damals sind darin Assoziationen des Landes mit der Landschaft („schöne Natur“, „schönes Land“, „schöne Orte“) wie auch mit konkreten Regionen Polens („Masuren“, „Schlesien“), Städten („Krakau“, „Warschau“, „Danzig“) sowie mit Polen als billigem Urlaubsland enthalten. Der zahlenmäßig kontinuierliche Anstieg solcher Assoziationen zeigt, dass die Deutschen Polen häufiger als früher im Rahmen touristischer Reisen kennenlernen. Dies wiederum gibt Hoffnung auf eine schrittweise Verbesserung der allgemeinen Kenntnis des Landes und des Polenbildes. Denn wie die übrigen Ergebnisse zeigen, schätzen Personen, die Polen bereits besucht haben, das Land positiver ein. Insofern man die Kategorie „Sonstige“ (9%) außer Acht lässt, nimmt die Assoziationsgruppe zur Situation in Polen (7%) den nächsten Platz ein. Hier weichen die Assoziationen sehr voneinander ab. Einerseits wird Polen als ein Land mit Wirtschaftswachstum angesehen, andererseits als ein armes Land in einer schlechten wirtschaftlichen Lage. Innerhalb dieser Gruppe hat es eine Veränderung gegeben. 2008 wies dieser Themenbereich ausschließlich negative Assoziationen wie Armut und Rückständigkeit auf und stellt insgesamt einen kleinen Teil der Assoziationen. Ab 2006 wurde dagegen neben der Rückständigkeit auch das Wirtschaftswachstum Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 33 2013-09-09 10:13:03 34 Im Osten was Neues? Das Bild Polens und Russlands in Deutschland Alltagsleben (darunter Arbeit) 31% 19% Situation in Polen 4% 40% 20% 13% 9% 10% Tourismus, Kultur 40% 7% 12% 19% 6% Charaktereigenschaften 1% 5% 15% 6% 12% 9% 10% Geschichte 6% Gegenseitige Beziehungen und Politik 25% 13% 12% 4% 4% 6% 8% Religion 2% Persönliche Kontakte 7% 6% 4% 9% Diagramm 4. Was verbinden Sie mit „Polen“ und „den Polen“? Vergleich der Assoziationsgruppen aus den Jahren 2000, 2006, 2008 und 2013. Sonstige 5% 1% 3% 0% 2013 20% 2008 2006 40% 2000 ... 100% gesehen. Dies zeigt, dass aktuelle Berichte zur wirtschaftlichen Situation in Polen inzwischen auch in breiten Teilen der deutschen Gesellschaft wahrgenommen werden, derweil die deutschen Eliten bereits vom guten Zustand der Wirtschaft in Polen überzeugt sind. Das negative Stereotyp von der „polnischen Wirtschaft“ greift hier somit nicht. Ein deutlicher Rückgang in der Zahl der Assoziationen lässt sich in der Kategorie „gegenseitige Beziehungen und Politik“ beobachten – von 24% im Jahr 2008 auf 6% im Jahr 2013. In den Jahren 2006 und 2008 assoziierten die Deutschen Polen größtenteils als Nachbarn an der östlichen Grenze sowie 2008 mit der EU-Erweiterung. Heute spielen diese Assoziationen kaum noch eine Rolle. Polen ist für die Deutschen eines der EU-Länder, mit denen sie eine offene Grenze teilen. Auch „die deutsch-polnischen Beziehungen“ (im Jahr 2008 mit dem Adjektiv „angespannt“ versehen) oder die Brüder Kaczynski werden nicht mehr genannt, da die gegenseitigen Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 34 2013-09-09 10:13:03 Das Bild Polens und Russlands 35 politischen Beziehungen sich entschieden verbessert haben, und daran wird weit seltener erinnert. Diese Veränderungen lassen sich ebenso bei Fragen beobachten, die sich direkt auf politische Fragestellungen beziehen. Die Entwicklung in dieser Gruppe spiegelt hervorragend die Veränderungen wider, die in den gegenseitigen Assoziationen der Deutschen Beziehungen stattgefunden haben – heute werden mit der Geschichte spielen in diese nicht mehr negativ assoziiert, und Polen tritt der Beziehung zu Polen eine nicht mehr hauptsächlich als neues östliches EU- geringe Rolle. Mitglied auf. Ein Rückgang ist ebenso in der Gruppe der Assoziationen zu bemerken, welche die Geschichte betrifft (6%). Die Deutschen verbinden Polen ebenso stark mit der kommunistischen Zeit wie mit dem Zweiten Weltkrieg – diese Tendenzen waren bereits früher erkennbar. Der allgemein zu verzeichnende zahlenmäßig rückläufige Anteil an Assoziationen mit historischen Bezügen zeigt einerseits eine positive Entwicklung – Polen wird nicht mehr mit der Vergangenheit assoziiert, sondern auch mit gegenwärtigen Ereignissen und Charaktereigenschaften. Dies deutet darauf hin, dass zunehmend das gegenwärtige Geschehen, und nicht nur Fakten aus der Geschichte Einfluss auf das Bild Polens in Deutschland haben. Andererseits zeigt der geringe Anteil an Assoziationen mit dem Zweiten Weltkrieg, wie wenig geschichtsbewusst die Haltung der Deutschen, vor allem der jüngsten Generationen, ist. Diese Einstellung ist allerdings nicht nur für die deutschpolnischen Beziehungen typisch, sondern bezieht sich generell auf die ebenso wenig von Geschichtsbewusstsein geprägte deutsche Perzeption der internationalen Beziehungen. Gestiegen sind dagegen die Assoziationen mit den Charaktereigenschaften der Polen, wobei die Befragten sie einerseits als „freundliche“, „gesellige“ und „hilfsbereite“ Menschen sowie „gute Nachbarn“ ansehen (2008 wurden „Gastfreundschaft“ und „Freundlichkeit“ genannt). Andererseits aber wird den Polen Faulheit vorgeworfen. Allerdings überwiegen positive Charaktereigenschaften in der Beschreibung der Polen. Diese Veränderung könnte mit der größeren Zahl an persönlichen Kontakten zwischen Polen und Deutschen zusammenhängen, besonders mit dem positiven Bild polnischer Arbeiter in Deutschland.23 23 Mehr zum Thema: J. Frelak, A. Łada, Współpraca: B. Petrulewicz, Polacy nadchodzą!...Wreszcie! Polska migracja zarobkowa do Niemiec – analiza w przededniu otwarcia niemieckiego rynku pracy dla polskich obywateli, Instytut Spraw Publicznych, Warszawa 2011 oraz Agnieszka Łada, Małgprzata Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 35 2013-09-09 10:13:03 36 Im Osten was Neues? Das Bild Polens und Russlands in Deutschland Auf etwa gleichbleibendem Niveau bewegt sich seit Jahren die Anzahl der Assoziationen mit Bezug zur Religion, vor allem mit dem Papst Johannes Paul II. Seltener als 2008 werden hingegen persönliche Kontakte erwähnt. Alltagsleben, darunter Arbeit (40%) Tourismus, Kultur (20%) Situation in Polen (7%) Geschichte (6%) Gegenseitige Beziehungen und Politik (6%) Charaktereigenschaften (6%) Tabelle 3: Assoziationsgruppen zu „Polen“ und „den Polen“ Religion (4%) Persönliche Kontakte (2%) Sonstige (9%) Autodiebstahl (7%), Diebstahl / Diebe (5%), Kriminalität (2,5%), Tierquäler (1%), Korruption (0,5%), billiges Einkaufen (4%), Polenmärkte (2,5%), Niedriglohnland (2%), Saisonarbeiter aus Polen (1%), viele arbeiten in Deutschland (1%), polnische Pflegekräfte (1%), Zuwanderer (1%), Schwarzarbeit (1%), Gute Arbeiter (1%), Arbeitslosigkeit (0,5%) gute Sportler/Fußballspieler (2%), schöne Frauen (1%), schlechter Ruf (1%), Zigaretten (1%), Alkohol (2%), Wodka (1%), Sperrmüllsammler (0,5%) Warschau (3%), Land an der Ostsee (3%), Masuren (1%), Krakau (0,5%), Schlesien (0,5%), Danzig (0,5%), schöne Landschaft (3%), schönes Land/ schöne Orte (2%), billiger Urlaub (1%), Urlaubsland (1%), gutes Essen (2%), fremde Sprache (1%), fremde Kultur (1%), großes Land (0,5%) Armut/ armes Land (3%), schlechte Wirtschaftslage (1%), Unordnung (0,5%), Wirtschaftswachstum (2%), Wirtschaftsaufschwung (0,5%), viel Landwirtschaft (0,5%) Ostblockland (2%), Lech Wałęsa (0,5%), Solidarność (0,5%), Zweiter Weltkrieg (1%), Auschwitz (0,5%), ehemalig deutsch (1%), Geschichte allgemein (0,5%) EU-Land (3%), Grenzen/Offene Grenzen (1%), Nachbarland (1%), gute Nachbarn (1%) freundliche Menschen (3%), Gastfreundlichkeit (1%), modern (0,5 %), gesellig (1%) faule Menschen (0,5%) Papst (3%), fromme Katholiken (1%) komme selbst aus Polen/habe Familie, Freunde in Polen (2%) In der Tabelle werden die Anteile aller genannten Assoziationen dargestellt. Jeder Befragte konnte maximal drei Assoziationen nennen. Fałkowska-Warska (Mitarbeit), Das Erscheinungsbild der polnischen Erwerbsmigration nach Deutschland im Spiegel der polnischen und deutschen Presse, Instytut Spraw Publicznych, Warszawa 2012. Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 36 2013-09-09 10:13:03 Das Bild Polens und Russlands 37 In der Gesamtschau aller Assoziationsgruppen fallen solche Assoziationen auf, die sich gegenseitig widersprechen. So ist Polen einerseits ein Land der Armut und in schlechtem wirtschaftlichen Zustand, andererseits ein modernes Land mit prosperierender Wirtschaft. Die deutsche Bevölkerung hat kein einheitliches Bild von Polen; sie ist diesbezüglich gespalten. Das zeigt, welche bedeutende Rolle den Eliten beider Länder zukommt, damit fundierte Informationen an eine möglichst breite Zielgruppe gelangen. Ebenso sieht man bei der Aufteilung der Assoziationen nach ihrer Wertung, dass das deutsche Bild von Polen sehr vielfältig ist. Die Anteile der Antworten mit positiver, negativer bzw. neutraler Aussage sind sehr ähnlich. An erster Stelle stehen mit 37% die positiven Assoziationen. Kaum 2 Prozentpunkte weniger umfasst die Gruppe der negativen Assoziationen, was mit der großen Anzahl an Antworten zusammenhängt, in der die Polen als Diebe (vor allem von Autos) gesehen werden. Unter den Antworten der Befragten kann man 28% als neutral einordnen. Negative 35 % Neutrale 28% Positive 37% Diagramm 5: Was fällt Ihnen ein, wenn Sie die Begriffe „Polen“ oder „die Polen“ hören? Vergleich der Assoziationen unterteilt nach ihrer Wertung Mit Bezug auf Russland und die Russen betreffen die meisten Assoziationen – ähnlich wie bei „Polen“ und „den Polen“ – das Alltagsleben. Sie stellen ein Viertel (24%) aller Assoziationen. In dieser Kategorie dominieren deutlich die negativen Assoziationen. Die häufigste Assoziation – sowohl in der Kategorie „Alltagsleben“ als auch bei den Gesamtantworten – betrifft den Alkoholkonsum (16%). Die Befragten betonen ebenfalls die Korruption in Russland, Probleme mit der Kriminalität und der Gewalt. Gleich hinter dieser Gruppe, auf dem zweiten Platz, stehen die Assoziationen zu den gegenseitigen Beziehungen und der Politik (23% aller Assoziationen). Am häufigsten hierbei genannt wird Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 37 2013-09-09 10:13:03 38 Im Osten was Neues? Das Bild Polens und Russlands in Deutschland die Person Wladimir Putins . Ein Großteil der politischen Assoziationen in dieser Kategorie hat einen entschieden negativen Klang. Die Befragten geben die Diktatur, die Unterdrückung, die Missachtung der Menschenrechte, mangelnde Demokratie sowie den schlechten Ruf des russischen Staates an. In den übrigen Antworten assoziieren die Befragten mit Russland den Kreml und unterstreichen die Macht des russischen Staates in den internationalen Beziehungen sowie die Tatsache, dass die Erdölvorkommen ein grundlegendes Element russischer Politik darstellen. Den folgenden Platz nehmen Assoziationen zu Tourismus und Kultur ein. Sie machen 22% aller Antworten aus. Einen wichtigen Platz nimmt in diesem Zusammenhang die Vorstellung von Russland als einem weiten und kalten Land ein („Kälte“, „Sibirien“, „Pelz“/“Pelzmützen“). Andere Assoziationen zum Tourismus sind „Moskau“ und „Sankt Petersburg“ wie auch allgemeine Vorstellungen von „schönen Orten“ und „schöner Natur“. Ein Zehntel (10%) aller Assoziationen bezieht sich auf die Situation innerhalb Russlands. In dieser Gruppe sind, häufiger noch als im Fall Polens, eine Vielzahl verschiedenartiger Antworten der Befragten zu verzeichnen. Die Deutschen betonen, dass Russland ein armens Land ist, in dem jedoch viele Millionäre leben. Zudem assoziieren die Befragten Russland als einen Vielvölkerstaat, der reich an Rohstoffen ist. Auf dem nächsten Platz folgen die Assoziationen betreffend die Charaktereigenschaften (7%). Die Russen sind, laut den befragten Deutschen, „freundlich“, „gesellig“, „gastfreundlich“ und „hilfsbereit“, obwohl sie sich durchaus auch „laut“und „arrogant“ verhalten können. Ähnlich wie im Fall Polens betreffen 6% der Assoziationen die Geschichte. An erster Stelle steht der Krieg, danach folgt die Person Michail Gorbatschows. Die Befragten nennen auch die „ehemalige Sowjetunion“, den „Eisernen Vorhang“ sowie die Personen „Lenin“ und „Stalin“. Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 38 2013-09-09 10:13:03 Das Bild Polens und Russlands 39 Alltagsleben, darunter Arbeit (24%) Gegenseitige Beziehungen und Politik (23%) Tourismus, Kultur (22%) Situation in Russland (10%) Charaktereigenschaften (7%) Geschichte (6%) Wodka (12), Alkohol/ trinken viel Alkohol (4%), Korruption (4%), Kriminalität (1,5%), Gewalt (1%), Mafia (1%), schöne Frauen (0,5%) Putin (5%), Diktatur (3%), Kreml (2%), Unterdrückung (2%), Macht (1,5%), Menschenrechtsverletzungen (1%), keine Demokratie (1%), politisch schwierig / Unruhen (1%), Weltmacht (0,5%), Pussy Riot (0,5%), Verurteilung der Mädchengruppe (0,5%), Erdgas/ Erdgaslieferungen (2%), Ölvorkommen (1%), Kommunismus (1%), schlechter Ruf (1%), fremde Sprache (0,5%) Kaviar (0,5%), gute Küche (0,5%), Krimsekt (0,5%), Moskau (3%), Roter Platz (0,5%), St. Petersburg (0,5%), Wolga (0,5%), Kälte/ kaltes Land (5%), Sibirien (1,5%), Pelz/ Pelzmützen (0,5%), Kultur (1,5%), Musik (0,5%), weites Land (5,5%), schönes Land/ schöne Orte / Sehenswürdigkeiten (0,5%), schöne Natur (0,5%), Transsibirische Eisenbahn (0,5%) armes Land (3)%, Geld/ Reichtum/ viele Reiche (3%), Armut und Reichtum (2%), reich an Bodenschätzen/ Rohstoffe (1%), viele Millionäre (0,5%), viele Völker (0,5%) laute Menschen (2%), arrogant (0,5%), freundliche Menschen (2%), gesellig (1%), hilfsbereit(1%), Gastfreundlichkeit (0,5%) Krieg (2%), Gorbatschow (1,5%), Stalin (0,5%), Lenin (0,5%), ehemalige Sowjetunion (0,5%), Eiserner Vorhang (0,5%), Zar (0,5%) Sonstige (9%) Tabelle 4: Assoziationsgruppen zu „Russland“ und „den Russen“ In der Tabelle werden die Anteile aller genannten Assoziationen dargestellt. Jeder Befragte konnte maximal drei Assoziationen nennen. Unterscheidet man die Assoziationen zu Russland in „positive“, „neutrale“ und „negative“, lässt sich feststellen, dass der überwiegende Teil der Antworten zur letztgenannten Sparte zählt; über die Hälfte aller Antworten (56%) sind negativ besetzt. Dies liegt vor allem in der großen Beliebtheit des Wodkas als Hauptassoziation begründet, sowie in zahlreichen negativen Assoziationen zur Politik. Die Assoziationen der Deutschen mit Russland sind Antworten aus (30%), wohingegen positiv lediglich größtenteils negativ gefärbt. Neutrale Assoziationen machen fast ein Drittel der 14% sind. Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 39 2013-09-09 10:13:03 40 Im Osten was Neues? Das Bild Polens und Russlands in Deutschland Positive 14% Neutrale 30% Diagramm 6: Was fällt Ihnen ein, wenn Sie die Begriffe „Russland” oder „die Russen” hören? Vergleich der Assoziationen nach ihrer Wertung Negative 56% &' ( &') #$% !" Diagramm 7: Was fällt Ihnen ein, wenn Sie die Begriffe „Polen” oder „die Polen”/„Russland” oder „die Russen” hören? Assoziationsgruppen im Vergleich Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 40 2013-09-09 10:13:03 Das Bild Polens und Russlands 41 Die Bilder Polens und Russlands in der deutschen Gesellschaft sind unterschiedlich, wie anhand der Ansichten der Befragten zu beiden Ländern deutlich wird. Im Fall Russlands dominieren negative Assoziationen verbunden mit dem politischen System, sowie ein großer Anteil an Assoziationen betreffend den Alkoholkonsum in der Bevölkerung. Assoziationen bezüglich Religion oder persönliche Kontakte treten hingegen gar nicht auf. Letztere finden sich, wie auch die übrigen Untersuchungsergebnisse zeigen, sogar äußerst selten. Die Beurteilung der politischen Situation in Polen und Russland Von den Assoziationen, die mit einem anderen Land, insbesondere mit seiner Politik, verbunden werden, können die Urteile abweichen, die sich Menschen über Maßnahmen der dortigen Regierung oder die Prinzipien, die in dem gegebenen Land herrschen, gebildet haben. Im Fall der Beurteilungen Polens und Russlands durch die Deutschen waren sehr unterschiedliche Meinungen zu erwarten, die sich mindestens aus den unterschiedlichen politischen Kulturen beider Länder oder aus der Zugehörigkeit Polens zur Europäischen Union ergeben. Wie sich nun aufgrund der Umfrage ergibt, liegen die Bewertungen Polens mehr oder weniger in der Mitte – auf einer Skala von 1 bis 5 zwischen 2,3 und 3,4. Ermittelt man anhand der Antworten einen Durchschnittswert, lässt sich zeigen, dass die Deutschen sehr gespalten in ihren Ansichten sind. Im Fall der negativen Faktoren, wie etwa der herrschenden Korruption (50%) oder der schwerfälligen Bürokratie (29%), überwiegen Assoziationen, die das Vohandensein der oben erwähnten Probleme bestätigen. Zugleich behaupten aber mehr Deutsche, dass die polnische Wirtschaft sich gut entwickelt (40%), die Bürgerrechte eingehalten werden (30%), und die Medien offen die Regierung kritisieren dürfen (29%). Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 41 2013-09-09 10:13:04 42 Im Osten was Neues? Das Bild Polens und Russlands in Deutschland 14% Es herrscht Korruption Die Wirtschaft entwickelt sich gut 8% Ein parlamentarisches Regierungssystem gilt, ebenso wie in westeuropäischen Ländern 7% Die Bürgerrechte werden 4% eingehalten Die Bürokratie erschwert die 5% Erledigung der simpelsten Angelegenheiten Medien dürfen die Regierung 4% kritisieren 36% 32% 32% 26% 4% 11% 31% 15% 3% 12% 19% 32% 19% 18% 39% 37% 20% 25% 28% 40% 4% 12% 1% 39% Ausländer werden schlecht 2% 10% behandelt Diagramm 8: Stimmen Sie der Aussage zu, dass Polen ein Land ist, in dem Folgendes gilt? 16% 40% 25% 0% 29% 35% 24% Die Rechte nationaler und 2% 21% ethnischer Minderheiten werden respektiert Es existiert eine gute 2% 14% Arbeitsorganisation 5% 1% 14% 30% 60% 5% 3% 6% 9% 80% 12% 18% 15% 17% 14% 14% 100% Ich stimme voll zu Ich stimme nicht zu Ich stimme zu Ich stimme weder zu, noch stimme ich nicht zu Ich stimme überhaupt nicht zu Schwer zu sagen In Bezug auf die Bewertung des polnischen Staates lassen sich in der deutschen Gesellschaft in den letzten Jahren keine bedeutenden Veränderungen feststellen. Die Ansichten bezüglich herrschender Korruption und Bürokratie bleiben auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Auch der Anteil positiver Einschätzungen betreffend den Zustand des politischen Systems, der Einhaltung der Bürgerrechte sowie der Rechte nationaler Minderheiten oder zur vorhandenen parlamentarischen Demokratie unterlag jüngst keinen Schwankungen. Mit Blick auf die Bewertung des polnischen Staates zeigen sich in der deutschen Gesellschaft in den letzten Jahren keine bedeutenden Veränderungen. Dass die positive Meinung der Deutschen auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau bleibt, bekümmert. Diese Eigenschaften sind typische Zeichen eines gesunden demokratischen Systems. Die mangelnde Wahrnehmung der Veränderungen in Polen zeugt davon, dass die Deutschen Polen nach wie vor auf der Grundlage ausgeprägter Stereotype sehen, ihre Überzeugungen, die sich über viele Jahre hinweg herausgebildet haben, noch nicht revidiert haben und nicht über ausreichend vorhandenes Wissen verfügen. Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 42 2013-09-09 10:13:04 Das Bild Polens und Russlands 43 Zugenommen hat hingegen der Anteil positiver Beurteilungen der wirtschaftlichen Entwicklung Polens. In diesem Fall zeichnen sich in breiten Teilen der deutschen Bevölkerung ähnliche Tendenzen ab wie in Reihen der deutschen Eliten, die in den letzten Jahren den Zustand der polnischen Wirtschaft loben. Mit Sicherheit sind hier weitere Maßnahmen angebracht, in Deutschland Informationen zu diesem Thema zu verbreiten, da Wirtschaftsfragen in der Bundesrepublik mit besonderem Interesse thematisiert werden. Die guten Ergebnisse erfreuen jedoch. Um so mehr bleibt zu wünschen, dass die Anerkennung für die gute Arbeitsorganisation in Polen schneller wächst als bisher. Die niedrigen Werte legen nahe, dass positive Medienberichte über die hervorragende Organisation der EURO 2012 nicht ins Bewusstsein der breiten deutschen Öffentlichkeit vorgedrungen sind. Diese These findet sich auch dadurch bestätigt, dass diesbezügliche Assoziationen anlässlich der offenen Frage nicht genannt wurden. Aus Perspektive der deutsch-polnischen Beziehungen ist auch die Antwort auf die Frage wichtig, ob die Rechte nationaler Minderheiten respektiert werden. Die größte Gruppe der Befragten kann dies nicht beurteilen. Überzeugt von der Achtung dieser Rechte in Polen sind 23% der Deutschen, gegenteiliger Meinung sind 21%. Dabei fühlen sich die nationalen Minderheiten in Polen nicht diskriminiert. Nach Untersuchungsergebnissen des Instituts für Öffentliche Angelegenheiten aus dem Jahr 2012 fühlten sich drei Viertel der Litauer, die in Polen leben, weder persönlich aufgrund ihrer Nationalität diskriminiert, noch konnten sie von Fällen solcher Art in Reihen ihrer nächsten Angehörigen und Verwandten berichten.24 Auch eine Mehrheit der Befragten der deutschen Minderheit (43%) befand, dass ihre Rechte genügend geachtet werden; gegenteiliger Meinung waren 29%.25 Hingegen sind immer weniger Deutsche überzeugt, dass Ausländer in Polen schlecht behandelt werden. Der Anteil derartiger Antworten, der nie besonders hoch war, ist rückläufig. Möglicherweise haben dazu positive persönliche Erfahrungen und Medienberichte über die Gastfreundlichkeit 24 Aleksander Fuksiewicz, Jacek Kucharczyk, Agnieszka Łada, Obok siebie. Wzajemne postrzeganie się Polaków i Litwinów, Instytut Spraw Publicznych, Warszawa 2013. 25 Niemcy w województwie opolskim w 2010 roku. Pytania i odpowiedzi. Badania socjologiczne członków Towarzystwa Społeczno-Kulturalnego Niemców na Śląsku Opolskim“, Dom Wspólpracy Polsko-Niemieckiej, Gliwice-Opole 2011, S. 49. Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 43 2013-09-09 10:13:04 44 Im Osten was Neues? Das Bild Polens und Russlands in Deutschland der Polen während der Fußballeuropameisterschaft im Jahr 2012 beigetragen. Mindestens ein Drittel der Deutschen kann zu gegebenen Aussagen keine Stellung beziehen, und weitere 11% bis 18% wählten die Antwort „schwer zu sagen”. Dies zeigt ganz konkret das mangelnde Wissen über die politische Situation in Polen. Auch die negativen Antworten zeugen teilweise von einem hohen Grad an Unkenntnis – wie zum Beispiel im Fall der Einschätzung, ob in Polen eine parlamentarische Demokratie wie in anderen westeuropäischen Ländern herrscht. Die Verneinung dieser Aussage lässt einen Mangel an allgemeiner Schulbildung zu diesem Thema vermuten, aber auch existierende Stereotype erkennen, laut derer Polen sich nicht auf demselben politischen Entwicklungsniveau befindet wie westliche Mitgliedstaaten der EU. Positiver wird Polen von Personen gesehen, die das Land bereits besucht haben – größtenteils stimmen sie den Aussagen zu, dass Polen ein ähnlich demokratisches System besitzt wie westliche Länder, dass die Bürgerrechte eingehalten werden, die Medien die Regierung offen kritisieren dürfen, eine gute Arbeitsorganisation existiert, die Wirtschaft sich gut entwickelt, nationale und ethnische Minderheiten respektiert werden. Hingegen sind sie seltener der Meinung, dass Ausländer schlecht behandelt werden. Ebenso verbessert beinahe in jedem Fall der Kontakt zu Polen, die in Deutschland leben, das Bild von Polen.26 Dies zeigt, wie wichtig persönliche Kontakte mit Vertretern des betreffenden Landes für die Verbesserung seines Bildes sind. Dagegen lassen sich die Antworten der Deutschen zur Situation innerhalb Polens nicht hinsichtlich des Alters der Befragten differenzieren. Lediglich bei Deutsche, die Polen besucht bzw. Kontakte zu Polen in Deutschland haben, verfügen über ein besseres Bild der politischen und wirtschaftlichen Situation in Polen. Fragen zur Entwicklung der Wirtschaft und zur guten Arbeitsorganisation stößt man seltener auf Zustimmung bei jüngeren Befragten. Diese Tatsache ist besonders beunruhigend, da eben diese Personen in den kommenden Jahren potentielle Partner – auch Wirtschaftspartner – der Polen darstellen werden. Zwischen Bürgern der östlichen und der westlichen Bundesländer sind grundlegende Unterschiede festzustellen. Personen aus dem 26 Bis auf zwei Aussagen: „Polen ist ein Land, in dem die Bürokratie die Erledigung der simpelsten Angelegenheiten erschwert“ und „Polen ist ein Land, in dem die Medien offen die Regierung kritisieren dürfen“, bei denen die Unterschiede statistisch nicht relevant sind. Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 44 2013-09-09 10:13:04 Das Bild Polens und Russlands 45 50% 53% 47% 51% Es herrscht Korruption 33% 36% Die Wirtschaft entwickelt sich gut 20% 40% 39% 38% 38% Ein parlamentarisches Regierungssystem gilt, ebenso wie in westeuropäischen Ländern 32% 30% 30% 29% 29% Die Bürgerrechte werden eingehalten 29% Medien dürfen die Regierung kritisieren 29% 30% 29% 26% Die Bürokratie erschwert die Erledigung der simpelsten Angelegenheiten 23% 22% 24% Die Rechte nationaler und ethnischer Minderheiten werden respektiert 16% 12% Es existiert eine gute Arbeitsorganisation 20% 11% 12% 16% 13% 16% Ausländer werden schlecht behandelt 0% 2013 20% 2008 2006 40% 2000 Westen bewerten sowohl die polnische Demokratie, die Achtung der ... 100% Diagramm 9: Stimmen Sie der Aussage zu, dass Polen ein Land ist, in dem Folgendes gilt? Vergleich der Antworten aus den Jahren 2000, 2006, 2008 und 2013 Bürgerrechte, die Arbeitsorganisation wie auch die Freiheit der Medien in Polen schlechter. Positiver fällt hingegen das Polenbild im Vergleich zur Beurteilung der Situation in Russland aus. Nach Meinung von 82% der Befragten herrscht in Russland Korruption, und fast zwei Drittel (62%) glauben, dass die russische Bürokratie die Erledigung der simpelsten Angelegenheiten Ostdeutsche bewerten Polen positiver. erschwert. Nur 9% der Beftragten sind der Ansicht, dass Russland eine mit westeuropäischen Staaten vergleichbare parlamentarische Demokratie Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 45 2013-09-09 10:13:04 46 Im Osten was Neues? Das Bild Polens und Russlands in Deutschland besitzt, wie auch dass dort eine gute Arbeitsorganisation herrscht. Noch weniger Personen glauben, dass in Russland die Bürgerrechte geachtet werden oder die Medien dort offen die Regierung kritisieren dürfen (5% in beiden Fällen). Die deutschen Befragten beurteilen auch das Verhältnis der Russen zu Ausländern sowie zu ethnischen und nationalen Minderheiten negativ. Fast ein Drittel (30%) der Befragten ist der Ansicht, dass Ausländer in Russland schlecht behandelt werden. Noch schlechter ist nach Meinung der Befragten die Lage für nationale Minderheiten. Nur 6% glauben, dass deren Rechte respektiert werden; 65% der Befragten sind gegenteiliger Ansicht. Jeder dritte Deutsche (34%) glaubt, dass die russische Wirtschaft sich gut entwickelt. Diese Überzeugung ist sicherlich eine Folge der steigenden Handelsbilanzen zwischen Deutschland und Russland (80 Mrd. Euro im Jahr 2012 gegenüber 75 Mrd. Euro im Jahr 2011), besonders des wachsenden Exports deutscher Güter, worüber häufig in den deutschen Medien berichtet wird. Ähnlich wie bei der Bewertung der Situation in Polen, zeigen sich auch im Fall Russlands nur geringe Unterschiede anhand der Antworten im Vergleich unterschiedlicher Altersgruppen. Lediglich bei der Antwort auf die Frage, ob Russland ein Land ist, in dem die Bürokratie die Erledigung der simpelsten Angelegenheiten erschwert, ist zu beobachten, dass häufiger jüngere als ältere Personen dieser Aussage nicht zustimmen. Ähnlich wie im Fall Polens bewerten Bürger der westlichen Bundesländer die russische Demokratie, die Achtung der Bürgerrechte, die Arbeitsorganisation und die Freiheit der Medien schlechter als befragte Bundesbürger aus dem Osten. Hingegen bringt der Kontakt mit russischen Bekannten, die in Deutschland leben, kaum eine Veränderung des Russlandbildes mit sich – mit Ausnahme der Aussage zur herrschenden Korruption: der Kontakt mit Russen in Deutschland schwächt leicht die Zustimmung zu dieser Aussage. Allerdings können keine statistisch grundlegenden Unterschiede festgestellt werden zwischen solchen Personen, die das Land besucht haben, und denen, die dort nie gewesen sind. Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 46 2013-09-09 10:13:04 Das Bild Polens und Russlands 47 50% 8% 3% 1%7% 31% Es herrscht Korruption Die Bürokratie erschwert die Erledigung der simpelsten Angelegenheiten Die Wirtschaft entwickelt sich gut Ausländer werden schlecht behandelt 26% 3% 8% Ein parlamentarisches 2% 7% Regierungssystem gilt, ebenso wie in westeuropäischen Ländern 1% 8% Es existiert eine gute Arbeitsorganisation Die Rechte nationaler und 1% 5% ethnischer Minderheiten werden respektiert Die Bürgerrechte werden eingehalten Medien dürfen die Regierung kritisieren 36% 31% 37% 22% 45% 20% 15% 35% 12% 8% 30% 8% 37% 32% 20% 8% 29% 36% 1% 4% 13% 5% 7% 11% 2% 12% 29% 22% 1% 3% 15% 0% 17% 34% 35% 5% 1% 10% 22% 6% 44% 40% 60% Ich stimme voll zu Ich stimme nicht zu Ich stimme zu Ich stimme weder zu, noch stimme ich nicht zu Ich stimme überhaupt nicht zu Schwer zu sagen 80% 100% Diagramm 10: Stimmen Sie der Aussage zu, dass Russland ein Land ist, in dem Folgendes gilt? Im Rahmen der Untersuchungen zur Wahrnehmung Polens in Deutschland im Jahr 2006 hatte das Institut für Öffentliche Angelegenheiten nur einige wenige Fragen zu Russland gestellt. Damals waren 12% der Befragten überzeugt von der Achtung der Bürgerrechte in Russland (im Vergleich mit Ergebnissen von 2013 sind es heute um 8 Prozentpunkte weniger), von der Anerkennung der Rechte nationaler und ethnischer Minderheiten waren 13% überzeugt (heute um 7 Prozentpunkte weniger) und die Existenz eines demokratischen Systems bejahten 20% (heute um 11 Prozentpunkte weniger). Diese Zahlen zeigen sehr anschaulich, wie sehr sich das Russlandbild in Deutschland im Verlauf der letzten Jahre verschlechtert hat. Vergleicht man hingegen die im Jahr 2013 gegebenen Antworten mit den von Meinungsumfragen des Deutsch-Russischen Forums von 2008, sind gewisse ähnliche Tendenzen zu beobachten. Unter den befragten Deutschen äußerten damals 80%, dass es in Das Russlandbild in Russland viel Korruption gibt, 67% behaupteten, Deutschland hat sich in den dass die Menschenrechte nicht geachtet werden, letzten Jahren verschlechtert. Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 47 2013-09-09 10:13:04 48 Im Osten was Neues? Das Bild Polens und Russlands in Deutschland und 36% waren der Ansicht, dass der Zustand der russischen Wirtschaft schlecht ist. Mit Blick auf die abweichende Formulierung und die andere Art der Fragestellung ist eine genaue Rückverfolgung der Veränderungen allerdings unmöglich. Vergleicht man die Ansichten der Befragten Die Deutschen schätzen die politische Situation in Polen zur Situation in Polen und in Russland, so ist zu positiver ein als in Russland. erkennen, dass die Mehrheit der Befragten die Lage in Polen deutlich vorteilhafter einschätzt, vor allem in solchen Fragen wie der Wahrung von Bürgerrechten, des Funktionierens der Demokratie sowie der Freiheit der Medien. Dennoch kann man auch auf zwei Aspekte hinweisen, bei denen nach Meinung der Befragten keine großen Unterschiede zwischen Polen und Russland bestehen. Zum einen handelt es sich dabei um die Beurteilung der wirtschaftlichen Entwicklung, zum anderen um die Frage nach der Arbeitsorganisation im Land. In beiden Fällen wird aber Polen im Vergleich zu seinem östlichen Nachbarn noch immer besser bewertet. Zudem ist Diagramm 11: Stimmen Sie der Aussage zu, dass Polen/Russland ein Land ist, in dem Folgendes gilt? Vergleich der Durchschnittswerte die Gruppe, die der Aussage zustimmt, Polen entwickle sich wirtschaftlich gut, größer als die derjenigen, welche keine klare Antwort geben können. Russland betreffend überwiegt im Vergleich hierzu die Gruppe derer, die keine klare Meinung zur wirtschaftlichen Entwicklung des Landes äußern. !" #$# %& %& ' (& ( ) '" '# " Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 48 2013-09-09 10:13:04 DIE BEWERTUNG DER POLNISCHEN UND RUSSISCHEN WIRTSCHAFT Von grundlegender Bedeutung für die Einschätzung des Zustandes eines anderen Landes ist die Frage, welches Ansehen die dortige Wirtschaft genießt. Neben der Übereinstimmung mit der Aussage, dass sie sich gut entwickelt, ist die Wahrnehmung von Handelsbeziehungen oder von der Qualität der Waren entscheidend. Was die Bewertung der polnischen Wirtschaft anbelangt, so zeigen Fakten zu den wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Polen, dass diese sich günstig entwickeln. Die am stärksten interessierten Personengruppen – Unternehmer und Wirtschaftsexperten – äußerten sich hierzu in den letzten Jahren sehr positiv. Die gesellschaftliche Meinung spiegelt diesen Eindruck in hohem Maße wider. Positive Antworten auf die Frage nach deutschen Investitionen in Polen überwogen negative oder skeptische Kommentare bei Weitem. Die Beurteilung der Investitionen Die Hälfte der Deutschen stimmt der Aussage zu, dass deutsche Firmen in den letzten fünf Jahren viel in Polen investiert haben, und dass die Zahl dieser Investitionen gestiegen ist, was statistische Angaben bestätigen. Ein großer Anteil (38%) glaubt auch, dass es profitabel ist, in Polen zu investieren. Diese Aussagen entsprechen den Ansichten der Unternehmer. Andersgläubige Die Deutschen beurteilen Investitionen in Polen positiv. sind entschieden in der Minderheit (4% bis 13%). Teilnehmer der Umfrage aus Ostdeutschland stimmen mehrheitlich der o.g. Aussage zur Höhe der deutschen Investitionen in Polen, ihrem Anstieg sowie ihrer Profitabilität zu. Entsprechend häufig positiv äußern sich Personen, die bereits in Polen waren. Wie gut das Bild des Landes tatsächlich ist, findet man bestätigt, wenn man die aufgeführten Ergebnisse mit Antworten von Bürgern aus einem anderen westeuropäischen Land, den Niederlanden, vergleicht, in dem das Institut für Öffentliche Angelegenheiten kürzlich Umfragen durchgeführt Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 49 2013-09-09 10:13:04 50 Im Osten was Neues? Das Bild Polens und Russlands in Deutschland 7% 31% 10% 3% 15% 34% In Polen zu investieren ist profitabel Deutsche Investitionen in Polen sind in den letzten fünf Jahren angestiegen Deutsche Firmen haben in den vergangenen fünf Jahren viel in Polen investiert 11% 39% 29% 3%1% 17% 12% 38% 28% 4%1% 17% 0% Diagram 12: Stimmen Sie den folgenden Aussagen bezüglich Polen zu? 20% 40% 60% 80% 100% Ich stimme voll zu Ich stimme nicht zu Ich stimme zu Ich stimme weder zu, noch stimme ich nicht zu Ich stimme überhaupt nicht zu Schwer zu sagen hat. Die Niederländer, Ende des Jahres 2012 zu Polen befragt27, wussten zu großen Teilen nichts zu antworten und wählten die Option „schwer zu sagen“ (etwa 42-43% aller Antworten), was von einem geringen Wissen über Polen und polnisch-niederländische Wirtschaftskontakte zeugt.28 In Deutschland ist dieses Bewusstsein hingegen sehr stark ausgeprägt, weshalb der Anteil vergleichbar unwissender Aussagen lediglich 15% bis 18% betrug. Gleichzeitig äußerten sich mehr Befragte in Deutschland als in den Niederlanden positiv – durchschnittlich sind es zwischen 11 und 18 Prozentpunkten mehr. Ähnlich wie in Deutschland überwiegen bei den Umfragen in den Niederlanden Antworten, die von der Profitabilität niederländischer Investitionen in Polen sowie vom Anstieg dortiger niederländischer Investitionen ausgehen. 