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PROGRAMM:
Das M USEUM FÜR DIE G ESCHICHTE P OLENS (MHP) wurde im Mai 2006
gegründet. Es popularisiert und fördert die Erforschung und Vermittlung der
Geschichte Polens. Zur Zeit verfügt das Museum über keine feste Ausstellung, die
Eröffnung seines neuen Sitzes ist für die Jahre 2017/18 geplant. Aktuell bereitet
das Museum MHP seine Ausstellungen in Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen (z.B. dem Königsschloss Warschau) vor und entfaltet u.a. eine ausgedehnte
Bildungs- und wissenschaftliche Tätigkeit.
Das E UROPÄISCHE N ETZWERK E RINNERUNG UND S OLIDARITÄT wurde auf
Initiative der für Kultur zuständigen Ministerien in Deutschland, Polen, der
Slowakei und Ungarn 2005 gegründet. Seine Aufgaben bestehen im Erforschen,
Dokumentieren und Verbreiten des Wissens um die Geschichte Europas im 20.
Jahrhundert. Mehr darüber unter: www.enrs.eu
29. OKTOBER
19.00 ERÖFFNUNG
Gespräch mit Ryszard Bugajski, Regisseur des Filmes „Verhör einer Frau”
Moderation: Pawel Sprawka
„VERHÖR EINER FRAU”
Das Festival in Hamburg wird gemeinsam vom Europäischen Netzwerk Erinnerung
und Solidarität, dem Museum der Geschichte Polens in Warschau, der Landeszentrale für Politische Bildung in Hamburg und dem Kommunalen Kino Metropolis
in Hamburg mit der Unterstützung des Polnischen Generalkonsulates in Hamburg
und des Collegiums Hungaricum in Berlin veranstaltet.
Polen 1982, REGIE: Ryszard Bugajski, 111 Min.
21.15 „NAPOLA – ELITE FÜR DEN FÜHRER”
Deutschland 2004, REGIE: Dennis Gansel, 110 Min.
30. OKTOBER
17.00 GESPRÄCH MIT KRISZTIÁN UNGVÁRY (UNGARN; HISTORIKER)
MODERATION: PAWEL SPRAWKA
„DAS FÜNFTE SIEGEL”
Ungarn 1976, REGIE: Zoltán Fábri, 116 Min.
19.00 „BÜRGER HAVEL”
Tschechien 2008, Regie: Miroslav Janek, Pavel Koutecký, 122 Min.
21.15 „VERHÖR EINER FRAU”
Polen 1982, REGIE: Ryszard Bugajski, 111 Min.
31. OKTOBER
www.hamburg.de/politische-bildung
17.00 UHR PODIUMSDISKUSSION
„IM SCHATTEN DES HAKENKREUZES UND DES ROTEN STERNS”:
RYSZARD BUGAISKI (POLEN; REGISSEUR)
PROF. HANS HENNING HAHN (DEUTSCHLAND; HISTORIKER)
KRISZTIÁN UNGVÁRY (UNGARN; REGISSEUR)
MODERATORIN DR. SABINE BAMBERGER-STEMMANN (LANDESZENTRALE FÜR POLITISCHE BILDUNG)
19.00 „RÖTELN”
Polen 2009, REGIE: Jan Kidawa-Błoński, 118 Min.
21.15 „NAPOLA – ELITE FÜR DEN FÜHRER”
Deutschland 2004, REGIE: Dennis Gansel, 110 Min.
www.hamburg.msz.gov.pl
Kleine Theaterstrasse 10, 20354 Hamburg
K LEINE T HEATERSTRASSE 10, 20354 H AMBURG
Nie lässt sich die Vergangenheit in Handbüchern sowie wissenschaftlichen Werken restlos erschließen. Sie enthüllt sich als Hintergrund von politischen Ereignissen und kommt
als Thema von publizistischen Kommentaren wieder. Ihre Spuren lesen wir im Raum ab –
in der Architektur, in Denkmälern, Straßennamen und selbst in der Sprache, derer wir uns
in unserem Alltag bedienen. Immer wieder kehren wir zu der selbstverständlichen, dabei
unerlässlichen Frage: „Wie war es wirklich?“ zurück.