27 2012 befasste sich das Institut für Öffentliche Angelegenheiten mit dem Bild der Polen in Holland. Diese Untersuchungen standen im Zusammenhang mit der damaligen intensiven Debatte um die polnische Migration in dieses Land. In den Jahren 2000-2011 befanden sich die Wirtschaftsbeziehungen beider Länder in einer dynamischen Entwicklung. Der Wert der polnischen Exporte nach Holland stieg im Jahr 2011 im Verhältnis zum Jahr 2000 um das dreieinhalbfache an und betrug 5.968 Mio. Euro. 28 Die befragten Niederländer wurden, ähnlich wie die Deutschen, gebeten, folgende Aussagen zu kommentieren: 1) „In Polen zu investieren ist profitabel“, Antworten: 27,3% ich stimme zu; 22,5% ich stimme weder zu, noch stimme ich nicht zu, 43% schwer zu sagen; 2) „Niederländische Investitionen in Polen sind in den letzten fünf Jahren angestiegen“, Antworten: 31,7% ich stimme zu; 20% ich stimme weder zu, noch stimme ich nicht zu; 43,1% schwer zu sagen; 3) „Niederländische Firmen haben in den letzten Jahren viel in Polen investiert“, Antworten: 32,5% ich stimme zu; 18,8% ich stimme weder zu, noch stimme ich nicht zu; 41,6% schwer zu sagen. Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 50 2013-09-09 10:13:04 Die Bewertung der polnischen und russischen Wirtschaft 51 Auch Investitionen in Russland werden von den Deutschen als profitabel und wachstumsfähig angesehen, allerdings fallen die Bewertungen gewöhnlich schlechter aus als Ansichten zu Wirtschaftsbeziehungen mit Polen. Von der Profitabilität der Investitionen in Russland ist ein Drittel der Deutschen überzeugt, und an deren Anstieg glauben 39% der Befragten. Fast eine Hälfte der Teilnehmer der Umfrage findet, dass deutsche Firmen in letzter Zeit viel in Russland investiert haben (45%). Ebenfalls größer im Fall Polens ist der Anteil an negativen Ansichten – dieser schwankt zwischen 8 und 16 Prozentpunkten, bei einem ähnlichen Anteil an Investitionen in Russland Antworten „schwer zu sagen“. Die Antwort „weder werden von den Deutschen noch“ wählte in beiden Fällen etwa ein Drittel der Deutschen. Eine positive Einstellung zu deutschen Investitionen in Russland haben Deutsche, die das Land besucht haben. Höchstwahrscheinlich folgt ein solcher Unterschied aus der kleineren Anzahl an Unentschlossenen unter denen, die schon in als gleichermaßen profitabel wie wachstumsfähig betrachtet; verglichen mit Umfrageergebnissen zu Polen fallen die Bewertungen zu Russland allerdings für gewöhnlich schlechter aus. Russland waren. Nicht unbedeutend für einen Vergleich deutscher Investitionen in Polen und in Russland sind die unterschiedlich gearteten Handelsbeziehungen mit beiden Ländern sowie die Bedeutung, die den Wirtschaftskontakten in Politik, Wirtschaftskreisen und Medien zugeschrieben wird. In Polen investieren Tausende kleine und mittelständische Unternehmen, große Betriebe stellen eine Ausnahme dar (obwohl auch hierfür Beispiele existieren). In Russland hingegen sind vor allem große Konzerne wirtschaftlich aktiv. Großunternehmen dieser Art sind um die Unterstützung der deutschen Politik besorgt, was naturgemäß auch die Aufmerksamkeit der Journalisten anzieht. Im Fall der zahlreicheren, aber kleineren Unternehmen in Polen verhält es sich nicht so. Zusätzlich sind die deutsch-russischen Wirtschaftsbeziehungen von zahlreichen bedeutenden Unternehmerverbänden geprägt, die ein starkes Lobbying zu eigenen Gunsten betreiben. In den Beziehungen zu Polen sind solche Netzwerke nicht in diesem Maß entwickelt. Der deutsche politische und wirtschaftliche Lobbyismus in Russland rührt daher, dass dort im Vergleich zu Polen ein schlechteres Investitionsklima herrscht, welches eine derartige Förderung notwendig macht. Folglich sind deutsche Investitionen in Russland für den Durchschnittsbürger in Deutschland Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 51 2013-09-09 10:13:04 52 Im Osten was Neues? Das Bild Polens und Russlands in Deutschland weit häufiger präsent als solche in Polen. Ungeachtet dessen übertreffen die Umfragewerte zu Polen diejenigen zu Russland, was auf das große Ansehen der polnischen Wirtschaft unter den Deutschen schließen lässt. 5% 12% 4% 35% 29% 15% In Russland zu investieren ist profitabel Deutsche Investitionen in Russland sind in den letzten fünf Jahren angestiegen 7% Deutsche Firmen haben in den vergangenen fünf Jahren viel in Russland investiert 7% 0% Diagramm 13: Stimmen Sie den folgenden Aussagen bezüglich Russland zu? 35% 32% 33% 35% 20% 40% 60% 7% 1% 7% 2% 80% 18% 16% 100% Ich stimme voll zu Ich stimme nicht zu Ich stimme zu Ich stimme weder zu, noch stimme ich nicht zu Ich stimme überhaupt nicht zu Schwer zu sagen Die Bewertung der Warenqualität Angesichts des bedeutenden polnischen Exports nach Deutschland (11. Platz in der Rangliste aller Länder, die nach Deutschland exportieren – 35,7 Mrd. Euro) müssten polnische Waren auf dem deutschen Markt immer beliebter werden. Die Bewertung der Qualität von Waren ist ein wichtiger Indikator dafür, wie eine Gesellschaft das Land sieht, aus dem sie stammen. Wenn wir die Antworten der Befragten betrachten, zeigt sich jedoch, dass für die meisten Deutschen (75%) die Information, dass eine Ware aus Polen stammt, weder einen Anreiz zum Kauf der Ware bietet noch sie davon abhält. Auffallend ist, dass unter den Befragten die Zahl derer, die behaupten, eine solche Information halte sie vom Kauf der Ware ab (13%), größer ist als die Zahl derer, die zum Kauf angeregt wird (9%). Der russische Export nach Deutschland umfasste 2012 Waren im Wert von 42,5 Mrd. Euro. Man sollte jedoch nicht vergessen, dass der Hauptanteil dessen (ca. 90%) aus exportierten Energierohstoffen besteht, was die Wahrnehmung russischer Waren unter dem Gesichtspunkt der Gas- und Öllieferungen maßgeblich beeinflussen kann. Ferner sind es gerade die Industriegiganten – allen voran das Energieunternehmen Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 52 2013-09-09 10:13:04 Die Bewertung der polnischen und russischen Wirtschaft 53 Gazprom –, die für die breite Öffentlichkeit am sichtbarsten sind, nicht so sehr die kleineren Unternehmer und ihre Waren. Im Fall Russlands wird ähnlich wie in den Antworten zu Polen die Meinung am häufigsten vertreten, dass die Information über das Herkunftsland einer Ware weder zum Kauf anregt noch davon abhält (67%). Entschieden häufiger allerdings als im Fall Polens führt das Wissen um die russische Herkunft einer Ware dazu, dass vom Kauf Abstand genommen wird (24%). Nur 6% der Befragten hingegen fühlen sich durch eine solche Information eher zum Kauf animiert. Das deutliche Übergewicht der Aussagen, dass die Herkunft eines Produkts aus Polen weder einen Anreiz zum Kauf bietet noch vom Kauf abhält, ist nicht nur für Deutschland typisch. Eine ähnliche Verteilung der Antworten zeigt sich in Russland oder in den Niederlanden. Die meisten neutralen Antworten gaben die Niederländer (81%). Die größte Anzahl an Befragten, die polnische Ware wertschätzen, findet sich in Russland (20%); am meisten an polnischen Waren desinteressierte Personen finden sich in Deutschland (13%). !" $%&% ! # Diagramm 14: Bietet die Information, dass eine Ware aus Polen/ Russland stammt, für Sie einen besonderen Anreiz zum Kauf, oder hält sie Sie eher davon ab? Polnische Waren werden entschieden besser bewertet von Personen, die schon in Polen waren. Nur 6% aller deutschen Befragten, die nie dort waren, fühlen sich durch die Information, dass es sich um ein polnisches Produkt handelt, zum Kauf ermuntert. Dieser Anteil steigt auf 17% bei Personen, die einmal in Polen waren, und auf 21% bei Umfrageteilnehmern mit mehrmaligem Aufenthalt jenseits der Oder. Unter den Befragten, die Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 53 2013-09-09 10:13:04 54 Im Osten was Neues? Das Bild Polens und Russlands in Deutschland regelmäßig nach Polen reisen (einmal oder mehrmals im Jahr), fühlen sich 29% der Befragten angesprochen. Im Fall Russlands steigt der Anteil der Antworten „bietet Anreiz zum Kauf“ von 5% (bei Personen, die nie in Russland waren) bis auf ein Fünftel (21%) bei denen, die bereits nach dem Zerfall der UdSSR in Russland waren. Im Fall von Waren aus Polen lässt sich zudem ein Unterschied bezüglich der Antworten anknüpfend daran feststellen, ob die befragten Deutschen aus den westlichen und östlichen Bundesländern stammen. Letztere beurteilen polnische Güter besser. Schlechter eingestellt sind darüber hinaus jüngere Befragte. Trotz aller Unterschiede, die zwischen den Umfrageteilnehmern im Hinblick auf ihren Wohnort oder die Häufigkeit ihres Besuchs in Polen oder Russland zu verzeichnen sind, sollte man jedoch berücksichtigen, dass sich bezüglich beider Länder die überwältigende Mehrheit jeweils für die Antwort „Bietet weder Anreiz zum Kauf, noch hält vom Kauf ab“ entschieden hat. Im Fall Polens waren dies mindestens 70%, im Fall Russlands 60% der Befragten. In den letzten Jahren hat sich das Image polnischer Produkte in Deutschland nicht wesentlich verbessert. Nur wenige Befragte mehr als im Jahr 2006 finden, dass die polnische Herkunft der Ware einen Anreiz zum Kauf bietet. Allerdings sind zugleich die Anteile derjenigen, die finden, dass dies keinen Anreiz darstellt, wie auch derer, die nicht auf die Frage antworten können, zurückgegangen. 100% 11% 80% 3% 13% 18% Schwer zu sagen 60% Hält vom Kauf ab 75% 40% Diagramm 15: Bietet die Information, dass eine Ware aus Polen stammt, für Sie einen besonderen Anreiz zum Kauf, oder hält sie Sie eher davon ab? Vergleich der Antworten aus den Jahren 2006 und 2013. Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 54 Weder noch 66% Bietet Anreiz zum Kauf 20% 0% 5% 9% 2006 2013 2013-09-09 10:13:04 DIE BEZIEHUNG ZU POLEN UND RUSSEN Das Bild eines Landes ist eng verbunden mit der Beurteilung seiner Gesellschaft. Das Verhältnis zur Gesellschaft des anderen Landes wird unter anderem durch Empfindungen deutlich, welche dieser in Gänze entgegen gebracht werden, aber auch durch den Grad an Akzeptanz gegenüber deren Mitgliedern in unterschiedlichen gesellschaftlichen Rollen oder in Charaktereigenschaften, die Bürgern dieses Landes zugeschrieben werden. Unter sieben Bevölkerungsgruppen, nach denen in der vorliegenden Erhebung gefragt wurde, empfinden die Deutschen am meisten Sympathie gegenüber den Niederländern (55%) und Franzosen (50%), in weiterer Reihenfolge stehen Amerikaner (43%) und Briten (37%). Für die Polen empfinden etwas mehr als ein Viertel der Deutschen Sympathie, womit sie den sechsten Platz, den vorletzten vor den Russen (15%), belegen, aber hinter den Griechen (34%) liegen, deren Bild in Deutschland in den letzten Monaten im Zuge der Finanzkrise entschieden negativ konnotiert war. Der Anteil positiver Empfindungen Ein Viertel der Deutschen gegenüber den Polen (28%) ist jedoch fast identisch bekundet Sympathie mit dem Anteil negativer Einstellungen ihnen gegenüber den Polen, womit gegenüber (27%) und geringer als der Anteil sie den vorletzten Platz neutraler Äußerungen (38%). Gegenüber den Russen unter sieben Nationen – vor überwiegen deutlich negative Gefühle, wie fast die den Russen, aber hinter den Hälfte der Befragten (49%) angibt. Griechen – einnehmen. Analysiert man das Verhältnis positiver und negativer Antworten in Bezug auf die einzelnen Nationen, lässt sich durch die Auszählung des „Sympathiemittelwertes“ beurteilen, dass die Deutschen – ohne Aufteilung auf die diversen Bundesländer – am positivsten gegenüber Vertretern ihrer westlichen Nachbarn, also gegenüber Niederländern und Franzosen (Mittelwerte 2,3 bzw. 2,5), eingestellt sind. Amerikaner und Briten stellen die nächstfolgende Gruppe – ihre Mittelwerte betragen 2,6 bzw. 2,7 Punkte. In Bezug auf die Griechen und Polen finden sich recht ähnliche Werte im mittleren Bereich der Skala (je 2,9 bzw. 3,0 Punkte). Vor diesem Hintergrund sticht der mittlere Sympathiewert gegenüber Russen Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 55 2013-09-09 10:13:04 56 Im Osten was Neues? Das Bild Polens und Russlands in Deutschland Diagramm 16: Wie ist Ihr Verhältnis zu den folgenden Nationen? – Anteil der Antworten „Symphatie” !! hervor, der durch mehr negative als positive Bewertungen zustande kommt. Die guten Ergebnisse gegenüber Niederländern und Franzosen kann man mit den seit Jahrzehnten andauernden Annäherungsprozessen zwischen Deutschland und diesen Gesellschaften sowie mit der Zughörigkeit zum gleichen Kulturkreis erklären. Der Aufbau guter Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich begann bereits in den Fünfzigerjahren und die Annäherung an die Niederlande in den Siebzigerjahren. Viel Geld und Mühe wurde in diese Prozesse investiert. Mit Polen und Russland wurden erst nach dem Zerfall des sozialistischen Systems in größerem Umfang Maßnahmen zur Einigung ergriffen, und diese Prozesse dauern noch immer an. Dennoch kann man in Deutschland bis heute plumpe Witze über Holländer hören. Der Grad an Sympathie der Deutschen gegenüber den Polen ist seit Jahren kaum Schwankungen unterworfen – die Durchschnittswerte oszillierten in den Jahren 2000 und 2008 bei 2,9, über 3,2 im Jahr 2006 bis gegenwärtig 3,0. Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 56 2013-09-09 10:13:04 Die Beziehung zu Polen und Russen 57 2013 2008 2006 2000 Zuneigung 2 3 4 Abneigung Diagramm 17: Wie ist Ihr Verhältnis zu den Polen? Mittelwerte aus den Jahren 2000, 2006, 2008 und 2013 Die Veränderungen der Sympathiewerte der Deutschen gegenüber den Russen kann man nicht auf dieselbe Weise vergleichen. In der Untersuchung des Deutsch-Russischen Forums aus dem Jahr 2008 behauptete ein Viertel der Deutschen, dass sie die Russen mögen, 35% bekundeten eine gegenteilige Meinung und 40% waren unentschlossen. Diese Ergebnisse zeigen deutlich, dass die Deutschen den Russen kaum Sympathie entgegenbringen. Im umgekehrten Fall der Sympathiebekundung der Russen gegenüber den Deutschen, ermittelt in einer Untersuchung des Instituts für Öffentliche Angelegenheiten im Jahr 2011, erreichten die Bundesbürger einen positiven Wert von 55%, während lediglich 8% der Befragten Abneigung bekundeten. In derselben Untersuchung erklärten 36% der Russen ihre Sympathie gegenüber den Polen, 13% ihre Abneigung, und gut die Hälfte (51%) äußerte sich neutral. Dies zeugt von der positiven Einstellung der Russen gegenüber den Deutschen, die allerdings nicht erwidert wird. Niederländer Franzosen Amerikaner Briten Griechen Polen Russen Zuneigung Mittelwert Deutschland gesamt Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 57 2 3 Mittelwert für westliche Bundesländer 4 Abneigung Mittelwert für östliche Bundesländer Diagramm 18: Wie ist Ihr Verhältnis zu den folgenden Nationen? Gesamtdeutscher Mittelwert sowie Aufteilung nach westlichen und östlichen Bundesländern 2013-09-09 10:13:04 58 Im Osten was Neues? Das Bild Polens und Russlands in Deutschland Auch in diesem Fall zeigen die Ergebnisse, dass ein Aufenthalt bzw. besonders häufige Reisen nach Polen die Bewertung der polnischen Gesellschaft in den Augen der Deutschen deutlich verbessern. Abgebildet auf einer Skala von 1 (= Sympathie) bis 5 (=Abneigung) wird den Polen seitens der Deutschen generell mit einem Wert von 3,0 mittlere Sympathie entgegengebracht. Die Umfragen zeigen, dass diese positive Einstellung hingegen bei Befragten, die Polen besucht haben bzw. einige Male in Polen waren, auf 2,4 ansteigt, sowie sogar einen Wert von 2,0 bei Personen erreicht, die regelmäßig – einmal oder mehrmals im Jahr – in Polen sind. Für diejenigen, die nie in Polen waren, funktioniert diese Logik in entgegengesetzter Richtung, das bedeutet, die Abneigung gegenüber den Polen ist höher (3,2) als der Durchschnitt. Entscheidend ist, dass bei den Personen, die mehrmals in Polen waren, die positive Haltung eindeutig zunimmt, so dass die Polen sich derzeit immer größerer Sympathie bei den Deutschen erfreuen. Sie überholen diesbezüglich sogar die Niederländer und Franzosen. Personen, die Polen besucht haben, sind sogar besser gegenüber den Russen eingestellt, als solche, die nicht in Polen waren. Eine ähnliche Tendenz zeigt sich im Fall der Sympathie gegenüber den Russen. Sofern ein Befragter in Russland war, empfindet er mehr Sympathie gegenüber den Russen. Jedoch kommt es hier nicht zu der Korrelation, dass solche Personen ebenfalls freundschaftlicher gegenüber Polen eingestellt sind. Ebenso äußern deutsche Umfrageteilnehmer, die angeben, ihr Wissen über Polen von in Deutschland lebenden Polen zu beziehen, statistisch häufiger Sympathie gegenüber der polnischen Gesellschaft. In ihrem Fall bilden die Polen die zweitsympathischste Gruppe, gleich nach den Niederländern. Ähnlich sehen Deutsche, die als Quelle ihres Wissens über Russland in Deutschland lebende Russen angeben, Russen häufiger als übrige Befragte als sympathisch an. Wiederum zeigt sich dabei, dass der persönliche Kontakt eine sehr wichtige Rolle für die Verbesserung des gegenseitigen Bildes spielt. Außerdem beeinflussen Kontakte mit Polen das Sympathiegefühl gegenüber Russen in gleichem Maße wie Kontakte mit Russen selbst. Umgekehrt besteht solch eine Abhängigkeit allerdings nicht in vergleichbarem Ausmaß – der Kontakt mit Russen verbessert die Beurteilung der Polen zwar ebenfalls, aber nicht so stark. Die Beziehung zu den Polen und anderen Nationen hängt auch vom Wohnort ab. In den ostdeutschen Bundesländern sieht die Liste der Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 58 2013-09-09 10:13:04 Die Beziehung zu Polen und Russen 59 „sympathischsten“ Nationen etwas anders aus als in den westlichen oder in der Perspektive der gesamtdeutschen Bevölkerung. Polen und Russen werden mit größter Sympathie bedacht. In den Augen der ostdeutschen Bevölkerung überholen die Polen (Durchschnittswert 2,8) die Russen (3,4), die Griechen (3,0) und die Amerikaner (2,9), aber sie sind noch immer weniger sympathisch als die Niederländer (2,5), die Franzosen (2,5) und die Briten (2,7). Die Einwohner der westlichen Bundesländer empfinden größere Sympathie gegenüber den westlichen Nachbarn (Franzosen und Niederländern). Dennoch ist die Bewertung der Russen alles in allem eher negativ als positiv. Eine solche Hierarchie ist wahrscheinlich abhängig von der Häufigkeit der Kontakte – Deutsche aus dem östlichen Teil des Landes haben mehr Kontakte zu Polen. Ihre bessere Einstellung den Polen gegenüber ist die gesamte Untersuchung hindurch erkennbar. Dies ist besonders interessant, da genau in den östlichen Grenzregionen von Polen verübte Diebstähle in aller Munde sind. Ältere Personen sind besser gegenüber Polen eingestellt als jüngere. Im Fall der Amerikaner und Briten ist der umgekehrte Zusammenhang zu beobachten: Jüngere pflegen ein positiveres Verhältnis zu diesen als Ältere. Einen gewissen Einfluss auf die Haltung hat dabei einerseits die Schule, die Polen betreffend ein noch aus dem 19. Jahrhundert und aus der Zeit der Kriege stammendes Bild vermittelt, aber wenig über die gegenwärtigen Verhältnisse im östlichen Nachbarland lehrt. Andererseits aber besitzen junge Deutsche beispielsweise auch ein idealisiertes Bild von den Vereinigten Staaten, das mit fortschreitendem Alter und im Zuge weiterer Erfahrungen, die mit diesem Land verbunden sind, etwa anlässlich von Reisen dorthin, zumeist revidiert wird. Darüber hinaus spiegeln sich Beziehungen zu Bevölkerungen anderer Länder in der Art des Verhaltens gegenüber ihren Repräsentanten in alltäglichen Lebenssituationen. Die Offenheit für die Zusammenarbeit mit einem Kollegen im Büro, die Bereitschaft, die Rolle des Untergebenen zu akzeptieren und sich den Entscheidungen des Chefs unterzuordnen oder freundschaftliche Verbindungen zeugen davon, dass zwischen zwei Gesellschaften Harmonie und Verständnis herrscht. Viele Deutsche sind jeden Tag direkt mit einer solchen Situation konfrontiert oder können sich dies zumindest vergleichsweise leicht vorstellen, da die Bundesrepublik ein Land ist, in dem viele Ausländer leben. Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 59 2013-09-09 10:13:04 60 Im Osten was Neues? Das Bild Polens und Russlands in Deutschland Der Grad der Akzeptanz von Polen in allen untersuchten Gesellschaftsrollen überwiegt eindeutig gegenüber dem Grad der Ablehnung. 61% der befragten Deutschen haben im Allgemeinen nichts gegen einen Polen in einer der angegebenen gesellschaftlichen Rollen. Bedeutende Unterschiede existieren allerdings zwischen einzelnen Rollen. Am ehesten würden die Deutschen einen Polen als Arbeitskollegen (79%), Nachbarn (77%) sowie als ständigen Einwohner in Deutschland (74%) akzeptieren. Dies sind einerseits Rollen, die keines besonders nahen Kontakts bedürfen, die also nicht stark emotional einnehmen; daher stets der hohe Grad ihrer Akzeptanz. Ferner haben 62% der befragten Deutschen nichts dagegen, wenn ein Pole die deutsche Staatsbürgerschaft annimmt. Ein niedrigerer Grad an Akzeptanz besteht bei Rollen, die größere Nähe verlangen, etwa solche wie Freund (57%) oder Schwiegersohn/ Schwiegertochter (49%), sowie bei Beziehungen in einem Unterordnungsverhältnis – Chef (53%). Gleichzeitig entstehen die niedrigen Akzeptanzwerte in hohem Maße aufgrund des hohen Anteils an Antworten der Kategorie „schwer zu sagen“. Insofern lässt sich bei besonders persönlichen Rollen ein Ausweichen des Befragten von der eindeutigen Antwort „nein“ bis hin zu Unentschlossenheit bemerken. 79% Arbeitskollege 65% 77% Nachbar 60% Einwohner Staatsbürger 62% 47% Freund 57% 41% 53% Chef Diagramm 19: Würden Sie einen Polen/ Russen in den folgenden Gesellschaftsrollen akzeptieren? 74% 59% 38% Schwiegersohn/ Schwiegertochter 49% 33% 0% 20% 40% Pole 60% ... 100% Russe Man sollte nicht vergessen, dass ein Teil der Deutschen persönliche Erfahrungen im Kontakt mit Polen hat. Deren Akzeptanzniveau ist folglich sehr hoch. Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 60 2013-09-09 10:13:04 Die Beziehung zu Polen und Russen 61 Während der durchschnittliche Akzeptanzgrad Deutsche, die als Quelle gegenüber Polen – betrachtet auf einer Skala von 1 ihres Wissens über Polen (= volle Akzeptanz) bis 5 (= keine Akzeptanz) – beim in Deutschland lebende Wert 2,0 liegt, beträgt er bei Personen, die ihr Wissen Polen angeben, akzeptieren über Polen von polnischen Bekannten beziehen, die in Deutschland leben, 1,0, was gleichbedeutend ist Polen umfassend in allen gesellschaftlichen Rollen. mit einer völligen Akzeptanz von Polen in allen gesellschaftlichen Rollen. Interessant ist dabei, dass ein Umgang mit Polen ebenfalls die Akzeptanz der Deutschen gegenüber den Russen vergrößert (eine Steigerung von 2,9 auf 2,4). Auch können sich Deutsche, die nach 1989 in Polen waren, die Polen in unterschiedlichen Gesellschaftsrollen besser vorstellen. Das Alter oder der Wohnort der Deutschen haben keinen Einfluss auf den Grad der Akzeptanz gegenüber den Polen. Die Akzeptanzwerte gegenüber den Polen in unterschiedlichen Gesellschaftsrollen gelten in derselben Reihenfolge auch für die Russen. Hier sind die Werte allerdings regelmäßig deutlich niedriger – um etwa 14-17 Prozentpunkte. Ähnlich wie im Fall Polens ist der Grad der Akzeptanz 79% 84% 76% Arbeitskollege 77% 82% Nachbar 70% 74% 75% Einwohner 59% 62% 65% Staatsbürger 45% 57% Freund 64% 54% 53% 57% 52% Chef 49% Schwiegersohn/ Schwiegertochter 57% 48% 0% 20% 40% 2013 Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 61 60% 2008 2000 80% 100% Diagramm 20: Würden Sie einen Polen in den folgenden Gesellschaftsrollen akzeptieren? Vergleich der positiven Antworten aus den Jahren 2000, 2008 und 2013. 2013-09-09 10:13:04 62 Im Osten was Neues? Das Bild Polens und Russlands in Deutschland bei Personen höher, für die eine wichtige Wissensquelle über Russland in Deutschland lebende Russen sind. Der Durchschnittswert beträgt hier 2,3, wohingegen der allgemeine Indikator sich um 3,0 bewegt. Deutsche, die als Quelle ihres Wissens über Russland in Deutschland lebende Russen angeben, sind Russen in unterschiedlichen gesellschaftlichen Rollen gegenüber aufgeschlossener (2,3 bei einem Durchschnitt von 2,9). Diesbezüglich ist jedoch kein so starker Anstieg zu verzeichnen wie im Fall Polens. Der Grund hierfür liegt wahrscheinlich darin, dass die allgemeine Akzeptanz gegenüber Russen im Verhältnis zu derjenigen gegenüber Polen niedriger ist (2,9 zu 2,0). Auch bei Personen, die Russland besucht haben, ist die Akzeptanz gegenüber Vertretern dieses Landes in unterschiedlichen gesellschaftlichen Rollen in Deutschland höher als bei Umfrageteilnehmern, die nie dort gewesen sind. In einigen Fällen ist der Anstieg des Akzeptanzgrades bedeutend – er beträgt ein gutes Dutzend Prozentpunkte. Der Anteil der positiven Antworten auf die Frage nach der Akzeptanz der Polen in unterschiedlichen Gesellschaftsrollen ist jedoch in den letzten Jahren in vielen Fällen gesunken. Am deutlichsten ist dies bei der Billigung der Eheschließung des eigenen Kindes mit Die Akzeptanz der Polen einem Polen (gesunken um 8 Prozentpunkte) und in unterschiedlichen der Aufnahme eines Polen in den Freundeskreis Gesellschaftsrollen ist in den letzten Jahren gesunken. (gesunken um 7 Prozentpunkte) zu bemerken – also im Rahmen der engsten Beziehungen. Auch als Nachbarn oder Arbeitskollegen wünschen sich die Deutschen einen Polen nicht so sehr wie noch vor fünf Jahren (Abfall um 5 Prozentpunkte). Der Rückgang der Akzeptanz beruht allerdings nicht auf einem starken Anstieg des Anteils an negativen Antworten. Gegenüber dem Jahr 2008 waren lediglich bei den Rollen des Staatsbürgers (um 5 Prozentpunkte), des Chefs (um 1 Prozentpunkt) und des Arbeitskollegen (um 1 Prozentpunkt) Anstiege negativer Antworten (keine Akzeptanz) zu verzeichnen. In Bezug auf die Rollen des Schwiegersohns/der Schwiegertochter, als Freund, Einwohner oder Nachbar, ist der Anteil an negativen Antworten, die ein Fehlen an Akzeptanz bedeuten, zurückgegangen (jeweils um 2, 3, 3 bzw. 1 Prozentpunkt). Die größte Veränderung hat sich aber bezüglich der Antwortkategorie „schwer zu sagen“ vollzogen, deren Anteil alle Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 62 2013-09-09 10:13:04 Die Beziehung zu Polen und Russen 63 24% 19% Staatsbürger 38% 24% 23% Chef 33% 20% 22% 26% Schwiegersohn/ Schwiegertochter 15% 18% Freund 27% 12% 15% Einwohner 27% 10% 11% Nachbar 18% 9% 8% Arbeitskollege 14% 0% 20% 2013 40% 2008 ... 100% 2000 Diagramm 21: Würden Sie einen Polen in den folgenden Gesellschaftsrollen akzeptieren? Vergleich der negativen Antworten aus den Jahren 2000, 2008 und 2013. Rollen betreffend gestiegen ist – um 11 (Freund), um 10 (Schwiegersohn/ Schwiegertochter) bzw. um 1 Prozentpunkt (Bürger). Vergleicht man diese Ergebnisse mit der Akzeptanz von Polen und Deutschen seitens der Russen auf Grundlage der Umfrage von 2011, lässt sich feststellen, dass die Deutschen den Polen gegenüber meist offener eingestellt sind als die Russen. Anderseits sind die Deutschen jedoch um einiges schlechter gegenüber den Russen eingestellt als die Russen ihnen gegenüber. Unter allen Befragten betragen die Anteile an negativen Einstellungen gegenüber den Polen ebenso wie gegenüber den Russen 22% (Werte von 4 und 5 auf der Skala von 1 bis 5). Diese Gruppe ist im Vergleich zu den anderen Befragten jünger (im Durchschnitt 45,6 Jahre gegenüber 48,7 bei allen anderen Befragten) und lebt größtenteils in den westlichen Bundesländern. Einen Mangel an Akzeptanz gegenüber beiden Gesellschaften äußern auch Personen mit geringerer Bildung. Andere Regelmäßigkeiten im Zusammenhang mit dem Verdienst, der Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 63 2013-09-09 10:13:04 64 Im Osten was Neues? Das Bild Polens und Russlands in Deutschland Chef Staatsbürger Schwiegersohn/ Schwigertochter Einwohner Freund Nachbar Diagramm 22: Würden Sie einen Polen/Deutschen/ Russen in den folgenden Gesellschaftsrollen akzeptieren? Vergleich der Antworten der Russen von 2011 mit denen der Deutschen von 2013. Arbeitskollege 0% 20% 40% Russen über Polen (2011) Russen über Deutsche (2011) 60% 80% 100% Deutsche über Polen (2013) Deutsche über Russen (2013) beruflichen Stellung oder der Position auf dem Arbeitsmarkt sind nicht zu verzeichnen. Die Beziehung zu einer anderen Gesellschaft wird auch mittels Charaktereigenschaften deutlich, die deren Bürgern zugeschrieben werden. Besonders klar erkennbar wird die Bewertung bei der Gegenüberstellung von Eigenschaften, welche der Befragte seiner eigenen Gesellschaft zuschreibt, mit solchen, die er in der anderen Gesellschaft wahrnimmt. Die Deutschen haben eine entschieden gute Meinung von sich selbst. In der Mehrheit der Fälle schätzen sie Polen und Russen deutlich schlechter ein. Dies betrifft vor allem sämtliche Eigenschaften, die mit Arbeitsorganisation und persönlichem Leben zu tun haben. Mehr als acht von zehn Befragten behaupten, dass Deutsche gut organisiert (85%), ordentlich (85%), fleißig (84%), diszipliniert (84%) und verantwortungsbewusst (83%) sind. Außerdem bewerten die Deutschen ihre Aktivität (76%), Modernität (73%), Effektivität (73%) und Bildung (72%) positiver als die der Polen und Russen. Gleichzeitig sind Deutsche nach Meinung der Befragten ehrlich (61%) und konsumieren nicht zuviel Alkohol (60%). Ein grundlegender Unterschied ist jedoch anhand der Bewertung von Eigenschaften zu bemerken, die zwischenmenschliche Kontakte beschreiben. In diesem Fall wird entweder entschieden häufiger eine Überlegenheit von Polen bzw. Russen wahrgenommen (Zuschreibung von „Geselligkeit“), oder es wird ein ähnliches Niveau angenommen (so Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 64 2013-09-09 10:13:05 Die Beziehung zu Polen und Russen 65 bezüglich des Attributs „Freundlichkeit“). Darüber hinaus wird Religiosität von den Deutschen vielfach mit den Polen assoziiert (75%), weniger jedoch mit Russen (53%). gut organisiert 85% 28% 24% ordentlich 85% 24% 16% fleißig 84% 43% 30% 84% 25% 23% diszipliniert verantwortungsbewusst aktiv 37% modern 83% 32% 20% 76% 48% 73% 34% 26% effektiv 73% 27% 20% 72% 33% 31% gebildet 61% gesellig ehrlich 61% 22% 19% nüchtern 8% tolerant 48% 19% 23% religiös 60% 15% freundlich 44% 40% 36% 59% 53% 0% 20% Deutscher 77% 80% 40% Pole 60% Russe 75% 80% 100% Diagramm 23: Welche Charaktereigenschaften machen einen durchschnittlichen Deutschen, Polen bzw. Russen aus? Vergleich positiver Eigenschaften Nach Meinung der Deutschen ähneln sich Polen Die Deutschen haben eine und Russen in vielen Charaktereigenschaften entschieden gute Meinung und unterscheiden sich dabei oftmals wesentlich bezüglich ihrer eigenen Charaktereigenschaften. In der Mehrheit der Fälle schätzen Umfragen allerdings gewöhnlich besser ab als die sie Polen und Russen deutlich Russen. Am Ähnlichsten werden Polen und Russen schlechter ein. von den Deutschen. Die Polen schneiden in den Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 65 2013-09-09 10:13:05 66 Im Osten was Neues? Das Bild Polens und Russlands in Deutschland in Bezug auf ihre Disziplin, Ehrlichkeit, Geselligkeit und ihr Bildungsniveau eingeschätzt.29 Unterschiede bei der Bewertung der Charaktereigenschaften hängen auch vom Wohnort des Befragten ab. Deutsche aus den westlichen Bundesländern bewerten ihre Gesellschaft in puncto Toleranz, Ehrlichkeit, Religiosität und Geselligkeit besser. Von den Ostdeutschen werden Polen und Russen dagegen besser bewertet. Mit höherem Alter vertreten die Deutschen aber die Meinung, dass Polen gut gebildet, freundlich und religiös sind und nicht zuviel Alkohol konsumieren. Gegenüber Russen lässt sich dieser Zusammenhang lediglich anhand des Aspekts der Religiosität feststellen. Die Bewertung der Charaktereigenschaften von Polen wird durch den Kontakt mit Polen, die in Deutschland leben, verbessert. Die größten Unterschiede zu ihren Gunsten treten bei der Bewertung von Ehrlichkeit, Disziplin und Ordnung auf. Die Erlangung von Kenntnissen über Russland durch in Deutschland lebende Russen verbessert jedoch die Bewertung der Charaktereigenschaften von Russen nicht so bedeutend. Tatsächlich ist in Bezug auf dieselben Eigenschaften verglichen mit Umfragen zu den Polen eine gewisse positive Veränderung zu konstatieren; diese ist allerdings gering und zeigt sich in der Modifikation des Meinungsbildes, wonach anstelle von „negativen“ Bewertungen lediglich mehr „weder noch“-Stimmen verzeichnet werden. Bei der Gegenüberstellung typischer Eigenschaften von Polen sind ebenso gewisse Unterschiede in Abhängigkeit davon zu bemerken, ob der Befragte Polen nach 1989 besucht hat oder nicht. In der Mehrheit der Fälle haben Deutsche, die bereits in Polen waren, eine etwas bessere Meinung von den Polen. Eine solche Korrelation ist vor allem bei Eigenschaften wie Freundlichkeit, Bildung, Ehrlichkeit oder Aktivität zu erkennen. Andererseits treten bei der Wahrnehmung von Eigenschaften wie Ordnung, Alkoholkonsum, Disziplin, Effektivität und Fleiß solche Veränderungen nur minimal oder gar nicht auf. Für Russland konnten keine besonderen Unterschiede in der Bewertung der Charaktereigenschaften von Russen in Abhängigkeit von einem Aufenthalt in Russland festgestellt werden, da die Zahl der Besucher unter den Befragten zu gering ist. 29 Zur Beschreibung der Abhängigkeit zwischen Charaktereigenschaften von Deutschen, Polen und Russen wurde der Koeffizient der linearen Korrelation von Pearson verwendet. Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 66 2013-09-09 10:13:05 Die Beziehung zu Polen und Russen 67 Bei der Gegenüberstellung von Mittelwerten auf Basis der gegebenen Antworten – auf einer Skala von 1 (=sehr gut) bis 5 (= schlecht) – ist zu erkennen, dass bei deutschen Charaktereigenschaften die Werte meist von 1,8 bis 2,3 reichen, wohingegen ein Wert um 2,5 seltener zu verzeichnen ist. Dies bedeutet, dass die positiven Urteile die negativen und neutralen übertreffen, was auch im vorherigen Diagramm der Fall ist. Bezüglich der Polen ergibt sich ein schon differenzierteres Bild, aber auch hier erweisen sich die Werte im Durchschnitt ebenfalls als eher positiv denn negativ. Die Bewertung der Russen kreist hingegen sehr häufig um mittlere Werte der Skala. fleißig faul Deutscher Pole Russe tolerant modern intolerant rückständig gebildet ungebildet effektiv ineffektiv ehrlich unehrlich freundlich unfreundlich ordentlich unordentlich nüchtern besoffen ungläubig religiös verantwortungslos verantwortungsbewusst undiszipliniert diszipliniert passiv-abwartend aktiv schlecht organisiert gut organisiert einsam gesellig 1 2 3 4 5 Diagramm 24: Welche Eigenschaften machen einen durchschnittlichen Deutschen, Polen bzw. Russen aus? Vergleich der Mittelwerte Die Bewertung polnischer Charaktereigenschaften hat sich seit 2006 entschieden verbessert. Gegenwärtig schreiben die Deutschen den Polen viel häufiger Eigenschaften wie Freundlichkeit (Anstieg um 33 Prozentpunkte), Aktivität (Anstieg um 15 Prozentpunkte), Bildung (Anstieg um 14 Prozentpunkte), Modernität (Anstieg Die Deutschen schreiben um 8 Prozentpunkte) oder Religiosität (Anstieg den Polen derzeit um 7 Prozentpunkte) zu. Eine Verbesserung kann deutlich häufiger bessere man fast in jedem Fall bemerken. In einem Bereich Charaktereigenschaften zu als 2006. Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 67 2013-09-09 10:13:05 68 Im Osten was Neues? Das Bild Polens und Russlands in Deutschland (Freundlichkeit) handelt es sich sogar um eine hundertprozentige Veränderung. 75% 68% 73% religiös freundlich fleißig modern gebildet verantwortungsbewusst gut organisiert 39% 33% 33% aktiv tolerant 59% 26% 30% 48% 43% 38% 36% 31% 27% 34% 26% 21% 33% 19% 26% 32% 29% 28% 28% 29% 27% effektiv diszipliniert ordentlich Diagramm 25: Welche Charaktereigenschaften machen den durchschnittlichen Polen aus? Vergleichswerte positiver Eigenschaften aus den Jahren 2000, 2006 und 2013. ehrlich 0% 19% 25% 30% 23% 24% 24% 22% 19% 21% 20% 40% 2013 2006 60% . . . 100% 2000 Auch beim Vergleich deutscher Meinungsäußerungen zu polnischen Charaktereigenschaften, die negativ besetzt sind, ist eine deutliche Verbesserung zu bemerken. Gegenwärtig glauben entschieden weniger Deutsche als 2006, dass Polen rückständig, schlecht organisiert, verantwortungslos, intolerant, passiv oder unfreundlich sind. Die Veränderung beträgt zwischen 5 und 17 Prozentpunkten. Ähnlich wie bei den positiven Eigenschaften ist häufig eine mehrfache Veränderung zu verzeichnen – zum Beispiel sind gegenwärtig dreimal weniger Deutsche von der Ineffektivität der Polen überzeugt als im Jahr 2006 und von der Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 68 2013-09-09 10:13:05 Die Beziehung zu Polen und Russen 69 Intoleranz um die Hälfte weniger. Gegenüber den Antworten von 2006 ist die Häufigkeit der Nennung aller negativen Charaktereigenschaften zurückgegangen. Die Überzeugung der Deutschen von der guten Organisation, Aktivität oder vom Verantwortungsbewusstsein der Polen hängt sicherlich mit der steigenden Anerkennung für die polnische Wirtschaft zusammen. Die guten Ergebnisse im Bereich der wirtschaftlichen Beziehungen scheinen die Deutschen zu überzeugen von den positiven Charaktereigenschaften der Polen, die zu dieser Entwicklung beitragen. 28% 30% unehrlich 37% 22% unordentlich 28% 19% 22% undiszipliniert 31% 17% schlecht organisiert 24% 17% 32% rückständig 13% verantwortungslos 18% 12% 14% faul 44% 23% 25% 11% ineffektiv 32% 11% ungebildet 10% intolerant 20% 21% 20% 22% 8% passiv-abwartend 6% unfreundlich 25% 26% 16% 17% 3% 6% 7% ungläubig 0% 20% 2013 Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 69 40% 2006 2000 ... 100% Diagramm 26: Welche Charaktereigenschaften machen den durchschnittlichen Polen aus? Vergleich der negativen Charaktereigenschaften aus den Jahren 2000, 2006 und 2013 2013-09-09 10:13:05 70 Im Osten was Neues? Das Bild Polens und Russlands in Deutschland Die Verbesserung des Bildes des durchschnittlichen Polen in Deutschland in den letzten Jahren ist wohl zum größten Teil die Folge der positiven Erfahrungen, die die Deutschen mit den Polen gemacht haben – sogar wenn die Befragten gar keine Polen als Wissensquelle über deren Land benennen. Dieses verbesserte Bild des Polen als Person bedeutet zwar mit Nichten, dass ein Deutscher nun eher als vor einigen Jahren mit ihm in unterschiedlichste Beziehungen einträte oder Polen als Land besser bewertete. Doch jegliche Veränderungen dieser Art brauchen Zeit. Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 70 2013-09-09 10:13:05 GEGENSEITIGE BEZIEHUNGEN Das Bild eines Landes und seiner Gesellschaft ist gewöhnlich mit der Bewertung der Beziehungen zwischen diesem und dem eigenen Land verbunden. Diese Abhängigkeiten müssen allerdings nicht unbedingt eng sein. Bisherige Untersuchungen des ISP zeigten, dass Negativbewertungen besonders eng miteinander korrelieren. In der Untersuchung von 2008 war zum Beispiel eine allgemeine Verschlechterung der Meinungen der Deutschen sowohl zum Land als auch zu den deutsch-polnischen Beziehungen bemerkt worden. Der Anstieg positiver Bewertungen entwickelt sich meist langsamer als ihr Rückgang, ist also weniger miteinander verbunden. Die gegenseitigen Beziehungen kann man aus unterschiedlichen Perspektiven bewerten. Einerseits sollte man auf die Meinung zu den bilateralen Beziehungen blicken, andererseits lohnt es sich, zu fragen, wie die Umfrageteilnehmer zu der Zusammenarbeit ihres Landes mit dem anderen Staat eingestellt sind, und wie sie seine Bedeutung auf der europäischen Ebene wahrnehmen. Unter zehn Ländern, die die Deutschen mit Blick auf ihre Zusammenarbeit hin bewertet haben, schneiden Frankreich und die Niederlande am besten ab: in beiden Fällen sind sogar drei Viertel der Deutschen überzeugt, dass ihr Land eng mit dem betreffenden Staat zusammenarbeiten sollte. Die folgenden Plätze nehmen weitere westliche Länder ein: Die Vereinigten Staaten (69%), Großbritannien (58%), sowie Japan (55%). Polen befindet sich in der Mitte dieser Rangliste – überzeugt von der Notwendigkeit einer engen Kooperation ist Aus einer Liste von zehn in diesem Fall die Hälfte der Befragten (48%). Polen Ländern wünschen sich überholt damit einen anderen Nachbarn in diesem die Deutschen eine enge Teil Europas, Tschechien (43%), sowie China (39%). Zusammenarbeit vor allem Eine enge Zusammenarbeit mit Russland wünscht mit den Niederlanden und sich ein deutlich geringerer Anteil der Befragten – Frankreich. Polen nimmt einen lediglich ein Drittel (34%). Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 71 Platz im Mittelfeld ein. 2013-09-09 10:13:05 72 Im Osten was Neues? Das Bild Polens und Russlands in Deutschland 75% Niederlande 75% Frankreich 69% Vereinigte Staaten 58% Großbritannien 55% Japan 48% Polen 43% Tschechien 39% China 34% Russland Diagramm 27: Wie eng sollte Deutschland Ihrer Meinung nach mit den folgenden Ländern zusammenarbeiten? 24% Ukraine 0% 20% 40% 60% . . . 100% Die Auflistung derjenigen Länder, mit denen die Deutschen die engste Zusammenarbeit wünschen, ähnelt sehr der Sympathiehierarchie der einzelnen Nationen. Dort nehmen die Niederländer, Franzosen, Amerikaner und Briten die ersten Plätze ein. Es ist also eine direkte Korrelation zu sehen, die in den Umfragen bestätigt wird: allgemein unterstützt die deutsche Gesellschaft eher die Kooperation mit Ländern, deren Bewohnern sie mehr Sympathie entgegenbringt. Unterschiedlich wird die Bedeutung der Zusammenarbeit in Abhängigkeit davon gesehen, ob der Befragte aus einem östlichen oder westlichen Bundesland stammt. Im Fall der Zusammenarbeit mit den westeuropäischen Ländern und den Vereinigten Staaten liegen die Durchschnittswerte der Antworten von Ost- und Westdeutschen identisch oder sehr eng beieinander. Im Fall Frankreichs beträgt der Mittelwert jeweils 1,9 – auf einer Skala von 1 (= sollten sehr eng zusammenarbeiten) bis 5 (= sollten überhaupt nicht zusammenarbeiten)-, für die Niederlande 1,9 in den westlichen und 2,0 in den östlichen Bundesländern, für Großbritannien 2,3 bzw. 2,2 und für die Vereinigten Staaten 2,1 bzw. 2,2. Unterschiedlicher ist hingegen die Haltung der Ost- und Westdeutschen gegenüber den Staaten an ihrer östlichen Grenze. In diesem Fall nehmen Befragte der östlichen Bundesländer die Bedeutung der Zusammenarbeit stärker wahr. Dies betrifft entsprechend die Tschechen (2,2 in Ostdeutschland gegenüber 2,8 in Westdeutschland) ebenso wie die Polen (2,2 gegenüber 2,7), die Russen (2,6 gegenüber 3,0) und die Ukrainer (2,9 gegenüber 3,2). Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 72 2013-09-09 10:13:05 Gegenseitige Beziehungen 73 Geringere Unterschiede als bei den Ländern Deutsche aus den östlichen Mittel- und Osteuropas, aber stärkere als im Fall der Bundesländern befürworten Länder Westeuropas treten bei der Frage nach der die Zusammenarbeit mit Zusammenarbeit mit Ländern Ostasiens auf, also Ländern an der östlichen Japan (2,3 in den östlichen, 2,5 in den westlichen Grenze stärker als Bewohner Bundesländern) und China (2,7 gegenüber 2,9). der westlichen Bundesländer. Auch Deutsche, die Polen nach 1989 besucht haben, bewerten die Zusammenarbeit mit diesem Land (2,1) entschieden höher als Befragte, die nicht in Polen waren (2,7). Außerdem beeinflusst der Aufenthalt in Polen nicht nur die Sicht auf die Bedeutung der Zusammenarbeit alleine mit Polen. Es erhöht sich im Kreis der Befragten zugleich auch regelmäßig der Wert der angenommenen Bedeutsamkeit der Kooperation mit anderen Staaten Mittel- und Osteuropas, vor allem im Fall Tschechiens (ein Wert von durchschnittlich 2,8 bei Personen, die nicht in Polen waren, gegenüber 2,3 bei denen, die nach 1989 Polen besucht haben), aber auch mit Blick auf Russland (3,0 gegenüber 2,6) und die Ukraine (3,2 gegenüber 2,9). Eine solch positive Auswirkung ist bei den Antworten der Deutschen, die Russland besucht haben, nicht zu beobachten. Der Aufenthalt dort trägt nach Meinung der Befragten nur in geringem Maße dazu bei, dass die Zusammenarbeit mit diesem Land eine höhere Bedeutung erfährt. Interessant ist, dass Polen und Tschechien (2,7 bzw. 2,5) nach einem Aufenthalt Deutscher in Russland mehr hinzugewinnen (der Unterschied des Durchschnittswertes verändert sich von 2,6 bei Personen, die nicht in Russland waren, auf 2,4 bei denen, die dort waren) als Russland selbst (von 2,9 auf 2,8). Auch im umgekehrten Fall besteht ein Zusammenhang – ein Aufenthalt in Polen überzeugt die Deutschen eher von der Notwendigkeit, mit Russland zu kooperieren, als ein Aufenthalt vor Ort in Russland. In der Umfrage des Deutsch-Russischen Forums standen Frankreich (69%), die USA (56%) und Großbritannien (53%) auf der Liste der Länder, mit denen die Deutschen eine enge Zusammenarbeit wünschen, an der Spitze. Russland nannten 45% der Befragten, Japan 36%, Polen und China je 30%, Tschechien 24% und die Ukraine 12%. Da die Frage in beiden Fällen nicht identisch gestellt wurde, lässt sich nicht eindeutig auf Veränderungen schließen, doch Tendenzen lassen sich vergleichen. Charakteristisch ist der Unterschied in der Bewertung Russlands. Zum einen kann dieser sich aus der unterschiedlichen Fragestellung ergeben. Zum anderen lässt sich aber doch eine zunehmend negative Sicht der Deutschen auf Russland Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 73 2013-09-09 10:13:05 74 Im Osten was Neues? Das Bild Polens und Russlands in Deutschland daraus erkennen. Noch sichtbarer wird diese Veränderung, wenn man bedenkt, dass derzeit nach Ansicht der Deutschen eher eine Kooperation mit Tschechien oder China als mit Russland gewünscht wird. Diagramm 28: Wie stark sollte Deutschland Ihrer Meinung nach mit den folgenden Ländern zusammenarbeiten? Vergleich der Mittelwerte ! $ " ## Obwohl Polen bei den Antworten im Mittelfeld der Länder liegt, mit denen die Deutschen sich wünschen zu kooperieren, beurteilen die Befragten die deutsch-polnischen Beziehungen sehr gut. Zum ersten Mal seit Jahren erreichte der Anteil der positiven Antworten den Wert von 70%. Weniger als jeder Fünfte nimmt sie als negativ wahr (19%). Diese positive Haltung zeugt davon, dass die Deutschen Die Mehrheit der Deutschen die positiven Veränderungen in den bilateralen beurteilt die deutschBeziehungen beider Länder wahrnehmen, die sich polnischen Beziehungen positiv. seit 2007 vollzogen haben, nachdem die Koalition aus PO und PSL die Regierung von der PiS übernahm. Solch gute, positive und steigende Bewertungen der gegenseitigen Beziehungen heben sich vor dem Hintergrund der Stagnation in der Beurteilung Polens als Land und der Polen als Gesellschaft ab. Dies deutet darauf hin, dass die Veränderungen auf höchster Ebene – wo die Beziehungen gut sind, und was positiv in den Medien berichtet wird – auch in der breiten Öffentlichkeit entsprechend wahrgenommen werden. Gleichzeitig kann man sehen, dass die Überwindung der Stereotype von einem Land und seinen Bürgern sich langsamer vollzieht als die Änderung Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 74 2013-09-09 10:13:05 Gegenseitige Beziehungen 75 6% 64% 18% 1% 11% 2013 46% 2% 32% 3% 16% 2008 4% 56% 25% 2% 13% 2006 3% 54% 26% 3% 14% 2000 0% 20% Sehr gut Eher gut 40% 60% Eher schlecht Sehr schlecht 80% 100% Schwer zu sagen Diagramm 29: Wie sind Ihrer Meinung nach die gegenwärtigen Beziehungen zwischen Deutschland und Polen? der Meinung bezüglich der Politik. Und die positiven Beurteilungen der deutsch-polnischen Beziehungen Die Beurteilungen der deutsch- polnischen Beziehungen durch Deutsche und Polen Durchführung der Untersuchungen identisch mit unterscheiden sich zurzeit den Antworten der Polen im selben Zeitraum (Daten kaum voneinander. sind gleichzeitig zum ersten Mal seit Beginn der aus dem Herbst 2012). 3% 69% 19% 2% 8% 2012 4% 71% 12% 1% 12% 2010 4% 53% 22% 4% 17% 2009 2% 46% 32% 3% 16% 2008 2% 77% 14% 1% 8% 2005 6% 77% 6% 12% 2000 0% 20% Sehr gut Eher gut 40% 60% Eher schlecht Sehr schlecht 80% 100% Schwer zu sagen Diagramm 30: Wie sind Ihrer Meinung nach die gegenwärtigen Beziehungen zwischen Polen und Deutschland? Antworten der Polen Wiederum kann man ausdrücklich erkennen, welch starken Einfluss auf die positive Beurteilung Polens und der Beziehungen mit diesem Land die Begegnung mit Polen hat. Personen, die in den letzten 2-4 Jahren in Polen gewesen sind, bewerten die deutsch-polnischen Beziehungen viel besser als die, die dort nicht waren (86% gegenüber 65%). Befragte, die in Deutschland lebende Polen als Informationsquelle über das Nachbarland nennen, heben sich in diesem Fall nicht durch ihre Antworten von Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 75 2013-09-09 10:13:05 76 Im Osten was Neues? Das Bild Polens und Russlands in Deutschland anderen Befragten ab. Bewertungsunterschiede bezüglich der deutschpolnischen Beziehungen sind hingegen unter den Einwohnern von west- oder ostdeutschen Bundesländern zu erkennen. Personen, die in Ostdeutschland leben, beurteilen die gegenseitigen Beziehungen entschieden positiver. Nach Meinung von acht von zehn Befragten (81%) sind die Beziehungen gut. In den westlichen Bundesländern ist dieser Anteil um 14 Prozentpunkte geringer. Deutsche, die die gegenwärtigen Eine ähnlich große Anzahl Deutscher behauptet, dass die deutsch-russischen Beziehungen gut sind, wie, dass sie schlecht sind. Beziehungen mit Polen als gut bewerten, finden auch, dass mit Polen eng zusammengearbeitet werden sollte (Diagramm 27). Es existiert ebenso eine positive Wechselbeziehung zwischen Antworten auf diese Frage und solchen nach deutschen Investitionen in Polen. In der Beurteilung der deutsch-russischen Beziehungen herrscht unter den Deutschen eine große Diskrepanz. Beinahe die Hälfte der Befragten findet, dass die Beziehungen mit Russland gut sind (47%). Hingegen behauptet eine ähnliche Anzahl (42%), dass diese Beziehungen schlecht sind. Es dominieren hier aber die gemäßigt positiven (45%) und die gemäßigt negativen Antworten (42%). Gerade einmal 2% der Befragten meinen, dass die bilateralen Beziehungen entschieden gut oder entschieden schlecht sind. Die Untersuchungsergebnisse haben gleichzeitig keine grundlegenden Unterschiede in der Wahrnehmung der deutsch-russischen Beziehungen durch Personen aufgezeigt, die in Russland waren, und denjenigen, die das Land bisher nicht besucht haben. Ebenso heben sich in diesem Fall die Deutschen, die ihr Wissen von in Deutschland lebenden Russen beziehen, nicht von den anderen Befragten ab. In einer Umfrage des Deutsch-Russischen Forums im Jahr 2008 haben 55% der befragten Deutschen die deutsch-russischen Beziehungen positiv eingeschätzt. Es ist also gegenüber diesen Untersuchungen ein gewisser Rückgang zu bemerken, auch wenn die Fragen nicht vollständig vergleichbar sind. Auch in diesem Fall befürworten die Deutschen, die sich positiv über die deutsch-russischen Beziehungen äußern, ähnlich wie bei der Frage zu Polen, die Aussage, eine engere Zusammenarbeit mit dem Land sollte angestrebt werden. Anders sieht demgegenüber die Beurteilung der deutsch-russischen Beziehungen durch die Russen aus. Unter den Befragten bewerteten Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 76 2013-09-09 10:13:05 Gegenseitige Beziehungen 77 Sehr schlecht 2% Schwer zu sagen 11% Sehr schlecht 2% Eher gut 45% Eher schlecht 40% Diagramm 31: Wie sind Ihrer Meinung nach die gegenwärtigen Beziehungen zwischen Deutschland und Russland? 60% diese Beziehungen im Jahr 2011 positiv. Nur 1% der Befragten war gegenteiliger Meinung. Man muss allerdings betonen, dass in der Untersuchung, die 2011 in Russland durchgeführt wurde, auch die Antwort gewählt werden konnte, dass die Beziehungen „neutral“ sind. Trotz methodologischer Unterschiede im Aufbau der Fragen ist zu erkennen, dass die Russen 2011 eine bessere Meinung von den bilateralen Beziehungen Russlands mit Deutschland hatten, als die Deutschen sie gegenwärtig haben. Dies weist auf die grundlegend schlechtere Beurteilung der Beziehungen durch die deutsche Seite hin. Teilweise kann dies auch damit zusammenhängen, dass sich die Beziehungen auf der Achse Berlin–Moskau in den letzten Jahren deutlich abgekühlt haben und dass dies nicht nur von Experten, sondern auch durch Personen, die nicht die aktuelle internationale politische Situation verfolgen, wahrgenommen wurde. Vor allem aber haben die Russen allgemein eine sehr gute Meinung von Deutschland, also auch von den Beziehungen, die beide Staaten unterhalten. Polen wird von den Deutschen als wichtiger politischer Partner angesehen. Nach Meinung von 59% der befragten Deutschen sollte Deutschland in den Beziehungen zu Polen auf Kooperation und das Erreichen von Kompromissen ausgerichtet sein. Gegenteiliger Meinung ist ein Drittel der Befragten (32%). Anders sollte nach Meinung einiger Befragter die Politik gegenüber Russland aussehen. Die Zahl der Befragten, die finden, dass Deutschland auf die Kooperation und das Erreichen von Kompromissen ausgerichtet sein sollte (48%), ist nur um 5 Prozentpunkte höher als der Teil derer, die fordern, dass Deutschland eher auf die starke Verteidigung seiner Interessen achten sollte. Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 77 2013-09-09 10:13:05 78 Im Osten was Neues? Das Bild Polens und Russlands in Deutschland 59% 32% 9% Polen 48% 43% 9% Russland Diagramm 32: Worauf sollte Deutschland in seinen Beziehungen zu Polen und Russland in erster Linie ausgerichtet sein? 0% 20% 40% 60% 80% 100% Auf Kooperation und das Erreichen von Kompromissen ausgerichtet sein Auf die starke Verteidigung seiner eigenen Interessen ausgerichtet sein Schwer zu sagen Personen, die Polen besucht haben, behaupten seltener, dass Deutschland in den gegenseitigen Beziehungen auf die starke Verteidigung seiner Interessen ausgerichtet sein soll. Ähnlich selten wird diese Behauptung von Deutschen gewählt, die in den ostdeutschen Bundesländern leben. Von der Notwendigkeit der Kooperation sind ebenso in überwiegender Mehrheit diejenigen Befragten überzeugt, die die gegenwärtigen deutsch-polnischen Beziehungen positiv einschätzen (71%). Ähnliche Tendenzen sind bezüglich der Beziehungen zu Russland zu bemerken. Ein Aufenthalt in Russland festigt entschieden die Meinung, dass man den Russen gegenüber auf Kooperation und das Erreichen von Kompromissen ausgerichtet sein sollte. Auch eine gute Beurteilung der deutsch-russischen Beziehungen fördert eine solche Haltung, auch wenn diese Wechselwirkung schwächer ausgeprägt ist als im Fall Polens. Unter denen, die sich positiv zu den Beziehungen zu Russland äußern, finden 62%, dass man dem Land gegenüber auf das Erreichen von Kompromissen ausgerichtet sein sollte. Eine ähnliche Tendenz gegenüber beiden Ländern zeichnet sich ebenso ab, wenn man die hier dargestellten Antworten der Befragten mit denen zu den Vorstellungen vom jeweils anderen Land vergleicht, im Einzelnen betreffend das Funktionieren der Demokratie oder die Achtung des Rechts (Diagramm 10). Personen, die Polen oder Russland schlechter bewerten, meinen häufiger, dass Deutschland in den Beziehungen mit beiden Ländern auf die Verteidigung seiner Interessen ausgerichtet sein sollte. Eine kompromissbereitere Haltung in der Zusammenarbeit mit Polen ist aber stets stärker vertreten als im Fall Russlands. Antworten hierzu lassen sich dabei in beiden Fällen nicht nach dem Alter der Befragten differenzieren. Polen wird jedoch noch immer nicht von den Deutschen als wichtiger Akteur auf europäischer Ebene angesehen. Davon zeugt die Antwort Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 78 2013-09-09 10:13:05 Gegenseitige Beziehungen 79 auf die Frage, welchen Einfluss Polen auf die Beziehungen zwischen der Europäischen Union und Russland besitzt. Unter den Befragten sind 39% der Meinung, dass die Handlungen Polens keinen Einfluss auf diese Beziehungen haben. Fast ein Viertel der Die größte Gruppe der Deutschen findet, dass Polen partnerschaftlicher Beziehungen zwischen Brüssel keinen Einfluss auf die EUund Moskau beiträgt; gegenteiliger Meinung sind Russland Beziehungen hat. Befragten (24%) antwortet, dass Polen zum Aufbau 15% der Befragten. Anhand der Antworten der Befragten sind gegenüber dem Jahr 2008 gewisse Veränderungen in der Haltung festzustellen. Die Befragten damals waren häufiger vom negativen Einfluss Polens auf die EURussland-Beziehungen überzeugt (26%), und sie vertraten entsprechend seltener die Auffassung, Einwirkungen der polnischen Regierenden hätten einen positiven Einfluss auf diese Beziehungen (19%). Diese Veränderung im Meinungsbild hat wahrscheinlich mehrere Gründe. Erstens steht sie sicherlich im Zusammenhang mit der Verbesserung der Beziehungen zwischen Polen und Russland. Zweitens könnte sie aus der Annäherung des deutschen und polnischen Standpunkts gegenüber Russland resultieren. Auch die allgemein bessere Beurteilung der polnischen Außenund Europapolitik durch die Deutschen ist nicht ohne Bedeutung, zumal diese, was die Untersuchungen von 2008 zeigten, in den Jahren 2005 bis 2007 sehr negativ betrachtet wurde. 24% 15% 39% 22% 2013 19% 26% 34% 21% 2008 0% 20% 40% 60% 80% 100% Polen trägt zum Aufbau der partnerschaftlichen Beziehungen zwischen der EU und Russland bei Polen trägt zur Verstärkung der Probleme in den Beziehungen zwischen der EU und Russland bei Polen hat keinen Einfluss auf die Politik der Europäischen Union gegenüber Russland Schwer zu sagen Diagramm 33: Welche Rolle spielt Ihrer Meinung nach Polen in den Beziehungen zwischen der Europäischen Union und Russland? Die Tatsache, dass die Befragten überwiegend die Ansicht vertreten, Polen besitze keinerlei Einfluss auf die Politik der EU gegenüber Russland, zeigt, dass die deutsche Gesellschaft die wachsende Bedeutung Polens auf der europäischen Bühne größtenteils nicht wahrnimmt. Wiederum Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 79 2013-09-09 10:13:05 80 Im Osten was Neues? Das Bild Polens und Russlands in Deutschland unterscheiden sich hier die Ansichten der Personen, die sich professionell mit der Europapolitik beschäftigen und denen man in Debatten und in den Medien begegnen kann, von der Meinung der breiten Öffentlichkeit. Befragte, die aus Ostdeutschland kommen, bewerten die Rolle Polens beim Aufbau partnerschaftlicher Beziehungen zwischen der EU und Russland positiver (33% im Vergleich zu 22% der Befragten aus den westlichen Bundesländern). Auch ein Aufenthalt vor Ort in Polen bewegt die Befragten, sich in dieser Weise zu äußern. Das Alter des Befragten spielt hingegen regelmäßig keine Rolle. Mit Blick auf die zahlenmäßig stark vertretene Gruppe, die als Antwort die Variante „schwer zu sagen“ wählte, lässt sich allerdings nicht behaupten, dass Zusammenhänge zwischen diesen Antworten und den anderen Fragen aus dem Bereich „Politik“ bestehen. Dies zeigt folglich, dass Antworten auf Fragen zur Außenpolitik den Deutschen allgemein schwer fallen. Ein Übergewicht an neutralen Antworten war ebenso in den Ergebnissen der russischen Befragten in der ISP-Untersuchung des Jahres 2011 zu verzeichnen. Damals meinten fast zwei Drittel der Russen (65%), dass Polen beim Aufbau enger Zusammenarbeit zwischen Russland und der EU weder hilft noch schadet. Ein Viertel der Befragten (27%) behauptete, Polen schade eher, 8% der Umfrageteilnehmer hingegen meinten, Polen helfe beim Aufbau besserer Beziehungen zwischen der EU und Russland. Wenn man die neutrale Antwortvariante berücksichtigt, sollte man allerdings bedenken, dass diese Antwort im Jahr 2011 etwas anders formuliert war als im Jahr 2013. Von einer sich verändernden Haltung zur Rolle Polens in Europa zeugt auch die Tatsache, dass über die Hälfte der Befragten (52%) der Meinung ist, dass Deutschland und Polen gemeinsame Interessen in der Russland-Politik haben. Die Anzahl der Personen, die eine solche Nach überwiegender Meinung der Deutschen haben Deutschland und Polen gemeinsame Interessen in Fragen der Russlandpolitik. Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 80 Interessengemeinschaft erkennen, ist zweimal höher als die Zahl derer, die gegenteiliger Meinung sind. Von unterschiedlichen Interessen ist aber dennoch ein Viertel der Befragten (25%) überzeugt; 23% gaben an, keine Meinung zu dieser Frage zu haben. 2013-09-09 10:13:05 Gegenseitige Beziehungen 81 Schwer zu sagen 23% Stark divergierende Interessen 3% Stark gemeinsame Interessen 3% Größtenteils gemeinsame Interessen 49% Größtenteils divergierende Interessen 22% Diagramm 34: Haben Deutschland und Polen in ihrer Politik gegenüber Russland gemeinsame oder divergierende Interessen? Teilnehmer der Umfrage, die Polen besucht haben, sind häufiger von gemeinsamen Interessen Deutschlands und Polens in der Politik gegenüber Russland überzeugt (65%; demgegenüber äußerten sich gleichlautend nur 48% derjenigen, die nicht dort gewesen sind). Unter den Polen-Besuchern befinden sich ebenfalls zweimal weniger Personen, denen es schwer fällt, sich zu diesem Thema zu äußern. Eine ähnliche Wechselbeziehung tritt bei der Aufteilung in ost- und westdeutsche Bundesländer auf; Erstere nennen häufiger gemeinsame Interessen Deutschlands und Polens, und sie haben sich häufiger eine Meinung zu diesem Thema gebildet. Unterschiedliche Antworten sind aber nicht altersbedingt festzustellen. Ebenso sind Befragte, die eine deutschpolnische Interessengemeinschaft erkennen, zugleich häufig der Überzeugung, dass Deutschland gegenüber Polen eher auf Kooperation ausgerichtet sein sollte, denn auf die Verteidigung eigener Interessen. Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 81 2013-09-09 10:13:05 82 Im Osten was Neues? Das Bild Polens und Russlands in Deutschland Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 82 2013-09-09 10:13:05 SCHLUSSFOLGERUNGEN UND EMPFEHLUNGEN Die Wahrnehmung Polens und Russlands in Deutschland unterscheidet sich grundlegend voneinander. Polen und seine Bevölkerung wird positiver wahrgenommen. Der wesentliche Unterschied liegt darin, dass Polen zur Europäischen Union gehört, was das Spektrum der Handlungsmöglichkeiten erweitert, aber gleichzeitig häufig auch die Herausforderungen steigert. Daneben lässt sich eine Reihe anderer Faktoren nennen, welche die Wahrnehmung des jeweiligen Landes beeinflussen. Im Folgenden werden diese Faktoren erläutert. Bedeutend für den Blick auf Polen ist die Tatsache, dass die deutsche Gesellschaft Russland nicht zu Vorzugsbedingungen behandelt, was den Deutschen lange Zeit an der Weichsel vorgeworfen wurde. Im Gegensatz dazu bewerten die Deutschen den Mangel an Demokratie in Russland sehr kritisch und verhalten sich der dortigen Gesellschaft gegenüber distanziert. Deutschland und Polen – schön, aber ruhen wir uns nicht auf den Lorbeeren aus Das positive Bild Polens – im Vergleich zu Russland – sollte kein Anlass zu übermäßiger Freude sein. Die Ergebnisse zeigen, dass sich das deutsche Polenbild in den letzten Jahren nicht entscheidend verbessert hat. Die Sicht der deutschen Eliten auf Polen ist positiv, aber in der Gesellschaft herrschen noch immer Stereotype vor, wie es beispielsweise das regelmäßig bediente Klischee vom Polen als Autodieb verdeutlicht. Wenn man allerdings berücksichtigt, wie verbreitet die antipolnische Rhetorik in Deutschland jahrelang gewesen ist, sind dennoch große Fortschritte sowie positive Tendenzen zu bemerken. Neben althergebrachten Vorurteilen ist der Einfluss neuer Erfahrungen spürbar, die langsam bestehende Stereotype verdrängen. Besonders deutlich ist dies daran zu erkennen, dass in der deutschen Gesellschaft Charaktereigenschaften der Polen zunehmend positiv wahrgenommen werden. Dennoch sind etwa Erscheinungen wie das polnische Wirtschaftswachstum der letzten Jahre, Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 83 2013-09-09 10:13:05 84 Im Osten was Neues? Das Bild Polens und Russlands in Deutschland die gelungene polnische EU-Ratspräsidentschaft oder die konstruktive Haltung der polnischen Regierung auf der europäischen Bühne vor allem den meinungsbildenden Kreisen in Deutschland ein Begriff. Wie die Untersuchungen zeigen, fließen solche Tatsachen und Entwicklungen nach wie vor selten in das deutsche öffentliche Bewusstsein ein. Die Überzeugung vom guten Zustand der polnischen Wirtschaft dringt langsam durch, aber es fehlt nicht an Assoziationen mit Armut sowie einer wirtschaftlichen und kulturellen Rückständigkeit Polens. Langsam findet auch die große Bedeutung Polens als Wirtschaftspartner für Deutschland, die den Eliten ebenfalls in den letzten Jahren bekannt ist, Widerspiegelung in den Aussagen der Durchschnittsbürger. Bereits