Gegen Argumente und das historische Wissen sind die Menschen bekanntlich sehr unempfindlich. Es scheint, dass nicht wissenschaftliche Bücher und auch nicht die Schule die
Hauptquellen des Wissens um die Vergangenheit und die Vorstellungen darüber sind. Diese
werden durch mündliche Überlieferung, Medien sowie Kunst in einem wesentlich größeren
Maße gestaltet.Und wenn Kunst – dann vor allen Dingen der Film. Viele von uns haben die
Filme „Die Blechtrommel“ von Volker Schlöndorff, „Das Leben des Anderen“ von Florian
Henckel von Donnersmarck, „Schindlers Liste“ von Steven Spielberg oder „Asche und
Diamant“ von Andrzej Wajda gesehen. Die Bilder von gesehenen historischen Filmen
bleiben im Gedächtnis der meisten Zuschauer fest verankert. Unabhängig davon, wie sehr die
Historiker Unwahr-heiten oder Ungenauigkeiten in diesen Darstellungen nachweisen
würden, bleiben gerade die Visionen von Filmemachern in Erinnerung.
Ein Film bildet keine Rekonstruktion von Ereignissen aus der Vergangenheit. Nicht selten
bedient sich der Regisseur eines historischen Kostüms, um Reflexionen über die Gegenwart
zu entfalten. Dabei bedeutet es nicht, dass diese unwahr wären. Immer sind sie ein Versuch
des Dialogs mit der Vergangenheit, eine Art diese zu aktualisieren und universal zu machen.
Selbst ein angesichts der Fakten unpräzises Werk kann einen Faden zwischen unseren und
vergangenen Zeiten bilden und etwas Wichtiges an Haltungen bzw. Dilemmata verstehen
lassen. Darüber hinaus kann die Kunst eine Gelegenheit zu einem tieferen historischen
Dialog werden. Ein Filmwerk ist nicht selten ein Medium, das die Erfahrung eines anderen
Menschen wie auch einer anderen Gemeinschaft zum Ausdruck bringt und auf diese Weise
den Dialog und die Kommunikation zwischen den Völkern leichter machen kann.
Gerade aus diesem Grund lohnt das Interesse für Film als ein Medium, das die historische
Erinnerung gestaltet. Im Rahmen unseres Projektes „Wen bewegt historischer Film?“
zeigen wir Filme, die in Ländern des weit verstandenen Zentraleuropas entstanden sind und
sich auf die Geschichte des 20. Jahrhunderts beziehen. Jede der Vorführungen geht mit
einer Diskussion einher und bietet somit Gelegenheit zu einer Reflexion über die Geschichte
selbst, wie auch zu einer kritischen Betrachtung ihrer Filminterpretation. Sie stellt eine
Chance dar, über die Geschichte, Kunst sowie historische Erinnerung etwas mehr zu erfahren. Zusätzlichen Wert von solchen Begegnungen bildet das Gestalten der Kultur, ein
Gespräch über oftmals schwierige Fragen der Vergangenheit, bei dem es neben manchmal
sehr starken Emotionen auch Platz für gegenseitige Achtung sowie eine Chance für den
notwendigen Dialog der Erinnerung gibt.
Mit unserem Projekt haben wir auf Initiative des Museums für die Geschichte Polens
in Warschau begonnen. Dank des Engagements des Europäischen Netzes Erinnerung und
Solidarität erreicht es 2012 das deutsche Publikum in Hamburg. Nächstes Jahr soll es dem
ungarischen und slowakischen Publikum ebenfalls präsentiert werden.
Die diesjährige Ausgabe des Projektes „Wen bewegt historischer Film?“ ist den Themen
des Totalitarismus gewidmet. Die meisten dieser Filme stammen aus den jüngsten zwei
Dekaden, in einigen Fällen werden Bilder aus einer entfernten Vergangenheit präsentiert.
Wir zeigen Filme, die trotz der Zensur und politischer Beschränkungen die schwierigen
Wahrheiten über Verbrechen, Gewaltanwendung und Unterdrückung vermitteln.
Robert Kostro Direktor des Museums für die Geschichte Polens
Rafał Rogulski Direktor des Sekretariats des Europäischen
Netzwerkes Erinnerung und Solidarität
NAPOLA – ELITE FÜR DEN FÜHRER
Deutschland 2004, REGIE: Dennis Gansel, SCHAUSPIELER: Max Riemelt, Tom Schilling,
Devid Striesow, Joachim Bißmeier, 110 Min.
Die nationalsozialistischen Eliteschulen (Napola) haben über 15.000 Schüler
durchlaufen. Diese sollten zu strenger militärischer Disziplin und rassistischer
Ideologie erzogen werden. Dem 17-jährigen Friedrich aus einer Arbeiterfamilie gelingt als talentierter Sportler die Aufnahme an eine dieser Elitenschulen. Die
Freundschaft mit Albrecht, dem aufrührerischen Sohn eines höheren Nazibeamten
bringt ihn in Konflikte. Er muss seine erste Entscheidung als erwachsener Mensch
treffen.