an den Antworten auf die Frage nach deutschen Investitionen in Polen ist ein Bewusstsein dafür zu erkennen, dass Investitionen bedeutend und profitabel sind. Der polnische Arbeiter wird immer häufiger mit guter Leistung, aber noch immer auch mit illegaler Beschäftigung assoziiert. Die Deutschen sind sich zwar bewusst, dass die Erfolge ihrer Fußballmannschaften teilweise polnischen Spielern zu verdanken sind, aber bereits die gelungene Organisation der Europameisterschaft 2012 ist trotz der Lobeshymnen in den deutschen Medien nicht ins öffentliche Bewusstsein der breiten Gesellschaft vorgedrungen, da dieses Ereignis nicht ein einziges Mal unter den Assoziationen der Deutschen genannt wurde. Eine gewisse Resonanz könnte dies aber im Rahmen der positiv verbesserten Wahrnehmung polnischer Charaktereigenschaften erfahren haben. Allerdings geht die zunehmende Wahrnehmung polnischer Charaktereigenschaften im Positiven nicht zugleich einher mit einer stärkeren Akzeptanz von Polen in bestimmten Gesellschaftsrollen. Sobald hiernach gefragt wird, schwanken die Deutschen (vgl. den relativen Anstieg der Antworten: „Schwer zu sagen“), was zeigt, dass die oben genannten Wahrnehmungsänderungen in der deutschen Gesellschaft noch nicht ausreichend verinnerlicht und gefestigt sind. Eine Befeuerung negativer Assoziationen der Deutschen gegenüber den Polen stellen andererseits die in der Presse breit kommentierten Autodiebstähle in der östlichen Grenzregion seit dem Beitritt Polens zum Schengener Abkommen dar. Auch wenn die Statistiken zeigen, dass diese Art von Vorfällen neuerdings abnehmen – sie sind aktuell um einiges niedriger als in den 1990er Jahren – und deutsche und polnische Polizeibehörden erfolgreich zusammenarbeiten, können erneute Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 84 2013-09-09 10:13:05 Schlussfolgerungen und Empfehlungen 85 Straftaten das Bild Polens sehr leicht beschädigen. Besonders, wenn die farbenfrohen Reportagen über die Tragödien einzelner Eigentümer, deren Fahrzeuge gestohlen wurden, nicht gleichzeitig durch Statistiken ergänzt werden, die die bereits vorhandenen, wenn auch langsam erzielten Fortschritte aufzeigen. Allerdings erweist sich das Bild vom Polen als Dieb interessanterweise eher bei Bewohnern westlicher Bundesländer als präsent, was wiederum von der Beständigkeit der Stereotype zeugt. Besonders auffallend ist dabei die Tatsache, dass die Einwohner der östlichen Bundesländer ein allgemein besseres Bild von Polen haben. Diese hatten noch in den letzten Untersuchungen eine eher größere Skepsis oder sogar Kritik gegenüber dem östlichen Nachbarn an den Tag gelegt als Einwohner westlicher Bundesländer. (Beispielsweise anhand der Frage nach der Akzeptanz gegenüber Polen in unterschiedlichen Gesellschaftsrollen.) Bis 1989 herrschte in den Beziehungen zwischen der Deutschen Demokratischen Republik und der Volksrepublik Polen eine von oben verordnete Freundschaft, doch in der Realität empfanden beide Gesellschaften keine besondere Zuneigung füreinander. Die Abneigung wurde, trotz der offiziellen Propaganda, durch das Vorhandensein althergebrachter Vorurteile verstärkt, die auch die Rhetorik der Machthaber prägte. Außerdem beneideten die DDRBürger Polen um die im Vergleich zu anderen Ostblockländern relative Freiheit. Nach der Wende waren deshalb die Polen nicht besonders beliebt. Momentan wissen die deutschen Bewohner in Grenznähe die Möglichkeiten des billigen Einkaufens und günstiger Dienstleistungen zu schätzen. Ebenso profitieren sie davon, wenn sich Polen in verwaisten Regionen der östlichen Bundesländer niederlassen, die von den ehemals dort ansässigen, gebürtigen Einwohnern zurückgelassen wurden. Die Anwesenheit der Polen – insbesondere polnischer Ärzte und Krankenschwestern – bewahrt auf diese Weise Grundschulen und Krankenhäuser vor der Schließung und leere Häuser vor dem Verfall. Ein solches Bild von Polen und seiner Bevölkerung lässt sich auch sehr deutlich aus den Informationsquellen herauslesen, die die Befragten angeben. Die in den Antworten genannten Wissensquellen sollten als grundlegende Informationen für Personen dienen, die sich bei der Gestaltung der deutsch-polnischen Beziehungen engagieren und sich für ein positiveres Bild beider Länder einsetzen. Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 85 2013-09-09 10:13:05 86 Im Osten was Neues? Das Bild Polens und Russlands in Deutschland Das Wichtigste – direkte Kontakte Alle Ergebnisse lassen die Tatsache erkennen, dass vor allem unmittelbare Kontakte mit polnischen Bürgern und Aufenthalte im östlichen Nachbarland es ermöglichen, das Bild und die Einstellung der Deutschen deutlich zu verbessern. Dank dieser direkten Kontakte werden die Polen als Menschen immer positiver wahrgenommen, zum Beispiel werden einem durchschnittlichen Polen nunmehr bessere Charaktereigenschaften zugeschrieben. Daraus lässt sich die klare Botschaft folgern, dass man nie genug in gegenseitige Beziehungen investieren kann; ob dies in der Form von Jugendaustausch, Städtepartnerschaften, Wirtschaftskontakten oder Touristenbesuchen geschieht. Die zentralen und lokalen Behörden sollten daher die Kontakte noch stärker fördern, durch weitere gemeinsame Projekte in den kommunalen Verwaltungen, den Austausch von Beamten oder die Aufstockung finanzieller Mittel für das Deutsch-Polnische Jugendwerk. Die verhältnismäßig häufige Erwähnung touristischer Sehenswürdigkeiten Polens in den Umfragen zeugt auch davon, dass es sich lohnt, weiterhin in Werbung für Urlaubsreisen hinter die deutsche Ostgrenze zu investieren. Auch Besuche der Bewohner der Grenzregionen im Nachbarland zu Einkäufen oder zum Friseur tragen zur Verbesserung Vielfältige Möglichkeiten der Wahrnehmung Polens durch die Deutschen direkter Kontakte zwischen bei. Diese Personen geben an, dass gerade auch Deutschen und Polen müssen unterstützt werden. alltägliche Besuche solcher Art ihr Wissen über das Nachbarland vertiefen. Die Anpassung an deutsche Kunden in der Grenzregion ist weniger auf Pläne der Beamten in örtlichen Rathäusern oder Regierungsbehörden zurückzuführen, sondern vielmehr Folge eines funktionierenden Marktes. Es wäre jedoch lohnenswert, wenn die Regulierungen, die in der Region vorgenommen werden, diese Kontakte ebenfalls fördern bzw. nicht blockieren würden. Die besondere Verantwortung der Medien Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen deutlich, welchen enormen Einfluss das Fernsehen und die Presse auf das Wissen der Befragten haben. Dies bedeutet eine ungeheure Verantwortung der Journalisten, deren Berichte das Bild des Landes, über das sie schreiben und sprechen, Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 86 2013-09-09 10:13:05 Schlussfolgerungen und Empfehlungen 87 sehr stark prägen. In den Medien sind für gewöhnlich zweierlei Materialien verfügbar – solche von deutschen Korrespondenten, die in Polen leben, und solche von Personen, die das Land nicht kennen bzw. kein fundiertes Wissen über aktuelle Geschehnisse darüber haben. In beiden Fällen sind mehrere Tendenzen auffällig. Deutsche Fernsehjournalisten besitzen meist sehr wenig Kenntnisse von Polen, wenn sie beginnen, ihr Material zusammenzustellen. Sie müssen sich vielfach erst in die jeweilige Thematik einarbeiten. Anders ist es im Fall von Russland, wo das Material von Personen bearbeitet und präsentiert wird, die sich seit Jahren mit Russland beschäftigen; so auch die Korrespondenten. Außerdem ist das Thema Polen in den deutschen Medien in den letzten Jahren in den Hintergrund getreten, was zu erwarten ist, wenn die politischen Beziehungen mit dem betreffenden Land sich verbessern oder normalisieren, wie es seit 2007 im Falle Polens eingetreten ist. Chefredakteure halten polnische Themen gewöhnlich für langweilig und vom deutschen Standpunkt aus für unwichtig. Es werden daher nur Berichte veröffentlicht, wenn sich etwas Ungewöhnliches tut, „idealerweise“ etwas Negatives. Auch dann werden die Berichte nicht immer von inhaltlich geschulten Journalisten geschrieben, und die Entscheidung über die Illustrationen oder die Textüberschriften werden Personen überlassen, die wenig Gespür für die polnischen Realitäten zeigen. Auf diese Weise entstandene Artikel übermitteln mitunter ein verzerrtes Bild von Polen und seiner Politik. Von zentraler Bedeutung sind in diesem Zusammenhang daher die Bildungsprogramme für Journalisten aus Deutschland. Beispielhaft nennen lässt sich diesbezüglich etwa, dass im Rahmen von Studienaufenthalten in Polen oder im Zuge der Teilnahme an den Deutsch-Polnischen Medientagen, die von der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit und der Robert Bosch Stiftung organisiert werden, Stereotype mit der Realität abgeglichen und wichtige Kontakte für die spätere fundierte Berichterstattung geknüpft werden können. Lohnenswert wäre daher die Fortführung Die Fortführung von und Unterstützung solcher und vergleichbarer Journalistenprogrammen Initiativen durch beide Regierungen sowie die mit Aufenthalten in Polen regionalen Behörden. Nicht ohne Bedeutung sind und Bildungsprojekten für allerdings auch direkte Kontakte von Politikern und deutsche Journalisten sind Beamten zu deutschen Journalisten. Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 87 notwendig. 2013-09-09 10:13:05 88 Im Osten was Neues? Das Bild Polens und Russlands in Deutschland Des Weiteren lohnt es sich Programme auszubauen, die an ein breites Publikum gerichtet sind, wie zum Beispiel „Kowalski trifft Schmidt“, eine Koproduktion vom RBB und TV Wrocław, die zurzeit eine regionale Reichweite besitzt und Szenen aus dem Alltagsleben von Menschen aus der Region präsentiert. Auch die Bemühungen zugunsten der Erweiterung des Fernsehsenders ARTE um das Polnische Fernsehen (TVP) sollten nicht nachlassen. Die Bedeutung dieses Schrittes würde sicherlich über die deutsch-polnischen Beziehungen hinausreichen, da hier eine trilaterale, deutsch-polnisch-französische Zusammenarbeit angestrebt ist. Eine derartige Weiterentwicklung des Sendeformats würde vor allem der weiteren Aufklärung und Annäherung der Eliten nützen. Die Bedeutung von Bildung und Kultur Die hauptsächliche Verantwortung für den Grad der Vermittlung von Allgemeinwissen über Polen in Deutschland trägt noch immer die Schule, auch wenn sie nicht an erster Stelle genannt wird. Ihr schwacher Einfluss auf die Gestaltung des Allgemeinwissens über Polen korrespondiert negativ mit der (verfehlten) Bildungsrolle der Medien. Dies ist zum Beispiel anhand der Antworten auf die Frage zu erkennen, ob in Polen ein Parteiensystem ähnlich dem in westeuropäischen Staaten existiert. Die mangelnden Veränderungen in der Beurteilung des Systems deuten auf eine inadäquate Informiertheit der Journalisten hin, aber auch auf große Lücken in der Allgemeinbildung über Polen. Dies ist nicht erstaunlich, wenn man bedenkt, dass in der Schule keine Zeit für die Behandlung der jüngsten Geschichte und Politik bleibt, und die Schulbildung oft im 19. oder 20. Jahrhundert endet, einer Periode, in der der polnische Staat nicht existierte, auf der politischen Bühne schwach war oder sich im Kriegszustand mit Deutschland befand. Diesen Zustand wird auch das neu geschaffene deutsch-polnische Geschichtsbuch nicht beheben können, da seine Wirkung nicht breit genug angelegt ist. Notwendig sind vor allem klare Empfehlungen seitens der Landesministerien, die für die Lehrpläne und deren Umsetzung in den Es lohnt sich, in Programme Schulen verantwortlich sind. Erneut ist hier die des Deutsch-Polnischen Notwendigkeit zu erkennen, dass es sich lohnt, in Jugendaustausches zu investieren. den Jugendaustausch oder andere direkte Kontakte zu investieren, die es erlauben, das eigene Wissen Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 88 2013-09-09 10:13:05 Schlussfolgerungen und Empfehlungen 89 im Nachbarland zu überprüfen und zusätzliche persönliche Eindrücke vor Ort zu sammeln. Außerdem ist der verschwindend geringe Anteil an Wissen, das aus polnischen Büchern und Filmen bezogen wird, als ein wichtiger Auftrag an die polnische öffentliche und kulturelle Diplomatie zu begreifen. Es lohnt sich, Texte zeitgenössischer polnischer Literatur ins Deutsche zu übersetzen oder polnische Filme auch außerhalb Berlins, wo jedes Jahr das Festival „Film Polska“ veranstaltet wird, zu propagieren. Der Bereich der Kultur, besonders derjenige, der als „Hochkultur“ verstanden wird, wird allerdings immer eher geeignet sein, Eliten zu erreichen statt den „durchschnittlichen Normalbürger“. Für Letzteren könnte der Fußball, und konkret die Erfolge polnischer Spieler in führenden deutschen Mannschaften, von größerer Bedeutung für die Entdeckung Polens als interessantes, erfolgreiches Land sein. In diesem Fall ist es natürlich schwierig, konkrete Empfehlungen auszusprechen. Daher sollte man andere, für den deutschen Durchschnittsbürger wichtige Symbole, etwa das Auto oder Bier, nutzen, um weiteres Interesse und positive Assoziationen zu wecken. Es wird beispielsweise mit Anerkennung bemerkt, dass auf den Straßen deutscher Städte polnische Busse der Firma Solaris fahren. Auch polnische Brauereien ernten gute Kritik. Und auch die Deutsche Bahn wählte Züge polnischer Produktion, als sie 2012 einen Vertrag mit der Firma Pesa aus Bydgoszcz unterzeichnete. Fakten dieser Art gilt es bei unterschiedlichen Anlässen bekannt zu machen, vor allem, wenn sie an ein breites Publikum gerichtet sind. Polnische Züge, Busse und polnisches Bier erfreuen sich in Deutschland zunehmend eines guten Rufs. Dies gilt es bei der Vermittlung gegenüber der breiteren deutschen Öffentlichkeit klar hervorzuheben. Gemeinsame Herausforderungen für die Eliten Die dargestellten Ansätze zur Verbesserung des Bildes der Polen und ihres Landes in Deutschland stellen eine ernsthafte Herausforderung für die Eliten dar – sowohl auf deutscher, als auch auf polnischer Seite. Diese sollten sich nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen, sondern müssen dafür Sorge tragen, dass diese positive, in den deutschen meinungsbildenden Schichten vorhandene Wahrnehmung Polens weitere Kreise zieht. Die Zufriedenheit mit dem aktuellen Status quo und mit der Besserung der Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 89 2013-09-09 10:13:05 90 Im Osten was Neues? Das Bild Polens und Russlands in Deutschland gegenseitigen Beziehungen stellt die größte Gefahr für die gegenwärtigen deutsch-polnischen Beziehungen dar. Es muss ganz klar gesagt werden – wir sind auf dem richtigen Weg, aber vieles ist noch Es muss deutlich gesagt zu tun. Ein Nachlassen in den weiteren Bemühungen werden – wir sind auf dem richtigen Weg, aber vieles ist könnte zu einem bestimmten Moment nicht nur noch zu tun. eine Verlangsamung der Verständigung zur Folge haben, sondern gar einen Schritt zurück bedeuten. Stereotype sind sehr beständig und ihre Überwindung erfordert viel Aufwand, wie die hier vorgelegten Untersuchungsergebnisse zeigen. Indessen liegen im Interesse beider Länder und ihrer Eliten nicht nur sehr gute Beziehungen auf politischer Ebene, sondern auch die in beiden Gesellschaften verinnerlichte Überzeugung, dass das jeweils andere Land und seine Bürger ein guter, solider und interessanter Partner ist und sein wird. In Polen sollte man weder Kosten noch Mühe scheuen, die gegenseitigen Kontakte beider Gesellschaften zu vertiefen und die öffentliche Diplomatie auszubauen, die, wie oben beschrieben, an den deutschen Bürger gerichtet ist. Aufgabe der Eliten ist es ebenfalls, die sich stetig verbessernden Werte, die Polen in internationalen Ratings erzielt, an deutsche Kollegen sowie möglichst breit in die deutsche Gesellschaft hinein zu übermitteln. Die positiven Bewertungen der Entwicklung der innerstaatlichen Situation Polens, zum Beispiel in den OECD-Berichten, zeigen, dass Polen den westlichen Ländern in einigen Bereichen in nichts nachsteht. Solche Angaben erhöhen die Chance, das Bild Polens in Deutschland zu verbessern, wenn sie adäquat verbreitet werden.30 Ihrerseits sollten die deutschen Eliten aber nicht davon ausgehen, dass das positive Bild von Polen, das sie selbst haben, von der breiten Bevölkerung geteilt wird. Die Untersuchungsergebnisse verdeutlichen, dass dies nicht der Fall ist. Daher stehen die deutschen meinungsbildenden Schichten vor der Herausforderung, Stereotypen Die deutschen Eliten sollten sich bemühen, ihr eigenes positives Bild von Polen der breiten Öffentlichkeit zu vermitteln. zu erklären und abzubauen, sowie das vorhandene positive Bild vom Nachbarn im Osten weiter gesellschaftlich zu verbreiten. Dies sollte in politischen Ansprachen geschehen, bei denen Polen als wichtiger Partner hervorgehoben wird. Es sollten 30 Better Life Initiative: Measuring Well-Being and Progress, http://www.oecdbetterlifeindex.org/ poland/ Zugriff am 11.06.2013 Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 90 2013-09-09 10:13:05 Schlussfolgerungen und Empfehlungen 91 deutsch-polnische Projekte initiiert und weit verbreitete, unwahre oder veraltete Überzeugungen durch Fakten und statistische Daten widerlegt werden. Zum Beispiel sollten fundierte Angaben zur Grenzkriminalität möglichst weit vermittelt werden, damit diese auch Journalisten, lokale Organisationen und Behörden erreichen. Gleichzeitig sollte dafür Sorge getragen werden, dass die Kooperation der Grenzbehörden verstärkt wird. Ihrer weiteren Festigung soll darüber hinaus der deutsch-polnische Vertrag über die Zusammenarbeit der Polizei vom Jahre 2002 dienen, dessen Novellierung bevorsteht, welche jedoch schon seit einiger Zeit auf sich warten lässt. Entsprechend unterstützt und vor allem als Symbol für die deutsch-polnische Annäherung hervorgehoben werden sollten die gemeinsamen deutsch-polnischen Polizeieinsätze sowie die Arbeit des gemeinsamen Deutsch-Polnischen Zentrums für die Zusammenarbeit der Grenz-, Polizei- und Zollbehörden in Świecko. Aufgaben für die Politik Im Vergleich mit den unbefriedigenden Ergebnissen zum Bild der Polen und ihres Landes in Deutschland fallen die Antworten auf die Fragen zur Politik dagegen sehr gut aus. Die beste Beurteilung der deutsch-polnischen Beziehungen, die seit Jahren gegeben wurde, spiegelt den realen Stand der Dinge der Beziehungen wider, welche in der Tat als sehr gut bezeichnet werden können. Die Bevölkerung nimmt die Veränderungen wahr, die in Polen und in den deutsch-polnischen Beziehungen vor sich gehen. Gleichzeitig sollte man aber auch in diesem Fall nicht vergessen, dass sich solche positiven Ansichten nicht postwendend einstellen, sobald sich die Beziehungen der Regierenden verbessern. Die Kontakte auf höchster Regierungsebene – denn daran denken die Befragten bei der Antwort auf diese Frage am häufigsten – haben sich seit 2007, dem Jahr des Regierungswechsels an der Weichsel hin zur Koalition von PO und PSL, vergleichsweise schnell verbessert. Dies fand allerdings nicht sofort eine Entsprechung in den Ergebnissen der Umfragen – die Antworten von 2008 zeigten, dass in der deutschen Bevölkerung nach wie vor die Überzeugung herrschte, die deutschpolnischen Beziehungen seien nicht gut. Auch in den Untersuchungen des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit von 2011 Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 91 2013-09-09 10:13:05 92 Im Osten was Neues? Das Bild Polens und Russlands in Deutschland bewertete knapp eine Hälfte der Befragten (48%)31 die Beziehungen als gut. Dies bestätigt wiederum die These, dass ein gutes Bild sich über Jahre hinweg mühevoll herausbildet, und dass es leicht ist, dieses schnell wieder zu zerstören. Zusätzlich besteht die Verbessung und Bedeutung des gegenwärtigen Ergebnisses darin, dass es fast identisch ist mit den Aussagen der Polen aus dem Jahr 2012. Eine solche Annäherung der Standpunkte hat es selten gegeben. Diesem Umstand kommt eine besondere Bedeutung zu, wenn man die Tatsache bedenkt, dass Deutschland und Polen als Partner in Europa vor konkreten und ganz und gar nicht einfachen Herausforderungen stehen. Die gemeinsame Ostpolitik, darunter die Vorgehensweise gegenüber Russland, stellt eine von vielen Herausforderungen dar. Daher erfreut es umso mehr, dass die deutsche Gesellschaft in diesem Punkt eine Interessengemeinschaft Deutschlands mit Polen sieht. Eine weitere Herausforderung stellt der Beitritt Polens zur Eurozone dar, mit dem polnischen Ziel, für Deutschland zum vollwertigen Partner in der EU32 zu werden und zur weiteren gemeinsamen Stärkung der Gemeinschaft beitragen zu können. Deutschland und Russland – ein langer Weg In den 1990er Jahren hatten die Deutschen ein positives Bild von Russland. Michail Gorbatschow wurde als Politiker wahrgenommen, der wesentlich zur friedlichen Wiedervereinigung Deutschlands beigetragen hatte. Auch Wladimir Putin erfreute sich zu Anfang seiner Regierungszeit eines Vertrauensvorschusses seitens der Deutschen. Einen Wendepunkt in der Wahrnehmung Russlands in Deutschland bildeten die Verhaftung Michail Chodorkowskis im Jahr 2003 und das langjährige negative Medienecho, welches diese hervorrief. Seitdem hat sich das Bild verschlechtert. Die Rückkehr Wladimir Putins ins Präsidentenamt im Frühjahr 2012 trug zum negativen Bild Russlands bei. In den letzten Jahren verschonten die Medien Russland, insbesondere Präsident Putin und die machthabenden Eliten, nicht. Zur Verletzung demokratischer Grundrechte äußern sich sowohl deutsche Regierende wie auch Vertreter der Opposition. Die Tatsache, dass russische Nichtregierungsorganisationen, 31 Institut für Demoskopie Allensbach, ebd. 32 Mehr zum Thema: A. Łada, Floskeln oder Fakten? Polen und Deutschland auf dem Weg zu Polens Euroeinführung, Institut für Öffentliche Angelegenheiten, Warschau 2013. Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 92 2013-09-09 10:13:05 Schlussfolgerungen und Empfehlungen 93 die Unterstützung mittels ausländischer Finanzmittel erhalten, sich als westliche Agenten registrieren müssen, dass Büros deutscher politischer Stiftungen durchsucht wurden und ihre Ausstattung teilweise konfisziert wurde, hat ein breites Echo in den führenden deutschen Medien gefunden und rief allgemeine Entrüstung hervor. Daher verwundert das in den Untersuchungsergebnissen sichtbar gewordene negative Russlandbild kaum. Es ist letztlich auch die Folge der demokratiefernen Realität dieses Landes. Dies heißt nicht, dass es in den deutschen meinungsbildenden Kreisen keine Personen gibt, die ihre Augen vor den Rechtsverstößen in Russland verschließen und dennoch, ohne besondere Beachtung der politischen Umstände, eine enge wirtschaftliche Zusammenarbeit fordern. Solche Stimmen gibt es noch immer in den Reihen der politischen Parteien – sowohl unter den Christdemokraten als auch unter den Sozialdemokraten – sowie unter Vertretern der Wirtschaft. Generell ist der Ton gegenüber Russland zwar negativ. In diesem Fall sind die Ansichten der Eliten und der Gesellschaft ähnlich – im Gegensatz zur Wahnehmung Polens. Weiterhin stehen jedoch Wirtschaftsinteressen an erster Stelle, und Russland gilt als wichtiger Partner in diesem Bereich. Dies spiegelt sich ebenso in den Untersuchungsergebnissen wider. Trotz dieses katastrophalen Bildes von Russland als einem Land mit gelenkter Demokratie, Das Bild Russlands das die Grundrechte nicht achtet, werden dennoch ist zwiespältig: Das Investitionen und Wirtschaftsentwicklungen katastrophale Bild des positiv assoziiert. Daraus ergibt sich ein quasi Landes und seiner Politik zwiespältiges Bild von Russland. Hinzu kommen die mit Blick auf die politischen Zustände steht der positiven Beurteilung der Wirtschaft gleichzeitig als Land der Armut und des Reichtums gegenüber. völlig unterschiedlichen Assoziationen, die Russland beschreiben. Eben dieses zweidimensionale Bild – zum einen negativ, was die Politik anbelangt, zum anderen positiv, was die Wirtschaft betrifft – führt dazu, dass es bei den Antworten auf die Frage, ob Deutschland gegenüber Russland eher auf Kompromisse oder auf die Verteidigung eigener Interessen ausgerichtet sein sollte, zu unterschiedlichsten Aussagen der Befragten kommt. Diese Ambivalenz kann man auch bei der Frage nach den gegenseitigen deutsch-russischen Beziehungen beobachten – hier ist die deutsche Gesellschaft in zwei Gruppen gespalten. Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 93 2013-09-09 10:13:05 94 Im Osten was Neues? Das Bild Polens und Russlands in Deutschland Die Ursachen für die Bilder von Polen und Russland in Deutschland sind verschieden, daher sind auch die Empfehlungen zur Verbesserung der Beziehungen zum jeweiligen Land unterschiedlich. Bezüglich Russland geht dies allerdings über die Möglichkeiten dieser Studie hinaus. Die Ergebnisse zeigen auffällig, dass das Bild Russlands nicht davon bestimmt ist, ob die Befragten in der Vergangenheit das Land besucht haben. Dies ist teilweise darauf zurückzuführen, dass vergleichsweise wenige Deutsche nach dem Zerfall der Sowjetunion in Russland waren, was die eindeutige Formulierung von Assoziationen erschwert. Wahrscheinlich haben sogar diejenigen, die in Russland waren, eher negative Ansichten über die Zustände im Land entwickelt. Die Situation stellt sich somit nicht als mit Polen vergleichbar dar, wo deutlich zu erkennen ist, dass der Besuch im Land und Beziehungen zu polnischen Bürgern helfen, Stereotype abzubauen. Die mit Russland verbundenen Stereotype, vor allem die dominierende Assoziation mit dortigem Alkoholkonsum, werden wahrscheinlich eher durch die Wahrnehmung reicher Russen bestätigt, die nach Westeuropa, nach Deutschland oder in Urlaubsorte kommen, wo bisher deutsche Touristen dominierten. Zudem ist eines der wenigen russischen Produkte, das in den deutschen Medien zahlreich beworben wird, der Wodka. Deutsche Medien sind hingegen nicht explizit antirussisch. Ihre kritische Berichterstattung bezieht sich vor allem auf die russischen Machthaber, nicht so sehr auf die Gesellschaft. Die Journalisten, die sich mit Russland beschäftigen, sind hervorragend vorbereitet, kennen die Sprache und besitzen Lebenserfahrung in russischsprachigen Milieus. Daher sind ihre Analysen ausgefeilt und fußen auf breiten Erkenntnissen. Trotz solcher Voraussetzungen leistet das Russlandjahr in Deutschland, weitgehend nichtbeachtet seitens der Bevölkerung, keinen Beitrag zur positiven Entwicklung des Russlandbildes. Dieses Bild hängt vielmehr vor allem von Demokratisierungsprozessen ab, deren Durchführung vom Staat und den dortigen Eliten erwartet wird. Bis die innere Situation sich dort nicht verbessert hat, kann man schwerlich große Veränderungen des Urteils vonseiten der deutschen Gesellschaft erwarten. Nach der zunächst positiven Wahrnehmung Russlands in den 1990er Jahren und den Enttäuschungen des letztens Jahrzehnts sind die Deutschen zu einer eher abwartenden Haltung übergegangen. Vom Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 94 2013-09-09 10:13:05 Schlussfolgerungen und Empfehlungen 95 Standpunkt der Wirtschaft aus betrachtet, ist Russland ein sehr wichtiger Partner, doch politisch hat es in den vergangenen Jahren sehr an Ansehen eingebüßt. Das Bild Russlands hängt davon ab, welche Richtung Russland in nächster Zukunft auf internationaler Bühne einschlägt und ob es einen proeuropäischen Weg verfolgen wird oder sich weiterhin als Großmacht geriert. Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 95 2013-09-09 10:13:05 96 Im Osten was Neues? Das Bild Polens und Russlands in Deutschland Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 96 2013-09-09 10:13:05 ZU DEN AUTOREN Dr. Jacek Kucharczyk – Vorstandsvorsitzender des Warschauer Instituts für Öffentliche Angelegenheiten. Promovierter Geisteswissenschaftler am Institut für Soziologie und Philosophie der Polnischen Akademie der Wissenschaften. 1991 Master of Arts in Philosophie an der University of Kent in Canterbury. Stipendiat des Pew Fellowship an der New School for Social Research in New York. Mitbegründer und ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Policy Association for an Open Society (PASOS), Vorstandsmitglied im European Partnership for Democracy in Brüssel. Vorstandsmitglied des Think Tank Fund am Open Society Institute. Spezialisierung auf folgende Bereiche: Außen- und Europapolitik Polens, transatlantische Beziehungen, Förderung der Demokratie, Populismus, Korruptionsbekämpfung, good governance. Dr. Agnieszka Łada – Leiterin des Europa-Programms und Senior Analyst am Warschauer Institut für Öffentliche Angelegenheiten. Promotion in Politikwissenschaft an der Universität Warschau. Studium der Politikwissenschaft in Berlin sowie Aufbaustudium in Organisationspsychologie in Dortmund. Visiting fellow am Brüsseler European Policy Centre (2011), visiting research fellow an der University of Sussex (2012), Visiting Scholar am Alfred von Oppenheim Centre for European Policy Studies, Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik (2013), Vorstandsvorsitzende der Policy Association for an Open Society PASOS (2011-2012), Ratsmitglied des Deutsch-Polnischen Jugendwerks, Mitglied des Wissenschaftsrates des Institute for Western Affairs in Poznań und Mitglied der Kopernikus-Gruppe. Spezialisierung auf folgende Bereiche: EU-Institutionen, insbesondere Europäisches Parlament und EURatspräsidentschaft , Deutschland und deutsch-polnische Beziehungen, polnische Außen- und Europapolitik, Wahrnehmung Polens im Ausland bzw. der Ausländer in Polen. Cornelius Ochmann – Direktor der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit seit 1.8.2013. Osteuropa-Experte der Bertelsmann- Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 97 2013-09-09 10:13:05 98 Im Osten was Neues? Das Bild Polens und Russlands in Deutschland Stiftung (1994-2013). Studium der Politikwissenschaft, Osteuropäischen Geschichte und Slavistik an der Universität Mainz. Research fellow am Europäischen Institut der Russischen Akademie der Wissenschaften (1992), research fellow am Institut für Politikwissenschaft der Universität Mainz (1993–1994), visiting fellow am Institut für Politikwissenschaft der Hebräischen Universität Jerusalem (1999), visiting professor am Freien Deutsch-Russischen Institut für Journalismus der Staatlichen Universität Moskau. Spezialisierung auf folgende Bereiche: Transformationsprozesse in Mittel- und Osteuropa unter besonderer Berücksichtigung Polens und Russlands. Łukasz Wenerski – Analyst und Projektkoordinator des EuropaProgramms am Warschauer Institut für Öffentliche Angelegenheiten. Absolvent der Nikolaus-Kopernikus-Universität Thorn (Bachelor-Abschluss in Internationale Beziehungen und Europäistik) und des Europäischen Zentrums der Universität Warschau (M.A. in Europäistik). Spezialisierung auf folgende Bereiche: EU-Ostpolitik, Russland, Östliche Partnerschaft, polnische Außen- und Europapolitik. Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 98 2013-09-09 10:13:05 Publikationen des Instituts für Öffentliche Angelegenheiten zum Thema deutsch-polnisch-russische Beziehungen sowie die gegenseitige Wahrnehmung in den letzten Jahren auf Deutsch und Englisch Grzegorz Gromadzki, Jacek Kucharczyk, Agnieszka Łada, Cornelius Ochmann, Łukasz Wenerski, Menschen – Geschichte – Politik. Russische Ansichten zu Polen und Deutschen, Warschau 2012 Agnieszka Łada, Floskeln oder Fakten? Polen und Deutschland auf dem Weg zu Polens Euroeinführung, Warschau 2012 Agnieszka Łada, Floskeln oder Fakten? Das Programm der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit auf dem Prüfstand, Warschau 2012 Agnieszka Łada, Deutsch-polnisches Barometer 2012. Polnische Ansichten zur Rolle Deutschlands in Europa und zu den deutsch-polnischen Beziehungen, Warschau 2012 Agnieszka Łada, Justyna Segeš Frelak (Hg.), Eine Grenze verschwindet. Die neue polnische Migration nach Deutschland aus lokaler Perspektive, Warschau 2012 Agnieszka Łada, Das Erscheinungsbild der polnischen Erwerbsmigration nach Deutschland im Spiegel der polnischen und deutschen Presse, Warschau 2012 Elżbieta Kaca, Agnieszka Łada, Zusammen oder getrennt? Die Östliche Partnerschaft in der Politik Polens und Deutschlands, Warschau 2011 Joanna Fomina, Justyna Frelak, The Perception of Poland and Poles in Great Britain, Warsaw 2011 Agnieszka Łada, Blicken wir in die Zukunft. Die Meinung der Polen über die deutsch-polnische Zusammenarbeit und die Bedeutung der Geschichte in den deutsch-polnischen Beziehungen, Warschau 2011 Agnieszka Łada (Hg.) Elżbieta Kaca, Kai-Olaf Lang, Jan Peters, Russland heute und morgen. Meinungen deutscher und polnischer Experten, Warschau 2010 Agnieszka Łada, 20 Jahre später. Das Meinungsbild in Polen über die Vereinigung Deutschlands und die deutsch-polnischen Beziehungen 20 Jahre nach der Wiedervereinigung, Warschau 2010 Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 99 2013-09-09 10:13:05 100 Im Osten was Neues? Das Bild Polens und Russlands in Deutschland Lena Kolarska-Bobińska, Agnieszka Łada (Hg.), Polen und Deutsche. Ihr gegenseitiges Bild und ihre Vision von Europa, Warschau 2009 Beata Ociepka, Agnieszka Łada, Jarosław Ćwiek-Karpowicz, Die Europapolitik Warschaus und Berlins in der deutschen und polnischen Presse, Warschau 2008 Wizerunek_PL_i_RU_w_DE.indd 100 2013-09-09 10:13:05