DAS FÜNFTE SIEGEL
(AZ ÖTÖDIK PECSÉT)
Ungarn 1976, REGIE: Zoltán Fábri,
SCHAUSPIELER: Lajos Öze, Sándor Horváth,
László Márkus, Ferenc Bencze, 116 Min.
Der Film basiert auf einer Novelle von
Ferenc Sánty, die lange als nicht verfilmbar galt. Herbst 1944: die Stammgäste
eines Restaurants in Budapest diskutieren das Gleichnis eines Tyrannen und
eines Sklaven. Ihre Vorstellungen werden
bald auf brutale Weise von der Realität
eingeholt. Im Gefängnis werden sie einem
Test unterzogen, den sich ein sadistischer
Wärter erdacht hat. Sie können nur überleben, indem sie sich den Tätern anschließen. Der Regisseur sah in dieser Geschichte einen Teil der „großen
Wahrheit des 20. Jahrhunderts, die die Menschen in Opfer von Gewalt und
Demütigung verwandelt“. Der Film wurde mit dem Grand Prix auf dem Filmfestival
in Moskau ausgezeichnet, obwohl die meisten Zuschauer ihn als Allegorie auf
den Kommunismus verstanden haben.
BÜRGER HAVEL – CITIZEN HAVEL
Tschechien 2008, Regie: Miroslav Janek, Pavel Koutecký, (Dok.), 122 Min.
Ein Film-Dokument über einen der bekanntesten Dissidenten Mitteleuropas zu
Zeiten des „Eisernen Vorhangs“: Am 29. Dezember 1989 wurde der Dramaturg,
Essayist und Protagonist der Samtenen Revolution, Václav Havel, zum Präsidenten
der Tschechoslowakei gewählt. Einem ehemaligen Staatsfeind kam damit die Aufgabe zu, den Staat und seine Institutionen in eine Demokratie umzugestalten. Havel
war sich dieser besonderen Situation bewusst. Auch aus diesem Grund konnte ihn
der befreundete Filmemacher Pavel Koutecký mit der Kamera begleiten.
Sowohl auf dem Hradschin, dem Sitz des Präsidenten, als auch bei seinen
vielen Reisen. Auf der Basis bisher unveröffentlichten Materials entstand ein
Dokumentarfilm, der das Bild eines Mannes zeigt, der im Scheinwerferlicht der
nationalen wie internationalen Politik stand. Zugleich verdeutlicht der Film,
welche Anstrengungen es Havel abverlangte, ein Gleichgewicht zwischen der
öffentlichen und der privaten Sphäre zu finden.
R
ÖTELN (RÓŻYCZKA)
Polen 2009, REGIE: Jan Kidawa-Błoński, SCHAUSPIELER: Magdalena Boczarska,
Andrzej Seweryn, Robert Więckiewicz, Jan Frycz, 118 Min.
Schon Alfred de Musset wusste, dass man mit der Liebe nicht spielen darf. In
der Zeit der Geheimdienste und der allgegenwärtigen Überwachung bekam diese
alte Wahrheit eine neue und unerwartete Bedeutung. Ein Geheimdienstoffizier
ist so von seiner Sache eingenommen, dass er seine Freundin ins Bett eines
bekannten Oppositionellen schickt, um an Informationen zu gelangen. Diese
Handlung beruht teilweise auf realen Ereignissen: in der Volksrepublik Polen
war der Schriftsteller Paweł Jasienica einer ähnlichen Methode ausgesetzt.
V
F
ERHÖR EINER RAU (PRZESŁUCHANIE)
Polen 1982, REGIE: Ryszard Bugajski, SCHAUSPIELER: Krystyna Janda, Janusz Gajos,
Adam Ferency, Agnieszka Holland, 111 Min.
Dieser dezidiert antikommunistische Film, gedreht in der Volksrepublik Polen,
wartete bis 1989 auf seine offizielle Premiere. Auf illegal verbreiteten Videokassetten war er aber bereits zuvor zugänglich gewesen. Der Film handelt von der
Zeit des stalinistischen Terrors: Eine wenig bekannte Sängerin wird plötzlich
verhaftet und brutal verhört. Der Ermittler versucht sie zu zwingen, einen
Kollegen mit fiktiven Aussagen zu belasten.

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